Ein Drabble – Kurz-Kurz-Kurzgeschichte mit genau 100 Worten:
… Sweatshirt, Freizeithose, Socken und sportlich aussehenden Schuhe dieses Menschen wurden von farbigen Billiglohn-Arbeiterinnen in Afrika, Pakistan, Indien und Bangladesh zusammengenäht und-geklebt. Den Schreibtisch aus asiatischem Billigholz hat er in einem schwedischen Möbelhaus erstanden. Er fährt den in einem taiwanesischen Unternehmen gefertigten PC hoch. Nachdem er sich mit der Familie ausgetauscht hat, ob sie am Abend Döner, Pizza, Thai Curry oder doch lieber Burger von McDoof essen wollen, geht er daran, mithilfe des im kalifornischen Silicon Valley auch von queeren, schwerbehinderten, farbigen und weiblichen Fachkräften entwickelten Betriebssystems seine dümmlichen, homophoben, rassistisch und frauenfeindlich angehauchten Kommentare in die Tasten zu hauen…
… Unmittelbar nachdem der Disney Konzern den Trailer zur Realverfilmung des Zeichentrick-Klassikers “Arielle, die Meerjungfrau” aus dem Jahr 1989 präsentiert hatte, ging ein gewaltiger Shitstorm los. Ein Grund der Entrüstung war, dass Disney dieses filmische Remake auf gar keinem Fall hätte produzieren sollen, das sei alles nur Geldmacherei und Pfusch, und man würde der Original-Geschichte dadurch den Zauber nehmen…
… Hauptursache der Entrüstung quer durch sämtliche (a)sozialen Netzwerke war allerdings, dass Disney es tatsächlich gewagt hat, die weibliche Hauptrolle mit einer Person of Color zu besetzen. Eine schwarze Arielle! Um Himmels Willen! Was für ein Affront! Ein Sakrileg sondergleichen! Arielle hat gefälligst weiß und rothaarig zu sein, so wie im Original! – In diesem, dem Märchen “Die kleine Meerjungfrau” von Hans Christian Andersen, welches in groben Zügen Pate für das Drehbuch stand, hat das zauberhafte Wesen allerdings grüne Haare. Und ihre Hautfarbe – bleiche Glieder – wird nur am Schluss ganz kurz erwähnt…
… Beim Lesen der Kommentare kam mir ein etwas grober bayrischer Spruch in den Sinn – hier sitze ich und kann nicht anders: “Auweh, da ganze Mensch a Depp.” Denn da ist unter ungezählten rassistischen Anfeindungen die Rede davon, dass eine dunkelhäutige Arielle Kinderträume zerstören würde. Ich solle nur mal ein paar Kids fragen, die würden mir alle sagen, dass Arielle weiß und rothaarig sein muss. Das bezweifle ich sehr. Kinder sind in ihren Ansichten häufig flexibler, toleranter und unvoreingenommener als Erwachsene. Und Kinder mit Migrationshintergrund haben bestimmt ganz andere Vorstellungen davon, wie eine Nixe auszusehen hat als der “biodeutsche” Nachwuchs. Zudem rangiert der Disney-Klassiker von der Meerjungfrau in den Listen der beliebtesten Kinderfilme lediglich im Mittelfeld, dürfte mithin etlichen Kids gar nicht bekannt sein…
… Eine dunkelhäutige Arielle mit Rastafrisur würde also Kinderträume vernichten. Was für ein Bullshit! Die Gefahr für Schäden an Kinderträumen und -seelen sehe ich weitaus eher bei jenen ungeschnittenen und unverpixelten Videoclips von Hinrichtungen, Folterungen und Kastrationen, die mittlerweile in etlichen Schulen Deutschlands im Umlauf sind, als bei einem völlig harmlosen Märchenfilm!…
… Noch so ein Klopfer: Die Zukunft Hollywoods sei aufgrund der neuen und nach Meinung eines Kommentators übertriebenen Regelungen bezüglich Diversität quasi in Gefahr. Und wenn die Hälfte aller cineastischen Auszeichnungen an Filmschaffende gehen würden, die einer Minderheit angehören, dann wäre das der Diversität eher hinderlich. Was für eine gequirlte Sch***e! – Ich kann den Herrn, der sich dergestalt geäußert hat, beruhigen: Laut dem kürzlich erstellten Hollywood Diversity Report der UCLA – University of California Los Angeles – besteht kein übermäßig großer Trend der amerikanischen Filmindustrie zu mehr Diversität, im Gegenteil. Im Jahr 2022 wurde nur jede fünfte Rolle mit Personen besetzt, die einer Minderheit angehören…
… Als körperlich Schwerbehinderte und Asperger Autistin bin ich übrigens ein Teil der diversen Minderheit. Und kann über eine weitere Aussage des Kommentators, die in etwa so lautet, dass die Akzeptanz der Diversität – und damit auch die Inklusion Behinderter – zu schnell voran schreiten würde, nur fassungslos den Kopf schütteln. Kein Wunder, dass intelligente Außerirdische seit vielen Jahren schon einen riesigen Bogen um unser Sonnensystem schlagen!…
… Mir tun diese rassistischen und engstirnigen Schmierfinken, die sich die Mäuler über eine dunkelhäutige, aparte, junge Schauspielerin zerreissen, und wertvolle Kraft und Energien darauf verschwenden, sich am Thema Diversität negativ abzuarbeiten, unendlich leid. – Disney hat übrigens bereits mehrmals betont, dass lediglich die überragende Gesangsstimme von Halle Bailey den Ausschlag dafür gegeben hat, sie für die Rolle der Meerjungfrau zu engagieren…
…Ich werde mir die Neuverfilmung von Arielle ansehen. Weil laut etlichen ernst zu nehmenden Kritiker:Innen der Film rundum gut gelungen sei – bezaubernd, herzerwärmend, hervorragend in Szene gesetzt, und mit all den schönen und sorgfältig neu arrangierten, bekannten Songs…
… Ich habe das hier schon mehrmals geschrieben – und wiederhole es gerne: Diversität tut niemandem weh und nimmt niemandem von uns etwas weg. Aber sie bereichert und macht unsere Welt herrlich bunt, lebensvoll, kreativ, sozial, interessant, schön, vielfältig. Sie ist seit Anbeginn der Welt unter uns, und wir haben viel zu lange unsere Augen und Herzen davor verschlossen. – Ich wünsche all den diversitätsfeindlichen, unüberlegt keifenden und geifernden Kurzhirnschwurblern, die sich am Shitstorm gegen die Realverfilmung von “Arielle, die Meerjungfrau” beteiligt haben, drei Tage allerheftigsten Dünnpfiff und kein Blatt Toilettenpapier im Haus…
… Glaubt man “da oben” immer noch, dass wir “Normalbürger:Innen” so dumm sind, dass wir solch eine Unverschämtheit nicht mitbekommen und nicht darauf reagieren? Während sich die Breznsoiza (Brezensalzer = Tunichtgut, Taugenichts) der oberen Etagen der DB völlig ungeniert mit Gehaltserhöhungen und Boni-Zahlungen von über 100 % die Taschen füllen, keift und zetert man Mordio, weil die Beschäftigten 12 % mehr Lohn verlangen!…
… Streikt, Leute, streikt, bis auch der/die letzte in den Führungsebenen deutschlandweit begriffen hat, dass jede Person das Recht hat, von dem, was sie für ihre Arbeit verdient, anständig leben zu können! Dass dank Fach- und Arbeitskräftemangel die Zeiten – zum Glück! – vorbei zu sein scheinen, in denen die Beschäftigten sich duckten und kuschten, unfaire Bedingungen und Niedriglöhne in Kauf nahmen…
… Es gibt so Einiges, was in der vergangenen Woche meinen Zorn und mein Unverständnis entfacht hat. Wo fang’ ich jetzt nur am besten an…
… Vielleicht bei einem Kommentar bezüglich des “Scheiß Herumgegendere”. Ja, mei, sage ich da als bayrische Ureinwohnerin, so lass’ die Leut’ doch gendern, Bua, wenn’s wolln. Ich gendere auch. Es kostet mich keine Mühe. Und ich freue mich darüber, dass jetzt endlich zumindest in einigen Gegenden der Welt die Erkenntnis durchgedrungen ist, dass ca. die Hälfte der Bevölkerung weiblichen Geschlechts ist, und ein Teil der Menschlein gewillt ist, dem auch sprachlich Ausdruck zu verleihen. Gendern tut nicht weh, es nimmt niemandem etwas weg, und kränkt auch niemanden, im Gegenteil. Warum also sich darüber aufregen? Sprache befindet sich doch permanent im Wandel, was sich heute noch für manche lächerlich liest und anfühlt, ist morgen schon selbstverständlich, und ein solcher Wandel wie das Gendern ist mir tausendmal lieber als jener, der die Grenze des Sagbaren immer weiter und schier unaufhaltsam nach Rechts verschiebt. Das nämlich ist wirklich und wahrhaftig Scheiße! Eine verdammt große sogar!…
… Für die Dienste einer Visagistin hat man im Außenministerium lt. Bund der Steuerzahler im Jahr 2022 sage und schreibe 136.552,50 Euro ausgegeben. Das heisst, wir Steuerzahler:Innen haben dafür bezahlt! Nicht Frau Baerbock selbst! Noch nie zuvor sind die Aufwendungen für Make Up und eine gut sitzende Frisur bei einem Regierungsmitglied dermaßen hoch gewesen! Und ich frage mich, ob’s des wirklich braucht. Und ob man sich in dem betreffenden Amt nicht zumindest ein bisschen für diese horrende und in meinen Augen überhaupt nicht gerechtfertigte Summe schämt. In Deutschland wächst der Zustrom der Tafeln kontinuierlich Tag für Tag, ca. ein Fünftel der Bevölkerung ist von Armut betroffen, die Zahl der Wohnungslosen steigt in einem erschreckenden Ausmaß an – aber Hauptsache, bei Frau B. ist die Frisur wetter- und die Wimperntusche wasserfest. Ein Kommentator einer deutschen Regionalzeitung fühlt sich angesichts dessen an die Zeiten vor der Französischen Revolution erinnert – und ich bin geneigt, ihm ein wenig Recht zu geben: Während das arme Volk zusehends darbte und siechte, huldigte man im Schloss von Versailles durch dicke Schichten von Make Up und Puder und opulent gestylten Frisuren der angeblichen Schönheit, Größe und Macht…
… Aber es geht noch eine deutliche Hausnummer größer! Bereits heute ist das Bundeskanzleramt flächenmäßig größer als das Weiße Haus in Washington oder der Élysée Palast in Paris. Trotzdem muss unbedingt ein Anbau her, der die Ausmaße des BA in etwa verdoppeln würde. Kosten: Ca. 777 Millionen Euro, 292 Mill. mehr als ursprünglich veranschlagt und genehmigt. Begründet wird dieses Mammutprojekt damit, dass die Zahl der Mitarbeiter:Innen seit dem Umzug von Bonn nach Berlin stark gestiegen ist, von 530 Beschäftigten – Stand 2001 – auf derzeit 846. Angesichts einer noch nie dagewesenen Staatsverschuldung, die in den nächsten Jahren auf uns zukommen wird – gibt es denn dafür wirklich keine kostengünstigere Lösung? Mir kommt bezüglich eines solchen Gigantismus der Begriff “Wasserkopf” in den Sinn. Und die Frage: Will man denn bei uns nicht seit Olims Zeiten schon die Bürokratie verschlanken?…
… 136.552,50 Euronen jährlich für eine Visagistin und 777 Millionen Euro für die Erweiterung des Bundeskanzleramts – bei so was zuckt unser geschniegelter Bundesfinanzminister mit keiner Wimper. Sträuben tut er sich allerdings ganz furchterbarlich, wenn es um die Umsetzung der geplanten Kindergrundsicherung geht, die den Bundeshaushalt mit jährlich ca. 12 Milliarden belasten würde. Mehr als jedes fünfte Kind und jeder vierte Heranwachsene in Deutschland sind von Armut betroffen. Da mangelt es aufgrund der prekären finanziellen Verhältnisse der Eltern bzw. Alleinerziehenden an allem, von geregelten täglichen Mahlzeiten angefangen über ausreichende Kleidung bis hin zu dringendst benötigten Lehrmitteln oder gar der Teilhabe an Unternehmungen wie Klassenausflüge und -reisen. Bei der geplanten Digitalisierung des Schulunterrichts würde dieses von Armut betroffene Fünftel der Kinder völlig außen vor bleiben – wer von den materiell Minderbemittelten wäre denn schon in der Lage, seinem Nachwuchs einen modernen und leistungsfähigen PC oder Laptop zu kaufen? Manchmal reicht das Geld ja nicht einmal für einen guten Internetanschluss zuhause! Doch all das scheint den Herrn Lindner nur höchst peripher zu tangieren…
… Was ihm allerdings wirklich das Herz zu erwärmen und zu begeistern scheint, ist sein Projekt der vollständigen Abschaffung des Solidaritätszuschlags. Das würde für die arme Bevölkerungsschicht nicht die geringste Entlastung und Erleichterung bedeuten, jedoch seinen Champagner schlürfenden und Porsche fahrenden Spezln zugute kommen. Und wenn es um so etwas geht, dann blüht der “schöne” Christian so richtig auf. Da nimmt er es anscheinend auch gerne in Kauf, dass die Abschaffung des Solis den Bundeshaushalt in etwa mit der gleichen Summe belasten würde als die verpönte Kindergrundsicherung. – Was ich ihm zum guten Schluss allerdings fairerweise zugute halten muss ist, dass die Aufwendungen des Bundesfinanzministeriums für Stylist:Innen, Visagist:Innen und Fotograf:Innen mit grade mal ca. 550 Euro pro Monat zu Buche schlagen. Hätte ich jetzt nicht gedacht…
… Dem Schreiben für die Mieterhöhung, die mir am Freitag Abend zugestellt worden ist, war der aktuelle Mietspiegel für München beigefügt. Ein ziemlich umfangreiches Dokument, das einem als Rentnerin bzw. “Normal-” und Niedriglohn-Empfänger:In durchaus die Tränen der Verzweiflung und der Wut in die Augen treiben kann. Auch der Oberbürgermeister äußerte sich neulich voller Entsetzen. Was ich allerdings als recht scheinheilig empfinde. Denn mein Eindruck – und nicht nur meiner! -, ist, dass Stadt, Freistaat und Staat seit Jahrzehnten bereits völlig ungerührt zusehen, wie der Mietwucher fröhliche Urständ feiert und sich ungehindert ausbreitet. Und nicht nur das. Vor kurzem hat eine Initiative junger Künstler:Innen in einem abbruchreifen Haus in meiner Nachbarschaft darauf aufmerksam gemacht, dass aus Spekulationsgründen Wohnobjekte angekauft werden, die danach ungenützt und unsaniert häufig über Jahre leer stehen. Es seien allein im inneren Stadtgebiet mehrere hundert Wohnungen, die aus diesem Grund nicht vermietet würden. In kaum einem anderen Ballungsgebiet Deutschlands ist Wohnraum dermaßen knapp wie hier in München! Bezahlbarer Wohnraum wohlgemerkt!…
… Seit Freitag frage ich mich oft, wann es den Vermieter:Innen wohl endlich einmal in den Sinn kommen wird, dass das letzte Hemd nach wie vor keine Taschen hat. Und dass das beständige Hochtreiben der Mietzinsen, das in meinen Augen großenteils gewissenlose Gieren und Raffen ein Schuss ist, der in absehbarer Zeit ziemlich nach hinten losgehen könnte. Denn wenn sich keine Normalverdiener:Innen aus Gründen der horrenden Mieten mehr in München niederlassen und immer mehr die Stadt verlassen, wird eines Tages niemand mehr da sein, der den Müll wegräumt und die Straßen fegt, der beim Bäcker nebenan hinter der Theke steht, einem Speis und Trank serviert, das Haus putzt, und im schlimmsten Fall einem im Krankenhaus bzw. Altersheim den Hintern wischt. Denn Sch***en und Sterben muss man nach wie vor, auch wenn man in seinem Leben noch so viel Geld gescheffelt und anständige Leute vor den Kopf gestoßen hat…
… Ich bin an sich ein recht umgänglicher und auch gutmütiger Mensch, und bemühe mich sehr, friedvoll durchs Leben zu gehen. Es gibt allerdings eine Situation, die mein Temperament manchmal von jetzt auf gleich gefährlich in Wallung bringt:…
… Bei Veranstaltungen wie Paraden, Umzügen oder Open Air Konzerten achte ich immer darauf, bezeiten vor Ort zu sein, und mir einen guten Platz zum Fotografieren zu sichern. Ich bin voller Vorfreude, stelle die Kamera ein, und harre der Dinge – und dann kommt jemand quasi in letzter Sekunde, pflanzt sich völlig rücksichtslos direkt vor mir auf und benimmt mir die wundervolle, ungehinderte Sicht. Da kann man durchaus erleben, dass ich binnen kurzem zur Furie werde. Das schlimmste dieser Erlebnisse war vor einigen Jahren, als ich in Venedig am Canale Grande in der Nähe der Fischmarkthalle buchstäblich stundenlang auf die Regata Storica wartete. Ich hatte einen ausgezeichneten Sitzplatz an einer Bootsanlegestelle – und just in dem Moment, als die golden glitzernde Prunkgaleere des Dogen, der Bucintoro, an mir vorüberzog, ließ sich ein junges Pärchen genau vor meinem Objektiv nieder und grinste mir frech ins Gesicht. Als ich darum bat, doch ein wenig zur Seite zu rutschen, ich würde gerne die Regata fotografieren, meinte der junge Mann, ich solle lieber seine Freundin ablichten. Leider, leider – oder zum Glück! – fielen mir nicht auf Anhieb die passenden italienischen Worte ein, zu gerne hätte ich dem Kerl gesagt, dass es weit unter meiner Würde sei, so ein potthässliches Geschöpf abzulichten. Ich schäumte vor Wut. Nachdem die Zwei mich bis zur Weißglut gereizt hatten, standen sie spöttisch lachend auf und gingen….
… Inzwischen bemühe ich mich, in solchen Situationen, die Contenance zu bewahren und nach außen hin zumindest halbwegs freundlich zu sein. Bis gestern Mittag. Ich hatte einen superguten Platz, um die St.-Patricks-Day-Parade nahe des Münchner Siegestors zu fotografieren. Hatte mich schon gut eine halbe Stunde vor dem Umzug dort eingefunden und geduldig gewartet. Leider befanden zwei Pressefotografen die Stelle auch für passabel und verstellten mir permanent die Sicht. Die haben Ausweise! Die können sich völlig ungehindert auf der Strecke des Umzugs bewegen! Keine fünfzig Meter entfernt stand ein Polizeiwagen, und von dort aus hätten die Kerle die schönsten Aufnahmen machen können, ohne jemanden zu behindern! Schließlich platzte mir der Kragen, und ich schlug ihnen mit honigsüßer Stimme vor, sich doch bitteschön einen anderen Standplatz zu suchen. Er mache hier seine Arbeit, entgegnete einer der Beiden pampig. Ich wünschte ihm mit immer noch sanfter und freundlicher Stimme drei Tage übelsten Dünnpfiff und kein Klopapier im Haus an den Hals. Wir lieferten uns noch ein eisiges Blicke-Duell, und dann zogen sie endlich weiter…
… Da ist nichts dabei, sich auf der Suche nach einem guten Ort zum Fotografieren bei den Umstehenden zu erkundigen, ob diese denn noch freie Sicht haben oder ob man im Weg ist – ich mache das jedesmal, und habe mir dabei noch keinen Zacken aus der Krone gebrochen. Oft setze ich mich auf den Rollator, damit die Anderen über mich hinweg ihre Bilder machen können. Meine Rücksichtnahme tut mir nicht weh, und sie kostet kein Geld! Im Gegenteil, so was tut gut und sorgt für ein entspanntes und friedvolles Miteinander…
… Was wäre das für ein schönes Foto geworden, wenn diese … (Selbstzensur) Presse-Tussi sich nicht völlig dreist direkt vor mir aufgebaut hätte!…
… Das Motzen überlasse ich diesmal dem Kabarettisten Maxi Schaffroth, der den Großen der Politik am Freitag Abend beim Starkbieranstich auf dem Nockherberg in München, dem sogenannten Politiker-Derblecken (Verspotten), während seiner Fastenpredigt gar herrlich die Leviten gelesen hat. Die ganze Rede ist sehenswert, voller Wortwitz und bayrischem Humor, und einigen gekonnt pointierten Spitzen. Wem sie zu lang ist, dem empfehle ich, bis zu den letzten zehn Minuten vorzuspulen, dem absoluten Höhepunkt. Die stehende Ovation der gut fünfhundert Gäste im Festsaal hat sich Maxi Schafroth allein damit absolut verdient…
… Warum sind Höflichkeit und gesittete Umgangsformen gegenüber Mitmenschen, die im Dienstleistungsgewerbe arbeiten, uns manchmal lebenswichtige Hilfen leisten, uns vor Schaden, Leid und Weh bewahren wollen, so “aus der Mode” geraten? Warum fällt es so Vielen von uns mittlerweile dermaßen schwer, den Gruß einer Kassenkraft im Supermarkt, der Verkäuferin im kleinen Brotladen nebenan, der Putzfrau in der Firma, der Bedienung bzw. des Kellners im Restaurant zu erwidern? Ein freundliches Lächeln zu schenken? Kostet das Geld, oder tun diese winzig kleinen Gesten des Anstands und Respekts etwa weh? Den Anweisungen von Feuerwehrleuten, Polizist:Innen, Ärzt:Innen aufgrund von Notfällen ohne zu motzen und vor allem ohne Gewalt und Widerstand anzuwenden, Folge zu leisten? Bricht man sich dabei einen Zacken aus dem Krönchen? Oder fühlt man sich in seiner weit überschätzten “Freiheit” bedroht, wenn man aufgefordert wird, eine Rettungsgasse zu bilden, den Ersthelfer:Innen nicht im Weg zu stehen?…
… Es gerät anscheinend immer mehr in Vergessenheit, dass Respekt, Höflichkeit, gutes Benehmen, das Beherrschen der Magischen Wörter “Bitte, Danke, Guten Tag, Auf Wiedersehen” vor allem Jenen gegenüber, die uns bedienen, die Waren einräumen, welche wir kaufen, den Dreck wegräumen, den wir hinterlassen, uns versorgen, pflegen und im Notfall auch mal das Leben retten, der Kitt sind, der unsere Gesellschaft zusammen hält. Als wäre man mit Überschallgeschwindigkeit durch die sogenannte gute Kinderstube geschossen…
… Wie können wir im Großen unsere Zukunft, unser Land gestalten, wenn wir nicht einmal im Kleinen dazu in der Lage sind, die einfachsten Umgangsformen wert zu schätzen und zu praktizieren? Wenn wir Jenen, die uns zur Hand gehen, uns vor Schlimmem bewahren, Jenen, die sich selbstlos für uns einsetzen, mit Verachtung, Verständnislosigkeit, einem häufig so bestürzendem Mangel an Empathie, Respektlosigkeit und Aggression begegnen? Wenn selbst die simpelsten und schlichtesten Formen von Höflichkeit, Rücksichtnahme und Anerkennung immer mehr vernachlässigt werden? Was wirft das für ein Bild auf uns als Gesellschaft? Als Bürger:Innen des angeblich christlichen Abendlandes?…
… Und wie können wir von Anderen Respekt einfordern, wenn wir selber es nicht für nötig erachten, in unserem Umfeld die Mitmenschen zu respektieren und es ihnen auch zu zeigen? Und wie wird es wohl um unser aller Zukunft bestellt sein, wenn sich dieser höchst negative “Trend” weiter fortsetzen wird?…
… Wer auf einer Kundgebung gegen die Sicherheitskonferenz in München lautstark verkündet “Frieden schaffen statt Waffen!”, und dann nicht nur mit den blanken Fäusten, sondern auch mit Fahnenstangen, Pyrotechnik und Glasflaschen gewaltsam gegen Mitdemonstrant:Innen und Polizist:Innen vorgeht, der ist an Scheinheiligkeit, Falschheit und Verlogenheit nicht mehr zu überbieten…
… Das gilt auch für all Jene, die eifrig Friedensmanifeste unterzeichnen, jedoch mit einem unberechenbaren, buchstäblich über unzählige Leichen gehenden und menschenhassenden, größenwahnsinnigen Despoten sympathisieren, sowie auf den “sozialen” Netzwerken und im realen Leben fleißig verbalen Unrat, Hass, Bosheit, Hetze, Fake News und Häme verbreiten…
… Und ebenfalls für Jene, die gegen die Kriegstreiberei des Westens lamentieren, allzu gerne “Frieden schaffen statt Waffen!” plärren, jedoch ausländische Mitmenschen und Leute, die nicht ihrer Meinung sind, mit Gewalt bedrohen, rassistische und volksverhetzende Parolen schwingen, Migrant:Innen beleidigen und verletzen, Flüchtlingsunterkünfte anzünden und beschädigen, Hassparolen an Synagogen hinterlassen und jüdische Mitbürger:Innen verleumden und beschimpfen, und die Greueltaten des NS-Regimes und Rechtsextremismus klein reden und beschönigen, gar in Abrede stellen…
… Rein theoretisch fährt jede Stunde ein Regionalexpress von München Richtung Salzburg. Und rein theoretisch hat man dann in Freilassing sechs Minuten Zeit, um durch die Unterführung von Gleis 2 auf Gleis 1 zu wechseln, um den Anschlusszug nach Berchtesgaden Hbf zu erwischen. Rein theoretisch…
… Denn rein praktisch sieht es leider so aus, dass der Regionalexpress von München Richtung Salzburg nie pünktlich ist. Nie! Und der Anschlusszug nach Berchtesgaden Hbf nie länger als fünf Minuten wartet. Dazu kommt noch, dass nach langen Jahren vollmundiger aber leerer Versprechungen die Deutsche Bahn sich jetzt endlich dazu bequemt, den Freilassinger Bahnhof barrierefrei umzugestalten – Bauzeit vermutlich drei Jahre (ich rechne ehrlich gesagt allerdings mit mindestens sechs Jahren). Deshalb ist die steile, bröckelige und für Gehbehinderte aufgrund des maroden Zustands und der sehr hohen Stufen ziemlich gefährliche Unterführung im Bahnhof mit rotweißen Plastikbändern gesperrt, am Arbeiten ist da allerdings noch niemand. Auf einem Hinweisschild heisst es, dass man momentan noch notwendige Messungen vornehmen würde. Als hätte man dafür von der ersten Ankündigung im Jahr 2008 an bis dato nicht fast fünfzehn Jahre lang Zeit gehabt…
… Um von einem Gleis zum anderen zu kommen, muss man jetzt die ganz am östlichen Ende der Bahnsteige liegende und ebenfalls nicht behindertengerechte zweite Unterführung nutzen. Selbst wenn der Regionalexpress von München nach Salzburg pünktlich ankommen würde, was aber wie oben erwähnt noch nie der Fall gewesen ist, würde man als schwer gehbehinderte Person sicherlich mindestens das Doppelte der sechs Minuten Zeit benötigen, um von Gleis 2 auf Gleis 1 zu gelangen. Vom Anschlusszug nach Berchtesgaden würde man da in jedem Fall nur mehr die Rücklichter in der Ferne verschwinden sehen, weil der ja nie länger als zusätzlich fünf Minuten zu warten pflegt, und man würde man sich fast eine Stunde lang in einem sehr hässlichen Bahnhof die Zeit vertreiben müssen, bis sich das nächste Züglein gen Berchtesgaden auf den Weg machen würde…
… Dazu kommt noch, dass ca. zehn Minuten bevor das Regionalzüglein von Freilassing am Berchtesgadener Bahnhof ankommt, sämtliche Busse nach Königssee, Ramsau und Hintersee, Maria Gern, Oberau und Rossfeld etc. abfahren, und man über eine geschlagene Dreiviertelstunde auf den nächsten gewünschten Bus zu warten hat. Das war übrigens schon zu meinen mittlerweile gut ein halbes Jahrhundert zurückliegenden Kinder- und Jugendtagen so, und ich habe mich in der Zwischenzeit bereits viele tausende Male gefragt, warum man das mit einer kundenfreundlichen und aufeinander abgestimmten Taktung von Bus und Bahn in meiner Heimat, einer vor allem in den warmen Jahreszeiten von ungezählten Tourist:Innen stark frequentierten Region, einfach nicht in den Griff bekommt…
… Es gibt für Reisende und Ausflügler nach Berchtesgaden eine Lösung dieses Problems, aber das bedeutet halt einen ziemlichen Umweg, und funktioniert auch nur dann, wenn der Regionalexpress von München nach Salzburg nicht mehr als 25 Minuten Verspätung hat, was allerdings ebenfalls nicht allzu häufig der Fall ist: Nicht in Freilassing aussteigen, sondern durchfahren bis Salzburg Hbf und von dort aus mit dem Linienbus 840 zum Berchtesgadener Hbf. Hat den großen Vorteil, dass man in Berchtesgaden lediglich eine Viertelstunde auf die anschließenden Busse warten muss…
… Am besten ist, man plant gar nichts fest, wenn man mit der Bahn unterwegs ist. Und versucht, es mit Humor zu nehmen, wie der Zeichner dieses sehr zutreffenden Cartoons…
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