… Nach meiner Tour durch die Außenbereiche der Burg wollte ich mir natürlich die Prunkräume ansehen. Allerdings erwies sich das zunächst als ziemlich problematisch. Um dorthin zu gelangen, musste ich zunächst eine recht hohe und steile Treppe überwinden – weit und breit war kein Aufzug in Sicht…
… Vorsichtshalber erkundigte ich mich bei der Museumsaufsicht am Fuße der Treppe, einem Herrn schätzungsweise um die Fünfzig: “Bitte, entschuldigen Sie, gibt es vielleicht für Gehbehinderte einen Lift nach oben?” Er maß mich etwas indigniert durch die Gläser seiner schicken Brille. “Nein, natürlich nicht.” – “Ich würde mir zu gerne die Prunkräume ansehen, nur bin ich leider schwer gehbehindert, diese Treppe dürfte mir Probleme bereiten.” – “Tja, Pech für Sie, dass Sie alleine unterwegs sind. Wären Sie in Begleitung, dann hätten Sie jemanden, der Ihnen nach oben hilft.” Er zuckte mit den Achseln und machte Anstalten, sich weg zu drehen. Bitter enttäuscht antwortete ich: “Ich kann nichts dafür, dass ich alleinstehend und schwerbehindert bin. Ich habe Geburtstag, und mich so lange auf die Burg Hohenzollern gefreut – und jetzt kann ich da nicht rein!” Wieder zuckte diese “Zierde” seines Berufsstands mit den Achseln: “Sehen Sie’s nicht so eng. Die haben halt damals nicht an Schwerbehinderte gedacht, als sie ihre Burgen bauten.” Sprach’s und marschierte die Treppe hoch. Ich war völlig vor den Kopf gestoßen. Tränen schossen mir in die Augen. Am liebsten hätte ich wütend und völlig frustriert auf der Stelle den Burghof verlassen. Schau dir wenigstens die Schatzkammer an, sagte ich zu mir. Doch leider konnte ich in meiner düsteren Stimmung all die feinen Kleinodien, darunter eine feine Sammlung Schnupftabakdosen, nicht so recht genießen…
… Als ich wieder draußen war, sah ich am Fuß der Treppe eine kleine Asiatin stehen, die mir freundlich zulächelte. So versuchte ich mein Glück noch einmal. Im Nu hatte sie meinen Rollator gepackt, nachdem ich ihr versichert hatte, mithilfe des Geländers die Treppe nach oben zu schaffen. Mit der Rechten schleppte sie meine Gehhilfe, mit der Linken stützte sie mich fürsorglich. Kurze Zeit später waren wir oben. Ich bedankte mich überschwenglich bei ihr. Sie winkte lächelnd ab. “Das ist doch selbstverständlich. Und wenn Sie wieder nach unten wollen, dann brauchen Sie mir nur bescheid zu sagen.”…
… So betrat ich nun doch leichten Herzens und voller Freude die Prunkräume der Burg Hohenzollern, und schlenderte langsam und fleißig knipsend durch die Stammbaumhalle, den Grafensaal, die Bibliothek, die Salons des Königs und der Königin, sowie der Dienerschaftshalle. Die enge Wendeltreppe hoch in den Wartturm ersparte ich mir, das war definitiv zu eng, und da hätte mir niemand helfen können. “Da verpassen Sie aber nicht viel.”, verriet mir ein weiterer freundlicher Museumsaufseher und geleitete mich durch eine Seitentüre und einen Dienstbotengang zurück in die Bibliothek…
… Nach Ende meiner Tour wurde mir durch die liebenswerte Asiatin noch der gesamte Stammbaum der Hohenzollern von Anbeginn bis in die Neuzeit erklärt, und dann half sie mir wieder vorsichtig die Treppe hinunter. Was für ein Geschenk, dachte ich bei mir, dass es doch überall auf dieser Welt freundliche und zuvorkommende Zeitgenoss:innen gibt!…
… Ein paar Impressionen von den Prunkräumen der Burg Hohenzollern. Einfach anklicken, wenn ihr ein Bild in Groß ansehen wollt… 😉
… Nachdem ich mir zur Brotzeit im Schlossrestaurant eine köstliche Kürbiscremesuppe und ein mächtiges Stück Käsesahne hatte kredenzen lassen, schlug ich mittels Shuttle- und Regionalbus den Rückweg nach Hechingen ein, und machte mich auf die Suche nach dem kleinen Hotel, in dem ich ein Zimmer für die Nacht gebucht hatte…
… (Unbezahlte Werbung) Solltet ihr einen Besuch der Schwäbischen Alb, der Burg Hohenzollern oder anderer Sehenswürdigkeiten dieser Gegend planen, dann kann ich euch guten Gewissens das Hotel “Unsere Stadtvilla” nahe des Hechinger Bahnhofs am St-Luzen-Weg 2 empfehlen. Die geräumigen, sehr sauberen, sparsam aber gediegen eingerichteten Zimmer befinden sich in einer bezaubernden Jugendstil-Villa. Der Service ist freundlich, zuvorkommend und familiär – und das Frühstücksbufett schlicht und ergreifend großartig…
… Ich machte mich im behindertengerecht gestalteten geräumigen Badezimmer ein wenig frisch und stillte dann in der nahe gelegenen Pizzeria Schwanen meinen Hunger mit einer wagenradgroßen Pizza Napoli. Ein Viertel feinsten regionalen Grauburgunders aus dem üppig bestückten Weinschrank des Hotels rundete den langen und ereignisreichen Tag ab und verlieh mir die nötige Bettschwere. Kaum war die Dämmerung angebrochen kroch ich auch schon ins gemütliche Bett und schlief tief und fest bis zum nächsten Morgen…