… Und wieder sind ganz fix zwei Wochen ins Land gegangen, und es ist Zeit für eine weitere Runde von Wortmans feiner Blogparade…
… Das Dirndlgwand wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts erfunden, es geht auf die höfische und städtische Damenmode des 18. Jahrhunderts zurück und beeinflusste mit der Zeit den ländlichen Modegeschmack. Nicht umgekehrt, wie vielfach angenommen wird! Bayerische Trachten sind übrigens eine „Erfindung“ des ersten bayerischen Königs Max I. Joseph, der von 1806 bis zu seinem Tode 1825 regierte. Mit der Schaffung regionaler Trachten wollte er zur Einigung der einzelnen Volksstämme und Hebung des bayerischen Nationalgefühls beitragen. Der erste eingetragene Trachtenverein Bayerns wurde am 4. April 1859 in Miesbach gegründet – die „Gesellschaft Gemüthlichkeit“…
… In den Siebzigern bis zum Jahrtausendwechsel waren die fröhlichen, in der Regel aus Kleid, Bluse und einer Schürze bestehenden „Dirndln“ (das ist der bayerische Ausdruck für Mädchen/junge Frau 😉 ) modisch ein absolutes „No Go“, etwas für alte Leute, hausbackene Landeier und Mitglieder von Trachtenvereinen…
… Seit Beginn des 21. Jahrhunderts feiert das Dirndlgwand in sämtlichen Variationen – von edel, elegant und bezaubernd bis hin zu ganz furchtbar scheußlich – einen wahren Hype. War es früher in meiner Jugend – lang, lang ist’s her 😉 – ein absolutes Unding, im Dirndl auf dem Oktoberfest zu erscheinen, ist es mittlerweile total umgekehrt…
… Die folgenden Aufnahmen habe ich als Zuschauerin einer kleinen Dirndl-Modenschau gemacht, die während eines Renntages auf der Galopprennbahn in München Riem ein Pausenfüller gewesen ist…
… von Garmisch-Partenkirchen ins etwa fünf Kilometer nördlich gelegene Dorf Farchant…
… Dass es solch einen Weg im Werdenfelser Land gibt, hatte ich erst am vorletzten Sonntag während meiner Besichtigung der Historischen Ludwigstraße erfahren. Wieder zuhause angelangt, klemmte ich mich sofort hinter den Schlepptopp, um nachzuforschen. Und schon bald entstand beim Stöbern und Lesen diverser Wanderseiten der feste Vorsatz, so bald als möglich diesen Weg zu erkunden…
… Am Mittwoch begab ich mich per fast leerem Regionalzug wieder einmal gen Garmisch-P., und nach einer sehr kurzen Busfahrt stiefelte ich wohlgemut los…
… Von der Historischen Ludwigstraße aus ging es zunächst einen Kreuzweg entlang hoch zum kleinen Kloster samt Wallfahrtskircherl St. Anton. Dieses ist aus einer Kapelle entstanden, die im 17. Jahrhundert von den Partenkirchner Vettern Jakob und Johann Lidl (deren Nachfahren aber nichts mit der Discounter-Kette gleichen Namens zu schaffen haben 😉 ) gestiftet worden ist. Das Kloster, welches derzeit von zwei Franziskanermönchen bewohnt wird, und in naher Zukunft aufgelöst werden soll, wurde 1935 angebaut…
… Das Kircherl wurde im Barockstil errichtet, die Fresken, welche die erste innere Kuppel zieren, zählen zu den schönsten und wertvollsten im bayerischen Raum…
… Im zweigeteilten, laubenartigen Aufgang zur Kirche hängen Hunderte Gedenktafeln an Einheimische, die während der beiden Weltkriege ihr Leben ließen. Es sind fast nur junge Männer, zwischen 21 und 25 Jahren, derer gedacht wird. Während ich langsam von Marterl zu Marterl wanderte, wurde mir das Herz so schwer. Was für eine furchtbare und sinnlose Vergeudung von Menschenleben! Was für ein Meer an Tränen von den Hinterbliebenen da vergossen worden ist! So viel Trauer und Verzweiflung!…
… Ich sah lange hinüber zu den Schroffen, Graten und Gipfelspitzen des Wettersteinmassivs. In ihrer unnahbaren, gewaltigen Schönheit fand ich Trost, und meine Stimmung hob sich allmählich wieder…
… Zwei Drittel des Novembers sind bereits vorüber – und noch immer torkeln nektartrunken bunte Schmetterlinge von Blüte zu Blüte…
… Kurz nachdem ich St. Anton passiert hatte, bog der Philosophenweg von der schmalen Asphaltstraße ab, der ich bislang gefolgt war. Ein letzter Blick zurück auf Garmisch, und dann wandte ich mich gen Farchant…
… Demnächst wandern wir weiter. 😉 Kommt gut in die neue Woche, und bleibt gesund…
… Es war ein schöner Zufall, dass ausgerechnet in jenem Moment, als ich das ehemalige Posthotel in Augenschein nahm, welches bereits im 8. Jahrhundert als Raststation an der Via Imperii von Venedig nach Augsburg seinen Ursprung hatte, eine Kutsche des Wegs gerumpelt kam…
… Hach, was wäre das schön gewesen, hätte ich in dem gediegenen Café ein Stückerl Guglhupf zu einem heißen Kaffee genießen können – aber natürlich sind auch hier wegen Corona sämtliche Lokalitäten geschlossen…
… Jetzt erst einmal ein Weilchen rasten und regenerieren, bevor es demnächst erneut auf Wanderschaft geht… 😉
… Ich wünsche euch ein entspanntes und möglichst unbeschwertes Wochenende – und bleibt gesund!…
… im Ortsteil Partenkirchen – östlich der Loisach 😉 – entlang zu schlendern, hatte ich mir seit meiner ersten Besichtigung der Partnachklamm vor etwa eineinhalb Jahren schon vorgenommen. Damals fuhr ich mit dem Ortsbus von der Olympiaschanze bei Garmisch-Partenkirchen zurück zum Bahnhof und war von dem, was da an Fassaden und Lüftlmalereien an mir vorüberzog, sehr angetan. Aber wie das nun mal so ist – immer wieder kam etwas dazwischen, ich hatte andere Touren im Sinn, und eine Weile lang auch schlichtweg darauf vergessen…
… Am vergangenen Sonntag schulterte ich den Rucksack, gondelte mit dem fast leeren Regionalzug gen Garmisch-Partenkirchen, und hatte dann nach einer kurzen Busfahrt mit der Ortslinie 2 mein Ziel erreicht…
… Die Historische Ludwigstraße folgt ziemlich genau dem einstigen Verlauf jener wichtigen und sehr frequentierten Handelsroute, die seit den Zeiten der Römer von Venedig nach Augsburg führte. Die überwiegend im sogenannten Maximilianischen Stil nach zwei verheerende Großbrände in den Jahren 1811 und 1865 errichteten Häuser wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als der Tourismus in die Alpenregion ihren Anfang nahm, mit gefälligen, farben- und lebensfrohen Lüftlmalereien, Stuckereien, Zunftschildern und Erkern versehen. Man mag monieren, dass dadurch der ursprüngliche Charakter der Bauten ziemlich beeinträchtigt wird – mir hat das Straßenbild bei meinem Rundgang gut gefallen, und meine Kamera ist sehr oft zum Einsatz gekommen… 😉
… Der 2013 errichtete Schäfflerbrunnen vor dem Hotel Drei Mohren. Einer Legende zufolge wollten die Schäffler (Fassbauer) während einer verheerenden Pestepidemie zu Beginn des 16. Jahrhunderts mit einem sorgfältig einstudierten Tanz den Mitmenschen neuen Lebensmut verleihen…
… Dieser Brunnen bildete sozusagen den Auftakt meines Rundgangs. Jetzt werde ich nicht mehr viele Worte machen, sondern die Bilder sprechen lassen…
… Natürlich darf in einer Ludwigstraße das Konterfei unseres „Märchenkini“ nicht fehlen… 😉
… Und demnächst wandern wir virtuell noch ein bisschen auf der Historischen Ludwigstraße weiter. Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr wieder mit dabei sein würdet… 🙂
… erhebt sich auf einem dicht bewaldeten Hügelrücken über dem breiten Tal der Loisach und der Ortschaften Garmisch-Partenkirchen sowie Farchant. Die Festung, die bis ins Jahr 1632 als Verwaltungsmittelpunkt der Grafschaft sowie der Überwachung der wichtigen Handelsroute Via Imperii zwischen Augsburg und Venedig Werdenfels diente, wurde wohl zwischen 1180 und 1230 erbaut, nix G’wiss woaß ma trotz eingehender Forschung eigentlich nicht so recht… 😉
… Man nimmt an, dass sie einstmals so ausgesehen haben könnte:…
… Laut einer altüberkommenen Sage soll in der Ruine eine Weiße Frau umgehen, der Geist einer wunderschönen Gräfin, die im 12. Jahrhundert der Untreue bezichtigt worden war, während ihr Gemahl, der Burgherr, als Mitglied des Kreuzzuges zur Eroberung von Jerusalem in der Ferne weilte. Der erboste Graf ließ sie nach seiner Rückkehr ohne zu zögern in Ketten gefesselt in den Kerker werfen. Als ihn die Kammerdame der Schönen über seinen Irrglauben aufklärte, wollte der Gatte sein Ehegespons unverzüglich wieder freilassen, er kam allerdings zu spät, es hatte bereits entkräftet das Leben ausgehaucht. Seit jenen Tagen soll bisweilen aus den Tiefen der Burg ein Jammern und Wehklagen erschallen, und eine hoch gewachsene Frauengestalt in weißem Gewand erscheinen, die weinend die erschreckten Wanderer anfleht, ihr die Ketten abzunehmen…
… Rund um die Burgruine Werdenfels befindet sich ein ausgedehntes und sehr schönes Wandergebiet mit einer Vielzahl leicht zu begehender und gut ausgebauter Wege samt Naturlehr- und Burggeschichte-Pfad…
… Während des gemächlichen Marsches Richtung Ruine umrundete ich vergangenen Freitag den kleinen, verträumt liegenden Schmölzersee…
… Ein ganz besonders ansehnlicher Wegweiser:…
… Nach einer knappen Stunde hatte ich mein Ziel erreicht – ich war für meine Verhältnisse erstaunlich flott unterwegs! -, über der anheimelnden Werdenfelser Hütte ragten die zerklüfteten Mauerreste der Burgruine in den föhnblauen Herbsthimmel…
… Vorsichtig erkundete ich das Gelände, kam allerdings nicht sehr weit, einige für mich unüberwindlich hohe Steinstufen, die zu den zerklüfteten Gemäuern des Palasts führen, bremsten meinen Tatendrang leider. Da ich weit und breit allein unterwegs war, machte ich klugerweise kehrt und beschloss, weitere Erkundungen auf ein andermal zu verschieben. Die schöne Aussicht auf die Bergwelt ringsum und das weithin sich erstreckende Tal der Loisach tröstete mich über den Abbruch meiner „Expedition“ hinweg…
… – das gefällt mir so gut, dass ich es ebenfalls als Blogpost-Titel verwende, lieber Wilhelm 😉 – gibt es hier in Bayern natürlich auch in schier unendlicher Vielfalt. Vor allem die Fenster alter, g’standener, würdevoller Bauernhäuser haben es mir angetan…
… Bei so viel Schönheit und Kunstfertigkeit nimmt es nicht weiters Wunder, dass hier in früheren Zeiten der Brauch des Fensterlns gepflegt worden ist. Das war dereinst in der Regel eher nicht das klischeehafte, leicht anrüchige und augenzwinkernde Buhlen um eine derbe Nacht in Zweisamkeit, wie es heutzutage in Bauerntheatern, Filmen und Erzählungen häufig dargestellt wird, sondern ein eher ernsthaftes Brautwerben, welches häufig dank streng katholischer Sitten vom Heiratswilligen nur an der Außenseite des Fensters der Angebeteten zelebriert worden ist, Einlass ins Brautgemach wurde dem Burschen dann erst nach der Hochzeit gewährt… 😉
… Eine gar furchterbarliche Moritat über einen fensterlnden Burschen, der ein gruseliges Schicksal erlitt, wurde vor etlichen Jahren von der Münchner Dixiland-Jazzband Hot Dogs vertont und vorgetragen:…
Hintertupfer Bene
1. In der Nacht um hoibe Ze-he-ne schleicht da Hintertupfer Be-e-ne (Kurzform von Benedikt) zu dem Fenster vo da Sta-a-a-a-si (Kurzform von Anastasia) und der Mond scheint bloach und kasi (bleich und käsig).
2. Und er tragt die lange Loater (Leiter) wia sie schleppen ko koa zwoater, loant sie an die Mauer o-o-o-o-ni, (lehnt sie an die Mauer) grad als waar´s a Makkaroni.
3. Wia da Beni auffikraxelt, kimmt da Hiasl o-o-ghaxelt (angerannt), schmeißt die lange Loater u-u-u-u-um und da Bene fallt in d´Odlgruabn (Jauchegrube).
4. Und es kost ihn viele Mü-hü-e rauszuschwimmen aus der Brü-hü-e, doch es ist ihm nicht geglü-hü-hü-hü-hückt, ein Kuhfladen hat ihn erstickt.
5. Die Moral der Geschicht, vernehmt sie: Seids auf d´Madln net so bremsi (g**l), sonst ergehts Euch wia dem Be-he-he-he-ne auf’d Nacht um fünf nach hoibe Ze-he-he-ne.
… Manche Fenster sind nicht so echte Löcher in den Wänden, wie es zunächst den Anschein hat… 😉
… Obwohl ich nun vor fast zwei Jahren aus dem Museumsdienst in der Münchner Residenz ausgeschieden bin, lese ich nach wie vor gerne im Blog und dem FB-Account der Bayerischen Schlösserverwaltung. Da machte mich vor einer Weile die Meldung stutzen, dass die Residenz in Neuburg an der Donau Ende September vorübergehend aufgrund von Restaurierungsarbeiten die Pforten schließen würde. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich bis vor etwa drei Wochen noch nie etwas über diesen Ort gehört/gelesen hatte. Das sehr schöne Foto am Ende des kurzen Posts machte mich neugierig, und so begab ich mich am letzten Septembersonntag wohlgemut auf die Reise…
… Ich verbrachte in der malerischen Stadt am Donau-Ufer einen interessanten und kurzweiligen Nachmittag, auch wenn meine Freude durch die Tatsache, dass am Sonntag in Neuburg keine öffentlichen Verkehrsmittel fahren, und ich deshalb vom Bahnhof aus fast zwei Kilometer ins historische Zentrum und Stunden später wieder zurück latschen musste, einen ordentlichen Dämpfer erhalten hatte. Beinahe unentwegt hatte ich während meiner Exkursion die Mahnung im Hinterkopf, mich nur ja nicht zu sehr zu verausgaben, um noch ausreichend Kraft für den Rückmarsch zu haben. Die Alternative, mir im Notfall für die Strecke von der Altstadt zum Bahnhof ein Taxi zu vergönnen, fiel aus, denn während meines ausgiebigen Rundgangs durch die Innenstadt entdeckte ich keinen einzigen Taxistand…
… Das Obere Stadttor bildet den südlichen Einlass zu einer der ältesten Städte Bayerns. Neuburg an der Donau – zwischen Donauwörth und Ingolstadt gelegen – wurde bereits zu Beginn der letzten Eiszeit besiedelt. Die Römer nannten den Ort Venaxamodurum. Seine Blütezeit erlebte Neuburg als Hauptstadt des Fürstentums Junge Pfalz (1505 – 1808) zu Zeiten des Pfalzgrafen Ottheinrich (1502 – 1559)…
… Die auf einem Hügelrücken liegende Historische Altstadt hat zum Glück sämtliche Kriegswirren heil überstanden. Bereits seit 1971 ist man sehr darum bemüht, mittels behutsamer Sanierungen die ansehnlichen Baudenkmäler in all ihrer Schönheit der Nachwelt zu erhalten…
… Die 1618 nach etlichen Pleiten und Pannen – zweimal stürzte der Neubau ein – im Stile des Manierismus (Stilphase zwischen Renaissance und Barock) errichtete Hofkirche…
… Blick vom Karlsplatz, dem Stadtzentrum, auf die hochragenden Mauern der Neuburger Residenz…
… Pfalzgraf Ottheinrich ließ 1505 das mächtige Schloss errichten. Sehr sehenswert ist der weitläufige Innenhof mit den großenteils aufwändig gestalteten Arkaden…
… In der Schlosskapelle, 1543 geschaffen. Sie ist der älteste protestantische Kirchenraum Deutschlands…
… Die schöne blaue Donau – bei Neuburg ist sie in der Tat noch schön…
… Die Residenz und ein Teil der historischen Altstadt, von der Elisenbrücke aus gesehen…
… Mal schauen, wann ich mich das nächste Mal auf eine Tour begeben werde. Anfang der Woche ist großes Entrümpeln und das Aufstellen einiger neuer Möbel angesagt. Ich scharre schon voller Vorfreude mit den Hufen… 😉
… Glentleiten, oberhalb des Dorfes Großweil nahe des Kochelsees gelegen, ist das größte Freilichtmuseum Südbayerns. Will man das ca. 38 Hektar umfassende Areal besichtigen, sollte man einen ganzen Tag einplanen… 😉
… Vor einigen Jahren bin ich schon einmal mit einer guten Freundin durch die weitläufige Anlage mit inzwischen gut 60 historischen Bauten geschlendert, und habe darüber ausführlich hier, hier und hier gebloggt…
… Mitte September hat es mich wieder einmal nach Glentleiten gezogen, denn das Freilichtmuseum ist ja kein starrer Komplex, sondern wird ständig erweitert, umgebaut und aktualisiert, und ich war neugierig, was sich in den vier Jahren seit meinem letzten Besuch verändert hat. Ganz besonders hatte es mir bei diesem Besuch das Mühltal angetan. Einem großen Dorfweiher im oberen Nordwesten der Anlage entspringt ein munter plätschernder Bach, der, alsbald in einer hölzernen Rinne gefasst, auf seinem Lauf vier hintereinander angeordnete, teils mehrere Jahrhunderte alte Mühlen antreibt – eine Korn-, Wetzstein- und Sägemühle, sowie eine mit Wasserkraft betriebene Schmiede…
… Schönheiten am und im Dorfweiher…
… Einen gar feinen Ausblick hat man nahe des Teichs auf das Blaue Land nahe des Kochelsees…
… Die Mühlen in ihrem kleinen, idyllischen Tal – aufgereiht wie die Perlen auf der Schnur…
… Beim Bearbeiten hat es mich diesmal gereizt, einige meiner Eindrücke in Schwarz-Weiß zu präsentieren. Es sind Details aus der Kornmühle, dem Sägewerk und der Steinmühle, und ihr wisst ja, wenn ihr ein Bild genauer betrachten wollt, braucht ihr nur darauf zu klicken… 😉
… uns mittlerweile als Augsburg wohl bekannt, ist eine der ältesten Städte Deutschlands. Sie entstand aus einem ca. 15 Anno Domini gegründeten römischen Heerlager, das sich im Laufe der Jahre zu einer stattlichen Provinzhauptstadt entwickelte. 1316 wurde Augsburg Reichsstadt und Schauplatz von Reichstagen. Enge Verbindungen zu einigen Kaisern des Heiligen Römischen Reiches wurden gepflegt, die vornehmlich durch die beiden ansässigen Kaufmannsfamilien Fugger und Welser finanziert wurden. Nach der Reformation wurde die Stadt am Lech, in der 1555 der Augsburger Religionsfriede geschlossen worden war, bikonfessional. Alljährlich wird am 8. August das Hohe Friedensfest gefeiert, ein ausschließlich auf die Region beschränkter Feiertag…
… Bekannt ist Augsburg natürlich für die Fuggerei, die erste und älteste noch bestehende Sozialbausiedlung der Welt, geschaffen von Jakob Fugger von der Lilie, 1398 – 1469, dessen sagenhafter Reichtum – in Euro umgerechnet betrug das Vermögen ca. 400 Milliarden (!) – bis zum heutigen Tage unerreicht geblieben ist…
… Im Zweiten Weltkrieg erlitt Augsburg durch Luftangriffe schwere Schäden, da die nahen Produktionsstätten großer Rüstungsunternehmen wie z. B. Messerschmitt und MAN das Ziel alliierter Bomberverbände war. Am 25. und 26. Februar 1944 wurden große Teile der Fuggerei sowie der Innenstadt quasi dem Erdbogen gleichgemacht…
… Jung gebliebenen Menschen ist seit Kindertagen die wundervolle Augsburger Puppenkiste mit ihren hinreissend warmherzigen, humor- und phantasievollen TV-Miniserien ein Begriff. Ich gesteh’s, wenn ich irgendwo eine Wiederholung von „Urmel aus dem Eis“, „Der Löwe ist los!“, „Jim Knopf und der Lokomotivführer“ etc. über den heimischen Bildschirm flimmern sehe, bin ich immer noch hin und weg… 😉
… Als ich vor einigen Wochen für ein paar Stünderln in Augsburg weilte, habe ich, was die Sehenswürdigkeiten anbelangt, eigentlich nur mal ganz kurz quasi an der Oberfläche gekratzt. Da die schöne Stadt ja nur eine kurze Zugfahrt von München entfernt liegt, werde ich mit Sicherheit in der nächsten Zeit versuchen, meine Eindrücke zu vertiefen…
… Bevor ich mich gen Fuggerei wandte, schlenderte ich bei meinem Ausflug erst einmal ein Weilchen die schöne, ausladende Maximilianstraße entlang, sozusagen die Gute Stube Augsburgs…
… Das imposante Eingangstor zu den wuchtigen Fuggerhäusern…
… Der romantische Damenhof in den Fuggerhäusern…
… Die Maximilianstraße folgt im Verlauf der einstigen Römerstraße Via Claudia Augusta, die das 15 vor Christi gegründete Heerlager mit Oberitalien verband, und sich binnen kurzem zu einer der wichtigsten Handelsrouten Mitteleuropas entwickelte…
… Einer der größten Prachtbrunnen Augsburgs ist der Herkulesbrunnen. Er wurde zu Beginn des 17. Jahrhunderts gegossen und installiert…
… Das ist schon ein wüstes Ungeheuer, diese Hydra, die der Held Herkules mit seiner Keule „bearbeitet“… 😉
… Ich liebe stets die eher unauffälligen Seitengäßchen abseits der großen Prachtstraßen sehr!…
… Unweit des Rathausplatzes befindet sich die Stadtmetzg, ein Bau im Stil der Spätrenaissance. Das war viele Jahre lang die zentrale Schlachterei. Heute ist das Augsburger Sozialamt darin untergebracht…
… Es gibt seit etlichen Jahren schon eine künstleisch und musikalisch sehr wertvolle Aktion, genannt „Play me, I’m yours!“. Großenteils sehr phantasievoll und sehenswert gestaltete Klaviere werden in Stadtzentren verteilt, und jede/r, der/die kann und will, darf sich auf diesen Instrumenten nach Gusto austoben…
… Vor der Stadtmetzg hatte man ein Harry-Potter-Klavier platziert, und gerade als ich von meinem Besuch in der Fuggerei gen Rathaus schlenderte, griffen ein paar sehr junge Leute virtuos in die Tasten und gaben ein regelrechtes Konzert, dessen Bandbreite von Jazz, Ragtime bis hin zu Klassik und romantischer Filmmusik reichte. Natürlich bin ich da auf den ausladenden Stufen der Stadtmetzg voll Vergnügen lauschend „versumpft“, bis der letzte Ton verklungen war. Sogar ein naher Hydrant schien begeistert und erstaunt zuzuhören… 😉
… Der Augsburger Rathausplatz mit dem Augustusbrunnen, dem Perlachturm und natürlich dem schönen, imposanten, neugotischen Bau des Rathauses. Der weite Platz wurde übrigens erst im 20. Jahrhundert geschaffen, und ist eine Folge von Zerstörungen des 2. Weltkriegs…
… Die älteste noch erhaltene Sozialsiedlung der Welt wurde im Jahr 1521 von Jakob Fugger für bedürftige Augsburger Bürger gestiftet, und von 1516 bis 1523 erbaut. Es entstanden nach den für die damalige Zeit hochmodern und großzügig gestalteten Grundrissen 150 Wohnungen in den durchweg zweistöckigen Häusern rund um die ersten sechs Gassen. Die Fuggerei war vornehmlich als Wohnstatt für von Armut bedrohte Tagelöhner und Handwerker gedacht. Bis ins 20. Jahrhundert beherbergte die Siedlung vor allem kinderreiche Familien. Das Recht, in der Fuggerei wohnen zu dürfen, erhielten nach eingehender Prüfung ausschließlich „würdige“ Arme…
… Ende Februar 1944 wurde das Ensemble während zweier furchtbarer Bombenangriffe beinahe völlig zerstört. Nur wenige Tage später beschloss das Fürstlich und Gräflich Fuggersche Familienseniorat, die Stiftung nach historischem Vorbild wieder aufzubauen. Bereits 1947 konnten die ersten Gebäude erneut bezogen werden, 1950 war der Wiederaufbau abgeschlossen, bis 1973 wurde durch den Hinzukauf von Trümmergrundstücken die Fuggerei um etwa ein Drittel erweitert.
… Die meisten Wohnungen der derzeit ca. 140 EinwohnerInnen sind mittlerweile ca. 60 qm groß, und modern mit Fernwärme, Kabelfernsehen und Internet ausgestattet. Die Aufnahmebedingungen der Jakob-Fugger-Stiftung für neue MieterInnen haben sich im Laufe der Jahrhunderte nicht geändert: Wer in der Sozialsiedlung wohnen will, muss AugsburgerIn, katholisch und gut beleumundet sein und seine Bedürftigkeit nachweisen können. Die Jahreskaltmiete für eine Wohnung beträgt bis heute einen Rheinischen Gulden = 0,88 Euro, die Nebenkosten tragen die Mieter selbst. Zudem müssen pro Tag drei Gebete gesprochen werden…
… Die Fuggerei ist eine Stadt in der Stadt, umgeben von acht Mauern und mehreren Toren. Untertags ist normalerweise lediglich ein Zugang geöffnet, der um 22:00 Uhr von einem Nachtwächter geschlossen wird. BewohnerInnen, die nach Mitternacht das Ochsentor passieren wollen, müssen dem Wächter einen Obolus von 50 Cent entrichten…
… Seit der Jahrtausendwende hat sich die weltälteste Sozialsiedlung zunehmend zu einem der beliebtesten touristischen Ziele in Augsburg entwickelt. Es wird eine Eintrittsgebühr verlangt, die Gelder kommen dem Erhalt der Fuggerei zugute. Es gibt seit einigen Jahren einige kleine, aber überaus informative Museen, zwei Schauwohnungen – eine moderne und eine mit Mobiliar aus dem 18. Jahrhundert -, sowie jenen Bunker, in welchem die BewohnerInnen die verheerenden Bombenangriffe des 25. und 26. Februars 1944 überstanden…
… Es ist, als würde man eine kleine, abgeschiedene Welt betreten, wenn man sich in die Fuggerei begibt. Die Siedlung strahlt viel Harmonie, Ruhe, Idylle und Frieden aus. Während meines langsamen und ausgedehnten Rundgangs habe ich es etliche Male bedauert, keine Augsburgerin zu sein – ich würde mich sofort um eine Wohnung dort bewerben…
… Das Senioratsgebäude an der Jakoberstraße. Das Fuggersche Seniorat besteht aus Vertretern der drei Familienlinien und leitet bis zum heutigen Tage die Sozialsiedlung…
… In der kleinen St.-Markus-Kirche…
… Jakob Fugger, genannt „der Reiche“. Er lebte von 1459 bis 1525, und häufte während seiner Lebenszeit schier unermessliche Reichtümer an. Als er starb, betrug sein Vermögen umgerechnet ca. 400 Milliarden Euro – neben diesem „Pfeffersack“ – eine alte Bezeichnung für äußerst gut Betuchte 😉 – sehen selbst moderne Tycoons wie Jeff Bezos, Bill Gates oder Elon Musk blass aus…
… In einem an sich recht langatmigen Buch über die Fugger habe ich mal gelesen, dass die Stiftung der Sozialsiedlung durch Jakob den Reichen so altruistisch gar nicht gewesen sein soll. Es hieß, Getreue des Kaisers und Nebenbuhler des Kaufmanns seien ihm auf die Schliche gekommen, dass er es mit der Abrechnung und Zahlung von Steuern nicht eben genau nehmen würde. Um sich der Gunst Maximilian I., der von Fugger sehr unterstützt und gefördert wurde, erneut zu versichern und einer mit Sicherheit empfindlichen Stafe vorzubeugen, sei dem schlauen Jakob die Idee mit der Fuggerei gekommen. Nichts desto trotz war die Gründung einer Sozialsiedlung für Not leidende BürgerInnen Augsburg seinerzeit höchst ungewöhnlich und beispielhaft…
… Impressionen von der Stadt in der Stadt – ihr wisst ja, wenn ihr ein Bild genauer anschauen wollt, braucht ihr nur darauf zu klicken. 😉 …
… Eine Musterwohnung, gestaltet mit Mobiliar aus dem 18. Jahrhundert…
… Nur eine Tür weiter hat von 1681 bis zu seinem Tod im April 1694 der Maurermeister Franz Mozart gelebt, der Urgroßvater Wolfgang Amadeus Mozarts…
… Mit viel Liebe sind häufig die kleinen Gärten gestaltet, die jedem Erdgeschossbewohner zur Verfügung stehen…
… Stets ein sehr guter Rat,…
… dem ich während meines Augsburg-Bummels am Sonntag gerne gefolgt bin. Davon demnächst mehr… 😉