Marthas Momente-Sammlung

Glück ist die Summe schöner Momente

Il Burchiello – auf dem Brenta-Kanal von Venedig nach Padua (5)…

… Nachdem der italienische Adelige Avise Pisani 1735 zum 114. Dogen von Venedig ernannt worden ist, beauftragte er den noch sehr jungen Architekten Francesco Maria Preti mit dem Bau einer kolossalen, barocken, vierflügeligen Villa mit 114 Zimmern und zwei Innenhöfen auf dem vor langer Zeit in der Nähe der Ortschaft Stra (etwa acht Kilometer von Padua entfernt) von der Familie erworbenen großen Grundstück…

… Im Jahr 1807 wurde die Villa Pisani von Napoleon erworben, der allerdings nur ein einziges Mal dort genächtigt, und das Anwesen mit der etwas abfälligen Bemerkung bedacht hatte: „Es ist für einen Grafen zu groß, aber für einen König zu klein.“ Später gehörte sie den Habsburgern, danach dem Hause Savoyen. Seit 1882 ist Pisani ein italienisches Nationaldenkmal…

… Wunderschön ist nicht nur das Innere des Schlosses, sondern auch der weitläufige Park. Da wir aufgrund des Giro d’Italia eine gute halbe Stunde Verspätung hatten, beschränkte die Reiseleiterin unseren Besuch allerdings – zumindest vorläufig – auf das Innere der Villa Pisani…

… Das Schloss ist so weitläufig, dass ich selbst mit dem Weitwinkel-Objektiv lediglich den Mittelteil erfassen konnte:…

Il Burchiello - Brenta-Kanal-86

Il Burchiello - Brenta-Kanal-87

… Blick auf den riesigen Park. Das Gebäude im Hintergrund ist nicht etwa ein kleineres Schloss, sondern die Pferdestallungen…

Il Burchiello - Brenta-Kanal-97

… Der Ballsaal im Obergeschoss der Villa Pisani – 34 m lang, 14 m breit, und 14 m hoch. Die Gemälde sind von Tiepolo, es waren die letzten, die er vor seiner Übersiedelung nach Madrid geschaffen hatte. Sie zeigen den glorreichen und erfolgreichen Werdegang der Familie Pisani…

… Zurück an Bord stellte uns die Reiseleiterin vor die Alternative, entweder das Boot hier in Stra zu verlassen, auf eigene Faust (allerdings bei strömendem Regen) den Schlosspark zu erkunden, und dann mit dem Linienbus nach Venedig zurück zu fahren, oder bis Padua an Bord zu bleiben. Ich entschloß mich für letzteres, was ich aber ehrlich gesagt bei einer Wiederholung dieser Kanalfahrt nicht mehr tun würde. Denn die restliche Strecke bis zur Anlegestelle nahe des historischen Zentrums von Padua gestaltete sich als überraschend langweilig. Die Ufer des Kanals ragten beiderseits so hoch, dass man auch auf dem Aussichtsdeck keinerlei Ausblick auf die Landschaft ringsum hatte. So konnte man nichts weiter tun, als die letzte Stunde des Ausflugs lesend, Kaffee trinkend und träumend zuzubringen. Von der Anlegestelle in Padua erreichte ich nach etwa zehn Minuten Fußmarsch die Haltestelle des Express-Busses, der mich dann binnen einer guten halben Stunde zurück in die Altstadt Venedigs brachte…

… Zurück in Venedig geriet ich, während ich mit einem Vaporetto der Linie 1 durch den Canale Grande Richtung Lido di Venezia gondelte, in ein zünftiges Unwetter. Blitze zuckten ohrenbetäubend laut donnernd und grollend quer über den nachtschwarzen Himmel, es fiel gefühlt mehr Wasser vom Himmel, als sich unter dem Rumpf des Schiffes befand, der Wasserbus durfte aufgrund von Sturmwarnungen lediglich im Schneckentempo fahren. Als wir die Haltestelle Arsenale passierten, juckte es mich in den Fingern, die wunderschön beleuchtete „Amerigo Vespucci“ zu fotografieren, doch wegen des hohen Seegangs bestand leider nicht die geringste Chance, ein wenigstens halbwegs scharfes Bild zustande zu bringen…

… Nach dieser langen und höchst interessanten Tour auf dem Brenta-Kanal ließ ich spätabends den Tag mit einem kleinen Glaserl Rotwein in meinem Hotelzimmer sanft ausklingen…


16 Antworten zu “Il Burchiello – auf dem Brenta-Kanal von Venedig nach Padua (5)…”

  1. Eine unglaubliche Pracht! Und Padua hast du dann gar nicht gesehen? Eine schöne, quirlige Studentenstadt, die wir allerdings teilweise auch im Regen erlebt haben.

    • Wenn es nicht gar so entsetzlich geregnet hätte, liebe Ingrid, dann hätte ich mich trotz des langen Tages noch auf die Strümpfe gemacht, um wenigstens ein paar Stündchen lang Padua zu erkunden… Aber Anfang September werde ich wieder nach Venedig reisen, um mir die Regatta Storica anzusehen, und dann einen Abstecher nach Padua machen. Ich weiß ja jetzt auch, wie man am schnellsten dorthin gelangen kann. 😉

  2. Ein sehr erlebnisreicher aber auch anstrengender Tag. Die letzte Bootsfahrt wäre mir allerdings wohl nicht gut bekommen. Mir wird schon schlecht, wenn ich von hohem Wellengang lese 🙂

    • Ich habe zum Glück – obwohl ich eine reine Landpomeranze bin – so etwas wie Seebeine. 😉 So richtig schön wurde eine Fahrt in einem Wasserbus immer erst dann, wenn die Wellen hoch und unruhig wogten. 😉

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