… Ein kleiner bebilderter Streifzug durch den schier unermesslichen Artenreichtum der Vergangenheit unseres Planeten, zu sehen im Naturhistorischen Museum Wien. Die Kreativität und Kunstfertigkeit von Mutter Natur macht mich immer wieder sprachlos…
… Ihr wisst ja, wenn ihr euch ein Bild „in groß“ ansehen wollt, braucht ihr nur darauf zu klicken… 😉
… Das neunte Foto zeigt übrigens einen Dinosaurier-„Zahnfriedhof“… 😉
… Obwohl der Weg von der Pension Lehrerhaus in der Josefsgasse zum Naturhistorischen Museum an sich ziemlich kurz ist, zog er sich an jenem Morgen Mitte Dezember wegen der grimmigen Kälte und der harschen Windböen gefühlt ganz schön in die Länge. Doch endlich hatte ich mein Ziel erreicht und betrat die gut geheizten „Heiligen Hallen“ des stattlichen Bauwerks…
… Das Naturhistorische Museum Wien zählt mit ca. 30 Millionen Sammelobjekten zu den bedeutendsten Naturmuseen der Welt. Es entstand im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts auf dem Gelände der ehemaligen Stadtbefestigung, die um ca. 1860 abgerissen worden war. An ihrer Stelle erschuf man die prachtvolle Wiener Ringstraße und unter vielen anderen bemerkenswerten Bauten zwei Museen beiderseits der großen Maria-Theresia-Statue, die sich wie ein Ei dem anderen gleichen: Das Kunsthistorische und das Naturhistorische Museum. Das Herz der gigantischen naturgeschichtlichen Sammlung bildeten seinerzeit ca. 30.000 Artefakte – seltene Schnecken, Muscheln, Versteinerungen, Mineralien, Korallen und Muscheln -, die Kaiser Franz I. Stephan von Lothringen, der Ehemann Maria Theresias, um 1750 einem florentinischen Edelmann abgekauft hatte…
… Die imposante Architektur mit der stattlichen Eingangshalle, der hohen, im weihnachtlichen Lichterglanz erstrahlenden Kuppel, dem noblen Treppenhaus und dem großen Deckengemälde erweckt in der Tat den Anschein, sich in einem riesigen Tempel zu befinden…
… Man kann ohne Weiteres einen ganzen Tag in den zahlreichen Räumen verbringen und sich über die Flora und Fauna unseres Planeten seit seinen frühesten Tagen informieren, schauen, staunen, lernen. Und manchmal wird man von etwas unheimlichen und grimmigen „Türwächtern“ in Empfang genommen… 😉
… Ich wünsche euch einen guten und entspannten Wochenteiler. Bleibt bzw. werdet gesund, habt es fein, seid gut zu euch und euren Lieben…
… Solche Wortschöpfungen zählen zu den vielfältigen Gründen, warum es mir Wien so angetan hat. Unter einem Freiwilligen Durchgang versteht man in der Donaumetropole eine Passage durch einen oder mehrere Hinterhöfe, um einen Weg abkürzen zu können. In Salzburg würde man dergleichen als Durchhaus bezeichnen. Leider habe ich mir nicht die Zeit genommen, den Freiwilligen Durchgang von der Lerchenfelder- zur Neustiftstraße zu erkunden. Aber im Frühjahr ist bereits ein weiterer Wien-Aufenthalt geplant, und da möchte ich das unbedingt nachholen. Freiwillige Durchgänge gibt es übrigens in Österreichs Hauptstadt einige, ich habe im Internet einen guten Beitrag gefunden, der die schönsten und interessantesten vorstellt…
… Die Pension Lehrerhaus, in der ich zwei Mitte Dezember zwei Nächte verbrachte, liegt im 8. Wiener Bezirk, der Josefstadt. Dieses Gebiet wurde relativ spät besiedelt. Ein Gut namens Roter Hof war bis ins 17. Jahrhundert von ein paar Anwesen eines namenlosen Sprengels abgesehen das einzige nennenswerte Bauwerk. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde die Siedlung von der Stadt Wien erworben, doch erst 1850 eingemeindet. Man benannte sie nach dem Kaiser Joseph I (1678 – 1711). Im Laufe der Zeit entwickelte sich der Stadtteil zu einem Sitz des Bürgertums, viele Beamte leben dort und wissen die Nähe zum Rathaus, dem Parlament und dem Museumsviertel zu schätzen. Der 8. Bezirk ist der kleinste Wiens…
… Das Lehrerhaus befindet sich in der schmalen und eher unauffälligen Josefsgasse. Es war der Sitz des 1885 gegründeten Lehrerhausvereins, der es sich zum Ziel gesetzt hatte, jungen Pädagog:Innen während ihrer Ausbildung vorübergehend eine preiswerte Unterkunft zu geben. Es ist ein stattliches Jugenstilhaus mit einigen ziemlich beeindruckenden Treppenhäusern. Die ich allerdings nicht zu Fuß erkundet habe, ich bin immer ganz brav mit dem sehr engen, altertümlichen Lift gefahren… 😉
… Das Wetter war an meinem zweiten Tag in Wien nicht eben vielversprechend, es war bitterlich kalt, und dazu pfiff auch noch ein stürmischer Wind durch die Gassen. Keine guten Bedingungen, um wandernd die Stadt zu erkunden. So machte ich mich nach dem Frühstück auf den Weg ins nahe Museumsviertel…
… Das ist der Begriff, der von Anna Eulenschwinge anlässlich eines so verführerischen Fotoprojekts gesucht wird, dass ich einfach nicht widerstehen konnte…
… Da kam mir als in einem Bergtal geborene und aufgewachsene Südbayerin natürlich sofort das Bergsteigenin den Sinn. Und das entsprechende Foto war ziemlich schnell gefunden… 😉
… „Alle Menschen werden die Wahrnehmungen machen, dass man auf hohen Bergen, wo die Luft rein und dünn ist, freier atmet und sich körperlich leichter und geistig heiterer fühlt.“ Jean Jacques Rousseau…
… Ein wackeres Trio hat nach wagemutiger Tour einen der unzähligen Gipfel des Karwendel-Massivs erstiegen:…
… als wir hier in Mitteleuropa ein paar Tage so richtig Winter hatten, mit Schnee, Eis und knackig kalten Temperaturen, hat es mich wieder einmal nach Wien gezogen. Gegen zwölf Uhr mittags „landete“ der flotte RailJet am Wiener Hauptbahnhof, zwei nette junge Damen halfen mir beim Aussteigen. Ich hatte für zwei Nächte ein Zimmerchen in einer Pension namens Lehrerhaus im 8. und kleinsten Bezirk Wiens, der Josefstadt, angemietet und würde dort ab 15:00 Uhr einchecken können. Wie ich die Zeit bis dahin verbringen würde, war mir schon seit einer Weile klar. Ich fuhr mit der U 1 bis zum Karlsplatz und besah mir den Weihnachtsmarkt vor der Karlskirche mit seinen hübschen kleinen Buden, in denen hauptsächlich Kunsthandwerk angeboten wurde. Während ich schaute, staunte und langsam dahin schlenderte fiel mir auf, dass sich auf der flachen Empore über dem Kirchenportal Leute befanden. Von dort oben hat man bestimmt einen feinen Ausblick, konstatierte ich. Ich will da auch hoch!…
… Die Wiener Karlskirche wurde in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts erbaut und zählt zu den bedeutendsten Barockkirchen nördlich der Alpen. Sie ist eines der Wahrzeichen der prachtvollen Donaumetropole. Ihr Bau geht auf ein Gelübde zurück, das Kaiser Karl VI. während der verheerenden Pestepidemie im Jahr 1713 im Stephansdom abgelegt hatte. Bemerkenswert sind die zwei hohen Säulen, die anstatt der üblichen Kirchtürme das Bauwerk flankieren, und nach dem Vorbild der Trajanssäule in Rom gestaltet wurden…
… Ich erkundigte mich an der Kasse, wie man denn auf die Empore gelangen könne, und erhielt zur Antwort, dass ich zu Fuß zwei Wendeltreppen hochgehen müsse, da der Lift zur Zeit außer Betrieb sei. Das innere Stimmchen warnte mich vor diesem Unterfangen – aber wie so oft ignorierte ich den gut gemeinten Rat meines vernünftigeren Ichs, parkte den Rollator samt Gepäck am Kassenhäuschen und marschierte wohlgemut los…
… Die Stufen waren zum Glück sehr flach – aber der Weg für mich ein sehr, sehr langer und beschwerlicher, hinunter noch viel mehr als hinauf, nachdem ich feststellen musste, dass der viel gepriesene Panorama-Rundblick nicht ganz so erbaulich war wie ich erwartet und erhofft hatte. Das Schönste an der ganzen Strapaze war der Blick von der Orgel-Empore aus in den Kirchenraum…
… Nach vorsichtigem und strapaziösem Abstieg wackelten mir ganz ordentlich die Knie. Ich schnappte mir meinen Rollator und eierte kraftlos nach draußen. An einer der „Fressbuden“ erstand ich ein feines, würziges Raclette-Brot, und ließ mich eine Weile auf einer Bank nieder, um neue Energien zu tanken. Solchermaßen gestärkt machte ich mich per Bim (Trambahn) auf den Weg zu meiner Unterkunft. Und verlief mich dann doch glatt – was ich in Wien nie für möglich gehalten hätte! Da mich noch dazu eine ältere Dame, die ich für eine Einheimische gehalten hatte, nach freundlicher Anfrage in eine völlig falsche Richtung geschickt hatte, dauerte es geraume Weile, bis ich endlich die kleine Gasse fand, an deren Ecke sich das Lehrerhaus befindet. Meine neu gewonnenen Kräfte waren inzwischen so gut wie völlig verpufft. Nach dem Einchecken und der etwas mühsamen Suche nach meinem Zimmerchen – die Pension ist nicht unbedingt behindertengerecht – war mir klar, dass aus dem abendlichen Besuch des Weihnachtsmarktes am nahen Rathaus nichts mehr werden würde. Mühsam schleppte ich mich in den kleinen Supermarkt im Erdgeschoss des Hauses, um eine Brotzeit zu erstehen. Nach dem Essen konnte ich mich nur kurz an dem schönen Anblick des beleuchteten Wiener Rathausturms quasi direkt vor meiner Nase erfreuen, dann fielen mir auch schon die Augen zu…
… Schier endlos lang erschien mir mein Omikron-Siechtum, dabei dauerte es insgesamt nur ca. drei Wochen. Während ich mit den Nachwirkungen der Infektion zu kämpfen hatte, wurde mir mal wieder bewusst, dass ich manchmal schon ein Weichei bin, mir gerne selber leid tue, und auch gelegentlich vor mich hin zu jammern pflege…
… An Heilig Drei König hatte ich untertags zusätzlich zu den Covid19-Nachwirkungen wie Konzentrationsschwäche, Müdigkeit und Schlappheit auch noch einen recht lästigen Migräneanfall. So schleppte ich mich Abends bereits früh ins Bett und schlief an die vierzehn Stunden lang. Kurz nach dem Aufwachen am nächsten späten Morgen durfte ich zu meiner großen Freude feststellen, dass der Kopf wieder völlig klar und so rege wie gewohnt war, sowie die Konzentrationsfähigkeit zurückgekehrt war…
… Seitdem geht es mit Riesenschritten gesundheitlich aufwärts. Auch die Kondition hat sich schon erheblich gebessert, am Mittwoch war ich insgesamt fast fünf Kilometer zu Fuß unterwegs, ohne danach außer einer leichten Verspannung im Nacken- und Schulterbereich vom Schieben des Rollators irgendwelche Beschwerden zu verspüren. Meine Physiotherapeutin hat mich letzte Woche ungemein gründlich und feste durchgeknetet, relativ gute Nachrichten zu Beginn des neuen Jahres und ein kurzweiliges Treffen mit einer Bekannten haben mit Sicherheit auch ihr Scherflein zu meiner völligen Genesung beigetragen…
… Über die Tragödie von Mayerling zu schreiben hatte ich mir schon kurz nach meiner Rückkehr aus Wien Mitte Dezember fest vorgenommen. Am Sonntag Abend setzte ich mich kurz vor dem geplanten Schlafengehen noch einmal an den Laptop, dem inneren Drang endlich nachgebend. Geplant war an sich ein Beitrag von maximal fünf- bis sechshundert Worten, aber ich erkannte bald, dass diese historische Begebenheit zu vielschichtig ist, um sie dermaßen kurz abzuhandeln. So vergrub ich mich bis über beide Ohren in den Text. Als ich nach einer Ewigkeit wieder auf die Uhr sah, war es Montag, fast halb sechs Uhr morgens, ich hatte zu meinem großen Erstaunen die Nacht durchgearbeitet – was mir enorm viel Spaß bereitet hat! – und der Post war insgesamt an die 3.000 Worte lang geraten…
… Mayerling beschäftigt mich nach wie vor stark, aber hier im Blog wird es demnächst mit anderen Beiträgen und Themen weiter gehen – und wieder mit mehr Bildern und deutlich weniger Geschreibsel. 😉 Auch wenn sich ab und an durchaus noch der eine oder andere Text über die Habsburger einschleichen kann. 😉 Sollte ich vielleicht irgend jemanden mit meinem „Mayerling-Virus“ angesteckt haben, hier eine Warnung: Hände weg von dem Buch „Cold Case Mayerling“ von Helmut Reinmüller. Es strotzt nur so von Flüchtigkeitsfehlern, darunter etliche falsche Datumsangaben, unzureichenden Recherchen und nervtötenden Wiederholungen. Ich ärgere mich grad sehr, dass ich dieses Machwerk unbedingt haben wollte, und dafür teures Geld ausgegeben habe. Ich hätte die 25 Euro lieber in ein paar Flaschen guten Wein oder einige wohlschmeckende Schmankerln investieren sollen…
… Nachdem ich ein halbes Jahr geduldig gewartet hatte, informierte mich die Stadtbib. gestern darüber, dass man endlich den Bestseller „Der Gesang der Flusskrebse“ für mich bereitgestellt hat. Wieder ging eine Nacht schlaflos vorüber, weil ich mich auf Anhieb festgelesen habe. Für mich ist das eines jener Bücher, die einen mit magischer Kraft förmlich in sich hineinziehen…
… Ich wünsche euch ein schönes und geruhsames Wochenende. Bleibt bzw. werdet gesund, habt es fein, lasst es euch wohl ergehen…
… Mit der siebzehnjährigen Baroness Mary Vetsera ist man übrigens nach der Tragödie höchst unmenschlich verfahren. Erst nach 36 Stunden wurde es ihrer Mutter gestattet, den Leichnam von Schloss Mayerling abzuholen. In der Zwischenzeit hatte man den Körper der jungen Frau auf dem Dachboden verstaut. Der Kammerdiener und ein Gehilfe steckten ihr einen Besenstiel in den Rücken und schleiften sie aufrecht zur wartenden Kutsche, um den Eindruck zu erwecken, sie würde noch leben. Die nach Mayerling entsandten Hofärzte attestierten Selbstmord durch Kopfschuss – ein Ding der Unmöglichkeit, denn die Kugel durchschlug den Schädel von links nach rechts, die Tote war jedoch Rechtshänderin. Sie wurde in den Morgenstunden des 1. Februar 1889 auf dem Friedhof Heiligenkreuz förmlich verscharrt. Später ließ ihre Mutter eine gemauerte Gruft errichten und den Leichnam in einen Prunksarg umbetten…
… Vielleicht hat es sich ja so zugetragen: Es ist Fakt, dass Rudolf am 26. Januar 1889 wieder einmal einen langen und sehr erbitterten Streit mit dem Kaiser hatte. Kann es sein, dass Franz Joseph im Laufe dieser Auseinandersetzung völlig die Beherrschung verloren und seinem Sohn angekündigt hat, ihn als Kronprinzen abzusetzen, ihm sämtliche Privilegien zu entziehen und statt dessen einen der Erzherzöge als Nachfolger zu ernennen? Für den sehr sensiblen und auch ehrgeizigen jungen Mann, der Zeit seines Lebens so gut wie all seine Kraft, sein Herzblut, seine Hingabe in das große Ziel investiert hatte, die Anerkennung, Zuneigung und das Verständnis seines Vaters zu erringen, und eines Tages als dessen Nachfolger Österreich in eine neue, vom alten und erzkonservativen Trott befreite Zukunft zu führen, wäre das womöglich der so unfassbar grausame Hieb gewesen, der ihm, aufgrund seiner sorgsam verborgenen Depressionen wegen labil, von jetzt auf gleich sämtliche Lebenskraft und -willen geraubt haben könnte. Die darauffolgende Nacht verbrachte er mit seiner langjährigen Geliebten und Vertrauten Mizzi Kaspar. Am Vormittag des 29. Januar ließ er durch den Kutscher Josef Bratfisch die blutjunge Mary Vetsera nach Schloss Mayerling bringen. Nachdem Rudolf völlig überraschend und sehr kurzfristig ein am Abend angesetztes Galadiner in der Hofburg abgesagt hatte, fand er sich ebenfalls in Mayerling ein. Er speiste mit zwei Freunden zu Abend – niemand hatte übrigens angeblich bis zum nächsten grauenvollen Morgen Kenntnis davon, dass sich die Baroness im Anwesen befand. Der Kammerdiener Loschek bekam allerdings mit, dass im Schlafzimmer des Kronprinzen bis spät in die Nacht hinein eine lebhafte Unterhaltung geführt worden war. Kann es sein, dass Rudolf sich der überaus schwärmerischen, naiven, weltfremden und über alle Maßen verliebten Mary Vetsera anvertraut hat? Dass er so sehr deprimiert, verstört, verletzt war, dass ihm ein Weiterleben in einer nun so ungewissen, haltlosen Zukunft völlig unmöglich erschien? Den Sinn seines Lebens zerstört sah? Die Baroness so mit ihm litt und seinen Kummer teilte, dass sie ihm zusicherte, mit ihm in den Tod zu gehen, weil sie nicht ohne ihn leben wollte? – Ganz ehrlich, nachdem ich viele Stunden im Internet recherchiert und mehrere Bücher über die Geschehnisse von Mayerling und den Kronprinzen Rudolf gelesen habe, erscheint mir diese Erklärung recht plausibel…
… Die Waffe, mit der Rudolf vermutlich zuerst Mary Vetsera erschoss und dann gegen sich selbst richtete, ist wie so Vieles – z. B. ungezählte Briefe und Akten aus dem Arbeitszimmer des Kronprinzen, Tagebucheinträge seiner jüngsten Schwester Marie Valerie, der Obduktionsbericht in voller Länge, sowie etlichen Zeugenaussagen von damals im Mayerling Anwesenden – scheinbar spurlos verschwunden. Es heisst, sie würde sich zusammen mit einigen leeren Patronenhülsen und Dokumenten, die angeblich hieb- und stichfest die tragischen Geschehnisse auf Schloss Mayerling aufklären würden, in einer Kassette in der Villa Austria in Pöcking am Starnberger See befinden, dem Wohnsitz derer von Habsburg-Lothringen. Der 2011 verstorbene Otto von Habsburg, Sohn des letzten österreichischen Kaisers Karl I., hatte kurz vor seinem Tod zugesagt, den Inhalt dieser Kassette nach seinem Tod der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Zudem sollen in den Niederlanden im Jahr 2015 Dokumente versteigert worden sein, die ebenfalls Licht in das Dunkel der Tragödie des Kronprinzen Rudolf und der Baroness Mary Vetsera bringen würden. Nach ziemlich ausgiebiger Recherche im WWW habe ich allerdings nicht den geringsten Hinweis darauf gefunden…
… Schloss Mayerling wurde im Frühjahr 1889 an den Orden der Karmeliterinnen übergeben, dessen Nonnen bis zum heutigen Tage das Anwesen bewohnen und bewirtschaften. Kaiser Franz Joseph ließ an der Stelle, an welcher sich das Schlafzimmer seines Sohnes befunden hatte, eine kleine Kirche errichten, der Altar steht genau dort, wo seinerzeit Rudolfs Bett gewesen war. Ca. 100 Jahre nach der Tragödie hat man nahe des Schlosses eine Gedenkstätte errichtet, die alljährlich von mehr als 100.000 Besucher:Innen besichtigt wird…
… Das blutige Drama auf Schloss Mayerling am 30. Januar 1889 bleibt nach wie vor rätselhaft, einer der berühmtesten ungelösten, mysteriösen Kriminalfälle der europäischen Geschichte. Ob es jemals vollständig aufgeklärt werden wird?…
… Kaiser Franz Joseph verwehrte seinem einzigen Sohn Rudolf permanent die Teilhabe an den Regierungsgeschäften und die Einführung in die Aufgaben eines Regenten, was den jungen Mann im Laufe der Zeit sehr verbittert haben muss, obwohl er in den vielen Briefen, die er während seines kurzen Lebens schrieb, nie ein einziges negatives Wort über seinen Vater hatte verlauten lassen. Seine Jungmännerjahre verbrachte Rudolf auf Geheiß des Kaisers in Prag. Um ihn nach seiner Rückkehr in die Hofburg möglichst oft fern zu halten, erfand der Kaiser eigens das Amt eines Generalinfanterie-Inspektors, was zur Folge hatte, dass der Kronprinz sich häufig auf Reisen befand, bei Inspektionen, Ausbildungen und Manövern zugegen sein musste. Auch dabei rieb sich der so begabte junge Mann förmlich auf, um ja die so inniglich ersehnte Gunst seines Erzeugers, dessen Wohlwollen und Liebe zu erringen. Immer wieder vergebens. Eine solche Situation, dazu noch, dass Kaiserin Elisabeth auch nicht unbedingt als herzliche, mütterliche und ihren Kindern zugeneigte Person galt, dass er stets den Zwängen des Kaisers und des Hofs unterworfen war, eine Laufbahn einschlagen musste, die seinem eigentlichen Naturell überhaupt nicht entsprach, und in eine arrangierte Ehe gedrängt worden war, ist doch der perfekte Nährboden für Depressionen! Unter solchen Umständen müsste man schon eine schier übermenschliche Rossnatur sein Eigen nennen, um keinen seelischen Schaden zu erleiden!…
… Apropos Briefe – die zahlreichen Schreiben des jungen Thronfolgers werden unter anderem seit jeher von den Verfechter:Innen jener Theorien heran gezogen, der Kronprinz wäre nicht durch Suizid ums Leben gekommen, und Mary Vetsera wäre nicht von ihm ermordet worden. Da sei in all seiner Korrespondenz nie etwas zu lesen gewesen, was darauf hindeuten würde, Rudolf hätte unter Depressionen gelitten. Und die vielen Berichte über sein Auftreten hätten ebenfalls niemals Derartiges verlauten lassen. Wie denn auch! Wäre zutage getreten, dass Rudolf an einer Gemütskrankheit gelitten hatte, dann hätte dies das Ende seiner Laufbahn, die Ächtung durch den Hof, die Familie – vor allem des Vaters! – und das Ende all seiner Hoffnungen auf den Kaiserthron bedeutet! Eine anerkannte Schriftpsychologin hat allerdings vor einigen Jahren Briefe von Rudolf analysiert und festgestellt, dass gewisse Eigenheiten des Schriftbildes durchaus auf das Vorhandensein einer depressiven Erkrankung hinweisen würden…
… Rudolf sei von Freimaurern ermordet worden, so lautet eine der gängigsten Verschwörungstheorien bezüglich der Tragödie von Mayerling. Das ist absoluter Nonsens. Der Kronprinz durfte zwar aufgrund seiner Stellung als Offizier keiner geheimen Verbindung beitreten, hatte jedoch seit seiner Jahre in Prag engen Kontakt zu Freimaurern, so z. B. dem berühmten Zoologen Alfred Brehm (Brehms Tierleben), dem Maler Hans Canon, Julius Graf Andrássy und dem Journalisten, Herausgeber und engen Freund Moriz Szeps. Er hat sich von den Lehren, Prinzipien und Idealen der Freimaurer inspirieren lassen und ist zumindest so etwas wie ein Stiller Gesellschafter, vielleicht sogar heimlicher Unterstützer gewesen. Was wäre denn da das Mordmotiv gewesen?…
… Er sei in Wahrheit in den Wäldern nahe des Schlosses Mayerling bei einem Jagdunfall ums Leben gekommen. Zwei Hausangestellte gaben einige Jahre nach der Tragödie zu Protokoll, sie hätten die Leiche des Kronprinzen am Morgen des 30. Januars aus dem tiefverschneiten Forst ins Schlafzimmer geschafft. Dafür fehlten allerdings jegliche Beweise bzw. Zeugen…
… Der Kronprinz wäre alkohol- und drogensüchtig sowie geisteskrank gewesen und hätte im wahnhaften Vollrausch Mary Vetsera und danach sich selbst erschossen. Rudolf war, wofür es sehr viele Belege gibt, einem guten Tropfen keineswegs abgeneigt, fiel aber nie durch zügellose Trunkenheit oder die Auswirkungen von Drogenkonsum auf. Er hatte sich in früheren Jahren Gonorrhoe zugezogen, die von den Hofärzten mit Kapseln behandelt wurde, welche aus einem geringen Teil Morphium sowie Heilkräutern bestanden. Eine Gefahr, aufgrund dieser Medikation von Morphium abhängig zu werden, bestand nach Aussage von Pharmazeut:Innen nie. Zudem sind auf den ungezählten Fotografien, die man von dem Thronerben anfertigte, bis zum tragischen Ende nicht die geringsten körperlichen Veränderungen zu erkennen, die auf einen zügellosen Genuss von Alkohol und Drogen hinweisen würden. Das Attestieren einer Verrücktheit aufgrund angeblich deformierter Gehirnwindungen und Schädelstrukturen im Obduktionsbericht erfolgte ausschließlich deshalb, um Rudolf quasi in geweihter Erde beisetzen zu dürfen, was ihm eigentlich als Mörder und Selbstmörder verwehrt geblieben wäre…
… Politische Gegner hätten ihn und die einzige Augenzeugin Mary Vetsera erschossen und danach die Szenerie im Schlafzimmer so arrangiert, dass es wie Mord und Selbstmord ausgesehen hat. Rudolf hatte sich mit seiner politischen Haltung auch außerhalb Österreich viele Feinde gemacht, z. B. den deutschen Kaiser Wilhelm II. Nicht nur sein Vater ließ ihn quasi rund um die Uhr bespitzeln, auch Spione aus Ungarn, Russland, Deutschland und Frankreich hatten ein waches Auge auf ihn. Es fehlten allerdings in und um Mayerling bis auf die vom Kammerdiener eingeschlagene Zimmertür jegliche Hinweise auf ein Eindringen etwaiger Attentäter. Wobei Adel, Hof und Klerus durchaus triftige Gründe gehabt hätten, den Kronprinzen um die Ecke zu bringen. Diese Theorie eines politisch motivierten Anschlags fußt hauptsächlich auf dem Fakt, dass man unmittelbar nach dem Ableben Rudolfs eine Unmenge seiner Schriftstücke, Akten, Briefe, den kompletten Obduktionsbericht sowie Tagebucheintragungen aus seinem nahen Umfeld hat verschwinden lassen. Geschah dies vielleicht, um zu vertuschen, dass Rudolf in keinster Weise geistes- oder suchtkrank gewesen war, oder dass der Kaiser vor dem Freitod seines Sohnes die Absicht gehabt hatte, die Thronfolge zu ändern (was hätte das für einen Skandal gegeben, wenn das nach Mayerling an die Öffentlichkeit geraten wäre!)? Auch die Tatsache, dass Rudolfs und Marys Abschiedsbriefe, die im Schlafzimmer gefunden wurden, nicht datiert gewesen waren, ist immer noch Wasser auf die Mühlen der Anhänger der Attentats-Theorie…
… Der mit Rudolf befreundete Prinz von Coburg hätte ein Auge auf die Baroness Vetsera geworfen, sei im Zustand der Trunkenheit am 29. Januar 1889 rasend vor Eifersucht geworden und hätte den Thronfolger mit einer Champagnerflasche erschlagen. Angeblich hätten im zertrümmerten Schädel Rudolfs bei der Obduktion noch Glassplitter gesteckt. Allerdings wurde im durch die Hofärzte verfassten Bericht eindeutig angegeben, dass der Tod durch eine Schusswunde verursacht worden war…
… Mary Vetsera hätte zuerst den Kronprinzen und dann sich selbst mit Zyankalie vergiftet. Dies war die allererste Verschwörungsschwurblerei, die so gut wie unmittelbar nach Bekanntwerden des Ableben Rudolfs kursierte, die aber bald danach durch die offizielle Stellungnahme des Kaiserhauses entkräftet wurde…
… Wird demnächst fortgesetzt…
… Mary Freiin von Vetsera im Alter von fünfzehn Jahren…
… Vor gut fünfzig Jahren verbrachten meine Familie und ich zwei schöne Ferienwochen am Plattensee. Auf dem langen Weg dorthin bog mein Vater kurz vor Wien von der Autobahn ab, um die Fahrt durch Österreichs Hauptstadt zu vermeiden. Als nach einer Weile linkerhand ein kleines Schlösschen sichtbar wurde, wies Papa kurz darauf und erzählte die nach wie vor rätselhafte Tragödie, die sich Ende des 19. Jahrhunderts dort abgespielt hatte…
… Luftaufnahme von Schloss Mayerling…
Mit freundlicher Genehmigung C.Stadler/bwag
… Diese Episode versank alsbald in Vergessenheit, bis ich Mitte Dezember zum dritten Mal ein paar Tage in Wien verbrachte, und zusammen mit @Myriade unter anderem die Kapuzinergruft besuchte, die Grablege der Habsburger. Ich war beeindruckt und erstaunt, rechts neben den an sich schlichten Särgen von Kaiser Franz Joseph und Kaiserin Elisabeth auch den ihres einzigen Sohnes Rudolf zu sehen. Und erinnerte mich unvermittelt an die Geschichte, die mein Vaters während unserer Reise in den Urlaub an uns weiter gegeben hatte. Sie ließ mich auch während meiner Covid19-Infektion nicht mehr los, und kaum war ich freigetestet, orderte ich in der nahen Stadtbib. einen ansehnlichen Stapel Bücher über die Habsburger, aber vor allem über den Kronprinz Rudolf und Schloss Mayerling…
… Am 30. Januar 1889 gegen halb sieben Uhr morgens trug der österreichische Kronprinz Rudolf in Schloss Mayerling, das ca. 27 Kilometer westlich von Wien liegt, seinem Kammerdiener Johann Loschek auf, das Frühstück um eine Stunde zu verschieben und die Kutsche anzuspannen. Kurz darauf ertönten zwei Schüsse aus dem Schlafzimmer Rudolfs. Zusammen mit dessen langjährigem Freund und Jagdgenossen Graf Hoyos brach Loschek die Tür auf. Im Bett lagen nebeneinander die blutüberströmten Leichen der 17-jährigen Baroness Mary Vetsera, seit kurzem eine der Geliebten Rudolfs, und des 30 Jahre jungen Kaisersohnes. Die sterblichen Überreste Rudolfs wurden in aller Eile nach Wien transportiert. Dort machten, befeuert durch die übereilt veröffentlichen falschen Meldungen über die Todesursache des Thronerben, binnen kurzem die abenteuerlichsten Gerüchte über das Ableben des jungen Mannes die Runde. Lange Zeit wurde verschwiegen, dass der Thronfolger allem Anschein nach zuerst seine blutjunge Geliebte Mary Vetsera erschossen hatte, bevor er sich selbst richtete. Damit Rudolf christlich beigesetzt werden konnte, wurden die Hofärzte dazu angehalten, im Obduktionsbericht, der kurz danach spurlos verschwunden ist, anzugeben, dass der Sohn des Kaisers aufgrund angeblich deformierter Gehirnstrukturen unzurechnungsfähig und geisteskrank gewesen sei. Und bis heute konnte nicht eindeutig geklärt werden, ob es sich in Schloss Mayerling tatsächlich so abgespielt hat…
… Rudolf war der einzige Sohn des österreichischen Kaiserpaares. Er war hoch intelligent, vielseitig interessiert, gut aussehend, ein Charmeur, der die schönen Dinge des Lebens durchaus zu schätzen wusste. Zeit seines Lebens bemühte er sich mit all seinen Kräften um die Zuneigung und Wertschätzung Franz Joseph, der ihm meistens nur mit unnahbarer Kühle, herablassender Distanziertheit, ja, sogar Verachtung begegnete. Ihre völlig entgegen gesetzten politischen Neigungen sorgten mehr als einmal für bitterböse Konflikte zwischen dem erzkonservativen Vater und seinem Sohn – Rudolf vertrat eine am Hofe sehr mit Missbilligung zur Kenntnis genommene sozial-liberale Haltung. Er tat unter einem Pseudonym schreibend in der Zeitung eines engen Freundes häufig seine fast schon revolutionär zu nennenden Ansichten kund. Zu gerne wäre Rudolf auf die Universität gegangen, und nach erfolgreichem Studium Wissenschaftler geworden. Doch der Kaiser wies die Bitten seines Sohnes immer wieder schroff ab und steckte ihn statt dessen ins Militär. Bereits im Alter von fünf Jahren wurde der Kronprinz auf seine militärische Laufbahn vorbereitet. Der Drill, den sein Erzieher, Leopold Graf Gondrecourt, ihm unterwarf, kann nur als unmenschlich und unfassbar brutal bezeichnet werden. Zum Glück wurde Gondrecourt nach einigen Monaten durch Joseph Graf Latour abgelöst, der die wissenschaftlichen und humanistischen Neigungen des Kindes förderte, und dem Rudolf bis ans Lebensende verbunden blieb. Als der Kronprinz 23 Jahre alt war, wurde er von seinem Vater quasi zwangsverheiratet. Die Ehe mit der belgischen Prinzessin Stephanie soll keine allzu glückliche gewesen sein…
… So ist der Titel von Rolands neuem und – wie ich finde – sehr schönem Fotoprojekt. Es geht darum, zu Beginn des Jahres ein festes Motiv zu wählen, und dann einmal pro Monat ein Foto davon zu zeigen…
… Die Suche nach einem geeigneten Objekt fiel mir alles andere als leicht. Die kleinen Schlösser und der Monopteros im Nymphenburger Schlosspark kamen mir als erstes in den Sinn. Diese Idee verwarf ich dann aber wieder, denn ich muss mit den Öffentlichen eine gute halbe Stunde quer durch die ganze Stadt fahren, um dorthin zu gelangen. Irgendwie war mir auch der Monopteros im Englischen Garten nicht genehm, und der Gedanke, eines der imposanten Grabmäler im Alten Nördlichen Friedhof für das Projekt zu verwenden, riss mich ebenfalls nicht grade vom Hocker…
… Doch heute hatte ich nach dem Aufstehen endlich die erleuchtende Eingebung: Der Pavillon im Münchner Hofgarten nahe des Odeonsplatz wird mein Motiv für das Jahr 2023 sein…
… Wären die Bäume und Hecken nicht völlig blattlos und die Springbrunnen nicht eingeschalt, käme man kaum auf den Gedanken, dass am Samstag die erste Januarwoche endete, wir also eigentlich mitten im Winter sind. Die Sonne strahlte am Samstag Nachmittag vom fast makellos blauen Himmel, und an einigen Zweigen sind sogar schon Knospen zu sehen…