… Anlässlich des Sonntagstammtisches im BR-Fernsehen übte der ehemalige “cs”U-Chef Erwin Huber Kritik an der eigenen Parteiführung und deren Wahlkampf: “Wir hätten uns vielleicht in den Bierzelten mehr mit der AfD beschäftigen müssen als mit den Grünen, die eine demokratische Partei sind.” (Nicht nur vielleicht!) Nun würde der Erfolg der AfD Huber größte Sorge bereiten. Zudem habe sich die “cs”U zu früh auf die Freien Wähler als Koalitionspartner festgelegt…
… Mit maximaler Schärfe ist laut Münchner Merkur die “cs”U in Erding gegen die Freien Wähler vorgegangen. Laut B. Köppen, “cs”U-Fraktionschef im Stadtrat, sei die Flugblatt-Affäre ein Desaster gewesen, bei dem es Aiwanger nicht nur gelungen sei, sich vom Täter zum Opfer zu machen, sondern auch noch die Bevölkerung davon zu überzeugen. “Bei seiner Rede in Erding (“… Arsch offen… Demokratie zurückholen…”) muss Aiwanger entweder besoffen gewesen sein, was er nicht war, oder er ist ein in der Wolle gefärbter Rechtsradikaler.” (Bingo!) Die “cs”U habe die Wähler:innen bei den Themen Migration und Wohlstandsverlust in ihrer Verunsicherung allein gelassen. Stattdessen habe man sich über das Gendern und ein Fleischverbot echauffiert – “dabei will das überhaupt niemand.” (Gut erkannt!) So wie Erwin Huber kritisierte auch Erdings OB Max Gotz, dass die “cs”U sich zu früh auf die Fortführung der Koalition festgelegt hat…
… Tja. Das sind kluge Erkenntnisse, die allerdings leider, leider, leider viel zu spät kommen. Jetzt is’ da Kas bissn (jetzt ist der Käse gegessen), die Koalition der Schwarzen mit den Orangenen wird uns hier in Bayern nicht erspart bleiben, dank des fehlenden Rückgrats eines gewissen Herrn S. wird der Hubsi Vize-Ministerpräsident und Wirtschaftsminister bleiben, und die Blaunen sind dank der “tatkräftigen” Mithilfe von “cs”U und Hubsi Aiwanger die stärkste Oppositionspartei im Bayrischen Landtag (ob die Blaunen schon die Urkunden für die Ehrenmitgliederschaften ausgestellt haben?). – Und bis zur Bundestagswahl 2025, wo es für die “cs”U wahrscheinlich um den Verbleib im Parlament gehen wird, werden all die Reue, der Katzenjammer und die weisen Einsichten bestimmt längst wieder vergessen sein…
… Es gibt einen Uralt-Spruch, den wohl die meisten von uns kennen, und der sich immer wieder als zutreffend herausstellt: Vor Inbetriebnahme des Mundwerks ist das Gehirn einzuschalten. Ich würde die Damen und Herren der “cs”U und der Freien Wähler diesen Spruch vor dem Ausarbeiten der nächsten Wahlkampagnen 1.000 Mal mit Kreide auf eine große Tafel schreiben lassen. Und danach 1.000 Mal dies: Die Grünen sind eine demokratische Partei – die AfD nicht! Vielleicht würde das ja helfen. Zumindest ein klitzekleines Bisschen…
… Manchmal schau ich mir ganz gerne “Das große Backen” an. Das lenkt schön ab, lässt mich den Alltag und alles andere Ungemach vergessen. Und ich kann mich sehr für die kulinarischen Kunstwerke und die handwerkliche Geschicklichkeit der Protagonist:innen begeistern…
… Einer der Teilnehmer ist wohl ein Familienmensch, der seine Kinder über alles liebt. Während er die Zutaten für seine neueste Kreation zusammen suchte, erwähnte er in der aktuellsten Folge des Wettbackens voller Trauer und Sehnsucht, dass er seine Kleinen und seine Frau schon so lange nicht mehr gesehen habe. Und dann gingen ihm die Gefühle durch, und er brach in Tränen aus. Anstatt diskret auszublenden wurde die Kamera endlos lange draufgehalten, damit nur ja jeder sein Herzeleid und seinen Seelenschmerz mitbekomme. Ich zappte voller Grausen weg. Widerlich, wie mittlerweile sogar in einer ansonsten recht harmlos einher kommenden Koch- und Back-Show primitiver Voyeurismus bedient wird!…
… Das Thema Voyeurismus und das mittlerweile zu häufige Außerachtlassen von Diskretion, Mitgefühl und Anstand treiben mich um, nicht zuletzt auch wegen der aktuell in den (un)sozialen Netzwerken online gestellten Bilder getöteter und gequälter Menschen. Und auch wegen der unfassbar hohen Klick-Zahlen solcher Beiträge. Das ist nicht menschlich, sich dergleichen anzusehen, das ist dermaßen roh und primitiv, dass mir dafür die Worte fehlen…
… Vor einer Weile schon habe ich eine Kurzgeschichte zu diesem Thema verfasst – ein kurzer Auszug:…
… Fotograf der Tränen…
Früh am Morgen tauchte die Meldung in meiner Timeline auf: In der schwer zugänglichen Bergregion eines südamerikanischen Staates war eine Linienmaschine abgestürzt. Suchtrupps des dortigen Militärs hatten die Unfallstelle bereits ausfindig gemacht. Man ging davon aus, dass niemand den Crash überlebt hatte. Da vermutet wurde, dass sich an Bord auch mehrere Deutsche befunden hatten, wurde eine Hotline eingerichtet. Ich gab mich als sorgenvoller Angehöriger aus und bekam nach wenigen Minuten bereits die Passagierliste per Mail zugeschickt. Volltreffer! Hartmund und Robert W. aus B., Brüder, höchstwahrscheinlich tot. Mittels Suchmaschine machte ich die Adresse der verwitweten Mutter am Rande eines in den Voralpen liegenden Dorfes ausfindig…
… als ihr gewahr wurde, welches braune Gesindel man hier in Bayern doch tatsächlich in den Landtag gewählt hat. Und zwar keineswegs aus Frust, oder um den “Altparteien” einen Denkzettel zu verpassen, sondern voller Bedacht…
… Die AfD-Fraktion ist von 17 auf 32 Mitglieder angewachsen. Die Mehrheit der 18 Neuen ist jung und radikal. Ca. ein Drittel der Blaunen-Fraktion stehen dem radikalen Lager nah…
… Einige Beispiele: Benjamin N. hat in den vergangenen Jahren engen Schulterschluss mit der Querdenker-Szene gesucht. Er vertritt nicht nur bei Corona, sondern auch bezüglich Migrationspolitik eine radikale Meinung. Er war bei der Burschenschaft Danubia aktiv, die vom bayrischen Verfassungsschutz beobachtet und als rechtsextrem eingestuft wird…
… Auch der 22-jährige Daniel H. ist Burschenschaftler. Gegen ihn laufen derzeit Ermittlungen der Staatsanwalt wegen Volksverhetzung und des möglichen Verwendens von Kennzeichen verfassungsfeindlicher Organisationen…
… Andreas J. arbeitete eng mit den Anhängern des völkischen Flügel-Netzwerks der Blaunen zusammen. Anlässlich eines mutmaßlichen Angriffs auf ihn durch angebliche illegale Migranten war er vor einigen Monaten im Gespräch. Was diesen Angriff anbelangt – da gibt es weiterhin viele ungeklärte Fragen. Ist meiner Meinung nach genauso eine Schwurbelgeschichte wie neulich das “Spritzen-Attentat” auf Chrupalla…
… Rene D. ist gleich Benjamin N. ein strammrechter Flügelanhänger. Ihm wird zur Last gelegt, auf Facebook anstößige und menschenverachtende Einträge veröffentlicht zu haben. Dazu gehörte eine Abbildung Frau Merkels, die an einem Galgen hängt, daneben sind die Worte “Wir schaffen das” zu lesen. Natürlich streitet D. die Urheberschaft seiner FB-Posts ab…
… Franz S., Mitglied der AfD-Nachwuchsorganisation “Junge Alternative” und Kinderpfleger werden enge Kontakte zur vom Verfassungsschutz beobachteten Identitären Bewegung nachgesagt…
… Die Russlanddeutsche Elena R. ist eine glühende Verschwörungstheoretikerin. Die Ukraine selbst würde z. B. hinter den Raketenangriffen auf Wohnhäuser in Kiew stecken, schwurbelte sie dem BR im Mai vor. Bereits 2017 geriet sie durch die Veröffentlichung eines Konterfeis des GröFaZ mit der Bemerkung “Vermisst seit 1945 – Adolf bitte melde dich!…” in die Schlagzeilen…
… Ramona S., ehemalige Krankenschwester, ist eine der vehementesten Corona- und Impfgegnerinnen. Sie bekundet zudem gerne in Interviews, dass CO2 kein Treibhausgas sei, und dass sie nicht an den menschengemachten Klimawandel glauben würde…
… Noch sind die AfD-Vertreter der zukünftigen Landtagsfraktion nicht zusammengekommen. Aber es ist damit zu rechnen, dass eine Mehrheit der Blaunen im Bayrischen Landtag dem völkisch-nationalen Lager zugerechnet werden kann…
… Die Blaunen stellen nun im Landtag die größte Oppositionsfraktion. Das bedeutet, dass ihnen gewisse Privilegien gewährt werden müssen. Bezüglich des Rederechts: Die AfD darf in Zukunft als erste auf Erklärungen der neuen Regierungskoalition antworten. Es stehen den Blaunen nun auch längere Redezeiten zu. Zudem haben sie Ansprüche auf mehr Vorsitze in diversen Ausschüssen. Wobei da die Kandidat:innen nach wie vor von den Ausschussmitgliedern gewählt und bestätigt werden müssen – ein kleiner Trost…
… In früheren Zeiten hätte man solch ein Gesindel, wie es nun in Zukunft für die nächsten fünf Jahre im Bayrischen Landtag zu finden sein wird, vermutlich nicht einmal zur Wahl zugelassen. – Was das für die Zukunft unseres Landes bedeuten könnte – mir wird das Herz schwer und der Magen sehr flau, wenn ich daran denke. Wie schon in meinem letzten Montagsmotz angekündigt – aufgeben werde ich dennoch nicht, und weiterhin gegen die braune Pest anschreiben, anreden, auf die Straße gehen. Und mit Geduld, Verständnis, Freundlichkeit und guten Manieren in meinem näheren Umfeld zugange sein. Versuchen, ein gutes Beispiel zu geben, und dadurch vielleicht die eine oder andere Person zum Umdenken anzuregen. Und ich habe schon mal vorsichtshalber nachgesehen, wo meine leeren Koffer stehen und überlegt, was ich, sollte ich auswandern, mitnehmen würde…
… Unter diesem Motto begannen die beiden Hauptinitiatoren der Münchner Integrations-Initiative Bellevue di Monaco ca. zehn Tage vor der Landtagswahl am 08. Oktober, eine Kundgebung zu organisieren. Als Veranstaltungsort war ursprünglich der Max-Josephs-Platz vor der Staatsoper gedacht, doch als der Zuspruch der angeschriebenen Akteure und der Interessierten in den sozialen Netzwerken immer stärker wurde, wich man auf den Odeonsplatz aus. Die Organisatoren Till Hofmann und Angela Bauer, beide Vorstandsvorsitzende von Bellevue di Monaco, rechneten mit ca. 4.000 Demonstrant:innen – gekommen sind am 04. Oktober mehr als 35.000!…
… Was als Protestaktion gegen Rechts geplant und gedacht gewesen war, entwickelte sich im Laufe des Abends zu einem wunderbaren Fest der Demokratie. Namhafte Bands traten auf, prominente Kabarettist:innen, kurze, aber bewegende Reden wurden gehalten, die Blaunen, aber auch der Söder von der “cs”U sowie Hubsi Oiwonger bekamen von Künstler:innen wie Michael Mittermaier, Max Uthoff, Claus von Wagner und Luise Kinseher ordentlich ihr Fett weg. Und immer wieder wurde aufgerufen, ermutigt, zur Wahl zu gehen, unsere Demokratie zu erhalten, sich abzuwenden von faschistischen, populistischen, undemokratischen Umtrieben…
… Ich bin schon auf verdammt vielen Demos und Kundgebungen gewesen – “Zammreissen, Bayern!” ist die schönste und bewegendste gewesen, die ich bislang erleben durfte. Friedvoll ging es am Odeonsplatz zu, trotz der riesigen Menschenmasse, die sehr hilfsbereite und freundliche Polizei musste kein einziges Mal einschreiten…
… Natürlich hatte ich die Knipse dabei, und mich auch beizeiten eingefunden, so dass ich einen gar feinen Platz ganz vorne an der Bühne ergattern konnte. Und natürlich will ich euch einige bebilderte Eindrücke nicht vorenthalten… 🙂
… Angela Bauer und Till Hofmann von der Integrations-Initiative Bellevue di Monaco, die Organisatoren der Kundgebung…
… Frau Professor Ursula Münch, Politikwissenschaftlerin und Leiterin der Evangelischen Akademie Tutzing…
… Ulli Hoeneß, Steuerhinterzieher im großen Stil und Ex-Bayernboss. Ganz schee oid isa wordn, da Würstlfabrikant…
… Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern. Sie warnte eindringlich vor einem weiteren Erstarken der AfD: „Wenn nach Umfragen jeder siebte bayerische Wähler am Sonntag für eine rechtsextreme Partei stimmen will, dann ist das kein bloßer Ausrutscher mehr im politischen Betrieb. Allen muss klar sein: Was heute ins Rutschen kommt, kann morgen schon unsere Demokratie unter sich begraben.“ …
… Dieter Reiter, Münchens Oberbürgermeister. Er war als Teilnehmer der Kundgebung präsent. Die Organisatoren hatten im Vorfeld großen Wert darauf gelegt, dass es keine Redner:innen irgendwelcher politischer Parteien geben dürfe…
… Die Band Dreiviertelblut intonierte einen ihrer großen Hits “Deifedanz” (Teufelstanz), dessen Text durchaus auch als Warnung davor verstanden werden kann, sich mit dem blaunen Gesindel einzulassen – “Wannst mim Deife tanzt, dann brauchst guate Schuah…”…
… Basketball-Weltmeister Isaac Izzy Bonga, der als Redner das Miteinander, den Zusammenhalt, die Rücksichtnahme aufeinander beschwor…
… Auch nur als Gast anwesend: Katharina “Katta” Schulze, nebst Florian Hartmann Fraktionsvorsitzende der Bayrischen Grünen…
… Luise Kinseher, Kabarettistin und lange Jahre Fastenpredigerin beim Starkbieranstich auf dem Nockherberg. Sie wünschte sich ein neues bayrisches Wappentier, und zwar die Kuh. Denn der Löwe würde entweder nur faul herum liegen, furchtbar laut brüllen und brutal alles reißen und fressen, was ihm vor die Nase kommt. Die Kuh hindessen würde keiner Seele etwas zuleide tun, sie würde sich vegan ernähren, und vor allem gelassen und geduldig wiederkäuen. Und sie ist eine Frau. Zudem würde sich so ein tiefes, gelassenes “Muuuuuh!” viel schöner anhören als das Brüllen eines Löwen…
… Die legendäre Spider Murphy Gang. Der mittlerweile 77-jährige Band-Leader Günther Sigl spielte in einer kurzen Rede nach dem Auftritt auf Hubsi Oiwongers umstrittene Rede im Juni in Erding an: “Wenn’s jetzt hoaßt, man solle sich die Demokratie zurückholen – ja, leck mich doch am Arsch! Ich hab meine Demokratie – und die wollen sie uns wieder wegnehmen!” Er sei vor kurzem wieder Opa geworden, und er wünsche seinen Enkeln so sehr ein Bayern ohne braunen Dreck…
… Michael Mittermaier erzählte davon, wie er an einem der letzten Wiesntage von einem Pöbler angegangen wurde, als er dessen fremdenfeindlichen Äußerungen nicht zustimmte…
… Claus von Wagner und Max Uthoff. Claus von Wagner zeigte sich erschüttert darüber, dass in diesen Tagen bei manchen wohl schon der kleinste Anlass ausreichen würde, um sich den Blaunen zuzuwenden. Max Uthoff warnte vor einer beunruhigenden Veränderung bei den Öffentlich Rechtlichen Fernseh- und Rundfunkanstalten hinsichtlich Diversität, politischer Ausgeglichenheit und Objektivität. Ganz ehrlich – das ist mir grad in letzter Zeit, während des Wahlkampfes hier, beim Bayrischen Rundfunk auch schon aufgefallen…
… Die Well-Brüder intonierten ein ganz neues Evangelium nach Markus, wobei sie unseren “Landesvater” und seinen Stellvertreter vortrefflich auf die Schippe nahmen…
…Heinrich Bedford-Strohm, ehemaliger Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche Deutschland, warnte eindringlich davor, sich von den Rechtsextremen zum Hass verleiten zu lassen. Und er wusch den Politiker:innen, auch den “Christlich Sozialen”, ganz ordentlich den Kopf. Was bezüglich Flüchtlingspolitik zur Zeit an Gerede im Umlauf sei, hätte nichts, aber auch gar nichts mit der christlichen Lehre Jesu zu tun. Vor allem der Satz “Was ihr dem geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.” scheint mittlerweile in Vergessenheit geraten zu sein…
… La Brass Banda, der absolute musikalische Höhepunkt des Abends. Die jungen Burschen, die wie üblich barfuß und in Lederhosen auf die Bühne kamen, ließen sich von einem Stromausfall zu Beginn ihres Auftritts keineswegs beunruhigen und spielten einfach drauf los. Die ausgelassen tanzende und mitsingende Menge dankte es ihnen mit tosendem Applaus…
… Einer von so vielen Gänsehautmomenten des Abends…
… Kleiner Tipp an jene Zeitgenoss:innen, die uns Bayern am liebsten unter einer riesigen Glaskuppel vom Rest der Welt abschotten wollen: Ehrlich gesagt, das ist eine saublöde Idee, es gibt nämlich verdammt viel gute, coole, kluge und aufrechte Leut’ hier… 😉
… Habt noch einen guten Tag! Ich werde heute nicht mehr viel tun, außer mich von den gestrigen Strapazen – fast vier Stunden Stehen auf dem Odeonsplatz – gebührend erholen… 😉
… Da wird jemand, der seit Jahren schon mit rechtspopulistischen Sprüchen immer wieder negative Aufmerksamkeit erregt, mit Hass und Hetze vor allem gegen die Partei der Grünen nicht spart, und während der Corona-Pandemie offenbarte, dass er anscheinend den Impfgegnern und Quer”denkern nahe steht, mit sehr schmutzigen und widerwärtigen Geschehnissen aus seiner Vergangenheit konfrontiert. Er reagiert zunächst mit Schweigen, und dann bei mehreren mündlichen und schriftlichen Befragungen ausweichend und abwiegelnd. Ganz besonders widerwärtig ist die Opferrolle, die er nur wenige Tage nach Bekanntwerden der Hetzblatt-Affäre durch einen Artikel der Süddeutschen Zeitung am 21. August 2023 einnimmt. Und schon bald ist die Rede so gut wie gar nicht mehr davon, dass ein Abscheu erregendes, die NS verherrlichendes Flugblatt in seiner Schultasche gefunden wurde, dass er judenfeindliche Witze erzählt hat, vor seinen Klassenkamerad:Innen gerne mal den Hitlergruß gezeigt, ein Exemplar des damals noch verbotenen “Mein Kampf” mit sich geführt, und in einen Schulhefter notiert haben soll: “Schwarzbraun ist die Negersau” – wofür es übrigens eidesstattlich beglaubte Aussagen gibt…
… Ironiemodus: Nein, nein, aber so ist das doch niemalsnienicht gewesen! Der arme Hubsi ist ein gar bemitleidenswertes Opfer einer beispiellosen Hetzkampagne geworden! Und das so kurz vor der Wahl! Und was er damals, vor 35 Jahren oder so, getan hat, das hat doch mit seiner jetzigen Person überhaupt nix zu tun!…
… Und so nach und nach wurde in den vergangenen Wochen das Grauen erregende Hetzblatt immer mehr zu einem eigentlich recht harmlosen Jugendstreich herabgestuft. Ja mei, man macht halt mal so manchen Blödsinn, wenn man jung ist und einem der Hafer sticht. Halb so wild. Mia san doch aa koane Engerln ned gwesn. Und an der ganzen unguten Gaudi sind nur die Grünen schuld! Die Grünen waren’s! – Ich wette, es gibt so manche Zeitgenoss:Innen hier, die mittlerweile sogar glauben, dass die Grünen dem Hubsi damals das abscheuliche Geschmiere in die Schultasche gesteckt haben. Und der ungeheuerlichste Vorwurf ist: Die Grünen, die SPD und FDP würden den Holocaust, die Shoah, für Wahlkampfgetöse und diese eingebildete Hetzkampagne gegen den Hubsi missbrauchen. Da kommt mir ehrlich gesagt jedesmal, wenn ich das sehe/höre/lese die letzte Mahlzeit wieder hoch!…
… Diese Haltung gegenüber Aiwanger und dem Hetzblatt ist brandgefährlich! Weil sie wieder einmal die Grenzen des Sagbaren ein gutes Stück weit nach rechts verschiebt, rechtsextremes Gedankengut und die Greuel der NS-Zeiten verharmlost. Und weil sie der AfD aber so was von in die Hände spielt – bei den Blaunen reibt man sich übrigens gar stillvergnügt die Hände. Gut so!, denkt man sich dort. Je mehr die Flugblatt-Affäre verharmlost und der Hubsi als bedauernswertes Opferlamm hingestellt wird, umso besser für uns!…
… Nur mal ganz kurz zur Kenntnisnahme für all jene, die den Skandal rund um den Vorsitzenden der bayrischen Freien Wähler als längst abgetan und als unfaire Wahlkampfpraktiken der Oppositionsparteien im Landtag – SPD, Grüne und FDP – bezeichnen:…
… In den elf Tagen vor Erscheinen des Artikels der Süddeutschen Zeitung über das schreckliche Hetzblatt versuchten die zuständigen Reporter fünfmal, mündlich und schriftlich Kontakt zu Hubert Aiwanger aufzunehmen. Ihm wurden sowohl die Manuskripte des geplanten Berichts als auch Kopien der Recherche-Dokumente zugeschickt mit der Bitte, sich zu äußern und dem Reporter-Team Fragen zu beantworten, damit man gegebenenfalls den Artikel umschreiben oder sogar in die Tonne treten könne. Es folgte keine einzige Reaktion des Oberbierzeltschreihalses. Nicht eine! Kein einziges Wort! Das sind vielfach belegte Fakten!…
… Er hatte es in der Hand, im Vorfeld für Klarheit zu sorgen. Er hat dies – aus welch unverständlichen Gründen auch immer – unterlassen. Und nun geriert er sich als das bemitleidenswerte Opferlamm – und ein nicht unerheblicher Teil der bayrischen Bevölkerung kauft ihm das rückhaltlos und ohne gründlich nachzudenken ab…
… Ich bin hier geboren und aufgewachsen. Ich bin in der Regel gerne eine “bayrische Ureinwohnerin”. Und stolz auf dieses Land mit seinen mannigfaltigen Schönheiten und Traditionen. Aber was die Affäre Aiwanger anbelangt – da schäme ich mich grad für so manche meiner Mitbürger:Innen, denen diesbezüglich – mit Verlaub – der Verstand abhanden gekommen zu sein scheint, in Grund und Boden…
… als ich am Donnerstag Abend vom Fenster aus eine kleine Demonstration von Klima-Aktivist:Innen beobachtete, die durch die Straße zog. Es waren knapp zwei Dutzend Demonstrant:Innen, außer zwei Transparenten, auf denen die Aufforderung an die Regierung zu lesen stand, der Auto-Lobby in Zukunft kein Gehör mehr zu schenken, und den Klimawandel sofort zu stoppen, einem Megaphon, zweier Trommeln, einiger Bongos und zweier Tambourins war das kleine Häufchen völlig unbewaffnet, so weit ich das von meiner etwas erhöhten Warte aus erkennen konnte. Die Sprecherin rief nicht etwa volksverhetzende, populistische, braungefärbte, rassistische oder verschwörungsschwurblerische Parolen in ihr Megafon, nein, sie ermahnte zur Achtsamkeit im Umgang mit der Natur und forderte auf, sich mehr für den Klimaschutz zu engagieren. Vier Streifenwägen a 4 Personen Besatzung mit Blaulicht fuhren im Schritttempo vorne weg…
… Begleitet wurde der Trupp von – und jetzt haltet euch fest!: Ca. drei Dutzend gepanzerten und bewaffneten Beamt:Innen der Bundespolizei, die links und rechts der Demonstrant:Innen marschierten, vier weiteren Streifenwägen a vier Beamt:Innen und sage und schreibe neun (!!!) voll besetzten Einsatzwägen a sechs Polizist:Innen, die hinterdrein zuckelten – das macht insgesamt, wenn ich richtig rechne, 126 Staatsdiener:Innen. Leider war ich so baff angesichts des Geschehens, dass ich nicht auf die Idee gekommen bin, die Kamera zu holen und es bildlich festzuhalten. – Während der Hochzeiten der Corona-Pandemie sind viele Quer”denker:Innen”-Demos durch diese meine Straße gezogen, teilweise mit etlichen hunderten Teilnehmer:Innen – und da war die Polizeipräsenz bei weitem nicht so massiv!…
… Als ich höchst erstaunt und entrüstet verfolgte, wie diese Phalanx sich langsam gen Karolinenplatz bewegte, kam mir spontan ein neulich auf dem Gillamoos-Jahrmarkt in Abensberg getätigter Ausspruch unseres Ministerpräsidenten in den Sinn: “Die Grünen passen mit ihrem Weltbild nicht in unser Land!” Aha. Grüne und Umweltschützer:Innen haben also in einem Bundesland, das über ein mehr als gerüttelt Maß an schützenswerter Landschaft verfügt, und in dem z. B. Tag für Tag die Bodenfläche von ca. 15 Fußballfeldern versiegelt wird, nichts verloren. Das ist – mit Verlaub – dermaßen dumm, dass es regelrecht weh tut…
… Ich kann so etwas wie den mir vollkommen übertrieben und nicht gerechtfertigt erscheinenden Massenauftrieb an Polizei während einer sehr kleinen und in meinen Augen völlig harmlosen Demonstration von Klimaschützer:Innen in keinster Weise nachvollziehen. Zudem missfällt mir sehr die doch recht augenfällige Verschleuderung meiner Steuergelder. Vielleicht kann mir jemand hieb- und stichfest und möglichst sachlich erklären, warum Menschen, die sich die Bewahrung und den Schutz unseres Planeten auf die Fahnen geschrieben haben, mit einem Übermass an Polizeikräften förmlich erdrückt werden, und das braune und verschwörungsschwurblerische Gesindel oftmals beinahe ungeschoren davon kommt – Vize-“Landesvater” mit eingeschlossen…
… Am Sonntag Vormittag um elf Uhr gab Bayerns Ministerpräsident Söder bekannt, dass er seinen Vize und Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger aufgrund der Hetzblatt-Affäre nicht entlassen wird…
… Was ihm aufgrund der Bayrischen Verfassung nur sehr schwer möglich gewesen wäre. Ein Ministerpräsident kann in Bayern einen Minister nicht des Amtes entheben (ich bin erst am Samstag Abend durch ein Interview mit dem Politikwissenschaftler Albert von Lucke in der BR24 Rundschau darüber aufgeklärt worden). Er würde dafür die mehrheitliche Zustimmung des Landtags benötigen. Die hätte er im Fall OberBierzeltSchreihals wahrscheinlich bekommen, doch dann hätten ihm die Freien Wähler unverzüglich die Koalition aufgekündigt. Das hätte auch das vorzeitige Ende der jetzigen “CS”U-Regierung und das Ende der Präsidentschaft von Marggus Söder bedeutet. Es sei denn, man hätte sich darauf geeinigt, die “CS”U mit Söder an der Spitze bis zur Wahl am 08.10.2023 in einer Minderheitenregierung mit Unterstützung der Oposition (auch der AfD wohlgemerkt, ein Umstand, den niemand von uns vermutlich bis dato auf dem Schirm hatte!!!) zu dulden…
… Eine Situation, die eben angesichts dessen, dass in fünf Wochen in Bayern der Landtag neu gewählt wird, doppelt so tricky wäre wie ohnehin schon. Wobei eine Entscheidung a la “Hubsi, scher dich zum Teufel, ich will so etwas wie dich nicht in meiner Regierung haben, ich will kein braungefärbtes Geschwafel und keinen Antisemitismus in meinem Land, ich zieh das jetzt ohne dich durch, um ein deutliches Zeichen zu setzen, verdammt noch mal!” der deutliche Beweis dafür gewesen wäre, dass der Marggus doch so etwas wie Rückgrat und Chuzpe sein eigen nennt. Aber da war Marggus’ Angst vor Machtverlust und das taktische Bestreben, auf Zeit zu spielen doch stärker. Zudem – wäre fünf Wochen lang auf die Unterstützung der AfD angewiesen zu sein nicht mindestens genauso übel wie dieses 35 Jahre alte widerwärtige Hetzblatt? Und eines ist so sicher wie das Amen in der Kirche – die Blaunen hätten das weidlich ausgenutzt! Zudem hätte er dann im OberBierzeltSchreihals und seinen Freien Wählern Feinde fürs Leben, daraus hätte sich eine verdammt ungute chaotische, politische und gesellschaftliche Gemengelage ergeben können…
… Die 25 Fragen und Oiwongers Antworten dazu sind zeitgleich mit Söders Pressekonferenz am Sonntag Vormittag um elf Uhr online gegangen. Hier zum Nachlesen:…
… Mein Fazit: Viel Herumgeeiere, noch immer zu viele Gedächtnislücken, und auch etliche widersprüchliche Antworten…
… Da der Hubsi Schirmherr der wunderbaren Veranstaltung “Die große Pferde- und Kutschengala” im Park von Schloss Schleißheim ist, tauchte er dort am Nachmittag während der Parade auf. Man reichte ihm ein Mikrophon auf den Kutschbock, und er hielt eine Rede, die ich als ziemlich hohl und teilweise lächerlich empfand. Die Hetzblatt-Affäre erwähnte er nicht – vermutlich war ihm das Publikum zu nüchtern. Man spendete ihm Applaus und “Hubert! Hubert!”-Rufe wurden laut. Es gab auch einige Pfiffe und “Buh!”-Rufe – ganz laute kamen natürlich von mir… 😉
… Ist dies das Ende der Hetzblatt-Affäre? Das hätte man wohl zu gerne! Ich hoffe, dass es genügend Mitmenschen gibt, die das nicht zulassen werden. “Immer, wenn Gras über eine Sache gewachsen ist, kommt ein Kamel und frisst es wieder weg.”, heisst es so schön. Ich wünsche mir bezüglich des OberBierzeltSchreihalses und seines widerwärtigen Schmierblatts ganz viele hungrige Kamele…
… Man sollte das dem Hubsi vor seiner nächsten weinerlichen Bierzelt-Opfer-Elegie mal ordentlich um die Ohren hauen (Netzfund):…
… umbrandeten Aiwanger, als er am Freitag das Bierzelt des Karpfhamer Volksfestes durchschritt. Vom Rednerpult aus bedankte er sich offentsichtlich gerührt für den starken Zuspruch und die rückhaltlose, ungebrochene Unterstützung seiner Parteifreunde. “Danke für diesen wunderbaren Empfang, das tut mir gut!”, rief er in die Menge. “Das Flugblatt war scheußlich, das ist nicht wegzudiskutieren.” Und nach dieser Bemerkung präsentierte er sich sogleich wieder als Opfer einer mutwilligen und “widerlichen Schmutzkampagne”, schwadronierte verschwörungsschwurblermäßig, man wolle seine “berufliche Existenzvernichtung, um die Grünen in die Landesregierung zu bringen.”…
… In den Bierzelten landauf landab ist der Vize-Ministerpräsident zuhaus, da fühlt er sich wohl, inmitten geröteter Gesichter, inmitten vom Alkoholdunst umflorter Menschenmengen, die ohne Zweifel großenteils schon um etliches mehr als nur eine Maß intus haben. In dem Zustand flachen gerne bei Vielen das logische und das kritische Denken ab, das Gefühl für Anstand, Zurückhaltung, die Werte der Demokratie und Ethik – und so was kommt dem Bayrischen OberBierzeltSchreihals höchst zupass…
… Während Hubsi das Bad in der Menge genoss, forderte Marggus Söder ihn auf, den 25-Fragen-Katalog, der ihm vor zwei Tagen zugestellt worden war, möglichst zügig zu beantworten, “am besten noch heute!” (Freitag, 01.09.)…
… Und während Aiwanger von der verschwörerischen Schmutzkampagne gegen ihn schwurbelte, wurde ein weiteres, ekelerregendes Detail aus seiner Schulzeit bekannt. In einer eidesstattlichen Erklärung berichtete eine ehemalige Schulkameradin, Bayerns OberBierzeltSchreihals hätte auf die Innenseite eines Schulordners klar und deutlich lesbar geschrieben gehabt: “Schwarzbraun ist die Negersau!” Ich muss mich grade ganz energisch am Riemen reissen, um nicht verbal sehr böse und ausfallend zu werden…
… Er sei seit Jahrzehnten kein Antisemit und kein Extremist mehr, so hatte Aiwanger Anfang der Woche verlauten lassen. Was eigentlich zweifelsfrei impliziert, dass er früher mal einer gewesen ist. Und das ist er in meinen Augen immer noch. Denn wer die Menge mit Sätzen wie “die schweigende Mehrheit der Deutschen muss sich die Demokratie zurückholen!” (12.06. in Erding) unter viel Beifall anwesender AfDler und “Querdenker:Innen” aufzuwiegeln versucht, und mit derben und populistischen Sprüchen polarisiert, ist ganz klar ein Extremist! So jemand sollte nie und nimmer ein hohes politisches Amt in unserem demokratischen Staat bekleiden dürfen! Und jemand, der zum Ausdruck bringt, dass die Shoah als Instrument der Schmutzkampagne gegen ihn missbraucht würde, ist ein Antisemit hoch Zehn…
… Ich empfinde diese Hetzblatt-Affäre in all ihren widerlichen Facetten und Enthüllungen mittlerweile als entsetzlichen, permanent Übelkeit erregenden Albtraum. Ich hoffe so sehr auf ein baldiges Ende, auf eine Entscheidung, die den demokratischen Werten unseres Landes entspricht. Eine Entscheidung, die deutlich macht, dass Hass, Hetze, Ausgrenzung, Diskriminerung von Minderheiten, rechtes Gedankengut, braune Gesinnung, Antisemitismus und Verschwörungsschwurbeleien hier nichts zu suchen haben…
… Am Freitag, 01.09. gegen 22:25 Uhr hat die Bayrische Staatskanzlei den Eingang der Antworten des niederbayrischen Bierzelt-Trumps auf die 25 Fragen bestätigt, die ihm schriftlich nach dem Sonder-Koalitionstreffen am Montag, 28.08. zugestellt wurden. Mit großer Spannung wird die Entscheidung Söders in der Causa Hetzblatt erwartet…
… Dass er solch einen Spruch mal getwittert hat, daran kann sich der Hubsi mit Sicherheit auch nicht mehr erinnern. Muss wohl der Bruder gewesen sein. Oder die Schwester…
… Und wieder kann es der Bayrische OberBierzeltSchreihals nicht lassen, sich am Ende seiner kurzen Ansprache am 31.08. frühabends als Opfer hinzustellen. Das erinnert so sehr an die Taktik der Blaunen, auf empörende Skandale zu reagieren, dass es mir ehrlich gesagt schwer fällt, dieser Entschuldigung Glauben zu schenken. Zumal auch die mittlerweile beeideten Zeugenaussagen hinsichtlich solcher Dinge wie Hitlergrüße, Judenwitze und menschenverachtende Aussprüche noch immer nicht seiner partielle Amnesie abgeholfen haben…
…. In einer Woche wird eine Sondersitzung des Bayrischen Landtags zur Hetzblatt-Affäre stattfinden. Bis dahin hat der Hubsi Zeit, den 25-Fragen-Katalog zu bearbeiten, der ihm gestern im Auftrag von Ministerpräsident Söder zugestellt worden ist…
… Laut Meldung des “Spiegel” vom 31.08. habe der OberBierzeltSchreihals sich bereits 2008 bei Horst Seehofer über angebliche Recherchen der “Christlich Sozialen” Union zu seiner Schulzeit und seiner damaligen politischen Ausrichtung beschwert. Das legt den Schluss nahe, dass man in der CSU bereits seit siebzehn Jahren Kenntnisse über den/die antisemitischen Handzettel in Aiwangers Schultasche und seine höchst fragwürdigen damaligen Äußerungen hat. Interessant, was da im Laufe der Zeit so alles ans Licht kommt…
… sei es nun schon her, das leidige Gewese um das antisemitische Hetzblatt Aiwangers. Das würde doch gar nicht mehr zählen, sei längst schon Schnee von gestern, das solle man doch bitteschön nun endlich begraben und auf immer ruhen lassen. So argumentieren die Unterstützer:Innen von Bayerns OberBierzeltSchreihals…
… Nein, an dieser furchtbaren Geschichte muss man mit aller Hartnäckigkeit dranbleiben! So denke ich, und nicht nur ich! Wenn dem so wäre, dass die Vergangenheit eines Menschen in seinem Berufsleben nicht zählen sollte, warum muss dann jede/r Arbeitnehmer:In bei Bewerbungen für eine neue Stelle einen ausführlichen Lebenslauf und Zeugnisse vorlegen? Warum forscht dann eine erkleckliche Anzahl Arbeitgeber:Innen bei früheren Chefs über das Verhalten der Bewerber:Innen in der Vergangenheit nach? Und da geht es bei weitem nicht nur um die fachlichen Qualitäten, sondern auch um Charakterzüge und das menschliche Verhalten!…
… Jedes Regierungsmitglied ist im Grunde genommen ein/e Arbeitnehmer:In seines Volkes! Es wird von unseren Steuergeldern bezahlt und hat in unserem Auftrag nach bestem Wissen und Gewissen für unser Wohlergehen zu sorgen und Schaden von uns abzuwenden. Es ist sowohl unsere Pflicht als auch unser gutes Recht, über den ausführlichen Lebenslauf und die charakterliche Eignung unserer Arbeitnehmer:Innen in der Landes- und auch Bundesregierung Bescheid zu wissen. Bis ins letzte Detail. Ich persönlich möchte mein Schicksal als Bürgerin und die Geschicke meines Landes nicht in den Händen eines Menschen wissen, der eine derart stinkende Leiche im Keller über Jahrzehnte hinweg verborgen hat, und sich nun, nachdem das ans Licht gekommen ist, feige windet wie ein getretener Wurm. Und ich bin mir ganz sicher, dass ich mit dieser Einstellung nicht alleine bin!…
… Mittlerweile scheint nach tagelangem erstarrtem Schweigen ein richtiger Dammbruch erfolgt zu sein. Immer mehr Menschen aus dem schulischen Umfeld Aiwangers melden sich zu Wort. Und immer ekliger werden die Details. Von mehrfachen Hitlergrüßen Hubsis an seine Klassenkamerad:Innen ist da die Rede. Und davon – Pfui Teufel! -, dass er nach dem Besuch einer KZ-Gedenkstätte während eines Ausflugs einen entsetzlichen Judenwitz erzählt haben soll. Dass er ein Exemplar von Hitlers “Mein Kampf” mit sich geführt haben soll. Dass er sich auch ansonsten nicht grade zimperlich geäußert haben, Ausländer:Innen als Kanaken, Homosexuelle als Schwuchteln, Arbeitslose als faules Gesindel bezeichnet haben soll. Der Süddeutschen Zeitung und dem Bayrischen Rundfunk liegen mittlerweile einige beeidete Aussagen vor…
… Bayerns OberBierzeltSchreihals scheint nun an jener partiellen Amnesie zu leiden, die seit einigen Jahren schon immer häufiger Politiker:Innen in Bedrängnis zu befallen scheint. Er kann sich an nichts mehr erinnern, an keinen Hitlergruß, keinen menschenverachtenden Judenwitz, keine diskriminierenden Äußerungen, nicht daran, ob er die Hetzblätter, die in seiner Schultasche gefunden wurden, nun eingesammelt oder verteilt hat, auch nicht an das Strafreferat. Sehr zupass kommt es Aiwanger nun natürlich auch, dass laut neuesten Meldungen in dem Gymnasium, welches er vor 35 Jahren zusammen mit seinem Bruder Helmut besuchte, angeblich keinerlei Unterlagen aus dieser Zeit mehr vorhanden sein sollen…
… Der bayrische Vize-Ministerpräsident und Wirtschaftsminister hat für mich jegliche Glaubwürdigkeit verloren. Und ich finde, wir sollten bei der bayerischen Landtagswahl am 08. Oktober auch an einer partiellen Amnesie leiden, und uns nicht mehr an einen OberBierzeltSchreihals namens Aiwanger bzw. seine Partei, die Freien Wähler, erinnern…
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