… So lautet der Begriff, den der liebe Roland in der 32. Folge seiner interessanten allwöchentlichen Blog-Challenge diesmal mit einem Bild umgesetzt sehen will…
… Die Brenta ist ein ca. 174 km langer Fluss, der in der Nähe von Trient entspringt. Bis ins 15. Jahrhundert mündete er in der Lagune von Venedig, wurde dann jedoch in den Süden von Chioggia umgeleitet, weil er sehr viel Schwemmmaterial mit sich führte, und La Serenissima zu verlanden drohte. Aus dem alten Flussbett, das man mit etlichen Schleusen versah, wurde nicht nur ein wichtiger Kanal, der Venedig mit Padua verband, sondern auch ein Refugium für den venezianischen Hochadel. Mehr als fünfzig Villen, Schlösser, Land- und Gutshäuser säumten die Ufer des Gewässers. In den lauen Sommernächten ließ man sich gerne in Burchielli – überdachten, großen Gondeln – im Fackelschein von Fest zu Fest treiben…
… Heutzutage kann man an Bord eines großen Ausflugsschiff den Brenta-Kanal entlangschippern. Etliche der prachtvollen Bauwerke hat man sorgfältig restauriert, wieder andere hätten eine umfassende Renovierung dringend nötig, und so manches einstmals strahlend schöne Gebäude ist leider dem Zerfall preisgegeben worden…
… So auch diese Ruine hier. Wie mag es in ihren Räumen früher wohl ausgesehen haben? Wer waren die einstigen stolzen Besitzer:Innen? Was für bunte, die Phantasie beflügelnde, faszinierende Geschichten diese Mauerreste wohl erzählen würden, wenn sie der Sprache mächtig wären?…
… Nachdem der italienische Adelige Avise Pisani 1735 zum 114. Dogen von Venedig ernannt worden ist, beauftragte er den noch sehr jungen Architekten Francesco Maria Preti mit dem Bau einer kolossalen, barocken, vierflügeligen Villa mit 114 Zimmern und zwei Innenhöfen auf dem vor langer Zeit in der Nähe der Ortschaft Stra (etwa acht Kilometer von Padua entfernt) von der Familie erworbenen großen Grundstück…
… Im Jahr 1807 wurde die Villa Pisani von Napoleon erworben, der allerdings nur ein einziges Mal dort genächtigt, und das Anwesen mit der etwas abfälligen Bemerkung bedacht hatte: “Es ist für einen Grafen zu groß, aber für einen König zu klein.” Später gehörte sie den Habsburgern, danach dem Hause Savoyen. Seit 1882 ist Pisani ein italienisches Nationaldenkmal…
… Wunderschön ist nicht nur das Innere des Schlosses, sondern auch der weitläufige Park. Da wir aufgrund des Giro d’Italia eine gute halbe Stunde Verspätung hatten, beschränkte die Reiseleiterin unseren Besuch allerdings – zumindest vorläufig – auf das Innere der Villa Pisani…
… Das Schloss ist so weitläufig, dass ich selbst mit dem Weitwinkel-Objektiv lediglich den Mittelteil erfassen konnte:…
… Blick auf den riesigen Park. Das Gebäude im Hintergrund ist nicht etwa ein kleineres Schloss, sondern die Pferdestallungen…
Im Schlafzimmer des ital. Königs Vittorio Emmanuele II.
Im Schlafzimmer des ital. Königs Vittorio Emmanuele II.
Napoleons Prunkbett
… Der Ballsaal im Obergeschoss der Villa Pisani – 34 m lang, 14 m breit, und 14 m hoch. Die Gemälde sind von Tiepolo, es waren die letzten, die er vor seiner Übersiedelung nach Madrid geschaffen hatte. Sie zeigen den glorreichen und erfolgreichen Werdegang der Familie Pisani…
… Zurück an Bord stellte uns die Reiseleiterin vor die Alternative, entweder das Boot hier in Stra zu verlassen, auf eigene Faust (allerdings bei strömendem Regen) den Schlosspark zu erkunden, und dann mit dem Linienbus nach Venedig zurück zu fahren, oder bis Padua an Bord zu bleiben. Ich entschloß mich für letzteres, was ich aber ehrlich gesagt bei einer Wiederholung dieser Kanalfahrt nicht mehr tun würde. Denn die restliche Strecke bis zur Anlegestelle nahe des historischen Zentrums von Padua gestaltete sich als überraschend langweilig. Die Ufer des Kanals ragten beiderseits so hoch, dass man auch auf dem Aussichtsdeck keinerlei Ausblick auf die Landschaft ringsum hatte. So konnte man nichts weiter tun, als die letzte Stunde des Ausflugs lesend, Kaffee trinkend und träumend zuzubringen. Von der Anlegestelle in Padua erreichte ich nach etwa zehn Minuten Fußmarsch die Haltestelle des Express-Busses, der mich dann binnen einer guten halben Stunde zurück in die Altstadt Venedigs brachte…
… Zurück in Venedig geriet ich, während ich mit einem Vaporetto der Linie 1 durch den Canale Grande Richtung Lido di Venezia gondelte, in ein zünftiges Unwetter. Blitze zuckten ohrenbetäubend laut donnernd und grollend quer über den nachtschwarzen Himmel, es fiel gefühlt mehr Wasser vom Himmel, als sich unter dem Rumpf des Schiffes befand, der Wasserbus durfte aufgrund von Sturmwarnungen lediglich im Schneckentempo fahren. Als wir die Haltestelle Arsenale passierten, juckte es mich in den Fingern, die wunderschön beleuchtete “Amerigo Vespucci” zu fotografieren, doch wegen des hohen Seegangs bestand leider nicht die geringste Chance, ein wenigstens halbwegs scharfes Bild zustande zu bringen…
… Nach dieser langen und höchst interessanten Tour auf dem Brenta-Kanal ließ ich spätabends den Tag mit einem kleinen Glaserl Rotwein in meinem Hotelzimmer sanft ausklingen…
… Zwischen Malcontenta und Stra, dort stand ein Besuch der imposanten Villa Pisani noch auf dem Programm, hätte ich manchmal so viele Arme wie ein Tintenfisch und so viele Augen wie eine Spinne benötigt, um ja alles in mich aufnehmen zu können, manchmal reihten sich beiderseits des Kanals förmlich die mehr oder weniger gut erhaltenen Prachtbauten aneinander…
… Langsam und fast lautlos zog “Il Burchiello” dahin. Nach Mira und kurz vor Dolo passierten wir weitere Schleusen…
… Die werden übrigens vom Schleusenwärter nicht mehr mit dem Einsatz von viel männlicher Muskelkraft geöffnet und geschlossen, sondern mit dem interessanten, kleinen, gelben Kasterl hier:…
… So dramatisch sich die aufwirbelnde Gischt vor einer Weile für die kleinen Entlein erwiesen hatte – die Ibisse am Brenta-Kanal schienen davon durchaus zu profitieren. Schwerelos segelten sie herbei, sobald sie des Schiffes ansichtig geworden waren, ließen sich nahe des Ufers nieder und schauten gespannt, was die strudelnden Wasser Fressbares an die Oberfläche beförderten:…
… Inzwischen war es später Nachmittag geworden, und die letzte Besichtigung unserer wunderbaren Tour auf dem Brenta-Kanal stand an, die Villa Pisani nahe Stra…
… Die Villa Widmann, einige hundert Meter vor der Ortschaft Mira gelegen, die ihren Namen zu Ehren des Heiligen Nikolaus trägt, ist im Jahr 1719 im Auftrag der persischen Händlersfamilie Seriman vom Architekten Antonio Triali erbaut worden. Mitte des 18. Jahrhunderts ging das Anwesen in den Besitz der aus Kärnten stammenden Widmanns über, die Umbauten im Stile des Rokoko vornehmen ließen. Dank bester Beziehungen der Familie zu Kaiser Napoleon war die Villa eine der wenigen, die während des Italien-Feldzugs nicht der Zerstörung und Plünderung anheim gefallen ist…
… Im Gegensatz zu Malcontenta waren die wenigen Museums-Aufsichten in den Räumen der Villa Widmann so gar nicht pingelig, wir durften nach Lust und Laune fotografieren – sogar mit Blitz. Die Gemälde der im Obergeschoss umlaufenden Galerie wurden von einem Schüler Tiepolo’s geschaffen, ob der Meister selbst mit Hand angelegt hat, wird zwar häufig gemunkelt, ist aber keineswegs bewiesen. Tiepolo verwendete als Signum stets ein Paar grüner Papageien – er liebte diese Vogelart sehr – in der Villa Widmann hat man trotz höchst gründlicher Suche bislang aber noch nichts dergleichen gefunden…
… Beim Ablegen ereignete sich ein kleines Malheur – einige Entenküken gerieten in die schäumende Gischt des Heckantriebs unseres Schiffes, sie wurden wild durcheinander gewirbelt und fiepten gar jämmerlich, während am Ufer die Mutter völlig aufgelöst mit den Flügeln schlagend und durchdringend quakend auf und ab watschelte. Doch das Drama nahm ein glückliches Ende, als die Welle sich legte, schwammen alle Entlein zwar wohl ziemlich erschrocken doch unversehrt zurück ans Ufer, wo sie erleichtert von Mutter Ente in Empfang genommen wurden…
… Während wir durch sehr wechselhaftes Wetter – manchmal strahlte die Sonne sehr warm von einem beinahe wolkenlosen, tiefblauen Himmel, dann wieder prasselten ungestüme Regenschauer hernieder – den Kanal entlang Richtung Oriago glitten, um dort in einem feinen Fischrestaurant eine vorbestellte Mahlzeit einzunehmen, fiel mir auf, dass die kleinen Ortschaften und Gehöfte am Nordufer des Wasserlaufs mit rosa Luftballons, Schleifchen und allerlei anderem pinkfarbenen Zierrat gar fein herausgeputzt waren. Auch das Geländer des Oberdecks der “Il Burchello” war mit einer Tüllschärpe und üppigen kunstseidenen Schleifen geschmückt. Auf meine Nachfrage klärte die Reiseleiterin mich auf: “Der Giro d’Italia kommt heute noch hier vorbei. Wir sind seit Wochen allesamt schon völlig aus dem Häuschen, für uns ist das ein Großereignis, so wie eine Fußball-WM.”…
… Als wir gegen dreizehn Uhr in Oriago anlegten, hatte sich im Vorgarten der Pesceria bereits die gesamte Dorfprominenz versammelt, um bei zünftiger lauter Musik, üppig strömendem Bier und Prosecco und leckeren Cicchetti auf den vorbei wirbelnden Pulk der Radrennstars zu warten…
… Und dann, wir hatten nach einem kurzen Stünderl Fahrt grade wieder am Ufer festgemacht, um die Villa Widmann zu besichtigen, geschah es, der Giro d’Italia brauste einem gewaltig lärmenden Sturm gleich an uns vorbei, vorneweg ein Großaufgebot an Polizei, dann ein wuchtiger Lautsprecherwagen, der mit fetzigen, weithin schallenden Rhythmen einheizte, und dann drei sogenannte Ausreißer, die sich weit vom Pulk abgesetzt hatten (mehr konnte ich von dem Ereignis leider nicht ablichten, denn ich wurde von einem sehr eifrigen Landsmann und seiner noch eifrigeren Frau aus meiner schönen Pool-Position am Straßenrand zurück auf die Treppe zur Anlegestelle verdrängt)…
Unsere sehr kompetente Reiseführerin
… Kaum war mit ohrenbetäubendem Surren der Rennräder, Gehupe und Motorengedröhn der vielen Begleitfahrzeuge das sportliche Großereignis Richtung Oriago gerauscht, machten wir uns auf den Weg über die nunmehr wieder friedliche Straße, zur schönen Villa Widmann…
… Auf diese Ganztagestour bin ich per Zufall gestoßen, ich hatte im Vorfeld meiner Reise im Internet nach einer Fährverbindung zwischen La Serenissima und dem ja nur ca. 30 km entfernten Padua gesucht. Meine Mutter ist seit einer Italienreise im vergangenen Jahr von dieser Stadt begeistert und hat mir einen Besuch dort empfohlen. Doch dann stöberte ich das hier auf, und war sofort fasziniert…
… Die Brenta ist ein kleiner, etwa 174 km langer Fluß. Er entspringt in Norditalien, in der Nähe von Trient. Bereits im 16. Jahrhundert erkannten die Venezianer, dass die Unmengen an Schwemmmaterial, die das Gewässer beständig mit sich führte, in absehbarer Zeit die Lagune versanden lassen würde. So grub man der Brenta ein neues Bett – sie mündet seitdem ein wenig südlich von Chioggia ins Meer – dort werde ich hoffentlich während der Regatta Storica logieren. Aus dem alten Flußlauf wurde ein Kanal. Während des 17. und 18. Jahrhunderts erbauten sich zahlreiche venezianische Adelige stattliche Villen und Paläste an dessen Ufern. In den Anwesen verbrachte La Serenissima’s High Society die Sommerfrische, man gab in den lauen, mediterranen Sommernächten rauschende Feste, während derer man sich elegant gewandet auf sogenannten Burchielli, großen geschlossenen Gondeln, die entweder von zwei Männern am Bug und Heck gerudert oder von Treidelpferden gezogen wurden, von Gastgeber zu Gastgeber bugsieren ließ…
… Noch heute stehen längsseits des Brenta-Kanals mehr als 40 Villen. Manche davon sind in einem traurig verwahrlosten Zustand, die meisten jedoch wurden aufwändig restauriert, und zu Hotels und Tagungszentren umgestaltet, einige befinden sich nach wie vor in Besitz der adeligen Familien und können besichtigt werden…
… An Bord des modernen Passagierschiffs “Il Burchiello” kann man, geleitet von einer sehr kompetenten Reiseführung, einen ganzen Tag lang dem alten Zauber jener längst vergangenen Tage nachspüren…
… Das sind sozusagen die “Gallionsfiguren” des neuzeitlichen Burchello, es handelt sich dabei um einen Ausschnitt eines Gemäldes des großen Meisters Tiepolo, das in der Galerie der Villa Widmann zu sehen ist…
… Von der Haltestelle San Zaccharia unweit des Markusplatzes ging es frühmorgens durch den breiten Giudecca-Kanal Richtung Fusina, das unweit des nicht sehr fotogenen Industriegebiet Venedigs liegt. Bei Fusina passierten wir die erste von fünf Schleusen, sozusagen die Eingangstür zum Brenta-Kanal…
… Sehr gemächlich geht es dahin, rechterhand ist der Ausblick der Ausläufer des Industriegebiets wegen eher unschön, linkerhand ziehen ruhige Uferregionen, Alleen und weite Felder vorbei, immer wieder sind Ruinen zu sehen, vor etwa einem Jahr hatte ein furchtbarer Tornado die Gegend rund um den Brenta-Kanal heim gesucht, und viel Verwüstung angerichtet…
… Die “Il Burchiello” gleitet so sachte dahin, dass wir auf unserer Fahrt sogar von einem lässig joggenden Soldaten überholt werden…
… Eine gute Stunde später erreicht unser Schiff den kleinen Sprengel Malcontenta. Dort befindet sich nebst der ersten von insgesamt neun, teils sehr betagten, Drehbrücken auch die erste der Villen – Foscari – die wir besichtigen werden. Malcontenta heisst übrigens so viel wie “die Unzufriedene”. Es geht die Legende um, dass dieser Dorfname daher rührt, dass im 17. Jahrhundert einmal eine höchst widerspenstige und untreue Dame der Familie Foscari auf dem Landsitz viele Jahre lang eingekerkert gewesen sein soll. Die Foscaris hatten einstmals zu den angesehensten der venezianischen Republik gezählt – Francesco Foscari war ein großer Kriegsheld sowie Doge von La Serenissima gewesen…
… Malcontenta befindet sich nach wie vor in Händen der Foscaris. Im Inneren der Villa wird im Auftrag der Besitzer streng darauf geachtet, dass weder Fotos noch Filmaufnahmen gemacht werden. Aber das Anwesen, Mitte des 16. Jahrhunderts von dem damaligen Stararchitekten Andrea Palladio erbaut, bietet auch außen herum einige gute Motive…
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