… Das Süddeutsche Kaltblut ging einst aus den in den österreichischen und südtirolerischen Bergen seit der Römerzeit gezüchteten Norikern hervor, ist allerdings trotz starker Bemuskelung leichter gebaut und wendiger. Dank seiner guten Charaktereigenschaften wie freundliches Wesen, Gutmütigkeit, Gelassenheit, Nervenstärke und innerer Ruhe war es in früheren Zeiten das ideale Pferd zur vielseitigen Bestellung landwirtschaftlicher Betriebe…
… Mit der Zunahme der Industrialisierung und Mechanisierung der Landwirtschaft geriet das Süddeutsche Kaltblut zunehmend in Vergessenheit. Um die Jahrtausendwende war es sogar vom Aussterben bedroht. Es ist unter anderem dem Bayrischen Landgestüt Schwaiganger zu verdanken, dass sich allmählich der Bestand dieser Pferderasse wieder erholt. Mittlerweile gibt es in Bayern wieder ca. 1100 Süddeutsche Kaltblüter und 115 Zuchthengste, darunter Schwaigangers herausragenden und vielfach prämierten Rivero…

… Aber nicht nur der Bestand an Süddeutschen Kaltblütern nimmt nach und nach zu, sondern auch die Verwendung dieser kraftvollen Rösser in der Landwirtschaft. Zwar nimmt es die Bayrische Landesregierung mit dem Umsetzen von Umweltschutz und Nachhaltigkeit nicht sehr ernst, und ergießt sich gerne mal in vollmundige, blumige Versprechungen, die, kaum nachdem sie geäußert wurden, auch schon wieder vergessen sind. Dennoch wächst hier erfreulicherweise die Anzahl “gallischer Dörfer” – eine Bezeichnung von @Annuschka für Oasen selbstbewussten, eigenständigen, unangepassten und somit fortschrittlichen Handelns, von Menschen, die nicht nach der Pfeife von Söder & Co. tanzen, sondern ihre eigenen Wege gehen. Es sind dies Bauern, die sich von der rein maschinellen und automatisierten Pflege ihrer Betriebe abgekehrt haben und die Felder und Wälder wieder wie anno dunnemals mithilfe von Pferden bestellen. Lag ihre Zahl vor zehn Jahren noch bei ca. 120, sind es mittlerweile ca. 550, Tendenz steigend…
… Während der Schwaiganger Gestütsschau am 10. September führten Landwirte aus der Umgegend teils uralte und sorgfältig restaurierte Landmaschinen vor, gezogen von Süddeutschen Kaltblütern. Und dabei zeigte sich natürlich auch die nervenstarke Ruhe dieser großen Vierbeiner, die sich von all dem Rattern und Getöse der Heuwender, Ballenpresser, Mähmaschinen, Häcksler etc. nicht im Geringsten beeindrucken ließen. Und schöner anzusehen als ein bulliger Traktor sind sie allemal…
… In seiner Dependance, dem Gutshof Guglhör, auf einem Hügelrücken nahe Murnau gelegen, widmet sich das Landgestüt Schwaiganger übrigens der Erhaltung und Nachzucht weiterer stark von der Ausrottung gefährdeter Nutztierrassen, wie z. B. dem Brillenschaf und der hübschen, kleinen Murnau-Werdenfelser-Rinder, beides konnte man anlässlich der Gestütsschau unweit der Arena in Augenschein nehmen. Und erst vor kurzem wurde in nachhaltiger Holzbauweise ein Bienenprüfhof errichtet. Dort wird man mit Leistungsprüfungen des Instituts für Bienenkunde und Imkerei darauf achten, dass eine fachgerechte Zuchtarbeit der insgesamt gut 260.000 Bienenvölker in Bayern auch weiterhin gewährleistet ist…
… Ich wünsche euch einen möglichst unbeschwerten Start in die neue Woche!…