… eine städtebauliche Perle im sogenannten Isarwinkel…
… Vor gut zwei Jahren bin ich mit einer Freundin auf dem Weg zurück von einer schönen Rundreise durchs Blaue Land kurz durch diese Stadt gefahren, ich klebte am Wagenfenster und war ganz „Aaaaah!“ und „Oooooh!“, und hatte mir ganz fest vorgenommen, mir den Ort in Bälde genauer anzuschauen. Doch dann geriet mein Vorsatz in den Turbulenzen meiner Muskelerkrankung, der schwierigen Diagnosefindung und zahlreichen anderen Schwierigkeiten, die damit zusammenhingen, in Vergessenheit. Anfang August erinnerte ich mich wieder daran und machte mich per Bayerischer Oberlandbahn auf den Weg – doch auf halber Strecke setzte ein gar imposantes Gewitter ein, und ich kehrte notgedrungen um…
… Am wettermäßig herrlichen Samstag war es dann aber so weit, um dem Trubel rund um den Beginn der „Intersuff“ (Oktoberfest 😉 ) zu entgehen, zuckelte ich mit dem Regionalbähnlein gemächlich die ca. 50 Kilometer gen Südsüdost…
… Manche historische Quellen behaupten, dass der Ursprung Bad Tölz‘ in einer vorchristlichen Ansiedlung der Römer begründet liege, doch mittlerweile wird das stark angezweifelt. Fakt ist, dass die Stadt auf ein Dorf namens Reginried der Bajuwaren zurück geht, das etwa um 550 A. D. gegründet worden war. Nachdem marodierende Ungarn die Siedlung dem Erdboden gleichgemacht hatten, wurde sie größer und besser befestigt am Isarufer neu errichtet. Dort wurden vor allem Schmiede, Wagner, Flößer und Kalkbrenner ansässig. Man profitierte sehr von der Salzstraße, die von Reichenhall und Hallein über den Fluß ins Allgäu führte, sowie dem Waldreichtum ringsum…
… Als Tölz wurde die Ortschaft erstmals 1155 urkundlich erwähnt, damals noch „Tolzne“ genannt. Der Name geht auf den aus dem Oberpfälzerischen stammenden Adeligen Hainricus de Tolzne zurück. Der Lehensträger wurde vom bayerischen Herzog Ludwig I. mit der weiteren Erschließung des Isarwinkels beauftragt. 1180 ließ er eine Burg errichten, die Mitte des 15. Jahrhunderts beim großen verheerenden Stadtbrand zerstört wurde. Man errichtete auf den wenigen verbliebenen Ruinenresten nur wenige Jahre später die neugotische Kirche Mariä Himmelfahrt…
… Die aus Bad Tölz und dem Umland stammende, am 17. Dezember 1705 gegründete Kurbayerische Defension des Oberlandes sowie das sogenannte Tölzer Patent, welches alle Landespatrioten zum Widerstand gegen die österreichischen Besatzer während des Spanischen Erbfolgekriegs aufriefen, spielten eine wichtige Rolle beim sogenannten Bayerischen Volksaufstand, der ersten europäischen Bürgerrebellion, deren tragischer Höhepunkt die Sendlinger Mordweihnacht nur wenige Wochen später war…
… Mitte des 19. Jahrhunderts entdeckte ein Drechslerssohn am Sauersberg etwa zwei Kilometer westlich Bad Tölz‘ Deutschlands stärkste Jodquellen, 1874 wurde die Eisenbahnstrecke eröffnet, 1899 verlieh man dem Ort die Bezeichnung Bad…
… Während des sogenannten Dritten Reichs ließ der „Föhrer“ nahe der Stadt SS-Junkerschulen sowie eine NS-Beamtenschule errichten, zudem ab 1940 eine Außenstelle des KZs Dachau. Bis zum heutigen Tage hält sich hartnäckig die Legende vom „Wunder von Bad Tölz“: In den letzten Kriegstagen 1945 sollte der Ort bombardiert werden, doch eine extrem dichte Wolkendecke sowie heftiger Schneefall zwangen die amerikanischen und englischen Bomber zum Abdrehen. Wahr ist, dass sich die SS-Division „Götz von Berlichingen“ in Bad Tölz mit den US-Soldaten heftige Gefechte lieferte, die große Zerstörungen anrichteten, bis am 2. und 3. Mai 1945 die Amerikaner die Stadt besetzten. Der in Bad Tölz aufgewachsene Schriftsteller Gregor Dorfmeister verarbeitete in seinem berühmten und mehrmals verfilmten Roman „Die Brücke“ seine Erlebnisse als erst sechzehnjähriger Soldat…
… In meinem Geburtsjahr – 1956 😉 – wurde der Tölzer Knabenchor gegründet, 1969 Bad Tölz als Heilklimatischer Kurort und 2006 als Moorheilbad anerkannt. Mittlerweile hat der Ort ca. 17.650 EinwohnerInnen. Die von 1996 bis 2009 produzierte Fernsehserie „Der Bulle von Tölz“ machte die Stadt auch außerhalb Bayerns sehr berühmt. Seit ein paar Jahren befindet sich im Tölzer Mauthäusl nahe der Isarbrücke ein Museum, in der etliche Requisiten, Drehbücher und Hintergrundinformationen zur Serie zu besichtigen sind…
… Nun habe ich doch mehr von der Tölzer Geschichte erzählt, als ich eigentlich vorhatte. So gibt es zum Einstimmen heute nur ein paar Bilder, bevor ich euch dann demnächst in die wunderschöne Marktstraße, die „gute Stube“ der Stadt, minehmen werde…
… Der Kalvarienberg mit der kleinen Kapelle und der Doppelkirche Heiliges Kreuz überragen das schmucke Bad Tölz…

… Das Marienstift flankiert den westlichen Eingang zur Marktstraße…







… Erster Einblick in die Marktstraße, quasi als optischer „Gaumendratzer“ (Appetitanreger)… 😉

Glorious.
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It really is such a beautiful little town.
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Liebe Martha,
gerne habe ich mich, angeregt durch Deine wunderschönen Bilder, wieder erinnert an diese feine Stadt. Bad Tölz ist immer einen Besuch wert, gell.
Guten Wochenstart und lieben Gruß
moni
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Ich freue mich, dass ich bei dir schöne Erinnerungen an Bad Tölz wecken durfte.
Komm du auch gut in die neue Woche, liebe Moni.
Liebe Grüße!
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Wie schön!
Ein stimmungsvoller Streifzug durch eine schöne Stadt….
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Danke, liebe Rose…
Da kommt noch mehr, wir stehen ja erst am westlichen Beginn der wunderschönen Marktstraße. 😉
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🙂
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I’m glad you were able to return. Those buildings are beautifully decorated.
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Nearly every house in the main street Marktstraße has large paintings on its walls. Most of them are religious motives. I do love this traditionally Bavarian kind of streetart.
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Ein Ort, an dem ich leider nur vorbeigefahren bin auf dem Weg gen Süden. Aber vielleicht komme ich ja noch mal hin. Ich kenne ihn leider nur aus der Fernsehserie, wobei man da ja immer nicht weiß, was wirklich vor Ort gedreht worden ist.
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Ich habe Bad Tölz leider auch viel zu lange quasi links liegen gelassen. Das möchte ich in Zukunft ändern…
Bei vielen Fernsehserien nimmt man es mit den örtlichen Gegebenheiten gar nicht recht ernst. Da wird schon ganz kräftig zusammengeschnitten, was gar nicht zusammengehört.
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Das ist ja überall so…. ich staune immer, wie schnell man von überall in Hamburg sofort auf den Elbbrücken ist 🙂
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Da gab’s mal vor etlichen Jahren eine Fernsehserie mit Sascha Hehn, die in meiner Heimat Berchtesgaden spielte. Bei einer Verfolgungsjagd brausten die Protagonisten mit Geländewagen auf der Forststraße von Hinterschönau hoch zum Bergrücken Kühroint dahin, bogen um eine Kurve – und bretterten plötzlich die Bergstraße von Scharitzkehl Richtung Ligoaschtalm weiter, Luftlinie ca. zehn Kilometer voneinander entfernt. 😂
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Waaasss? Ein Oberpfälzer (na wenigstens ein Adeliger LoL) erschloss Bad Tölz. Gut, dass dies unsere Haubentaucher hier (noch) nicht wissen. Andererseits schickte man den sehr Bier liebenden Adeligen V. Stöckl von Oberbayern hierher. Der brachte es hier als Behausung nur zu einem Holzbau, s.ff sich zu Tode, seine Frau und Kinder schienen dann von den Einheimischen gelüncht worden zu sein. LG Michael
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Was für ein grausiges Schicksal für die oberbayerische Adeligenfamilie!
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Denke ich auch. Die Vorfahren hier (meine waren noch nicht da! 😉 wärren auch ohne Kontrolle ausgekommen. Dir beste Wünsche zum Wochenende! LG Michael
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Danke schön, lieber Michael. Heute ist Erholen und Faulenzen angesagt, weil ich gestern wieder ausgiebig auf Tour war, morgen möchte ich wieder einen Ausflug machen – das Wetter soll wundervoll werden…
Hab du auch ein schönes Wochenende!
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Danke dir, Margot! Erhol dich gut, auch die Wiesn läuft nicht davon. 😉
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Ich habe beschlossen, auch heuer um die „Intersuff“ einen großen Bogen zu schlagen. 😉
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Oh, schade! Aber du dürftest nichts versäumen.
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Jedesmal, wenn ich im Gesichtsbuch den Wiesn-Bericht der Münchner Polizei lese, vergeht mir auch der leiseste Hauch von Bestreben, mich Richtung Oktoberfest zu begeben.
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Aber interessant ist, dass mir der ganze Sicherheitskräftezirkus wirklich nicht bei keinem neuzeitlichen Besuch aufgefallen war. Gutes Marketing.
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Mittlerweile wird man ja schon an den Eingängen mit dem Sicherheitskräftezirkus konfrontiert, lieber Michael.
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Oh. Sollte ich doch mal vorne reingehen. LoL
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Lieber Michael, man kommt ohne Sicherheitskontrollen überhaupt nicht mehr auf die Wiesn! Die ist seit einigen Jahren komplett eingezäunt, und es gibt nur eine Handvoll Eingänge, bei denen recht penibel kontrolliert wird.
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Ich weiß, Margot! Aber Torkontrollen sind schon noch in Ordnung. Ich meinte eigentlich die bei solchen Veranstaltungen sonst üblichen Adhoc-Kontrollen. Die waren wir bisher nicht passiert.
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