… Ohne viel Worte zu machen, möchte ich heute noch einige Impressionen vom Leitzachtaler Pferdeschlittenrennen zeigen…
… Wenn man vergisst, den Sattel- bzw. Deckengurt kurz vor dem Start noch einmal nachzuziehen, dann kann es schon passieren, dass man „den Boden küssen“ muss. 😉 Zum Glück betrug die „Fallhöhe“ nur knapp einen Meter… 😉
… Skijöring ohne Reiter, und noch dazu mit höchst eigenwilligen Ponies als Partner, ist ganz große sportliche Kunst!…
… Endspurt der Giganten – das Trabrennen der zweispännig gefahrenen Bayerischen Kaltblutpferde geht in die Zielgerade…
… Jeden Winter findet auf der Streitwiese bei Elbach, einem Ortsteil von Fischbachau, im Leitzachtal einige Kilometer südlich von Miesbach gelegen, das Leitzachtaler Pferdeschlittenrennen statt. Organisiert wird diese spannungsgeladene, sehr kurzweilige und sowohl für praktische wie auch „platonische“ PferdeliebhaberInnen interessante Veranstaltung seit vielen Jahren schon vom Verein der Leitzachtaler Pferdefreunde…
… Aufgrund der Schneeflut Anfang bis Mitte Januar musste der ursprünglich geplante Termin auf den vergangenen Sonntag verschoben werden. Und einen perfekteren Tag für dieses Fest der Rösser und Ponies hätte man sich nicht aussuchen können. Es herrschte Föhn, die Berge schienen zum Greifen nahe, einige Fesselballons zogen still und gemächlich über den bayerisch-weiß-blauen Himmel…
… Begonnen wurde der unterhaltsame Nachmittag an und auf der zuvor sorgfältig präparierten Rennbahn durch eine Ehrenrunde des Bürgermeisters und der Schar seiner Enkelkinder im von zwei stattlichen bayerischen Kaltblütern gezogenen Schlitten. Etliche Tausend ZuschauerInnen säumten den ca. vierhundert Meter messenden schneeigen Rundkurs…
… Das bayerische Fernsehen hatte ein Kamerateam entsandt, um das pferdesportliche Großereignis in Ton und Bild festzuhalten…
… Der sehr kompetente Sprecher eröffnete die Wettkämpfe, wobei er auf das Motto des Tages hin wies: „An allererster Stelle steht für uns das Pferd. Dann kommt lang gar nix, und dann erst der Mensch und der Sport.“ Das wurde von dem Herrn eisern überwacht, in einem der ersten Rennen wurde ein Reiter, der von der Peitsche Gebrauch gemacht hatte, mit ziemlich deutlichen Worten ermahnt: „Hier wird ned g’schlagn! Wenns’d des no amoi machst, dann werst disqualifiziert. G’ritten und g’fahrn werd‘ mit da Stimm und mit de Zügel.“…
… Den Anfang machten die Kleinsten der Kleinen, Ponies mit einem Stockmaß bis zu einem Meter – und ihr wisst ja längst, wenn ihr euch ein Bild genauer anschauen wollt, braucht ihr nur darauf zu klicken:…
… So sieht ein Sieger aus!… 😉
… Ich glaube nicht, dass die zahlreichen ReiterInnen im Eifer des Gefechts die Geschwindigkeitsbegrenzung am Rande der nahen Straße wahr genommen haben. In den rasanten Wettrennen konnte es durchaus mal geschehen, dass das eine oder andere Hufeisen sich löste und in hohem Bogen davon flog…
… Rennen reihte sich in bunter Folge an Rennen – Haflinger, Ponies und andere Kleinpferde, wuchtige Kaltblüter, rassige Vollbluttraber, geritten, vor Schlitten gespannt…
… Aufgelockert wurde das sportliche Geschehen durch ungeplante Show-Einlagen vierbeiniger Protagonisten:…
… Und weil das am Sonntag gar so herrlich, lebhaft, bunt und aufregend war, gibt es morgen einen zweiten Teil meines Berichts vom Leitzachtaler Pferdeschlittenrennen… 😉
… Nach langer Zeit trieb es mich gestern wieder einmal in die Gegend bei Füssen, genauer gesagt nach Hohenschwangau. Die Zugfahrt war ein beschauliches Dahingleiten durch eine bildschöne Winterwunderlandschaft…
… Bayerns „Märchenkönig“ Ludwig II. hatte während seiner Kinder- und Jugendjahre zusammen mit seiner Mutter, Königin Marie, und dem jüngeren Bruder Otto viel Zeit im Schloss Hohenschwangau nahe des idyllischen und romantischen Alpsee verbracht…
… Schon damals hatten ihn die sich auf einer schräg gegenüberliegenden Anhöhe befindenden Ruinen zweier kleiner, mittelalterlicher Burgen fasziniert. An deren Stelle das sehr romantisierende Ideal einer alten Ritterburg zu errichten, war das erste große Bauprojekt, das Ludwig II. nach seiner Regierungsübernahme 1864 in Angriff nahm. Mit der überaus schwierigen Umsetzung – der exzentrische Monarch warf immer wieder die Ausführungen seiner Architekten über den Haufen – wurde 1869 begonnen. Fertig gestellt wurde Schloss Neuschwanstein nie. Seit vielen Jahren schon zieht es unzählige BesucherInnen aus aller Welt an, die hochaufragenden, strahlend weiß verputzten Fassaden und Türme sind weithin zu sehen…
… „Ich habe die Absicht, die alte Burgruine Hohenschwangau bei der Pöllatschlucht neu aufbauen zu lassen, im echten Styl der alten deutschen Ritterburgen.“ Zitat Ludwig II., König von Bayern, 1845 – 1886…
… Das freundliche Angebot eines der Kutscher, die am Fuße Neuschwansteins auf willige Kundschaft warten, mich für sieben Euro (einfache Fahrt!) die an sich recht kurze Strecke hoch zum Schloss zu fahren, lehnte ich ebenso freundlich ab. Das wäre doch gelacht, wenn ich da nicht auf meinen eigenen zwei Beinen hochkommen würde!…
… Der Weg zog sich, stetig ansteigend. Es gab durchaus einige Momente, in welchen ich mich dafür schalt, auf die entspannte Kutschfahrt verzichtet zu haben. Doch dann war ich am Ziel meiner Wanderung angelangt, zwar etwas ausgelaugt, aber glücklich, und wieder einmal ein kleines bisschen stolz auf mich. Zuallererst genoss ich den herrlichen Ausblick auf die sanft geschwungene Landschaft des Voralpenlandes und des Forggensees zu meinen Füßen…
… Und natürlich auch auf die hoch aufragenden Berge ringsum…
… An sich hatte ich geplant, am Schloss vorbei zur Marienbrücke zu gehen, welche die südöstlich an Neuschwanstein vorbei führende Pollatschlucht überspannt. Allerdings war der Weg dorthin gesperrt, wohl des üppigen Schnees wegen. So bestaunte ich das prachtvolle Bauwerk von der vorgelagerten Aussichtsplattform aus…
… Märchenschloss und Abendsonne…
… Ich hatte mir fest vorgenommen, mir zur Feier des Tages die Kutschfahrt zurück ins Tal zu vergönnen – doch leider hatten die Droschkenfahrer samt ihrer Hafermotoren bereits Feierabend gemacht. So schlenderte ich ganz langsam und vorsichtig – es war sehr kalt und glatt geworden – zurück ins Tal…
… Wo ich noch einen kleinen Abstecher zum Alpsee machte…
… Während ich Richtung Bushaltestelle ging, erhob sich der fast volle Mond sachte hinter den Baumwipfeln an der Flanke des Tegelbergs…
… Kurz nach dem Jahreswechsel begann es im nördlichen Alpenraum großenteils sehr heftig zu schneien, und die Niederschläge nahmen bis zum vergangenen Sonntag kein Ende, von einer kurzen Pause in der zweiten Januarwoche einmal abgesehen. Stellenweise fielen binnen einer relativ kurzen Periode bis zu zwei Meter Neuschnee. In fünf bayerischen Landkreisen wurde der Katastrophenfall ausgerufen. Einige Ortschaften wie z. B. die Jachenau nahe des Walchensees, die Buchenhöhe oberhalb Berchtesgadens und Balderschwang bei Oberstdorf waren tagelang von der Außenwelt abgeschnitten. Zahlreiche Dächer drohten unter der Last des Schnees einzubrechen, der aufgrund ergiebiger Regenfälle Ende letzter Woche zusehends schwerer wurde, Straßen und Bahnstrecken mussten wegen akuter Lawinengefahr gesperrt werden, und weil man der weißen Massen nicht mehr Herr wurde. Tausende freiwillige HelferInnen, Mitglieder des THWs, der Feuerwehren, sowie einige Kompanien der Bundeswehr waren Tag und Nacht unermüdlich im Einsatz, um Schlimmes zu verhindern. Erst ab Beginn dieser Woche begann sich die Lage allmählich zu entspannen…
… Am Mittwoch gab es endlich einmal wieder blauen Himmel und wundervollen Sonnenschein. Es hielt mich nichts mehr in der Bude, ich begab mich mittags zum Bahnhof und fuhr nach Kochel. Eigentlich wollte ich nur eine kleine Runde durch den Ort drehen und ein Weilchen am See entlang spazieren, doch dann sah ich, dass meine Lieblings-Busstrecke von Kochel entlang des Walchensees nach Mittenwald wieder freigegeben war. So entschied ich mich kurzfristig um und ließ mich über die schönen Haarnadelkurven und Kehren der Kesselberg-Passstraße in die Karwendelgegend kutschieren…
… In Wallgau nahe Krün stieg ich aus. Dieses Dorf wollte ich mir seit letzten Sommer schon näher anschauen, ich hatte auf meinen Bustouren einige interessante Häuser und Lüftlmalereien entdeckt…
… Im Ort waren nur wenige Menschen unterwegs. Ein letzter Hilfskonvoi der Bundeswehr zog gerade ab, als ich meinen kleinen Rundgang begann…
… Nun, da das Schlimmste augenscheinlich überstanden ist, muteten die kleine Ortschaft und die Umgegend wie ein Winterwunderland an…
… Ein Weilchen später fuhr ich mit dem nächsten Bus Richtung Mittenwald weiter. Auch wenn das Leben in der Karwendelregion weiter zu gehen scheint wie gewohnt, die riesigen Schneehaufen, manche höher als ein Wohnhaus, und die Schneemengen, die nach wie vor abtransportiert werden, legten ein beredtes Zeugnis von der Aufsehen erregenden Schneeflut der vergangenen zwei Wochen ab…
… Die Zugverbindung zwischen Scharnitz im Tirolerischen, Mittenwald und Garmisch war nach wie vor unterbrochen. Während ich am Bahnhof auf den Bus des Schienenersatzverkehrs wartete, ließ ich mich sehr gerne noch ein Weilchen von den von Eis und Schnee gekrönten Gipfeln des Karwendels verzaubern…
… schmiegt sich an der Grenze zu Österreich auf einer recht schmalen Halbinsel in eine kühne Schleife des Flusses Salzach. Der Ortsname hat übrigens nichts mit der Gangart zu tun, sondern ist auf das altdeutsche Wort „loufa“ für Stromschnelle zurück zu führen…
… Urkundlich wird Laufen das erste Mal ca. 750 A. D. erwähnt, besiedelt war die Salzachhalbinsel allerdings bereits zu Zeiten der Kelten und Römer. Kaiser Ludwig der Bayer – eine überaus interessante Persönlichkeit, er regierte das Heilige Römische Reich Deutscher Nation von 1328 bis zu seinem Tode 1347 – hatte seinerzeit angeordnet, dass das Salz, welches in Hallein gefördert wurde, nur mehr auf der Salzach transportiert werden durfte. Nahe Laufen ragte ein großer, ausgesprochen hinderlicher Felsen, Nocken genannt, in den Fluss, die Fracht musste von Land aus vorsichtig durch die Stromschnellen bugsiert und häufig auch von kleinere auf größere Plätten – kiellose und kastenförmige Arbeitsschiffe, die vor allem im Alpen-Donau-Raum Anwendung fanden – umgeladen werden. Von den erhobenen Zöllen, den Erträgen aus Übernachtungen sowie dem Schiffbau profitierten die Laufener natürlich sehr…
… Die Stadt gehörte ursprünglich zum Salzburggau des Herzogtums Baiern, der sich nach und nach vom Mutterland ablöste und ab 1328 als eigenständiger Staat firmierte. Den lästigen Nocken sprengte man gegen Ende des 18. Jahrhunderts. 1816 wurde Laufen samt dem sogenannten Rupertiwinkel Bayern zugeschlagen und Grenzstadt. Nach dem Bau der Eisenbahn Mitte des 19. Jahrhunderts kam der Salztransport auf der Salzach zum Erliegen. Das einstmals so florierende Städtchen fiel danach leider ziemlich der Bedeutungslosigkeit anheim…
… Dominiert wird die kleine, gut erhaltene historische Altstadt Laufens von der wuchtigen Stiftskirche, die als die älteste gotische Hallenkirche Bayerns gilt. Im kreuzgangähnlichen Bogengang, der an drei Seiten das Gotteshaus umschließt, hat man ab dem 15. Jahrhundert wohlhabende verstorbene Laufener BürgerInnen zur letzten Ruhe gebettet…
… Laufen liegt in einer sogenannten Kulturlandschaft im südöstlichsten Teil Bayerns, welche dem ersten Salzburger Bischof, dem Heiligen Rupert zu Ehren der Rupertiwinkel genannt wird. Rupert – er lebte von ca. 650 bis 718 A. D. – ist der Schutzpatron des Salzbergbaus und der Hunde. Der Legende nach soll er die nach einem Raubzug der Hunnen verwüsteten Solequellen im nahen Bad Reichenhall durch einen Schlag mit seinem Bischofsstab gegen einen Felsen wiederentdeckt haben…
… Der berühmteste Sohn Laufens war ohne Zweifel der im Jahr 1654 geborene Kaiserliche Hofmaler Johann Michael Rottmayr, Baron von Rosenbrunn. Er galt als einer der ersten Barockmaler. Wahrscheinlich wurde sein Talent bereits in der Kindheit von seiner Mutter gefördert. Um 1675 ging er nach Venedig, um seine Kunst zu vervollkommnen. Ab 1695 lebte er am Kaiserlichen Hof in Wien, wo er bis zu seinem Tode im Jahr 1730 überaus erfolgreich wirkte…
… Eine der schönsten Brücken Deutschlands wurde von 1896 bis 1903 zwischen Laufen und dem österreichischen Nachbarort Oberndorf errichtet, nachdem immer wieder verheerende Hochwasser der Salzach den alten hölzernen Steg zerstört hatten. Doch davon erzähle ich ein andermal…
… im wahrsten Sinne des Wortes ist der Weihnachtsmarkt auf Schloss Kaltenberg, etwa 55 km westlich von München gelegen. Das Anwesen wurde im Jahr 1292 durch Rudolf I. erbaut, Herzog von Oberbayern und Pfalzgraf bei Rhein, es wurde in seiner sehr wechselvollen Geschichte mehrmals zerstört und hatte eine erkleckliche Anzahl Besitzer, bevor es im Jahr 1954 an das bayerische Adelsgeschlecht der Wittelsbacher, die über 730 Jahre lang die Geschicke des Landes lenkten, veräußert wurde. Der Hausherr, Prinz Luitpold von Bayern, versteht sich nicht nur auf die Zubereitung eines sehr süffigen Bieres, seit fast vierzig Jahren werden auf dem Schloss auch jeden Sommer farbenprächtige, phantasievolle und spektakuläre Ritterfestspiele veranstaltet…
… Die Gebäude vor dem Schloss sind wie ein mittelalterliches Dorf konzipiert und in der Adventszeit besonders märchenhaft ausgestattet und beleuchtet…
… Märchenhaft ist es in der Tat, was einem auf dem langsamen Bummel über das weitläufige Gelände dann begegnet…
… Eine riesige magische Bohne wächst im Schlosshof in den stürmischen, winterlich-finsteren Abendhimmel…
… Und allerlei aus den Erzählungen der Kindertage vertraute Gestalten mischen sich unter die vielen Schaulustigen: Märchenerzähler, gar nicht böse, sondern sehr witzige Wölfe, Ritter, Knappen und Edelfräulein, der Froschkönig, eine gute Fee, FeuertänzerInnen, und die wunderschöne Schneekönigin…
… Kleine und große Kinder versammeln sich rund ums Lagerfeuer, um sich aufzuwärmen und ein Stockbrot zu rösten…
… Und dann wird es mit einem Male mucksmäuschenstill, und aller Augen richten sich ein wenig bange und staunend zum großen Tor. Himmelhohe befellte Gestalten mit drohenden Hörnern auf den Köpfen und gar gruseligen Masken springen glimmende Fackeln tragend heran, und beginnen einen schauerlichen Tanz rund um ein hochauf loderndes Lagerfeuer. Es sind die Perchten, sie vertreiben – so wie die Krampusse und Buttmandln im Alpenvorland – durch ihr wildes Treiben, Tanzen, Schreien und dem Geläut der Glocken, die sie an den Hüften tragen, in den Los- und Raunächten die bösen Geister, damit das neue Jahr an der Wintersonnenwende am 21. Dezember dann ungehindert ins Land ziehen kann…
… Nach dem Abzug der Perchten ist es einen Moment lang still. Und dann setzt es mit Musik und Tanz, Erzählen, Staunen, Schauen, Genießen und Sichverzaubernlassen wieder ein, das märchenhafte, vorweihnachtliche Geschehen auf Schloss Kaltenberg…
… Während der vergangenen Woche trübte oftmals zäher Nebel die große Stadt und auch das südlich gelegene Blaue Land. Obwohl ich solchen Tagen durchaus etwas abgewinnen kann – ich habe keinerlei Problem damit, mich mit einigen guten Büchern, einem vollen Kühlschrank und genügend Vorräten im Küchenregal eine Weile lang einzuigeln – verspürte ich dennoch oft die Sehnsucht nach frischer Luft und Bewegung unter freiem Himmel…
… Als sich nach einigen Tagen das Auflösen der großen, schweren Nebelbänke ankündigte, machte ich mich im WWW nach einer geeigneten Tour kundig, um mir endlich mal wieder ordentlich die Beine vertreten zu können. Nach geflissentlichem Nachdenken entschied ich mich für die Strecke zwischen dem kleinen Flecken Klais und Mittenwald. Das müsste zu bewältigen sein, dachte ich mir. Ausflüge muss ich ja seit langem schon so planen, dass das an guten Tagen zu Fuß machbare Pensum von ca. sechs Kilometern nicht überschritten wird, und ich am Ende der Strecke Zugang zu öffentlichem Nahverkehr habe…
… Wohlgemut und beschwingt schritt ich also am Samstag Nachmittag aus, nachdem ich den Regionalzug am Bahnhof von Klais – dem höchstgelegenen in Bayern – verlassen hatte. Die ersten paar hundert Meter der Tour legte ich auf einer uralten Römerstraße zurück, deren Ursprung sogar noch weiter in der Vergangenheit liegt, denn auch die Kelten haben vor etwa dreitausend Jahren bereits lebhaften Handel mit den Regionen jenseits des Brenners betrieben…
… Das teilweise recht rutschige Gestein und die tiefen, tückischen Fahrtrillen der Via Raetia kosteten viel Kraft, erleichtert legte ich eine kleine Atempause ein, als nach dem Überschreiten einer kleinen Anhöhe im dichten Wald die uralte Straße in einen Sandweg mündete. Gemächlich schritt ich weiter, querte nach einer Weile die Bundesstraße nach Mittenwald sowie die eingleisige Bahnstrecke, und wandte mich den für diese Gegend so charakteristischen Buckelwiesen zu. Leider war der Wanderweg 408 Richtung Mittenwald laut Hinweisschild gesperrt, und die Umleitung machte eine sehr, sehr weite und lange Kehre durch die gewellte Landschaft. Zum Glück erfuhr ich in einem Gespräch mit einer Einheimischen, dass man über einen Feldweg die Tour abkürzen könne. So stiefelte ich ihrem Rat folgend weiter, misstrauisch vom Hofhund eines nahen Bauerngütls beobachtet…
… Es ging stetig bergan, aus der sandigen Fahrspur wurde mit der Zeit ein bisweilen recht holpriger Pfad, der durch die Buckelwiesen schnitt, vorbei an vielen, teilweise recht baufälligen Heuschobern und Stadeln. Ich geriet zweimal ins Stolpern, konnte aber zum Glück dank der Wanderstöcke einen drohenden Sturz vermeiden. Schafe und Pferde grasten friedlich, die Sonne schickte sich an, hinter hochaufragenden Berggipfeln zur Ruhe zu gehen, und über den Zacken, Graten und Schroffen des himmelhohen Karwendelmassivs vor mir stieg der Vollmond auf…
… Als ich den kleinen, sehr idyllisch gelegenen Schmalensee erreicht hatte, der etwa eineinhalb Kilometer vom Mittenwalder Bahnhof entfernt liegt, war mir klar, dass meine Tour dort ein Ende haben würde. Der Sonnenuntergang ließ die Berge ringsum rotgolden erglühen, der Einbruch der Dunkelheit würde nicht mehr lange auf sich warten lassen, und im Finstern wollte ich nicht weiter marschieren. So folgte ich erleichtert dem Wegweiser zu einer nahe gelegenen Bushaltestelle und vertrieb mir die recht kurze Wartezeit damit, fasziniert einen riesigen Graureiher zu beobachten, der über dem See seine Kreise zog. Ein knappes halbes Stünderl später saß ich warm und geborgen im Regionalbus, und nahm mir fest vor, in Bälde noch einmal diese schöne Gegend zu durchwandern…
… Zum Abschluss gibt es noch einmal ein Bilder-Kaleidoskop der Pferde-, Reiter- und Gespannwallfahrt. Fast eine Stunde lang ratterten die eisenbeschlagenen Räder der Kutschen, Truhen- und Pritschenwägen an uns vorüber. Sehnsüchtig blickte ich dem letzten Reitertrupp hinterher, ungemein gerne wäre ich ihnen Richtung Froschhausener Leonhardikapelle gefolgt, aber so zügig und ausdauernd hätten mich meine Beine die beinahe zwei Kilometer lange Strecke gewiss nicht getragen. So ließ ich mich noch ein Weilchen durch Murnau und den bunten Trubel des Leonhardimarktes treiben, eine Art Dult, und wandte mich dann mit Eindrücken gesättigt wieder gen München…
… Gespann um Gespann, Reitergruppe um Reitergruppe zog über den Untermarkt hoch in meine Richtung, und bog dann Richtung Froschhausen ab. Ich nahm den Finger kaum noch mehr vom Auslöser, diese Prozession war einfach zu schön! Als ich am frühen Nachmittag wieder zuhause angelangt war, staunte ich über die Flut an Aufnahmen. Ich hatte beinahe zwei Tage lang mit dem Bearbeiten und Sortieren zu tun. Natürlich werde ich euch hier und im nächsten Post nur einen Bruchteil der am Dienstag gemachten Bilder zeigen… 😉
… Der heilige St. Leonhard, Schutzpatron der Gefangenen und der Tiere, vor allem der Pferde. Er wird von Bauern, Schmieden, Fuhrleuten, Schlossern, Obsthändlern und Bergleuten angerufen. Und er gilt als Nothelfer von Wöchnerinnen, bei Kopf- und Gliederschmerzen sowie bei Geisteskrankheiten…
… Bayern ist dafür bekannt, viele Traditionen hoch zu halten und zu pflegen. Zum ländlichen Brauchtum gehört auch die sogenannte Leonhardifahrt, eine oftmals lange, bunte und vielschichtige Prozession von ReiternInnen, örtlichen Trachtenvereinen, Freiwilligen Feuerwehren und Musikkapellen, sowie Fuhrwerken, von spiegelblank polierten Kutschen für die ansässige Prominenz bis zu sorgfältig und kunstvoll arrangierten Motivwägen…
… Der Heilige Leonhard von Limoges, ein fränkischer Adeliger, lebte Legenden zufolge ca. gegen Mitte des sechsten Jahrhunderts. Nachdem er vom Erzbischof Remigius von Reims zum Christentum bekehrt und getauft worden war, wandte er sich voller Mitgefühl der Pflege und Fürsprache von Gefangenen zu. Er lehnte die Bischofswürde ab, und zog sich als Eremit in die Wälder nahe Limoges zurück. In Bayern zählt er seit dem elften Jahrhundert zu den sogenannten Nothelfern, er ist Schutzpatron der Gefangenen, und der Tiere, vor allem der Pferde, und wird im Volksmund häufig „Bauernherrgott“ genannt…
… Die prachtvollen Wallfahrten zu Ehren St. Leonhards gelten als Abschluss des Bauernjahres, sie finden entweder am 6. November statt, dem Namenstag des Heiligen, oder am nächst gelegenen Sonntag. Eine der schönsten Leonhardifahrten Südbayerns wird in Murnau abgehalten. Das schmucke Städtchen ist Mittelpunkt des Blauen Landes, mein Lieblingsausflugsziel dieses langen und wundervollen Sommers. Der lange Zug von weit über dreihundert Fahrzeugen und mehr als achthundert Rössern, vom zierlichen, rassigen Vollblut über schmucke, blondhaarige Haflinger bis zu turmhohen Kaltblütern, durchmisst die Murnauer Altstadt und windet sich dann gemächlich hinaus ins kleine Örtchen Froschhausen zur dortigen Leonhardikapelle, einem barocken Kleinod…
… Zu ungewohnt früher Stunde war ich am 6. November per Zug nach Murnau gegondelt. Natürlich hatte ausgerechnet an jenem Tag die für gewöhnlich pünktliche Bahn durchs Werdenfelser Land etwa zwanzig Minuten Verspätung, ich hatte keinerlei Chance, Froschhausen pünktlich erreichen zu können. Mich mit meinem Los abfindend suchte ich mir am Murnauer Obermarkt einen guten Platz zum Fotografieren inmitten einer Schar gut gelaunter und freundlicher Einheimischer. Um neun Uhr wogten die Kaskaden festlichen Glockengeläuts sämtlicher Kirchen der Stadt durch die Gassen voller Schaulustiger, kaum war der letzte Ton versiegt, näherte sich vom Untermarkt her auch schon die Vorhut der Leonhardifahrt…
… Einige Impressionen aus der Murnauer Altstadt:…
… Die Prozession beginnt mit Fahnenträgern auf wuchtigen Kaltblütern, dahinter trippelten zierlichen Schrittes einige elegante Vollblüter aus dem nahen Bayerischen Landesgestüt Schwaiganger – Fortsetzung folgt:…
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