Marthas Momente-Sammlung

Glück ist die Summe schöner Momente

Von den Horse Guards zum Trafalgar Square…

… Das Gebäude der Horse Guards am östlichen Ende des St. James’s Park ist mit Ausnahme des nahen Banqueting House das einzige Überbleibsel des riesigen Palace of Whitehall, der von 1530 bis Ende des 17. Jahrhunderts die Hauptresidenz der britischen Monarchen gewesen war. Er umfasste 1.500 Räume und galt bis zu seiner Zerstörung durch einen verheerenden Brand als eines der größten Schlösser Europas. Horse Guards ist bei formellen Anlässen der Eingang zum St. James’s Palace, der mittlere Torbogen darf ausschließlich von Mitgliedern der Königlichen Familie durchfahren werden. Es dient bis heute der berittenen Garde als Quartier. Bis 1904 war in diesem Gebäude der Generalstab der britischen Armee untergebracht…

 

… Zwischen Horse Guards und dem St. James’s Palace befindet sich der weitläufige Platz der Horse Guards Parade. Früher wurden dort Ritterturniere ausgetragen, heute finden beeindruckende Militärparaden statt. Vielen ist dieser Platz durch die stets im Juni stattfindenden Geburtstagsparaden für die Queen Elisabeth II. mit Schaugefechten und Aufmärschen ein Begriff…

 

… Vor den Horse Guards versehen schmuck uniformierte berittene Wachen ihren Dienst. Sie werden alle zwei Stunden abgelöst. Dennoch – so meine Meinung – ist das doch andauernde Stehen für die Pferde nicht unbedingt artgerecht. Auch dass sich zahllose Touris natürlich eines Selfies wegen trotz mehrsprachiger neben den Wachhäuschen angebrachter Warnungen vor Bissen und Tritten häufig überfallartig an die Tiere anwanzen, finde ich grenzwertig. Während meines Aufenthalts in London warfen fünf Pferde während einer Übung auf der Horse Guards Parade durch irgend etwas erschreckt ihre Reiter ab und galoppierten blindlings kreuz und quer geraume Weile über die Whitehall und angrenzende Straßen, bevor sie eingefangen werden konnten. Mehrere Personen kamen dabei zu Schaden, eines der Rösser kollidierte mit einem Auto und verletzte sich schwer an der Brust…

 

… Ich schlenderte weiter die Whitehall entlang, und frönte dabei ein wenig meinem Faible für stattliche Gebäude, schmale Gassen und Londoner Pubs (mit den Pub-Fotos, die ich während meiner fünf Tage in London geschossen habe, könnte ich locker einen stattlichen Ordner füllen 😉 )…

 

… Der 1820 geschaffene Trafalgar Square ist so weitläufig, dass ich beim kompletten Ablichten desselben mit meinem Lieblings-Reise-Objektiv, dem 18-300er (von mir gerne wegen seiner Vielseitigkeit als eierlegende Wollmilchsau bezeichnet 😉 ) an meine Grenzen stieß, obwohl diese kleine „Tüte“ auch eine Weitwinkel-Funktion ihr eigen nennt…

… Bei Bauarbeiten in den fünfziger Jahren kamen erstaunliche Ablagerungen aus der letzten Warmzeit vor ca. 12.500 Jahren zutage, unter anderem die Überreste von Höhlenlöwen, Waldelefanten, Nashörnern und Flusspferden. Ein Zeichen dafür, dass das Gebiet, auf dem sich seit über 2.000 Jahren London befindet, auch vor Urzeiten schon eine recht fruchtbare Gegend gewesen sein musste…

… Der Platz wird eindeutig von der hohen Säule beherrscht, die dem berühmten britischen Admiral Horatio Nelson gewidmet ist, als Anerkennung für den Sieg der Engländer über die Franzosen und Spanier bei Kap Trafalgar nahe der andalusischen Provinz Cadiz im Jahr 1805. Sie ist mit 51 Metern genauso hoch wie Nelsons Flaggschiff „Victory“ vom Kiel bis zur Mastspitze maß. Diese Seeschlacht läutete die mehr als einhundert Jahre währende Vorherrschaft der Briten auf den Weltmeeren ein, und trug indirekt zu Napoleons Niederlage auf dem Festland bei. Nelson starb während der Seeschlacht und wurde in der Westminster Abbey beigesetzt…

 

… An den südlichen Ecken des Platzes befinden sich vier Sockel. Drei davon werden von den Standbildern berühmter englischer Kriegsherren gekrönt. Der vierte blieb bis 2022 Statuen und Werken wechselnder Bildhauer vorbehalten. Seitdem wird sie vom  Antelope genannte Werk des malawischen Künstlers Samson Kambalu geziert. Es zeigt den schwarzafrikanischen Geistlichen, Missionar und Freiheitskämpfer John Chilembwe mit dem englischen Priester John Chorley und ist vielen konservativen Engländer:innen, die nicht gewillt sind, sich kritisch mit der jahrhundertelangen Geschichte der Kolonialisierungen Großbritanniens auseinander zu setzen, seitdem ein steter Dorn im Auge…

 

… Und das hier kennen manche Leser:innen ja bereits: Es ist die kleinste Polizeistation der Welt, die sich am Ostende des Trafalgar Squares befindet…

 

… Inzwischen war es fortgeschrittener Nachmittag, ich hatte mich ordentlich müde geguckt und gewandert, und hielt nach einer Gelegenheit Ausschau, möglichst ohne viel Umstände zurück nach Kings Cross zu gelangen. Das Glück war mir hold, unweit der winzigen Polizeistation war eine Haltestelle der Linie 91. Trotz Rush Hour war ich eine gute halbe Stunde später zurück im Hotel und nahm mein Zimmer in Beschlag…

… Demnächst erzähle ich euch weiter von meinem London-Aufenthalt… 😉

… Habt noch einen schönen Tag, ihr Lieben!…


22 Antworten zu “Von den Horse Guards zum Trafalgar Square…”

  1. Beeindruckend – und deine Meinung zu den zwei Stunden lang an einem Platz stehenden Pferden teile ich 100%. Tradition ist eine schöne Sache, aber manchmal sollte man sich darüber Gedanken machen, ob man nicht was ändern könnte.
    VG – bis zum nächsten Bericht….
    Christa

    • Für Pferde ist es ja doch sehr unnatürlich, stundenlang quasi bewegungslos auf einem Fleck zu verharren. Beobachtet man sie eine Weile, wenn sie sich auf der Weide befinden, dann sind sie eigentlich beständig in Bewegung, außer sie mustern die Umgebung oder schlafen.
      Liebe Grüße!

  2. Vielen Dank Martha für die schönen Bilder und erklärenden Texte dazu. Wie war es eigentlich mit der Anzahl an Touristen? Hielt es sich in Grenzen oder war es sehr überlaufen?
    Liebe Grüße, Roland

    • Sehr gerne, lieber Roland. – An manchen Ecken wie z. B. dem Parliament, dem Tower und Camden Town und auch dem British Museum waren die Touris geballt anzutreffen, im Großen und Ganzen haben sie sich aber in dieser riesigen Stadt schon recht verlaufen.
      Liebe Grüße!

  3. Eigentlich ist es auch für Menschen unnatürlich stundenlang unbeweglich zu stehen. Aber gut, diejenigen welchen haben sich das selbst ausgesucht.

    • Das stimmt. Manchmal hat man allerdings keine andere Wahl, als sich für einen solchen Job zu entscheiden. Wenn man z. B. für den Beruf, für den man einst hervorragend ausgebildet wurde, zu alt oder zu anfällig geworden ist. Da muss man sich halt dann tagein tagaus z. B. in einem Museum die Füße platt stehen. 😉

  4. Ein interessanter Bericht, liebe Martha, und schoene Bilder. Ach ja, London! Wie oft war ich schon da [zum ersten Mal 1961] und wie gerne moechte ich wieder hin!
    Zu den Pferden der Horse Guards teile ich Deine Meinung voll und ganz. Ich finde, das grenzt an Tierquaelerei.
    Liebe Gruesse,
    Pit

    • Danke, lieber Pit! – Ich war zum allerersten Mal Mitte der Siebziger dort, und dann gleich zweimal innerhalb eines halben Jahres, weil mich da schon diese Stadt so begeisterte. Ich habe übrigens über die Weihnachtsfeiertage schon ein Zimmer reservieren lassen und suche nun nach günstigen Flügen. 😉
      Wie @Christa vorhin bemerkt hat, man muss nicht sämtliche Traditionen aufrecht halten. Diese Wachposten sind wegen ihrer malerischen Uniformen auch ohne Pferde wahre Hingucker.
      Liebe Grüße!

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