Marthas Momente-Sammlung

Glück ist die Summe schöner Momente

Mitte Dezember,…

… als wir hier in Mitteleuropa ein paar Tage so richtig Winter hatten, mit Schnee, Eis und knackig kalten Temperaturen, hat es mich wieder einmal nach Wien gezogen. Gegen zwölf Uhr mittags „landete“ der flotte RailJet am Wiener Hauptbahnhof, zwei nette junge Damen halfen mir beim Aussteigen. Ich hatte für zwei Nächte ein Zimmerchen in einer Pension namens Lehrerhaus im 8. und kleinsten Bezirk Wiens, der Josefstadt, angemietet und würde dort ab 15:00 Uhr einchecken können. Wie ich die Zeit bis dahin verbringen würde, war mir schon seit einer Weile klar. Ich fuhr mit der U 1 bis zum Karlsplatz und besah mir den Weihnachtsmarkt vor der Karlskirche mit seinen hübschen kleinen Buden, in denen hauptsächlich Kunsthandwerk angeboten wurde. Während ich schaute, staunte und langsam dahin schlenderte fiel mir auf, dass sich auf der flachen Empore über dem Kirchenportal Leute befanden. Von dort oben hat man bestimmt einen feinen Ausblick, konstatierte ich. Ich will da auch hoch!…

… Die Wiener Karlskirche wurde in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts erbaut und zählt zu den bedeutendsten Barockkirchen nördlich der Alpen. Sie ist eines der Wahrzeichen der prachtvollen Donaumetropole. Ihr Bau geht auf ein Gelübde zurück, das Kaiser Karl VI. während der verheerenden Pestepidemie im Jahr 1713 im Stephansdom abgelegt hatte. Bemerkenswert sind die zwei hohen Säulen, die anstatt der üblichen Kirchtürme das Bauwerk flankieren, und nach dem Vorbild der Trajanssäule in Rom gestaltet wurden…

… Ich erkundigte mich an der Kasse, wie man denn auf die Empore gelangen könne, und erhielt zur Antwort, dass ich zu Fuß zwei Wendeltreppen hochgehen müsse, da der Lift zur Zeit außer Betrieb sei. Das innere Stimmchen warnte mich vor diesem Unterfangen – aber wie so oft ignorierte ich den gut gemeinten Rat meines vernünftigeren Ichs, parkte den Rollator samt Gepäck am Kassenhäuschen und marschierte wohlgemut los…

… Die Stufen waren zum Glück sehr flach – aber der Weg für mich ein sehr, sehr langer und beschwerlicher, hinunter noch viel mehr als hinauf, nachdem ich feststellen musste, dass der viel gepriesene Panorama-Rundblick nicht ganz so erbaulich war wie ich erwartet und erhofft hatte. Das Schönste an der ganzen Strapaze war der Blick von der Orgel-Empore aus in den Kirchenraum…

… Nach vorsichtigem und strapaziösem Abstieg wackelten mir ganz ordentlich die Knie. Ich schnappte mir meinen Rollator und eierte kraftlos nach draußen. An einer der „Fressbuden“ erstand ich ein feines, würziges Raclette-Brot, und ließ mich eine Weile auf einer Bank nieder, um neue Energien zu tanken. Solchermaßen gestärkt machte ich mich per Bim (Trambahn) auf den Weg zu meiner Unterkunft. Und verlief mich dann doch glatt – was ich in Wien nie für möglich gehalten hätte! Da mich noch dazu eine ältere Dame, die ich für eine Einheimische gehalten hatte, nach freundlicher Anfrage in eine völlig falsche Richtung geschickt hatte, dauerte es geraume Weile, bis ich endlich die kleine Gasse fand, an deren Ecke sich das Lehrerhaus befindet. Meine neu gewonnenen Kräfte waren inzwischen so gut wie völlig verpufft. Nach dem Einchecken und der etwas mühsamen Suche nach meinem Zimmerchen – die Pension ist nicht unbedingt behindertengerecht – war mir klar, dass aus dem abendlichen Besuch des Weihnachtsmarktes am nahen Rathaus nichts mehr werden würde. Mühsam schleppte ich mich in den kleinen Supermarkt im Erdgeschoss des Hauses, um eine Brotzeit zu erstehen. Nach dem Essen konnte ich mich nur kurz an dem schönen Anblick des beleuchteten Wiener Rathausturms quasi direkt vor meiner Nase erfreuen, dann fielen mir auch schon die Augen zu…


22 Antworten zu “Mitte Dezember,…”

  1. Da freue ich mich doch schon auf weitere Beiträge von deiner Reise nach Wien.
    Liebe Grüße und dir noch einen schönen Sonntag,
    Roland

    • Ja, nachdem da heute endlich der Knoten geplatzt ist, der mich seit einer Weile schon plagte – ich wusste nicht so recht, wie ich die Wien-Berichte starten sollte -, werden da demnächst noch etliche folgen. 😉
      Danke schön! Hab du auch einen feinen Sonntag Abend!
      Liebe Grüße!

  2. Liebe Martha,
    Deine Reiseberichte mit den fantastischen Fotos und ganz besonders den ausfuehrlichen (historischen) Erlaeuterungen lese/sehe ich immer wieder gerne, und ich bewundere Dich und danke Dir fuer die Strapazen, die Du dafuer auf Dich nimmst.
    Liebe Gruesse,
    Pit

    • Ich danke dir für dein großes Lob, lieber Pit. – Als Schwerbehinderte auf Reisen ist in der Tat manchmal recht strapaziös, aber ich werde mir das nicht nehmen lassen, so lange es noch möglich ist. 😉
      Liebe Grüße!

  3. Wendeltreppe ? Vor allem hinunter? Schreck! Und das für den Ausblick auf den Streichelzoo im Brunnenbecken am Karlsplatz. Nichts gegen Streichelzoos, aber die sind eindeutig aus der Nähe netter. Aber ich ziehe mehrere Hüte vor deiner Energie !!

    • Nicht nur eine! Zwei! Die erste führt bis zur Orgel-Empore. Die zweite dann ganz hoch. Oben angelangt habe ich mich dann ein kleines bisschen in den A*** gebissen. Da kenne ich weit schönere und bessere Panoramen von Wien.
      Ich kann so furchtbar stur sein. Hätte ich mir die Energie doch nur für einen Bummel über den Rathaus-Weihnachtsmarkt gespart…

      • Woher, soll man sowas denn vorher wissen. Ich war da noch nie oben und hätte somit auch nichts dazu sagen können. Naja, ist ja gut ausgegangen

                • Ich habe schon ein paar Mal den Support angeschrieben. Die haben mir gute Ratschläge erteilt, und immer wieder zugesagt, mal genau nachzuschauen, was da im Argen liegen könnte, aber nichts hat bis jetzt geholfen. Ist halt leider so. Gibt Schlimmeres, auch wenn das unangenehm ist, wenn man das Gefühl hat, seinen Kommentar scheinbar ins Nirwana verschwinden zu sehen. Ich kann das gut nachvollziehen, das geht mir auf einigen anderen Blogs genauso.

                  • Den freundlichen Bot beim Support kenne ich auch. Manchmal ist er/sie/es durchaus hilfreich, aber halt nicht bei komplizierteren Fragen.
                    Für mich hat das Kommentieren auf deinem Blog in letzter Zeit gut funktioniert. Über den reader habe ich den Kommentar gesehen, aber seit gestern ist wieder Nirvana angesagt. Seit ich weiß, dass er direkt im Spam landet, aus dem du ihn problemlos herausfischen kannst, ist das ja kein Problem mehr …

                    • Der häufigste Tipp des Er/sie/es ist – so scheint es mir – das Leeren des Cache. Damit lassen sich in der Tat manche Kalamitäten beseitigen, aber eben nicht alle. Na ja, vielleicht erleben wir ja noch die Zeit, in der die Happy Engineers WP nicht verschlimmbessern, sondern tatsächlich besser machen. Man weiß nie, und man soll auch die Hoffnung nie aufgeben. 😉

  4. Die Karlskirche ist eine sehr schöne und imposante Kirche! Wie gut, dass du für deine Mühen wenigstens mit einem schönen Blick auf den Innenraum der Kirche belohnt worden bist. Und der beleuchtete Turm vor dem Fenster ist auch nicht ohne!
    VG
    Christa

    • Ich hatte schon lange vor, mir die Karlskirche mal gründlicher anzusehen. Bei den beiden Wien-Aufenthalten zuvor bin ich immer nur dran vorbei gefahren. – Der Rathausturm vor dem Fenster war das Glanzlicht meines klitzekleinen Zimmerchen. 🙂
      Liebe Grüße!

  5. Ja, der Blick von der Orgelempore ist wirklich faszinierend. Aber du bist ganz schön wagemutig.
    Mir gefällt es, wie du von deiner Wienreise erzählst und ich hoffe, dass du noch einige Beiträge bringst. Mir gefällt, dass du so ungezwungen plaudern kannst, aber auch die historischen Recherchen nicht zu kurz kommen.
    Liebe Grüße vom anderen Ende der Welt.

    • Manchmal viel mehr als mir guttut. 😉
      Ich danke dir, liebe Gudrun. Dein großes Lob ehrt mich sehr. Beiträge von der letzten Wien-Reise habe ich etliche in Vorbereitung.
      Ich schicke dir liebe Grüße nach Kalifornien, und freue mich riesig, dass du heil drüben angekommen bist. Und wünsche dir eine wunderbare Zeit.

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