… Per Zufall bekamen die liebe Claudi und ich beim morgendlichen Durchfahren des kleinen Dörfchens Mühlhofen nahe des Bodensees mit, wie dort grade der Maibaum aufgestellt wurde. Dank eines sehr ausgeklügelten Einsatzes miteinander verbundener Hebestangen dauerte es gar nicht mal so lange, bis das Prunkstück, sich leise schüttelnd, mit einem dumpfen Poltern in der schmalen Grube landete, noch einmal sachte hin und her schwang, und dann fest und senkrecht stand. Die Dorfleute jubelten freudig, Bier- und Weinfässer wurden angestochen, vom großen Grill her wehten verführerische Düfte, die örtliche Musikkapelle spielte sich ein, und an den auf dem Dorfplatz aufgestellten Tischen und Bänken wäre noch viel Platz für uns gewesen. Doch wir Zwei zogen weiter, uns lockte ein ganz besonderer Ort…
Schlagwort: Erzählungen
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… Trotz der Ungewissheit, was den Zustand meines linken Knöchels betraf, hielt ich es am Samstag Nachmittag nicht mehr in der Bude aus. Es zog mich samt Kamera hinaus in den nahen Englischen Garten. Zu lange schon, seit meinem Ausflug zur Schmetterlingsschau, hatte ich keine Fotos mehr gemacht, ich spürte förmlich körperlich die Entzugserscheinungen…
… Einem stillen Bachlauf folgend wandte ich mich dem Kleinhesseloher See zu. Gleich mir waren viele Spaziergänger in den riesigen Park gepilgert. Jedes Verharren, Rascheln von Tüten, Kramen in Handtaschen lockte ungezählte Wasservögel an. Zu meiner großen Freude, konnte ich endlich die lang ersehnten Bewegungsstudien fliegender und landender Gänse und Schwäne machen…
… Wie moderne Kunst wirkten die hoch gestellten und tief verschneiten Bänke und Tische des Biergartens am Seehaus. Am kleinen Wasserfall eines der Abflüsse des Sees hatte der Zauberer Winter abstrakte Formen aus schillerndem Eis gestaltet. Übermütige Vierbeiner balgten sich im strahlend weißen Pulverschnee, während ein einsamer Schwan nahe der Wasseroberfläche seine Kreise zog…
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… Die wohl innigste und am längsten währende Männerfreundschaft des alten Hollywood bestand ohne Zweifel zwischen Stan Laurel und Oliver Hardy, gemeinhin als Dick und Doof bekannt. Sämtliche Höhen und Tiefen des Filmgeschäfts jener Tage, der Wechsel von Culver City’s Comedy-Fabrik (doppeldeutig „Lot of Fun“ genannt) in die boomende Zelluloid-Metropole an Amerika’s Westküste, Tops und Flops, etliche ausgedehnte Theater-Tourneen – auch nach Europa – Zwistigkeiten mit Studiobossen und Produzenten wegen unfairer Verträge und schluderiger Drehbücher schweissten die Beiden zusammen, viele Jahrzehnte lang waren sie quasi unzertrennlich und einander auch nach Drehschluß eng verbunden…
… Bei den Auseinandersetzungen und Verhandlungen in den Studio-Büros und Chefetagen war übrigens in der Regel Stan Laurel der führende Kopf. Er war alles andere als einfältig und naiv, sondern ein äußerst versierter und kreativer Drehbuch-Autor (der aber seinen Partner stets mit einbezog), ein gewiefter Verhandlungsgegner, bei den meisten Filmen der Zwei führte er sogar die Regie und nahm sich des Schnitts an, obwohl er im Abspann nie als Regisseur oder Editor genannt worden ist. Und er war ein Schürzenjäger, ein Charmeur, der ungezählten Damen den Kopf verdrehte, und insgesamt zwölf Mal mit seinen vier Ehefrauen verheiratet gewesen war. Oliver Hardy überließ seinem Kompagnon ausgesprochen gerne den aktiven Part, er war ein Connoisseur, der sich in seiner Freizeit mit Vorliebe dem Golfen, welches er gar meisterhaft beherrschte (über viele Jahre hinweg räumte er auf sämtlichen Turnieren in und um Hollywood die Preise ab), den Tafelfreuden (er konnte himmlisch gut kochen!) und den Pferdewetten widmete – letztere kosteten ihm ein Vermögen…
… Als Kleinkind war „Doof’s“ Tochter, Lois Laurel-Hawe, „Babe“ Oliver Hardy sehr zugetan. Er war wie ein lieber, vertrauter Onkel für sie. Doch als sie älter wurde, entwickelte sie eine große Abscheu gegen den Partner und Freund ihres Vaters. Denn in den Filmen der Beiden pflegte dieser ihren Papa stets zu verhauen! Den kinderlosen „Babe“ Hardy schmerzte diese Zurückweisung sehr. Da schrieb Stan Laurel eigens ein Drehbuch für einen Kurzfilm, an dessen Ende der „Dick“ vom „Doof“ mal so richtig Kloppe bekommt. Der Streifen erfreute sich beim Publikum – und natürlich bei Klein-Lois! – großer Beliebtheit. Danach schloss Laurel’s Tochter Oliver Hardy erneut in ihr Herz, bis dieser am 7. August 1957 verstarb…
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… Nach meinem Aufenthalt im „37 Grad“ bummelte ich zunächst Richtung Leuchtturm, und bog dann nach rechts ab auf die Promenade am See. Der schöne blaue Himmel hatte sich mittlerweile mit den in diversen Grautönen gehaltenen Schlieren hoher Wolkenfelder überzogen, die den nahenden Wetterumschwung ankündigten. Nicht ein Windhauch rührte sich, lässig gegen die runden Ufersteine plätschernd, im zaghaften Licht der tief stehenden Sonne wie geschmolzenes Silber schimmernd, breitete sich der große See zu meinen Füßen aus…
… Nach einigen hundert Metern driftete mein Blick zufällig nach rechts – und ich blieb ruckartig an einer offenen Pforte stehen, welche die wirr verknotete Mauer einer brusthohen Hecke durchbrach. Ich starrte staunend auf einen Zaubergarten, ein anderes Wort fällt mir für dieses wilde, die Phantasie sehr anregende Sammelsurium an Figuren, Figürchen, Säulen, Brunnen, Bögen nicht ein. Zaghaft passierte ich das Tor und ging langsam umher, die Kamera stets im Anschlag…
… An den üppig ausladenden Schalen steinerner Brunnen war kristallklares Wasser zu abstrakten, malerischen Gebilden gefroren. Umrankt von harmonisch sich wölbenden Bögen, auf zierlichen Säulen ruhend, umgeben von schlanken, edlen Statuen, und molligen, verschmitzt vor sich hin schmunzelnden Buddhas verströmte ein kleiner, giftgrüner Plastikchristbaum das Licht seiner elektrischen Lämpchen. Ein geflügelter, goldener Löwe hielt einem kreischend bunten Zwergenpaar ein geöffnetes Buch entgegen, ein mannshoher Gladiator schien vor einem träumerisch den Schnee betrachtenden Schwan wie verschämt seine Geißel zu verbergen, ein blaues Einhorn bäumte sich auf, farbige Rindviecher gaben sich ein Stelldichein mit gescheckten Schweinen, und ungeachtet der winterliche Kälte räkelte sich ein Jüngling in kurzen Hosen und bloßen Beinen auf dem verschneiten Rasen. Unweit von ihm kauerte eine Schar kleiner Drachen, es war, als hielten sie eine Versammlung darüber ab, ob sie denn nun Feuer speien oder ihre Energien lieber für den nächsten Kälteeinbruch aufsparen sollten. Ein chinesischer Krieger, der dem Mausoleum Xi’an’s entsprungen zu sein schien, hütete den Eingang zum Büro jenes Anwesens Bahnhof Nr. 5 in Lindau – im „wahren Leben“ eine Großhandlung für Steinmetz-, Deko- und Gartenartikel – auf dem Balkon im ersten Stock des Nebengebäudes hielt die sehr naturgetreu gestaltete Plastik eines Esels treulich Wacht…
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… Ein Balsaholz-Floß treibt über den Pazifik…
… Inspiriert vom sensationellen Sprung des Österreichers Felix Baumgartner durch die Atmosphäre bestellten das Wilde Weib und ich vor einigen Wochen bei den Amazonen die Bücher des norwegischen Forschers und Abenteurers Thor Heyerdahl. Diese Reiseschilderung von ihm und seinen fünf Kameraden an Bord eines hölzernen Floßes ist zur Zeit meine abendliche Lektüre…
… Obwohl die abenteuerliche Fahrt im Jahre 1947 statt gefunden hat, ist die Erzählung Thor Heyerdahl’s auch heute noch ungemein frisch, spannend, mitreissend. Aber aus aktueller Sicht auch bestürzend…
… Die „Kon Tiki“ wurde aus neun frisch geschlagenen Balsaholzstämmen zusammen gefügt, ohne jegliche Verwendung moderner Hilfsmittel, ohne auch nur ein Stückchen Metall dabei zu Hilfe zu nehmen. Zusammen gehalten wurden die bis zu ca. 14 Meter langen Stämme lediglich durch Hanfseile. Zwei Mangrovenstämme bildeten den A-förmigen Mast, der das trapezförmige Segel mit dem Abbild des legendären Inka-Gottes Kon-Tiki trug. Aus Mangrovenholz waren auch die Kielschwerter unter dem Floß, mittels derer man zusätzlich zum langen und schweren Steuerruder am Heck den Kurs beeinflußen konnte…
… Thor Heyerdahl und seine Kameraden wollten mit ihrer wagemutigen Fahrt über den Pazifik den Beweis erbringen, dass Polynesien ohne Weiteres auch von Südamerika aus hätte erforscht und besiedelt werden können. Seiner Meinung nach war diese Theorie sogar logischer und leichter nachvollziehbar wie die Annahme, der pazifische Lebensraum sei von Asien aus erobert worden. Obwohl er für seine These mit der „Kon Tiki“ ja den unwiederlegbaren Beweis erbrachte, tut man sich in wissenschaftlichen Kreisen nach wie vor ungeheuer schwer, dies zu akzeptieren…
… Ausgestattet mit ungefähr 1.100 Litern Trinkwasser, einer großen Kiste Süßkartoffeln, Kokosnüssen und tropischer Früchte, und jeder Menge Proviantrationen der amerikanischen Navy stachen Heyerdahl und seine Mannen – Erik Hesselberg, Bengt Danielsson, Knut Haugland, Torstein Raaby und Hermann Watzinger – am 28. 4. 1947 von Callao/Peru aus in See…
… Über hundert Tage lang bekamen sie weder ein Schiff noch Land zu sehen, sie waren umgeben von der schier endlosen Weite des Pazifik. Einzige Verbindung mit der Außenwelt war ein Funkgerät. Mit dem Kennzeichen LI2B wurden Tag für Tag die Position, sowie meteorologische und nautische Daten gesendet. Hunderte Amateurfunker weltweit begleiteten virtuell die „Kon Tiki“ auf ihrer Drift über das größte aller Weltmeere…
… Was mich beim Lesen mit am meisten erschüttert, sind die wundervollen, plastischen Schilderungen der Sauberkeit des Wassers – glasklare, grünlich schimmernde Wellen, die sich turmhoch über das winzig anmutende Floß erhoben, doch ohne Schaden anzurichten stets zwischen den Balsastämmen versickerten wie zwischen den Zinken einer Gabel. Es hat damals, vor grade mal 65 Jahren, noch nicht die geringste Verschmutzung der Ozeane gegeben. Beinahe märchenhaft – und bestürzend – muten auch die Erzählungen über den geradezu sagenhaften Fischreichtum an – Scharen fliegender Fische, die jeden Morgen an Bord nur eingesammelt werden mussten, um zum Frühstück gebraten zu werden. Riesige Horden Goldmakrelen, Thunfische, Bonitos, Seeschildkröten in der Nähe der Galapagos-Inseln, eine unübersehbare Schar riesiger Wale kreuzte eines Tages den Kurs der „Kon Tiki“! Die Mannschaft spielte mit Haien, indem sie diese zuerst mittels Köder anlockten, und dann an Bord zu ziehen versuchten. Oft genug brauchten sie lediglich ihre Esslöffel ins Wasser zu halten, um sich mit dem ausgesprochen nährstoffreichen Plankton zu versorgen…
… Nach 101 Tagen und ca. 6.980 zurück gelegten Kilometern rammte die Kon Tiki das Korallenriff von Raroia im Tuamotu-Archipel. Die Bambushütte, welche den sechs Männern auf ihrer Expedition Schutz vor den Elementen geboten hatte, sowie der Mast wurden dabei schwer beschädigt. Heyerdahl und seine Kameraden konnten sich so gut wie unverletzt auf ein winziges Eiland retten, und dank des noch intakten Funkgeräts ihre Position bekannt geben. Sechs Tage später wurden sie geborgen…
… Originalfoto zu finden bei http://steve-edgeworld.com
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… liegt auf dem Rücken der Pferde.“…
… Sehr anschaulich wurden die Holzfäller-Arbeiten im Wald mithilfe kraftvoller Kaltblüter gezeigt – diese Art Forsthandwerk gewinnt wieder zusehends an Beliebtheit, da die Rösser dem Waldboden bei weitem nicht so zusetzen wie moderne Zugmaschinen…
… Junge Mädchen führten mit hohem Kniebug töltende (Tölt = spezielle Gangart) Islandpferde vor, und bewiesen am Ende ihrer Darbietung mit gut gefüllten Bierkrügen, dass man auch bei rasantem Tempo dieser Schrittfolge so ruhig im Sattel sitzt, dass kein Tropfen Bier überschwappt…
… Ungarische Post in mehrerenVariationen wurde gezeigt, und auch die vielerlei Arten, Pferde vor Kutschen zu spannen. Am Ende der Schau fetzte übermütig auskeilend eine kleine Schar winziger Shetland-Pony-Fohlen durch die Arena, gefolgt von einer Herde Stuten, in Schach gehalten vom gekürten Bayerisch Kaltbluthengst Solero X, der neben den Minipferdchen noch riesiger wirkte…
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… liegt auf dem Rücken der Pferde.“, heisst es so schön…
… Im Rahmen der großen Pferdeschau des Zentrallandwirtschaftsfestes zeigten beinahe zwei Stunden lang Rösser aller Art, vom himmelhoch aufragenden Kaltblüter über elegante Bayerische Warmblüter und Rottaler, Haflinger, Norweger, bis hin zu Island- und Shetland-Ponys ein sehr lebhaftes, spannendes und auch lustiges Programm. Es wurde Dressur- und Springreiten dargeboten, Pferde- und Wagenrennen fanden statt, Kunststücke wie z. B. die Ungarische Post vorgeführt…
… Im Laufe dieser Vorführungen habe ich mich sogar ein wenig verliebt, in einen mächtigen, muskelbepackten Bayerischen Kaltbluthengst namens Solero X, einen dunklen Fuchs mit wallendem, weißblondem Langhaar…
… Während der Darbietungen kam mir so ab und an eine sehr pferdebegeisterte Mitbloggerin in den Sinn, die liebe Frau Katerwolf, selber stolze Besitzerin einer feinen Stute namens Lola…
… Da die Auswahl meiner Fotos von der Pferdeschau recht ansehnlich ist, werde ich sie in zwei Teilen zeigen…
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… gehören sie ohne Zweifel, die tonnenschweren, turmhohen, stattlichen Rösser – Brabanter, Percherons, Bayerisches Kaltblut – welche zur Oktoberfestzeit die großen Brauereiwägen ziehen, meist im Sechsspänner. Anlässlich der kurzweiligen, sehr guten Pferdeshow, die zweimal täglich während des Zentrallandwirtschaftsfestes abgehalten wird, paradieren sämtliche Prunkwägen der namhaften Münchner Brauereien über das Freigelände…
… Die üppig mit Silber beschlagenen Zaumzeuge und Geschirre sind viele Kilos schwer, ein jedes ist so viel wert wie ein Mittelklasse-Auto…
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… Nach meinem kurzen Wiesn-Schlenkerer zog es mich geradewegs auf das Zentrallandwirtschaftsfest, welches ja alle vier Jahre ebenfalls auf der Theresienwiese statt findet. Die landwirtschaftlichen Geräte, Dünge- und Futtermittel, das üppig ausgestellte bäuerliche Handwerkszeug, und auch die Zelte mit viel Schnickeldi ließ ich so gut wie links liegen. Ich strebte Richtung Tierzelt. Und da bin ich als tierliebende Knipstante voll und ganz auf meine Kosten gekommen. Hier nun eine kleine Auswahl meiner Viechereien:…
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… Nach der wunderbaren Rundfahrt auf der „Hohentwiel“ zog es mich an ein ganz bestimmtes Plätzchen, welches ich am Bodensee sehr schätze. So wanderte ich gemütlich am Nonnenhorner Narrenbrunnen vorbei, genoss den spätsommerlichen Sonnenschein, und die einem beiderseits des Wegs beinahe in den Mund wachsenden üppigen Früchte, die lauschigen Ruheplätze, die stattlichen Anwesen…
… Eine Weile später hatte ich mein Ziel erreicht, den Kiosk am Kressbronner Bootssteg. Für mich ist dieser mit seinen bequemen Korbmöbeln und pastellfarbenen Tischerln, den exotischen Kakteen darauf, der überaus entspannenden Atmosphäre und der sanft und dezent perlenden Samba-Musik so was wie die Bodensee-CopaCabana. Ich ließ mir das hervorragende, hausgemachte Forellenmousse auf würzigem, frischem Graubrot, und den traditionellen Aperol Sprizz dazu munden, und „hing ab“, stundenlang, mit wachsender Begeisterung, die Kamera immer in Griffweite – bis die große Uhr mir mahnend anzeigte, dass es an der Zeit war, mich auf den Weg nach Friedrichshafen zu machen, um rechtzeitig an der Bushaltestelle zu sein…


