… zählt für mich zu den schönsten Münchner Traditionen…
… Laut Legende wurde München im Jahr 1517 von einer furchtbaren Pest-Epidemie heimgesucht. Viele tausend BewohnerInnen fielen der verheerenden Seuche zum Opfer. Die Überlebenden waren mutlos, niedergeschlagen, voller Trauer ob der schier ungezählten Toten, sie wagten sich angsterfüllt nicht mehr aus ihren Häusern. Da beschlossen die Männer der Schäffler-Zunft (Fass- und Bottichmacher), ihren Mitmenschen neuen Lebensmut zu verleihen. In ihre festlichen Uniformen gekleidet und mit Immergrün und Bändern in den weiß-blauen Landesfarben umwickelte Fassdauben tragend fanden sie sich auf den Münchner Plätzen ein, und zeigten einen heiteren, aus einer komplizierten Schrittfolge bestehenden Tanz. Begleitet wurden sie von zwei Kasperln (Narren), die übermütig herum tollten, und den ZuschauernInnen russige Nasen verpassten…
… Die Münchner Schäffler legten einen Eid ab: Sollte die Pest ein Ende haben, und keine weiteren Opfer mehr fordern, so würden sie diesen Tanz in Zukunft alle sieben Jahre aufführen…
… Und so geschah es. Die Pestepidemie kam zum Erliegen, und die Schäffler tanzen heute noch alle sieben Jahre auf den Plätzen Münchens…
… Heuer ist es wieder einmal so weit, seit Heilig Drei König und noch bis zum Aschermittwoch kann man sich an der schönen Darbietung erfreuen. Und da die Schäffler am Mittwoch Nachmittag ganz in meiner Nähe auftraten, habe ich es mir natürlich nicht entgehen lassen, ihnen wieder einmal voller Freude zuzusehen. Natürlich ist dabei das eine oder andere Bild im Kasten gelandet… 😉
… gilt nicht nur als einer der Helden der Sendlinger Mordweihnacht 1705, sondern als der bayerischer Volksheld schlechthin. Schon bei der Belagerung Wiens durch das schier übermächtige Heer der Osmanen und dem Großen Türkenkrieg soll er an der Seite des bayerischen Kurfürsten Max Emanuel Herausragendes geleistet haben. So soll er zum Beispiel das fest verschlossene Belgrader Stadttor mit einem einzigen Hieb einer armdicken, baumlangen Stange geöffnet haben…
… Er wird als einer der Anführer des bayerischen Volksaufstandes 1705 beschrieben, schon über siebzig Jahre alt, aber von hünenhafter und muskelbepackter Statur. Seine Waffe war eine zentnerschwere, mit tödlich scharfen Nägeln gespickte Keule. Am Abend des Massakers bei der alten Sendlinger Kirche St. Margaret setzte er sich mit schier übermenschlicher Kraft zur Wehr, in der einen Hand die bayerische Fahne schwingend, in der anderen die Keule, mit welcher er seine Feinde niedermähte, wie ein Bauer sein Getreide, aufrecht wie ein Baum inmitten der über tausend, großenteils unbewaffneten, ermordeten Rebellen, in deren vergossenem Blut watend. Bis er durch einen Schuss in den Rücken durch einen Soldaten der Habsburger Besatzer feige niedergestreckt wurde…
… Man hat ihm nicht nur am Schauplatz der Sendlinger Mordnacht ein Denkmal gesetzt, sondern natürlich auch in seinem angeblichen Heimatort Kochel…
… Leider haben mittlerweile die historischen Forschungen ergeben, dass es diesen Schmied von Kochel in Wahrheit nie gegeben hat. Mag sein, dass der nachweislich am Volksaufstand beteiligte Schmied Balthasar Riesenberger, aus Bach bei Holzolling nahe Weyarn stammend, einem Dorf gut zehn Kilometer südöstlich von München, als eine Art Vorbild für den von Sagen umwobenen Kämpfer diente. Aber – „nix gwiss woaß ma ned“…
… Die überaus dramatischen, mit sehr viel Phantasie ausgeschmückten Legenden über den erfundenen bayerischen Volkshelden wurden wohl in die Welt gesetzt, um den Schrecken der Sendlinger Mordweihnacht und die Niederlage des bayerischen Volksaufstandes erträglicher zu machen. Zudem bietet doch jede dramatische Epoche der Menschheitsgeschichte – egal, ob im großen Rahmen oder eher im kleineren – einen überaus fruchtbaren Nährboden für Sagen von tollkühnen, wagemutigen, dem Feinde und dem Tode furchtlos gegenüber tretenden Recken. Und wir kleinen Erdenbürger benötigen seit jeher Vorbilder der Treue, Tapferkeit und Ehre, und jene Geschichten über sie, die man sich am prasselnden Lagerfeuer genauso gut erzählen kann wie im Schein künstlichen Lichts – in heutigen Zeiten vielleicht so sehr wie niemals zuvor…
… Gegen Ende des 17. Jahrhunderts ernannte der kinderlose, spanische König Karl II., ein Habsburger, den Kurprinzen Joseph Ferdinand, ältester Sohn des bayerischen Kurfürsten Max Emanuel zu seinem Nachfolger und Erben. Doch der Bub verstarb völlig überraschend 1699 im Alter von sechs Jahren. Als im letzten Testament Karls II. ein Enkel des französischen Königs Ludwigs XIV. zum Alleinerben Spaniens ernannt wurde, kam es 1701 zum Spanischen Erbfolgekrieg. Max Emanuel schlug sich auf die Seite der Franzosen. Am 13. August 1704 erfolgte in der zweiten Schlacht bei Höchstädt die Niederlage der bayerisch-französischen Allianz. Der Kurfürst floh in die Spanischen Niederlande – heute Belgien – Bayern wurde von den Truppen der Habsburger besetzt…
… Der österreichische Kaiser Joseph I. ließ die Steuern drastisch erhöhen, zudem trat im gesamten Kurfürstentum eine Zwangsaushebung in Kraft, d. h. die Männer Bayerns wurden teilweise mit recht rüder Gewalt zum Militärdienst genötigt. Wer die überhöhten Steuern nicht zahlen konnte, fiel Plünderungen und Zerstörungen zum Opfer…
… In der Bevölkerung regte sich heftiger Widerstand. Unter der Losung „Liaba boarisch sterbn wia kaiserlich verderbn!“ kam es immer häufiger zu Attacken gegen die Besatzer. Im frühen Winter 1705 wurden die Städte Burghausen, Braunau und Kelheim von den Aufständischen besetzt…
… Matthias Aegidius Fuchs und Georg Sebastian Plinganser, zwei der herausragenden Anführer der revolutionären Bewegung, schmiedeten den Plan, mittels einer Art Sternmarsch sämtliche Aufständischen beim Kloster Schäftlarn, etwa 20 Kilometer südwestlich von München gelegen, zu versammeln, um die Habsburger Truppen aus der Hauptstadt und letztendlich aus ganz Bayern zu vertreiben…
… Doch der sorgfältig ausgetüftelte Plan schlug fehl. Die Rebellen – etwa 16.000 an der Zahl – wurden von kaiserlichen Truppen aufgerieben. Einige Aufständische konnten sich nach Sendling durchschlagen. Kurz darauf gingen auch hier kaiserliche Truppen in Stellung. Die bayerischen Oberländer ergaben sich. Die Offiziere der Besatzer nahmen zum Schein die Kapitulation an – und ließen danach die Unbewaffneten, die sich teilweise auf den Friedhof der kleinen Kirche St. Margaret geflüchtet hatten, grausam niedermetzeln. Nur einige wenige überlebten das entsetzliche Blutbad, dem ca. 1.100 Männer zum Opfer fielen. Man schrieb den 24. Dezember 1705…
… Das Dorf Sendling lag damals einige Kilometer außerhalb der Tore Münchens, inzwischen ist es von der Millionenstadt völlig verschluckt worden. Nur einigen Anwesen rund um die Kirche St. Margaret, dem Hauptschauplatz des Gemetzels, wohnt noch eine leichte dörfliche Atmosphäre inne. Das kleine, ursprünglich spätgotische Gotteshaus wurde in der Sendlinger Mordweihnacht dermaßen schwer beschädigt, dass es abgerissen und zwischen 1711 und 1713 im barocken Stil wieder aufgebaut wurde…
… Auf dem früheren kleinen Friedhof hat man auf einem verwahrlosten Grabhügel, unter dem etwa 500 ermordete Aufständische ihre letzte Ruhestätte gefunden haben sollen, 1830 eine Gedenkstätte errichtet. Auch heute noch werden hier, sowie in anderen Schauplätzen des Volksaufstandes – Wasserburg, Miesbach und Bad Tölz – am späten Nachmittag des Heiligabend Kränze niedergelegt und mit Fackelzügen bayerischer Traditionsvereine und Schützenverbände der Toten gedacht…
… An der nördlichen Außenwand des Kircherls St. Margaret befindet sich unter einem kleinen Satteldach ein im Jahr 1830 geschaffenes Fresko, das die Sendlinger Mordweihnacht darstellt…
… Am 8. Januar 1706 erlitten die Aufständischen in der Schlacht von Aidenbach, etwa zehn Kilometer westlich von Passau, eine verheerende Niederlage. Nach Friedensverhandlungen in Salzburg kapitulierte am 18. Januar 1706 Burghausen als letzte von den Rebellen noch besetzte Stadt. Dies war das Ende der bayerischen Volkserhebung. In Folge milderte die Habsburger Kaiserliche Administration in Bayern ihren Kurs. Die Steuern wurden deutlich gesenkt, und die Zwangsrekrutierungen eingestellt. In den nächsten neun Jahren unter kaiserlicher Herrschaft konnte sich Bayern wenigstens in bescheidenem Maße wieder etwas erholen…
… Hatte die sogenannte bayerische Volkserhebung früher eine eher regionale Bedeutung, wird sie von vielen Historikern mittlerweile als „erste Revolution der neueren Geschichte“ angesehen…
… Einige Impressionen aus dem Inneren des Sendlinger Kircherls St. Margaret…
… bin ich immer wieder froh darüber, auf den mittlerweile sehr reichhaltigen Schatz meiner Festplatten zurückgreifen zu können. 😉 Die folgenden Bilder sind während eines weiteren Spaziergangs durch den Nymphenburger Schlosspark am Freitag entstanden…
… Unweit des breiten Fußwegs, der vom Botanischen Garten Richtung Pagodenburg führt, die im nordöstlichen Teil des Parks liegt, waren kleine Kohlmeisen emsig dabei, im dichten, gefallenen Herbstlaub nach Schmackhaftem zu suchen…
… Auf dem nahen Teich träumte und döste der Gänsesäger sachte im Wasser treibend vor sich hin…
… Ein Gänseduo in perfekt synchronisiertem Paarflug. Die „Fahrgestelle“ für die Wasserung im Teich sind bereits ausgefahren. 😉 …
… Das kleine Schlösschen Pagodenburg wurde bereits für die stille Winterzeit „eingemottet“…
… Der große Nymphenburger Schlosskanal bestimmt die Sichtachse im Park von Ost nach West. In früheren Zeiten reichte der Blick gen Westen bis zum kleinen Wasserschlösschen Blutenburg, doch inzwischen hat man das Gelände jenseits der Parkmauern mit einem wuchtigen Bahndamm und einem Siedlungsgebiet überbaut…
… Die kreisförmig angeordneten Flächen im landwirtschaftlichen Bereich des Botanischen Gartens weisen nur mehr wenige herbstliche Relikte des vor nur wenigen Wochen noch überschäumenden Wachsen und Gedeihens auf…
… Gestern konnte ich mich lange nicht zwischen einem Ausflug zum Staffelsee und einem Spaziergang im Nymphenburger Schlosspark entscheiden – und verpasste dadurch natürlich den Zug gen Süden. So fuhr ich also mit der Trambahn zum großen Schloss, und marschierte wohlgemut den lang gezogenen Kanal entlang. Ruhig war’s, keine sommerlichen Touristenhorden wuselten und drängelten auf der Zufahrt. Entspannt ließ ich meine Blicke schweifen – und es dauerte nicht lange, da entdeckte ich einen einsamen Gänsesäger auf dem stillen Wasser. Diesen Entenvogel hatte ich in dieser Gegend bislang noch nie gesehen!…
… Eine übermütige Dackeldame hatte eine friedlich grasende Horde Gänse aufs Korn genommen, laut rufend und zeternd erhoben sich die großen, schweren Vögel in die Luft und glitten davon…
… Dem Hinweis einer Spaziergängerin folgend wandte ich mich im Park zunächst in Richtung eines knorrigen, uralten Baumes am großen Kanal, und entdeckte zu meiner großen Freude den Waldkauz Nepomuk, der ganz entspannt und ein wenig verschlafen vor seiner Höhle saß…
… Richtung Badenburg ging es nun, denn ich wollte nachschauen, ob Nepomuks hell gefiederter Spezl Kasimir ebenfalls zu sehen war…
… Und ja, ich hatte Glück, der kleine Kasimir gewährte mir und den anderen Parkbesuchern huldvoll Audienz…
… Allmählich ging die Herbstsonne hinter den hochragenden Parkbäumen zur Ruh…
… Langsam schlenderte ich wieder zurück zum Schloss, über das sich bereits der fast schon volle Mond erhoben hatte…
… Lange, nachdem die Sonne bereits untergegangen war, begann der Horizont hinter dem riesigen Palast rötlich-golden zu glühen…
… Ein letzter Blick zurück, von der Kanalbrücke aus, bevor ich mich etwas durchgefroren aber sehr glücklich in Richtung Trambahnhaltestelle begab…
… Gestern hatte sich in meiner Region ein faszinierendes Wetterphänomen abgespielt: Die östliche Hälfte Südbayerns lag unter einer hohen Wolkendecke, über der westlichen spannte sich tiefblauer Himmel. Die Trennlinie zwischen Schönwetter und Bewölkung war erstaunlich akkurat gezogen, als hätte man die Kante der Wolkendecke mit einem scharfen Messer bearbeitet…
… Ich hatte mir vorgenommen, wieder einmal einige Bilder in herbstlicher Abendstimmung vom Turm des neuen Münchner Rathauses aus zu machen, hatte allerdings nicht damit gerechnet, dass die Innenstadt aufgrund des langen Wochenendes voll mit Touristen war – die ganze Stadt schien gestern in italienischer Hand gewesen zu sein – so dauerte es eine geraume Weile, bis ich endlich die Spitze des neugotischen, fünfundachtzig Meter hohen Turms erreicht hatte…
… Das Warten hatte sich dann aber durchaus gelohnt: Der Föhn war nicht ganz so stark wie erhofft, dennoch waren die etwa hundert Kilometer südlich liegenden Berggipfel der Nordalpen gut zu erkennen. Und das Licht der tief stehenden, gemächlich untergehenden Sonne war schlicht und ergreifend wunderschön und sehr inspirierend…
Die Lukaskirche im Stadtteil Lehel
Das Isartor
Theatinerkirche, Ludwig- und Leopoldstraße
Der Olympiaturm
Monopteros im Englischen garten
Die Mariensäule – mal aus einer etwas ungewöhnlichen Perspektive fotografiert
St. Peter, die „Wiesn-Kirche“
Rötlich-golden leuchtet der Saum der Wolkenfront, rechts der Turm des Oidn Peter
… Zuerst wollte ich gestern nachmittag gar nicht aus dem Haus, ich gab mich den Einflüsterungen des Inneren Schweinehunds hin, dass es in der Bude doch so gemütlich wäre und ich noch so viel am Computer zu arbeiten hätte. Für’s tägliche Fitnesspensium könnte ich ja auch später eine halbe Stunde auf dem Heimtrainer strampeln etc. Doch dann brachte ich das fiese, hypnotische Innere Stimmchen eisern zum Schweigen und zog wohlgemut los. Zuerst fuhr ich mit der S-Bahn nach Pasing, und wandte mich dann per Pedes gen Blutenburg, dem kleinen, spätgotischen, ehemaligen Jagdschlösschen im Westen Münchens, das aus einer ehemaligen Wasserburg entstanden ist. Traurige Berühmtheit erlangte das aparte Anwesen gegen Mitte des 15. Jahrhunderts, als der Bayernherzog Albrecht III. eine Weile mit seiner ersten Frau, der Baderstochter Agnes Bernauer, die 1435 von seinem Vater, Herzog Ernst, ermordet worden ist, dort gelebt hatte. Auch mit seiner zweiten Gemahlin verbrachte der Regent dann einige Jahre in der Blutenburg. Heute befinden sich in den Räumlichkeiten die Internationale Jugendbibliothek sowie die Erich-Kästner-Gesellschaft…
… Zuerst verlief mein Spaziergang recht ereignislos, eine Wasseramsel, die ich hatte rufen hören, befand sich zu weit entfernt, da machte das Fotografieren so gar keinen Sinn. Auch sonst geriet mir nur wenig vor die Linse. Als ich das Schlösschen, einer meiner Lieblingsplätze in und um München, erreicht hatte, leuchteten im Westen die Ränder der leichten Wolkendecke im Schein der schon recht tief stehenden Sonne golden auf. Je mehr sich unser Stern dem Horizont näherte, umso spektakulärer wurde die umliegende Szenerie, aus Gold, zaghaftem Himmelssblau und Wolkengrau wurden zunächst zarte Rosatöne, und dann ein immer kräftigeres Rot, bis der Himmel und die Umgebung der Blutenburg in Flammen zu stehen schien. Lange, sehr lange dauerte dieses himmlische Feuerwerk, bis endlich der letzte Gluthauch verglommen war. Hochgestimmt und mit vielen Bildern „im Kasten“ machte ich mich auf den Weg zur nahen Bushaltestelle…
… Die folgenden Bilder sind nur unwesentlich bearbeitet – etwas gerade gerückt und zugeschnitten, mehr nicht…