… Schräge Vögel…
… In der Adlerwarte am Pfänder hausen zwei Geierdamen – Hedwig und Gertrud – die – nun, ja – etwas seltsame Gewohnheiten pflegen…
… Manchmal treten an den Westhängen des Bregenzer Hausbergs sogenannte Fallwinde auf, starke, talwärts strömende Luftbewegungen, die es kreisenden Raubvögeln schier unmöglich machen, Flughöhe zu gewinnen bzw. zu halten. Widerfährt dies dem jungen Geierweibchen Hedwig, dann lässt es sich in der Regel im Wirtsgarten einer kleinen Gaststätte am Fuß des Pfänders nieder. Die Bedienungen und die Wirtsleut‘ kennen die gefiederte Besucherin schon seit langem, und informieren per Telefon Hedwig’s Zweibeiner, die, um des Raubvogels Leidenschaft für’s Autofahren wissend, auch alsbald angebraust kommen. Gar fürnehm wird der Wagenschlag aufgehalten, damit Hedwig auf dem Beifahrersitz Platz nehmen kann, selbstredend muss das Fenster offen sein, damit Madame auch ausführlichst die vorbei ziehende Aussicht genießen kann…
… Ich denke, auch mit wenig Phantasie kann man sich die Gesichter der Passanten vorstellen, wenn das Auto der Falknerfamilie bergwärts vorüber zuckelt, und man sich unversehens einem ausgewachsenen Geier gegenüber sieht, der einen ungeniert und überaus interessiert von Kopf bis Fuß mustert…
… Geier sind nicht nur hervorragende Flugkünstler, sie können auch ohne Mühe weite Strecken zu Fuß zurück legen. Wenn Hedwig’s ältere Schwester Gertrud in die Fallwinde gerät, dann landet sie auf dem Wanderweg, und marschiert gemütlich gipfelan. Dabei hat sie vor einigen Jahren einen englischen Bergwanderer an den Rande eines Nervenzusammenbruchs gebracht – völlig außer Atem, mit hochrotem Kopf, schweißüberströmt und ausgepumpt begehrte dieser eines Nachmittags laut schreiend und wüst an die hölzerne Türe trommelnd Einlaß in die Adlerwarte, er werde seit Stunden von einem riesigen Geier verfolgt, und wisse sich vor lauter Todesangst nicht mehr zu helfen! Da bummelte Gertrud leise schwankend, wie eine fröhliche Zecherin, die etwas zu tief ins Glas geschaut hat, auch schon um die Wegbiegung, welche aus dem dichten Wald auf die große Lichtung unterhalb der Seilbahnstation führt. „Ach, da brauchen’S keine Angst hab’n, guter Mann, das ist nur unser Geierweiberl, das tut nix, das will nur spazieren gehen.“, suchte die Falknerin den armen Kerl zu beruhigen…
Köstlich!!!
Gefällt mirGefällt mir
Gell – in der Tat schräge Vögel…
Gefällt mirGefällt mir
Was für eine herrliche Geschichte 🙂 Seltsam wäre mir allerdings auch zumute, würde so ein goßer Vogel neben mir hermarschieren.
Gefällt mirGefällt mir
Ich fand beide Anekdoten so herrlich, daß ich ganz aufmerksam die Ohren gespitzt hab‘, als sie erzählt wurden, damit mir ja kein Wörtchen entgeht. 😉
Oh, da hätte mich auch das sogenannte Hasenpanier ergriffen!
Gefällt mirGefällt mir
😀 Das kann ich mir gut vorstellen, dass der Bergwanderer völlig fassungslos war. Eine überaus witzige, unterhaltsame und auch spannende Geschichte erzählst du, liebe Margot. Das Foto vom Gleitflug ist wirklich schön.
Gefällt mirGefällt mir
Also, ich hätte mich an Stelle des Wanderers auch zu Tode erschrocken. 😉
Danke schön! Die Falknerin hat diese beiden Anekdoten während der Raubvogelschau zum Besten gegeben. 😉
Gefällt mirGefällt mir
Die in die Wirtschaft fliegende und dann Autofahrende Hedwig und die wandernde Gertrud. *looool*
Jede(r) genießt die Aussicht vom Pfänder auf ihre Art… 😉
Aber Gertruds wandern gern, das weiß ich von meiner Mutter. *gg*
Der Bergwanderer wird sich gedacht haben, oh, die Geier kreisen schon….
Liebe Grüße
Ute
Gefällt mirGefällt mir
Ich habe auch gar herzlich gelacht, als die Falknerin diese beiden Anekdoten erzählte, und mir gedacht, daß ich diese G’schichterln unbedingt bloggen muss. 😉
Liebe Grüße!
Gefällt mirGefällt mir
Das hast du richtig gedacht, ich schmunzel immer noch.
Liebe Grüße zurück.
Gefällt mirGefällt mir
Bevor ich den Text schrieb, habe ich die Anekdoten quasi als Test einem Arbeitskollegen erzählt, der hat sich auch königlich amüsiert. 😉
Schlaf gut und träum was Schönes!
Gefällt mirGefällt mir
🙂 was für eine herrliche Geschichte ..ich hab das gleich bildlich vor mir gesehen, toll geschildert hast du das. Hmm, also von einem Geier verfolgt zu werden, würde mich auf Dauer glaub ich auch nervös machen 😀
aber deine Bilder sind total klasse!!
Ganz liebe Grüße an dich,
Ocean
Gefällt mirGefällt mir
Uuuuuuh, da hätte ich auch Angstschweiß auf der Stirn gehabt! 😆
Danke schön, liebe Ocean!
♥liche Grüße!
Gefällt mirGefällt mir
Was für reizende Geschöpfe. Und so stilbewusst
Gefällt mirGefällt mir
Ja, gell! Vor allem die Hedwig ist so richtig fürnehm… 😉
Gefällt mirGefällt mir
Wenigstens fährt Hedwig nicht mehr selber, nach dem sie in der Wirtschaft war
Gefällt mirGefällt mir
*Grööööööööhl!* 😆
Gefällt mirGefällt mir
Die Namen sind ja schon geil 🙂
Ich mag solche Flugschauen auch sehr gerne. Die Beste war damals am Edersee. Der Geier hat im Landeanflug fast eine Bank Zuschauer zum kippen gebracht gehabt 😀
Gefällt mirGefällt mir
Alle Raubvögel der Adlerwarte Pfänder haben so wohlklingende deutsche Namen. 😉
Der Uhu und der Steinadler sind immer dermaßen knapp über die Zuschauerbänke hinweg geflogen, daß man am Kopf regelrecht den Fahrtwind fühlen konnte.
Gefällt mirGefällt mir
Das ist dann richtig cool 🙂
Gefällt mirGefällt mir
Oh, ja! 😀
Gefällt mirGefällt mir
Ist ja kaum zu glauben 😀 Aber klasse – wir haben hier ordentlich gelacht über Hedwig und Gertrud (gab es für die keine zeitgenössischen Namen – wie Chantal-Anabell oder Kiara-Ayleen 😀 )
Aber die Hedwig (wir nennen sie chantalisiert Heather-Tyra
) macht das schon richtig – warum die ganze Strecke pfoteln ääh krallen (?) wenn Vogel auch gefahren werden kann 🙂 Spart Kalorinien – ist wohl auch so ne Fressraupe wie Mümi 😀
Schnurrer Engel und Teufel
Gefällt mirGefällt mir
Heather-Tyra – ich hau mich weg! 😆
Diese Anekdoten klangen beim Erzählen so schön schräg, ich glaube schon, daß sie wahr sind. 😉
*Köpfchen-kraul* ♥
Gefällt mirGefällt mir