… Auf Bluesky entdeckt…
Marthas Momente-Sammlung
Glück ist die Summe schöner Momente
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… Laut Veranstalter waren es heute, am Nachmittag des 8. Februar, ca. 320.000 Münchner:innen, die auf der Theresienwiese gegen Rechts demonstrierten – das wäre mehr als ein Fünftel der Einwohner:innen. Die Polizei spricht von über 250.000, und sogar das regierungstreue Bayrische Fernsehen, in dessen Nachrichten normalerweise immer verniedlichend von „einigen Tausenden“ die Rede ist, hat diesmal die Zählung der Ordnungshüter übernommen…
… In jedem Fall haben wir heute hier in München ein ganz kräftiges Zeichen gegen Rechts, gegen Rassismus und für den Erhalt unserer Demokratie gesetzt…
München ist und bleibt bunt! Und so lange so viele beherzte und verantwortungsbewusste Menschen dafür aufstehen und laut werden und sich engagieren, wird sich daran auch niemalsnienicht etwas ändern!
Hoffen statt Schwarzsehen – unsere Demokratie lebt.
Ich wünsche euch allen ein schönes und friedvolles Wochenende, bleibt bzw. werdet gesund, habt es fein, seid gut zu euch und zu euren Lieben.
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… Die Suche nach guten Nachrichten fällt dieser Tage schon schwer, dennoch gelingt es mir erfreulicherweise immer, eine positive Meldung in den Weiten des Weltnetzes aufzutreiben…
… In München sind mehr Menschen mit dem Fahrrad oder zu Fuß unterwegs, die Strecken, welche mit PKWs zurückgelegt werden sinken, obwohl deutlich mehr Fahrzeuge zugelassen sind. So das Ergebnis einer repräsentativen Studie der TU Dresden, zu der ca. 40.000 Bürger:innen befragt wurden. Im Münchner Rathaus führt man diese erfreuliche Entwicklung unter anderem auch darauf zurück, dass mehr Menschen im HomeOffice arbeiten würden…
… 88 Prozent der Münchner gehen gerne zu Fuß oder fahren mit dem Rad (77 %) bzw. dem Öffentlichen Nahverkehr (65%). Im Jahr 2023 – die Zahlen für 2024 liegen noch nicht vor – sind zwar in der Stadt ca. 60.000 mehr Fahrzeuge zugelassen worden, dabei handele es sich nach Auskunft des parteilosen Mobilitätsreferenten Georg Dunkel allerdings überwiegend um gewerbliche Nutzfahrzeuge…
… Viele Staus – obwohl München bei weitem nicht mehr die Stauhauptstadt Deutschlands ist – und Parkplatzmängel bzw. hohe Stellplatzgebühren erklären laut Herrn Dunkel, warum nur mehr 56% der Einwohner:innen gerne Auto fahren würden. Man würde den positiven Trend auch in Zukunft seitens der Stadtverwaltung unterstützen, indem man z. B. auch das Car-Sharing noch intensiver fördern würde…
… Diese positive Nachricht bestätigt das bis dato rein subjektive Gefühl, das ich habe, wenn ich meine täglichen Runden drehe. Es sind weitaus mehr Mitmenschen auch tagsüber und während der Woche fußläufig unterwegs, und die Luft ist fühlbar besser geworden. Geht doch – und ja, bitte weiter so!…
… Hoffen statt Schwarzsehen – habt ein schönes, und erholsames Wochenende!…
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Stimmvieh: „Würde es unter Ihrer Regierung eine Erhöhung des Mindestlohns geben? Ich würde so gerne von einem Job leben können und nicht nach der normalen Arbeitszeit noch einen Nebenjob dranhängen müssen, um meine Familie und mich über Wasser halten zu können.“
Politiker:in: „Das haben wir grade nicht auf unserer Agenda. Wissen Sie, es gibt dringendere Probleme – Migration, Migration, Migration, Migration…“
Stimmvieh: „Würden Sie dafür sorgen, dass die Mietpreisbremse fortgeführt und verschärft und sozialer Wohnungsbau gefördert werden? Wir möchten Kinder haben und suchen schon seit über einem Jahr nach einer bezahlbaren Wohnung.“
Politiker:in: Darüber werden wir uns den Kopf zerbrechen, wenn wir das dringendste aller Probleme hier im Land gelöst haben – Migration, Migration, Migration, Migration…“
Stimmvieh: „Wird meine Rente sicher sein? Ich habe einen körperlich sehr anstrengenden Job und würde gerne mit Dreiundsechzig in Rente gehen.“
Politiker:in: „Tja, da habe ich schlechte Nachrichten für Sie, wir haben vor, das Renteneintrittsalter auf Siebzig festzulegen. Aber Sie können sich doch privat mit Aktienpaketen, Tagesgeldkonten, Wertpapieren etc. absichern. – Wie, Sie gehören zu den ca. 20% Niedriglohnempfängern hier im Land? Selber schuld, hätten Sie sich mal um einen anständigen Job gekümmert. Außerdem haben wir ein viel dringenderes Problem als sichere Renten: Migration, Migration, Migration, Migration…“
Stimmvieh: „Wie steht es mit Ihren Zielen in punkto Umweltschutz? Sind da schon Gesetzesentwürfe in Vorbereitung, um Maßnahmen wie weitere Minimierung von Treibhausgasen und luftverschmutzenden Emissionen, von Flächenversiegelungen, den Ausbau der alternativen Energien, die Abfallvermeidung etc. voran zu treiben?“
Politiker:in: „Umweltschutz? Klimawandel? Ts, ts, ts, Sie kommen auf Ideen! Wir haben ein viel massiveres Problem hier im Land! Migration, Migration, Migration, Migration…
Stimmvieh: „Die Lebenshaltungskosten sind in den vergangenen Jahren explosionsartig gestiegen. Welche Pläne haben Sie, um die Wirtschaft zu stärken und einen Rückgang der Preise für Lebensmittel, Strom und Heizung zu erreichen?“
Politiker:in: „Haben Sie’s immer noch nicht begriffen? Wir.Haben.Ein.Viel.Dringenderes.Problem! Migration, Migration, Migration, Migration…
Stimmvieh: „Ein Fünftel der Deutschen – Rentern:innen, Familien, Kinder und Jugendliche – sind arm oder von Armut bedroht. Die Tafeln stoßen an ihre Grenzen, die Lebensmittelspenden werden immer weniger. Haben Sie denn wenigstens da zumindest eine vage Idee, wie Sie während Ihrer Regierungszeit dafür sorgen könnten, dass die Schere zwischen Arm und Reich sich wenigstens wieder ein bisschen schließt und nicht immer weiter auseinanderklafft?“
Politiker:in: „Jetzt strapazieren Sie mit Ihren dämlichen Wolkenkuckucksheim- und Gutmenschenfragen meine Geduld schon sehr! – Aber ja, es gibt eine Lösung des viel zu groß geredeten Armutsproblems bei uns: Indem wir das größte aller Probleme gleich nach der Wahl in Angriff nehmen – Migration, Migration, Migration, Migration… – werden wir auch den Armen und Bedürftigen helfen. Wenn ich mich von meinem Chauffeur in meiner von den deutschen Steuerzahler:innen bezahlten Bonzenschleuder durch die Stadt fahren lasse, dann sehe ich übrigens keine Armen oder von Armut Bedrohte.“
Stimmvieh (kopfschüttelnd und am Ende der Weisheit): „Wie sieht es denn in punkto Bildung aus? In Deutschland fehlen über 14.500 Lehrkräfte an den öffentlichen Schulen, die zu einem nicht unerheblichen Teil dazu noch in einem erbärmlichen Zustand sind. Gibt es wenigstens zu diesem Thema mal eine feste Ansage von Ihnen, wie Sie das zu lösen gedenken?“
Politiker:in: „Kommen Sie mir jetzt ja nicht dumm! Dieses Problem deutsche Schulen, schlechte Bildung und Lehrermangel wird es nicht mehr geben, wenn wir das dringendste aller unserer Probleme gelöst haben werden: Migration, Migration, Migration, Migration… Außerdem – wenn der Pöbel es nicht zuwege bringt, seine Plagen auf eine anständige Privatschule zu schicken, dann ist er selber schuld.“
Stimmvieh schluckt und fasst sich ein letztes Mal ein Herz: „Ihnen ist aber schon klar, dass die Einwanderung nach Deutschland seit Jahren schon rückläufig ist? Allein im Jahr 2024 sind 29% weniger Asylanträge gestellt worden als 2023…“
Politiker:in: „Wo haben Sie denn diesen Dummfug her? – Ach, das sind Fakten? – Kommen Sie mir doch nicht mit Fakten, wir sind im Wahlkrampf! Raus hier, sofort raus, Sie linksradikales Subjekt!“
Ende der Befragung…
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… Am Dienstag brachte die Fraktion der Grünen im Bayrischen Landtag einen Antrag ein, in dem die Regierung aufgefordert wurde, das Problem mit den Schultoiletten, die sich oft in einem geradezu erbärmlichen und Ekel erregenden Zustand befinden, durch finanzielle Bezuschussung der Reparaturen endlich zufriedenstellend zu lösen…
… Bisher müssen Bau- und Sanierungsmaßnahmen deutlich teurer sein – mindestens 100.000 Euro bzw. 25% etwaiger Neubaukosten -, um vom Freistaat finanziert zu werden. Das sei ein Fehler und zudem noch ein Fehlanreiz in den Schulbaurichtlinien…
… „cs“U und Freie Wähler schoben den Schwarzen Peter während der sehr lebhaften Debatte den Kommunen zu: Die bekämen bereits eine „Investitionspauschale“, über die sie nach Gutdünken verfügen könnten – ob sie damit dann Schul-WCs sanieren oder Sporthallen bauen würden, sei ihnen überlassen. Sprecher der Freien Wähler führten das vermeintliche Problem gesteigerter Bürokratie ins Feld: Geringere Förderhöhen würden vermehrte Anträge nach sich ziehen und das zu mehr Belastungen der zuständigen Ämter. Und: Die Grünen würden sich stets damit hervortun, Dinge zu verkomplizieren. Die Sprecher der AfD schoben das Problem natürlich der Migration in die Schuhe. Der Hauptgrund für kaputte Schultoiletten sei Vandalismus, und der sei nun mal bei Schulen mit hohem Anteil von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund besonders gravierend. Die SPD-Fraktion stellte sich geschlossen hinter den Antrag der Grünen. Die Abgeordnete Nicole Bäumler sprach davon, dass manche Schüler:innen es aus Ekel vermeiden würden, in der Schule auf die Toilette zu gehen. Dies sei beschämend und keine würdige Lernumgebung. Das Problem liege auf der Hand, so Frau Bäumler: „Eine kleine Maßnahme, die ich heute beseitigen kann, mit einer kleinen Sanierung, wird mir am Ende viel Geld einsparen, weil dann daraus keine große Sanierung wird.“ Der Freistaat müsse daher überlastete Kommunen unterstützen und auch kleinere Maßnahmen wie die Sanierung von Schul-WCs übernehmen…
… Der Antrag der Grünen wurde mit den Stimmen von „cs“U, Freie Wähler und AfD abgewiesen…
… Man schert sich also in der Bayrischen Landesregierung einen Dreck um den furchtbaren Zustand mittlerweile vieler Schulen im Lande. Und das legt schon sehr deutlich klar, wo bei unserem Ministerpräsidenten und seinen Regierungsgenossen die Prioritäten liegen. Moderne und baulich auf den neuesten Stand gebrachte Lernumgebungen, in denen sich die Schüler:innen wohl fühlen, sind es definitiv nicht. Dabei ist eine gute Bildung doch einer der wichtigsten Bausteine im Fundament einer auch in Zukunft funktionierenden Demokratie!…
… Ich hätte da eine Lösung: Der Söder übernimmt einen Teil der Kosten für Public Relations von ca. 7,3 Millionen Euro jährlich, die von uns Steuerzahler:innen für oftmals ziemlich fragwürdige Projekte wie z. B. #söderisst auf Instagram finanziert werden (kein anderer Ministerpräsident vor ihm hat jemals so viel Kohle für seine Selbstdarstellung in sämtlichen Medien verbraten!), aus seiner Privatschatulle – er ist ja nicht gerade der Ärmsten einer. Und mit dem Geld, das dann frei wird, könnte man ganz locker sämtliche Schultoiletten in Bayern sanieren…
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… Nachdem sich das Chaos meiner Spätjugend einigermaßen in Wohlgefallen aufgelöst hatte, fand ich, dass es höchste Zeit war, den Führerschein zu machen. Das musste allerdings Hand und Fuß haben. Fahrerlaubnis ohne eigenes Auto kam für mich überhaupt nicht in Frage. Jeden Abend, wenn ich mich, erschöpft vom redlichen Tagwerk, zu Bett begeben hatte, frönte ich eine geraume Weile der beglückenden Vorstellung, mit dem taufrischen „Lappen“ in der Hand elegant und nonchalant vom Prüfungswagen in den eigenen zu wechseln. Also machte ich mich voller Tatendrang nach dem geeigneten fahrbaren Untersatz…
… Ungefähr zehn Tage vor dem großen Termin verliebte ich mich bis über beide Ohren in einen kleinen, rot leuchtenden, gebrauchten Fiat128, den ich im Vorbeischlendern auf dem Parkplatz eines Autohändlers entdeckt hatte. Ich schlich viele Male seufzend und in Gedanken immer wieder den aktuellen Kontostand überschlagend um das Objekt meiner Begierde. Dann fasste ich mir ein Herz, plünderte das Sparbuch, und mein bewundernswerter Chef, der mich unter seine Fittiche genommen hatte, bürgte bei der Bank für einen kleinen Kredit. So kaufte ich überglücklich die Kiste. Schwungvoll setzte ich die Unterschrift auf den Vertrag und blätterte die knisternden, nagelneuen Scheine auf den ramponierten Tisch im Büro des Händlers. Der drückte mir die Papiere und die Schlüssel in die Hand und meinte: „Des mit’m Anmeldn mach‘ ma in Nullkommanix, dann kannst dei Auto glei wegfahrn.“ Bedauernd schüttelte ich den Kopf. „Geht net, i hab mei Führerscheinprüfung erst in oana Woch‘.“ Der kleine und sehr korpulente Mann legte die fleischige, hohe Stirn in Falten. „Mist! I kriag bald a große Lieferung Neuwagn, da brauch‘ i jedn Stellplatz. – Aber glei nach da Prüfung kummst und holst dei Karre ab, ja?“ Ich strahlte ihn schier berstend vor Zuversicht an. „Versprochn!“ Und stelzte von dannen. Ich konnte den nächsten Mittwoch kaum erwarten…
… Aber wie ein altes Sprichwort besagt: Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt…
… Den theoretischen Teil bestand ich fehlerfrei. Doch von dem Moment als ich mich an einem trüben, verregneten Vormittag hinter das Lenkrad des Fahrschul-Golfs klemmte, ging alles schief. Ich fiel mit Pauken und Trompeten durch. Wie belämmert stieg ich aus und fand mich völlig planlos auf dem großen Parkplatz unterhalb der Fahrschule wieder. Himmel, was war mir elend zumute! – Sei vernünftig, ruf deinen Bruder oder einen Spezl an, dein Fiat muss abgeholt werden, riet mir mein weises inneres Stimmchen. – Aber, ach, diese Schmach, diese Blamage!…
… Irgendwann stand ich vor dem verglasten Kontor des Autohändlers. Der sprang hinter seinem Schreibtisch hoch, strahlte über sämtliche Backen, eierte eifrig auf mich zu, quetschte meine Rechte mit seinen Patschhändchen und dröhnte: „Meinen herzlichen Glückwunsch zum Führerschein!“…
… Ich schluckte heftig. Der gute Mann geleitete mich zu meiner signalrot leuchtenden Karrosse und hielt mir grinsend wie ein Honigkuchenpferd chevalresk den Wagenschlag auf. Ich zuckte innerlich mit den Schultern, warf alle Skrupel über Bord, würgte das schockiert zeternde innere Stimmchen ab, stieg ein, und rollte ganz, ganz zaghaft auf die Straße hinaus…
… Nach ein paar hundert Metern verstand ich überhaupt nicht mehr, warum ich durchgefallen war, ich konnte doch so gut fahren! Schwungvoll parkte ich an der nächsten Tankstelle ein, zapfte dreißig Liter Super für das geliebte Gefährt und bestellte einen kompletten Satz Winterreifen, den ich natürlich sofort aufziehen ließ. Sodann kurvte ich gemächlich weiter zur „Bergwirtschaft“, jenem alteingesessenen, bayerischen Gasthaus, in dem ich damals arbeitete und ein Personalzimmer bewohnte, und stellte den fahrbaren Untersatz unbemerkt hinter dem Anwesen ab. Danach ging ich den Eltern beichten, aber nur die nicht bestandene Prüfung, und ließ mich mit einer guten Portion kräftigen Eintopfs samt Trost und Anteilnahme seelisch wieder aufbauen…
… Der Rest der Woche verstrich, und jedesmal, wenn ich während der Arbeit aus dem Fenster blickte und den kleinen Flitzer so verlassen dastehen sah, wurde mir weh ums Herz. Schließlich hielt ich es nicht mehr aus, am nächsten dienstfreien Nachmittag setzte ich mich ans Steuer und glitt selig grinsend kreuz und quer durchs weite Tal. Das weise innere Stimmchen hatte ich mit dem Argument zum Schweigen gebracht, dass untertags so gut wie nie Polizeistreifen unterwegs sein würden, ich also völlig sicher sei…
… Danach waren sämtliche Bedenken wie weggewischt. Ich weihte meinen jüngeren Bruder ein, der bereits stolzer Führerscheinbesitzer war. Zusammen unternahmen wir manch schöne Spritztour auf anspruchsvollen und kurvenreichen Bergstraßen. Beim rasanten und vergnüglichen Durchpflügen einiger schmaler, verschneiter Trassen durch Wälder und Wiesen brachte er mir bei, wie ein Rallye-Pilot in die Kurven zu gehen: gleichzeitig Gas geben und Bremsen, damit das Heck ordentlich ausbricht. Mit einem Spezl übte ich auf einem riesigen, spiegelglatt gefrorenen, gähnend leeren Parkplatz die „Gangsterwende“, geht ganz einfach, man muss das Lenkrad bis zum Anschlag herumreißen und dazu die Handbremse ziehen…
… Von der Fahrschule kam nach einer Woche ein Anruf: Ich solle doch bitte zwecks Anmeldung zur nächsten Prüfung kurz vorbei schauen. So startete ich wohlgemut den Fiat, fuhr höchst frech bis vor die Eingangstür des Unterrichtsraums, unterschrieb den neuen Antrag, ließ mir noch eine Praxisstunde aufs Auge drücken, und tuckerte dann wieder zurück. Allerdings überaus vorsichtig, denn nach einem leichten Nieselregen war es mit Einbruch der Dunkelheit bitterlich frostig geworden, und die Straße glich zunehmend einer Eislaufbahn. Als ich vorsichtig einen Berg hinab schlich, rutschte mir vor Schreck das Herz in Richtung Eingeweide. Blaulicht! Straßensperre! Hilfe! Die Polizei! Nun bist du geliefert, krähte schadenfroh das weise innere Stimmchen…
… Zwei PKWs waren ineinander geschliddert, zum Glück nur Blechschaden. Der junge Beamte, welcher mich an der Unfallstelle vorbei winkte, nickte mir freundlich lächelnd zu. Ich zwang ein nussknackerähnliches Grinsen in die entgleisten Gesichtszüge und machte, dass ich von dannen kam. Der Schreck war heilsam. Von nun an ließ ich das „Geisterfahren“ sein, auch wenn es mich viel Überwindung kostete…
… Als der Fahrlehrer mich nach der Übungsstunde absetzte, staunte er: „Du verhältst dich ja wie ein alter Hase! Hat dir nicht geschadet, dass du das erste Mal durchgesaust bist. – Weißt‘ was, wenn’sd übermorgen wieder a bisserl nervös bist, dann trinkst halt nach dem Frühstück a Glaserl Sekt. Des is guad für die Nerven.“…
… So kredenzte ich mir am Tage X nach einer ausgedehnten Brotzeit einen Pikkolo. Mit einem sehr ausgeprägten L-m-a-A-Gefühl flitzte ich geschickt den Fiat steuernd zum Parkplatz nahe der Fahrschule. Ich stellte mein Gefährt im entferntesten Eck ab, schlenderte lässig einher, drapierte mich hinters Lenkrad des Prüfungswagen, lächelte dem Beamten freundlich, aber mit geschlossenem Mund zu, der durfte ja schließlich meine kleine Fahne nicht riechen, unterdrückte einen unfeinen Rülpser – was muss Sekt auch so viel Kohlensäure haben! – und legte los…
… Die steile Straße hoch zur Mautschranke? Na, wenn’s weiter nichts ist! Anfahren am Berg? Aber bitteschön, eine meiner leichtesten Übungen! Rückwärts-seitwärts einparken? So was mach‘ ich mit dem kleinen Finger! Völlig selig und losgelöst ließ ich mich beinahe eine Stunde lang hin und her, rauf und runter durch den ganzen weiten Talkessel jagen…
… Mit genau dem richtigen Maß an Schwung stellte ich den Golf endlich wieder auf dem Parkplatz ab. Schweigen. Dann spürte ich, wie mir ein kleines Stück Papier in die Hand gedrückt wurde. „Wenn alle Prüflinge so nervenstark, talentiert und diszipliniert wären wie Sie, dann würde mir meine Arbeit nochmal so viel Freude machen. Meine Glückwünsche zum Führerschein!“…
… Mit stolz geschwellter Brust stelzte ich über die weite Fläche glänzenden Asphalts, schon von ferne konnte ich die Chromleisten meines vierräderigen Schatzes in der Wintersonne blitzen und die Außenspiegel mir fröhlich zuwinken sehen – haargenau so wie in meinen Tagträumen. Mehr als zufrieden mit mir stieg ich ein, drehte den Zündschlüssel um, und tat eine geraume Weile nichts anderes, als mit geschlossenen Augen überglücklich dem sanften Brummen des Motors zu lauschen. Dann legte ich den Gang ein und fuhr los…
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… Wie immer vielen Dank an @Puzzleblume für diese stets feine, interessante und inspirierende Blogaktion…
… Rülpser – trommeln – gleich – das sind diesmal die Begriffe, die es in ein Drabble – einer Kurz-Kurz-Kurz-Geschichte von grade mal einhundert Worten – einzubauen gilt…
… Hier nun mein Beitrag – ich dachte schon, mir würde diesmal nichts Brauchbares einfallen, doch dann machte es erfreulicherweise „Klick!“ im Oberstübchen… 😉
Während der Jüngling mit seiner „Nazi-Frise“ – eine verloren auf dem Oberkopf dahintreibende Insel kurzer, bleicher Haare, umrahmt von dem kahl geschorenen Schädel – sich immer mehr in seinen Rausch von der Überfremdung Deutschlands hineinsteigerte, trommelte mein Freund mit den Fingern ein zusehends lauter werdendes Stakkato. Ich sah ihm an, dass er gleich platzen würde und wartete gespannt und mich vorfreuend, ich kannte ihn gut, und war mir sicher, dass er seinem Gesprächspartner mit einer Lawine präziser und geschliffener Worte den verbalen Garaus machen würde. „Meine Antwort auf Ihre Darlegungen?“, fragte er, und dann vernahm ich einen sehr langen, sehr lauten Rülpser.
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… Habt einen schönen und möglichst stressfreien Tag, ihr Lieben!…
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… Am Sonntag Abend war ich Teil einer Lichterkette gegen Rechts auf dem Münchner Odeonsplatz. Leider ist die Veranstaltung viel zu kurzfristig angesetzt worden, deswegen kamen nicht mehr als ca. 1.000 Mitmenschen. Ich hoffe, das wird am 8. Februar bei der großen antifaschistischen Kundgebung auf der Theresienwiese ganz anders aussehen, ich tippe da insgeheim auf wieder mindestens 100.000 Teilnehmer:innen – obwohl die Öffentlich-Rechtlichen in den Nachrichten dann wie gewohnt von „einigen Tausenden“ sprechen werden…
… Mittlerweile habe ich mir ein paar Gedanken durch den Kopf gehen lassen. Wir sollten vielleicht zuallererst das Verallgemeinern und Über-einen-Kamm-scheren sein lassen – da packe ich mich ganz fest an der eigenen Nase. Nicht alle „cd“U/“cs“U-ler und ihre Wählerschaften sind den Rechten wohlgesinnt, es gibt auch in dieser Partei durchaus anständige Menschen, nicht alle in Bayern wählen Schwarz – bei der letzten Landtagswahl war es grade mal etwas mehr als ein Drittel, nicht alle Hamburger:innen sind kühl, reserviert und versnobt, nicht alle Berliner:innen sind streitlustig, besserwisserisch und spottlustig – um einige Beispiele zu nennen. Ganz wichtig ist jetzt der Zusammenhalt in unserem Land, da hindern kindische Vorurteile. Und Mit-Antifaschist:innen in die braune Schmuddelecke schieben, nur weil sie sich, geschockt von den Ereignissen, unbeholfen ausgedrückt haben, schadet und spaltet – und genau das brauchen wir grade am allerwenigsten…
… @Grinsekatz hat neulich in seinen Kommentaren sehr gut argumentiert – und ich habe viel darüber nachgedacht. Er hat Recht, unser Grundgesetz ist wohl und stark und mit viel Bedacht und Weisheit formuliert und ausbalanciert, vor missbräuchlichen Veränderungen gut gesichert – es ist nach wie vor der größte Schutz unserer Demokratie, und wir können uns derzeit fest darauf verlassen. Das bekräftigen auch die im Dezember 2024 vom Bundestag beschlossenen Änderungen des Bundesverfassungsgerichts…
… Ich kann mir gut vorstellen, dass es nach der Wahl und den darauffolgenden Verhandlungen, die sich schon ein Weilchen hinziehen können, zu einer Neuauflage der GroKo kommen wird. Derzeit würde eine solche Konstellation für eine ziemlich stabile Mehrheit im Bundestag sorgen und die Blaunen außen vor halten. Die SPD wäre zwar nur „Juniorpartner“, doch leicht wird sie es Blackrock Freddy ganz sicher nicht machen, mit seinen im Eifer des Wahlkrampfs vollmundig angekündigten politischen Änderungen ungestüm und ungehindert voran zu preschen (vielleicht denken sich die Schwarzen aber auch trotz der heutigen endlos langen Standing Ovations bei der Eröffnung des Parteitags: „Nee, nee, der Fritze, der kann’s wirklich nicht!“ und zaubern auf die Schnelle einen neuen Kandidaten aus dem Hut – Wunschdenken, ich weiß 😉 )…
… An dieser GroKo wird es dann liegen, ob sie den Weg bereiten wird für ein neuerliches Vertrauen in die Demokratie und in die sogenannten „Altparteien“ – oder aber für einen blaunen Albtraum…
… Aber ich bin der Meinung, wir sollten allesamt erst mal gar nicht so weit in die Zukunft schauen, sondern nur auf das, was demnächst auf uns zukommen wird. Es gibt durchaus noch Hoffnung – zu dieser Erkenntnis bin ich mal wieder nach einer ziemlich schlaflosen Nacht gekommen…
… Ein ganz besonderer Dank gilt @Grinsekatz für seine besonnenen und klugen Kommentare…
… Habt einen schönen Tag!…
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… @Rolands Fotoprojekt für dieses Jahr ist wieder eine Art Würfelei. Während der ersten Monate wird mit einem Würfel gespielt, und dann wird im Laufe des Jahres bis auf vier gesteigert… 😉
… Mein Wurf ergab eine Fünf = Buchstabe E. Ich gebe zu, ich musste schon ein Weilchen überlegen, bis mir etwas Brauchbares eingefallen ist…
… Die ECKE kam mir in den Sinn. Und sogleich kam mir in den Sinn, welches Bild aus meinem höchst umfangreichen Archiv ich auswählen würde. Es ist im April 2022 in Hamburg entstanden und zeigt die höchst scharfkantige Ecke des BearingPoint-Gebäudes nahe der Speicherstadt…
… Ich wünsche euch einen guten und möglichst stressfreien Start in die neue Woche… 🙂
