… Frankie ist ein etwas zerfledderter, magerer Straßenkater, der am Rande eines Dorfes ganz oben auf der Müllkippe unter einer umgekippten alten Badewanne haust. Eines Tages, als er wie gewohnt auf dem schönen, warmen Großen Weg einher spaziert – “schlawenzel, schlawenzel” -, beobachtet er, wie sich in einem verlassenen Haus ein Mann, der auf einem Stuhl steht, einen ganz dicken Faden, der an der Zimmerdecke befestigt ist, um den Hals legt. Frankie liebt Fäden, und so ist er ganz fasziniert von jenem Mann, bis dieser ihn entdeckt und sein Vorhaben, sich zu erhängen, vorerst aufgibt. Wenig später zieht der kleine Kater bei dem tieftraurigen Selbstmordkandidaten ein, und eine ganz wunderbar erzählte, mal melancholische, mal ungemein komische Geschichte entwickelt sich…
… Frankies Erzählweise ist recht salopp, gleitet aber nie ins Primitive ab. Auch die sehr erheiternden Stellen sind niemals platt und abgedroschen. Im Laufe der Lektüre lernt man nicht nur Frankies Sicht der Dinge und Charakterzüge näher kennen, sondern auch Richard Gold, den lebensmüden Schriftsteller, sowie die Freunde des Katers, das Muskulöse Eichhörnchen und den Professor, einen uralten, dreibeinigen Dackel, und natürlich seine große Liebe, die zauberhafte Katzendame Puschnelka Schnurrilenko…
… Übrigens – Frankie kann außer mehreren Tiersprachen auch “Menschisch”. Wie alle Katzen. Die ihre Sprachkenntnisse allerdings zumeist sehr geschickt vor uns Zweibeinern verbergen. Gemäß der drei obersten Grundregeln im Umgang mit Menschen, die ihnen stets gleich nach der Geburt eingebleut werden: 1. Dumm stellen, 2. Dumm stellen, 3. Dumm stellen… 😉
… Eine kleine Leseprobe:…
… „Ich glaub, das wär nix für mich.“
„Was, Frankie?“
„Na, so’n Lebenssinn. Erst mal muss man ihn finden. Und dann muss man drauf aufpassen, damit man ihn nicht verliert. Und hat man ihn verloren, so wie du jetzt, dann denkt man die ganze Zeit darüber nach, wo er hin is’. So ein Lebenssinn macht nur Ärger. Meine Meinung. Und am Ende hat man kaum noch Zeit für andere Sachen.“
„Was denn für andere Sachen?“
„Na, spielen, lauschen, rumschnüffeln. Ich mag es, über den großen Weg zu latschen, wenn der Asphalt schön warm is’. Oder einer Biene zuzuhören, die mit dem Rüssel in ner Blüte steckt. Und dann muss ich ja auch noch in der Sonne liegen und in den Himmel schauen. So wie jetzt.“
„Das ist Nichtstun.“
„Das ist nicht nichts.“…
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… Es gibt kein richtiges Happy End, das hätte meiner Meinung nach die schöne und anrührende und erheiternde Geschichte verdorben, doch einen Schluss mit Hoffnung…
… Verfasst hat dieses ganz wunderbare kleine Buch, auf das ich rein zufällig neulich in der Stadtbib. aufmerksam geworden bin, der Journalist und Schriftsteller Jochen Gutsch, tatkräftigen Beistand hat ihm dabei Maxim Leo geleistet, seines Zeichens Journalist und Drehbuchautor…
… Ich habe in diesem Lesejahr schon einige sehr feine Bücher geschmökert – und “Frankie” gehört definitiv dazu. Die herzerwärmende Erzählung des kleinen Straßenkaters ist nicht nur für Katzenfans ein wahrer Genuss…