… Heute mittag saß ich während meiner großen Dienstpause in der Pinakothek der Moderne im Aufenthaltsraum mit einer Handvoll Kollegen/innen zusammen. Einer davon war ein sehr attraktiver Schwarzafrikaner, so Anfang/Mitte Dreißig, der große, gehäufte Löffel Nudelsalat aus einer nicht eben kleinen Schüssel in sich hinein schaufelte. Ein ihm gegenüber thronender, milde ausgedrückt recht üppig geformter älterer Herr sah ihm eine Weile mit kugelrunden, neidvoll staunenden Augen zu, dann seufzte er: „Wenn ich so essen würde wie du, dann hätte ich gleich noch fünf Kilo mehr auf den Rippen.“ Der Angesprochene stutzte und musterte sein Gegenüber. Dann lächelte er weise, und gab in wohl akzentuiertem, wunderbar klarem Deutsch zur Antwort: „Weisst du, ich esse mit BEGEISTERUNG (!!!). Deshalb werde ich nicht dick.“ Er resümierte weiter, den erhobenen Löffel wie einen Taktstock schwingend, um seine Worte zu unterstreichen: „Man muss alles, was man tut, mit BEGEISTERUNG (!!!) machen – essen, trinken, schlafen, arbeiten, lieben… Wir sind doch alle Sklaven des Geldes. Wir sind hier, und machen diesen manchmal ganz furchtbar langweiligen Job im Museum, weil wir Sklaven des Geldes sind, und allein aus dem Grund kennen wir uns ja auch. Wären wir keine Sklaven des Geldes, würden wir uns höchstwahrscheinlich noch nie begegnet sein… Und weil das so ist, und weil es so furchtbar schwer ist, im Lotto oder einem anderen Glücksspiel einen Hauptgewinn zu haben, werden wir wohl bis zu unserem Ende Sklaven des Geldes bleiben. Allein aus diesem Grund sollte man alles, was man tut, mit BEGEISTERUNG (!!!) tun.“…

Marthas Momente-Sammlung
Glück ist die Summe schöner Momente
-
… Dank eines sehr raffinierten Trompe l’oeil-Wandgemäldes glaubt man im Wartebereich meines Friseurs, sich in einer Wellness- und Pool-Oase zu befinden…
-
… habe ich mich im Laufe der vergangenen fünf Jahre gewandelt, was das Fotografieren anbelangt…
… Vor ziemlich genau fünf Jahren begann ich nämlich nicht nur mit dem Bloggen, sondern auch der digitalen Knipserei. Der Anfang war bescheiden – eine kleine Olympus SP565UZ. Mein unverrückbares Credo lautete: „Nie, nie, nie und nimmer werde ich meine Bilder bearbeiten! Damit würde ich sie ja nur verfälschen. Ich will sie online stellen, so wie ich sie geschossen hab‘, ohne irgendwelche ‚kosmetische Eingriffe‘.“…
… Es folgten nach etwa zwei Jahren die nächste kompakte Digitalkamera, sowie ein neuer Laptop. Während „mein“ lieber „Computerheini“ das Teil für mich einrichtete, blätterte er auch ein wenig im damaligen Foto-Archiv und bastelte an einigen Fotos herum. „Hör auf mit dem Firlefanz!“, schalt ich ihn, obwohl mich die Ergebnisse schon beeindruckten, „Du weisst doch, dass ich kategorisch gegen so was bin!“ – „Warum eigentlich?“, brummelte er, „Schau mal, wenn man behutsam damit umgeht, dann verfälscht man die Bilder nicht, sondern holt die eigentlichen Schönheiten hervor.“ Doch es interessierte mich nicht weiter…
… Irgendwann empfahl mir eine liebe Mitbloggerin, deren ungekünstelte, sehr dezent bearbeitete Fotos ich bewundere, das kostenlose Photoscape. Ich kam auf Anhieb gut damit zurecht, und durfte voller Staunen und auch Freude auf einmal die Feststellung machen, dass ich in der Tat nicht nur das Aussehen, sondern auch die Stimmung und Ausstrahlung meiner Werke beeinflussen konnte, indem ich ein wenig an diesem, dann an jenem Regler zupfte, oder Filter darüber legte…
… Vor zwei Jahren leistete ich mir eine digitale Spiegelreflex-Kamera, eine Nikon D3100, samt einem vielseitigen Sigma-Objektiv 18-200 mm. Es dauerte nicht lange, und ich – als ehemalige glühende Verfechterin des Nicht-Bearbeitens! – wurde so nach und nach ein wenig unzufrieden mit Photoscape. Begehrlich schielte ich nach dem sehr bekannten, hoch gelobten Lightroom 4, und erstand dieses auch nach einer etwa zweiwöchigen Probezeit. Ich wähnte mich im Siebten Himmel…
… Im Sommer zeigte mir die liebe Claudi die sogenannten Presets, und was man damit alles anstellen konnte. Wieder erwies ich mich als Saulus per Excellence: „Das ist alles nur Schnickschnack, das brauche ich nicht! Ich will meine Bilder sanft bearbeiten, und nicht verfälschen. Außerdem weiss ich gar nicht, wie man so was hochlädt und installiert.“…
… Irgendwie stieß ich gegen Ende der vergangenen Woche, eigentlich war ich auf der Suche nach etwas ganz anderem gewesen, im WWW auf eine sehr ansprechende Website, deren Betreiber Hunderte Presets zum freien Download bereit stellt. Irgendwie reizte mich das auf einmal doch – „Ich versuch‘ das jetzt mal mit ein oder zweien, wenn’s mir nicht gefällt, dann lösch‘ ich’s halt wieder.“ Nach etwas Hin und Her begriff ich, wie ich mir diese Voreinstellungen auf mein Lightroom holen konnte…
… Und da packte mich wieder einmal so etwas wie eine Leidenschaft, binnen kurzem hatte ich eine erkleckliche Anzahl Presets installiert, und mich voller Spannung und Entzücken ans Herumspielen und Experimentieren gemacht. Ehrlich, mittlerweile kann ich nicht mehr nachvollziehen, warum ich vor nicht allzu langer Zeit noch so sehr gegen Foto-Bearbeitung und deren mannigfaltigen Facetten gewesen war…
… Die folgenden Fotos sind Ergebnisse meiner derzeitigen Bastel- und Spiel“sucht… 😉
-
… eines der wenigen Münchner Traditionslokale, die scheinbar ungerührt sämtliche Zeitwenden und modischen Strömungen zu überstehen scheinen, seit gut 140 Jahren in Besitz ein und derselben Familie, wurde während Claudi’s Besuch quasi zu unserem Wohnzimmer. Wir konnten Stunden dort zubringen, speisen, trinken, uns von den wirklich freundlichen und aufmerksamen Bedienungen verwöhnen lassen, plaudern, schweigen, und dem beruhigenden „Klack!“ der Billardkugeln und dem sanften Hintergrundraunen der anderen Gäste lauschen…
… Quasi an der Grenze zwischen Schwabing und Maxvorstadt gelegen, ist der „Schelling Salon“ nicht nur bei Studenten/innen eine Institution. Hier findet man beinahe jeden Typ Gast, vom brummig-schrulligen „Stammtisch-Bären“ über biedere kleine Leut‘ bis hin zum in gewichtige Folianten vergrabenen Intellektuellen. Nur die Schicki-Mickis, die A-dabeis, die „Hippen“ und „Trendigen“, die sucht man – gottlob – vergebens. Und irgendwie hat man das Gefühl, wenn man die weiß lackierte Schwingtür passiert hat, und sich nach einem gemütlichen Platzerl suchend umblickt, in eine geruhsamere, entschleunigte Welt einzutauchen, in so etwas wie die guate oide Zeit…
… Ein Großteil der Wirtschaft wird von ausladenden, wuchtigen Billardtischen eingenommen. Hier geben sich allabendlich ausgelassen, übermütig, ernst, überaus konzentriert in manchmal höchst akrobatische Körperhaltungen zeitweise erstarrt, oder bunt durcheinander strudelnd die mit langen Queues bewehrten Spieler/innen die Ehre. Eines Abends haben die Claudi und ich ein sehr nettes, junges Pärchen „bestochen“, und ihnen eine Stunde lang einen der Tische spendiert, um einige Billard-Fotos schießen zu können…
-
… und gar is‘, schad is‘, dass‘ wahr ist – so lautet ein alter, bayerischer Spruch…
… Einer langjährigen Tradition folgend werden am letzten Wiesn-Sonntag die vorjährigen Schützenkönige und -königinnen verabschiedet, die Nachfolger/innen ermittelt, und mit laut donnernden Saluten von Böllerschützen/innen geehrt. Zum letzten Mal dirigierte der langjährige Oberbürgermeister Christian Ude den Tölzer Schützenmarsch. Sehr viele mochten sich angesichts dieser Zeremonie gefragt haben, wer wohl im nächsten Jahr auf dem Podium stehen und das Staberl im Takt heben und senken wird…
… Zum letzten Mal öffneten wir um neun Uhr morgens unseren Tabakstand. Mit gemischten Gefühlen – irgendwie war meiner lieb gewonnenen Kollegin und mir feierlich zumute. Und doch waren wir auch froh, dass diese zwei Wochen, die mir in der allerersten Rückschau wie eine konzentrierte, geballte, urgewaltige, verstörende und auch wunderschöne Essenz an Leben erscheinen, sich dem Ende neigten. Zumindest ich verspürte an diesem Sonntag aber durchaus auch Wehmut. Die Aussicht, in absehbarer Zukunft meine Tage in einem überaus ruhigen, stillen, gesetzten Museum, einem „Kulturtempel“, zu verbringen, erschreckte mich auf einmal ein wenig…
… Zum Glück gab es Ablenkung genug, zwischen den lieb gewonnenen Kollegen/innen von den Nachbarsständen und uns flogen übermütige Scherzworte hin und her. Und in den späten Vormittagsstunden gab sich sogar Bayern’s Märchenkönig samt Kofferträger, oder besser -zieher, die Ehre, und ließ sich leutselig und gut gelaunt mit mir ablichten…
… Ich habe in diesen gut zwei Wochen nicht nur ungemein viel gearbeitet und dabei recht ordentlich verdient, sondern auch eine Freundschaft gewinnen dürfen, die hoffentlich von Dauer sein wird. Wir sind ohne Zweifel ein wirklich gutes Team gewesen, haben all die anstrengenden und langen Stunden ohne jeglichen Streit, ohne große Disharmonien überstanden. Diese Zeit auf dem Oktoberfest hat meinem Selbstbewusstsein, das während der letzten Monate im Nobelhotel arg gelitten hatte, neuen Aufschwung verliehen – ich habe diese Zeit körperlich und auch seelisch gut überstanden, so manche Herausforderungen gemeistert, und bin jetzt ein klein wenig stolz auf mich…
… Wir haben viele schöne Dinge gesehen – allmorgendlich die Scharen der kleinen Kindergartenzöglinge, die behütet von ihren Erzieherinnen, allerliebst angetan in Dirndln und feschem Trachteng’wand, geschmückt mit Lebkuchenherzerln, einander an den Händchen haltend, das riesige, üppige Areal mit seiner Unzahl an Attraktionen, Geräuschen, Lichtern, Gerüchen erkundeten. Wir sahen verträumte Liebespaare. Wir durften die Großzügigkeit so manch netter Mitmenschen erleben, die uns an den kalten Tagen frisch gebrannte Mandeln vorbei brachten, damit wir unsere Mägen und Hände damit aufwärmen konnten, die Freude und das Behagen von Kennern, wenn wir ihnen eine gute Zigarre anzündeten, den jungen Mann, der uns gestern Abend noch eine Wiesn-Mass spendierte, nachdem er erstaunt vernommen hatte, dass wir während der ganzen zwei Wochen kein einziges Bier getrunken hatten. Wenn wir morgens erschöpft und müde von den Vierzehn-Stunden-Schichten waren, brachten uns die Pop-, Rock- und Hardrock-Oldies, die im „Play-Ball“, dem Fahrgeschäft gegenüber, gespielt wurden, wieder ordentlich auf Touren…
… Wir lernten die Eigenheiten so mancher ausländischer Mitmenschen kennen, zum Beispiel, dass ein/e Italiener/in, der/die sich Zigaretten, oder auch nur einen simplen Kaugummi kaufen möchte, stets von einer ganzen Sippe begleitet wird, und zunächst einmal eine sehr, sehr lange Zeit eine angeregte Grundsatzdiskussion über den bevorstehenden Erwerb geführt wird. Dass sich angetrunkene Amerikaner/innen tausendmal für Dinge entschuldigen, die sie gar nicht getan haben. Dass es trotz gut fundierter Englischkenntnisse so gut wie unmöglich ist, angeheiterte Iren, Australier, Neuseeländer und Schotten verbal zu verstehen…
… Wir wurden auch Zeugen recht unschöner Dinge. Wir sahen ein Pärchen, das sich ungeachtet der regen Betriebsamkeit ringsum, und allen Blicken ausgesetzt, ungehemmt sexuelle Befriedigung verschaffte. Menschen, die mitten auf der Straße bar jeglicher Hemmungen ihre Notdurft verrichteten, Betrunkene, die sich bereits in den Vormittagsstunden übergaben. Wir mussten Streitereien und Schlägereien mitansehen, einen jungen Kerl, der vor Trunkenheit die Besinnung verlor, zusammen brach und sich am Kopf Platzwunden zuzog…
… Wir erlebten Zeitgenossen – und das waren in der Regel Deutsche – die wohl der Meinung waren, mit dem Kauf der Ware auch das Recht erworben zu haben, frech, ausfallend und beleidigend zu werden – „Du feige Sau!“ war der schlimmste Ausdruck, mit dem mich ein feister, besoffener Bursche am zweiten Wiesn-Wochenende titulierte…
… Trotz der unschönen Dinge möchte ich diese vergangenen zwei Wochen aber keinesfalls missen – ich bin der Meinung, dass die positiven Eindrücke bei weitem überwiegen. Ich bin jeden Morgen gerne aufgestanden und freudig auf die Wiesn gegangen. Als wir uns am Sonntag Spätabends voneinander verabschiedeten, fragte mich mein Chef, ob ich es mir vorstellen könnte, im nächsten Herbst wieder in seinem Tabakstand zu arbeiten. „Aber ja!“, gab ich ihm im Brustton der Überzeugung zur Antwort…
-
… Noch zwei Tage, dann ist mein Arbeitsmarathon – fast 200 Arbeitsstunden in 16 Tagen – auf dem Oktoberfest 2013 überstanden. Ein Resumee dieser gut zwei Wochen werde ich wohl irgendwann später schreiben. Heute abend kann ich kaum mehr einen klaren Gedanken fassen, der Tag ist gar heftig und turbulent gewesen, und nach Feierabend hat mir mein Kollege noch ein sowohl aromatisches als auch hochprozentiges Gebräu namens Hirschkuss zu trinken gegeben, das mir den kläglichen Rest meiner fünf bis sechs Sinne gar kräftig benebelt hat…
… Das Tobboggam ist eines der ältesten sogenannten Fahrgeschäfte auf dem Oktoberfest – ein Turm bestehend aus einem recht flotten und auch steilen Förderband und einer Rutsche – und die sich darauf befindenden mehr oder weniger angetrunkenen Gestalten sorgen des Öfteren für handfestes und auch schadenfrohes Gelächter…
-
… Nachdem die beiden Damen im verträumt-verspielt und romantisch eingerichteten Café Tambosi am Odeonsplatz ihren Kaffeedurst gestillt hatten, zog es sie in den Hofgarten. Sie trafen dort unter anderem auf begeisterte Boule-Spieler, einen sehr virtuosen Cellisten und andächtig Zuhörende und Zusehende sowie Spazierende jeglichen Alters…
-
… befinden sich die ungezählten Helfersleut‘, Handwerker, Mechaniker, Schausteller, Zulieferer usw. . Denn morgen um elf Uhr heisst’s wieder einmal „O’zapft is‘!“, und die Wiesn 2013 ist eröffnet…
… Diesmal bin ich mit von der Partie, als Verkäuferin in einem Tabakwarenstandl, die ganzen sechzehn Tage lang. Höchstwahrscheinlich werde ich daher zumindest über’s Wochenende nicht online sein. Ich wünsche euch Lieben eine gute, schöne und unbeschwerte Zeit!…
-
… Da machten sich am Samstag Vormittag zwei Frauen, beide zwar äußerlich nimmer so ganz taufrisch, aber in den Herzen noch sehr jung, samt ihrer Kameras auf den Weg quer durch München. Sie begannen ihre viele Stunden währende Wanderung am Sendlinger Tor, schlenderten die Sendlinger Straße entlang, statteten dem berühmten Asam-Kircherl einen Besuch ab, dann flanierten sie hinüber zur Schrannenhalle und zum Viktualienmarkt…
-
… Stadt, Menschen – manche auch seltsam, Musik, Tiere groß und klein, auch manch seltsame, geschickte Hände – von all dem wird es hier in der nächsten Zeit sehr viel zu sehen geben…
… Unser lieber guter Stern hat sich während Claudi’s Besuch zwar nur ab und an sehen lassen, aber wir hatten dennoch eine überaus interessante, abwechslungsreiche und schöne Zeit, mit viel Sehen, Staunen, Lachen, Freuen, sehr guten Gesprächen – und natürlich auch Knipsen. Ich habe sämtliche Rekorde gebrochen und in den vier Tagen ca. 2.000 Fotos geschossen…
