… findet seit einigen Jahren in Markus Wasmeiers Freilicht-Bauernmuseum nahe Schliersee ein Weihnachtsmarktl statt. Da mir zu Ohren kam, dass diese Veranstaltung besonders schön und liebenswert arrangiert sei, machte ich mich am Sonntag Nachmittag auf den Weg dorthin. Ich durfte etliche interessante und feine Dinge sehen, allerdings wurde am frühen Abend das Gedränge für meinen Geschmack dann ein wenig zu arg. Ich habe mir fest vorgenommen, im nächsten Jahr um ein paar Stünderln früher dort vorbei zu schauen, wahrscheinlich ist um die Mittagszeit die Chance, gute und unverwackelte Bilder in den Kasten zu bekommen schon um einiges größer… 😉
… Nebst sorgfältig angefertigter heimischer Handwerks- und Handarbeitskunst gab es natürlich auch viele Kripperln zu sehen…
… Ein lebensgroßes Kripperl aus bemaltem Papperdeckel war in einem der Ställe aufgebaut…
… In früheren Zeiten, als man auf dem Land und in den Bergen noch sehr hart arbeiten musste, hat man Säuglinge „eig’fatscht“, das heisst, vom Kinn abwärts bandagiert, damit sie ruhig liegen blieben und nicht störten. So gibt es viele Darstellungen vom kleinen Jesus als „Fatschnkindl“…
… Über einem munter prasslenden Feuer Stockbrot rösten ist ein schönes Erlebnis für kleine und auch große Kinder…
… So entsteht ein gläsernes Herz: Zunächst wird eine vorgefertigte Glasblase stark erhitzt, dann in eine Form gegeben, diese wird fest verschlossen, nun heisst es ordentlich pusten, und anschließend ist es fertig, das Herz aus Glas…
… Sternstangerln sind ein sehr gehaltvolles, aber überaus fein schmeckendes Backwerk – in Spanien heissen diese Köstlichkeiten aus frittiertem Brandteig übrigens Churros… 😉
… Natürlich zählten auch Plätzchen, Stollen, Lebkuchen und Springerle zu den süßen Schmankerln des Weihnachtsmarktls…
… In der Schmiede konnte man gestacheltes Bier probieren. Eiserne Stäbe – Stacheln – werden vom kernigen Schmied über offenem Feuer glühend erhitzt, und dann versenkt man den Metallstab in ein Glas dunkles Bier. Das raucht und zischt und schäumt recht effektvoll, und schmeckt ein wenig karamelisiert…
… Ich nahm an einem der schönen Handwerksstände noch eine sehr feine Inspiration mit, bevor ich mich langsam auf den Heimweg machte: Vogelfutterstellen, die aus altem Kaffeegeschirr angefertigt waren. Da würden mir als kleinem Federvieh die Körndln nochmal so gut schmecken… 😉
… Ich wünsche euch von Herzen eine möglichst ruhige, stressfreie und unbeschwerte Vorweihnachtswoche…
… wie Georg Jennerwein auch genannt wurde, zählt nebst u. a. dem legendären Schmied von Kochel – siehe hier – zu den großen bayerischen Volkshelden…
… Geboren wurde er entweder am 24. März 1849 oder am 21. April 1852 nahe Holzkirchen, einem Markt im Landkreis Miesbach, ganz genau lässt sich das nicht mehr feststellen. Auch was die Vaterschaft des unehelichen Buben der Kleingütlerstochter Anna Jennerwein anbelangt, sind sich die Chronisten alles andere als sicher – es soll entweder der aus Otterfing stammende Peter Glas, oder der Miesbacher Schuhmachergeselle Benno Sturm gewesen sein. Georgs Mutter heiratete später einen anderen Mann, den Kleinbauern Geißler, wohnhaft in Geiting bei Wolfratshausen. Im Alter von zwölf Jahren musste der Girgl mitansehen, wie einer seiner mutmaßlichen Väter von Staatsjägern aufgrund von Wilderei erschossen wurde…
… Georg Jennerwein fand sein karges Auskommen als Holzknecht, im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 diente er zusammen mit seinem gleichaltrigen Kameraden aus dem Militärdienst, dem Jagdgehilfen Johann Josef Pföderl, als Soldat…
… Jennerwein muss ein rechter Luftikus gewesen sein, ein guter Zitherspieler, Gstanzl- (Scherzreim) Sänger, Schuhplattler, zudem ein hervorragender Schütze. Er verbrachte wohl weitaus lieber seine Zeit im Schlierseer Wirtshaus „Hennerer“, als seinem Tagwerk nachzugehen. Manche Zeitgenossen schilderten ihn auch als arbeitsscheuen Raufbold und Weiberhelden, wobei er bevorzugt zwei Verhältnisse pflegte: Zur schönen Kellnerin Reserl, und zur Sennerin Agathe, die Mutter seiner Tochter, die er – was für ein Schelm! – Reserl nannte. Auch der Johann Pföderl soll der Agathe, dem „Agerl“, sehr zugetan gewesen sein, der Girgl von Schliers soll dem Jagdgehilfen die Sennerin sogar abspenstig gemacht haben. Und Pföderls Kollege Simon Lechenauer zählte ebenfalls zu den glühenden Verehrern der Sennerin…
… Dass Georg Jennerwein ein Wildschütz war, der seine Beute nicht nur den Wirtsleuten verkaufte, sondern auch den Armen des Schlierseer Tales zugute kommen ließ – gleich einem bayerischen Robin Hood – war allgemein bekannt, er brüstete sich auch sehr gerne damit und verhöhnte die Staatsjäger und Jagdgehilfen unverhohlen. Denen ist es jahrelang nie gelungen, ihm auf die Schliche zu kommen und ihn zu stellen…
… Am 13. November 1877 wurde seine grausig zugerichtete Leiche auf einer Waldlichtung beim Peißenberg, einem Bergrücken zwischen dem Schliersee und dem Tegernsee, gefunden. Zu diesem Zeitpunkt war Georg Jennerwein mutmaßlich bereits seit acht Tagen tot. Sein rechter Fuß war barfuß, der große Zeh steckte im Abzug seines Gewehrs, der Unterkiefer war zerschmettert, ein Teil seiner Wange hing in den Zweigen einer nahen Fichte. Zusätzlich hatte er eine Schussverletzung im Rücken, die allerdings nicht tödlich gewesen sein soll, wenngleich die Kugel die linke Brust und Lunge durchdrungen hatte…
… Der Jugendfreund und Jagdgehilfe Pföderl wurde verhaftet und im Namen des Königs wegen „Vergehens der Körperverletzung“ zu acht Monaten Gefängnis verurteilt, obwohl er nach einem recht schnellen Geständnis bis an sein trauriges Lebensende stets die Tat bestritten hatte, und ein begründeter Verdacht, dass sein Kollege Lechenauer den Girgl von Schliers erschossen hatte, nicht von der Hand zu weisen war – trotz angeblichem Alibi. Jennerweins Jugendfreund Pföderl hätte etlichen Quellen zufolge durch zwei Schüsse aus der Waffe des Wilderers und dem sorgfältigen Arrangieren des Toten dessen Selbstmord vorgetäuscht, um Lechenauer zu entlasten. Nach seiner Entlassung wurde Pföderl seines Lebens in der Schlierseer Gegend nicht mehr froh. Man versetzte ihn in die Valepp, einem einsamen Gebirgstal im Mangfallgebirge. Alsbald wurde er von Wahnvorstellungen geplagt und ergab sich dem Suff…
… Während eines Gewitters verstarb Johann Josef Pföderl am 12. Juli 1889 im Tegernseer Krankenhaus. Ein Bettnachbar berichtete, als in der Nähe ein Blitz eingeschlagen hatte, hätte der Pföderl sich aufgerichtet, laut nach dem Teufel gerufen, und dann sei er entseelt in die Kissen gesunken…
… Georg Jennerwein wurde auf dem Westenhofener Friedhof in Schliersee beigesetzt. Nicht lange danach versetzten einflußreiche Gemeindemitglieder die Grabstätte, da sie ihre Angehörigen nicht neben dem Wilderer zur letzten Ruhe betten wollten. Das umgesiedelte Grab verwilderte über die Jahre, wurde aber 1947 wieder freigelegt, seit 1961 kümmern sich die Mitglieder des Schlierseer Trachtenvereins um Erhalt und Pflege. Wo sich die eigentliche Ruhestätte des Girgl von Schliers befunden hat, und ob sich seine sterblichen Überreste tatsächlich unter dem gepflegten Grabhügel befinden, ist mittlerweile ebenso mysteriös wie die genauen Umstände seines Todes…
… Die Gedenkstätte für den Wildschütz Jennerwein auf dem Westenhofener Friedhof. Sie ist nicht leicht zu finden, liegt inmitten vieler anderer Gräber ca. 30 Meter östlich der kleinen Kirche St. Martin…
… Ein fesches Mannsbild ist er schon gewesen…
… Die Kirche St. Martin, erbaut von 1734 bis 1737, war bis Ende des 19. Jahrhunderts die Schlierseer Pfarrkirche…
… Die melancholische, spätherbstliche Stimmung am Schliersee passte am Dienstag Nachmittag sehr gut zur bewegten und auch geheimnisvollen Geschichte des Georg Jennerwein, seines Zeichens Wildschütz und bayerischer Volksheld…
… Geht man langsam durch die Räume des großen Lukas Hofs aus dem frühen 16. Jahrhundert, kann man durchaus das Gefühl bekommen, eine Zeitreise in die Vergangenheit zu machen, denn die Stuben sind sehr sorgfältig und historisch genau wie in längst vergangenen Tagen eingerichtet…
… In der Bauernstube befinden sich übrigens an der unteren Tischkante merkwürdig anmutende metallene Halterungen. Sie dienten dem Löffel, den jedes Familienmitglied sein eigen nannte, und mit dem man sich aus der großen Pfanne oder dem Topf bediente, der/die auf die Tischmitte gestellt wurde. Starb jemand, wurde sein Löffel an den jüngsten Sproß der Familie weitergegeben – Ursprung des altbekannten Kalaures „den Löffel abgeben“…
… Die Werkstatt wurde gleichzeitig als Vorratskammer, zum Trocknen von Kräutern und Aufbewahren von Sämereien benutzt…
… Die Rauchküche…
… Auf der Südseite des Hofs, nahe des schönen, großen Bauerngartens, steht das Backhaus. Hier wird heute noch fleißig wunderbares Brot gebacken…
… Das Schöpfbrauhaus hinter dem Wirthaus „Zum Wofen“, in dem man das selbstgebraute, herzhaft-süffige Bier verkosten kann…
… Markus Wasmeier ist nicht nur einer der erfolgreichsten deutschen Skirennfahrer – er gewann unter v. a. bei den Olympischen Winterspielen in Lillehammer 1994 zwei Goldmedaillen im Super-G und Riesenslalom -, der gelernte Maler und Lackierer, Sohn eines Lüftlmalers und Restaurators, ist seit vielen Jahren schon sehr an der Geschichte Bayerns, der Pflege und Bewahrung historischer Kulturgüter interessiert…
… Im Jahr 2007 eröffnete er sein eigenes kleines Freilicht-Bauernmuseum. Die sieben Höfe samt Alm und kleiner Kapelle liegen malerisch in einer Senke nahe des Örtchens Fischhausen am südlichen Ende des Schliersees…
… Nachdem mein erster Versuch, zu Wasmeiers Museumsdorf zu gelangen, neulich an Pleiten, Pech und Pannen der Bayerischen Oberlandbahn kläglich gescheitert war, machte ich mich am Dienstag erneut auf den Weg. Zwar gestaltete sich der erste Teil der Anreise, der Weg von meiner Bude zum Hauptbahnhof, aufgrund einer Bauerndemo – tausend schwere Traktoren verpesteten stundenlang die ohnehin schon ordentlich mit Feinstaub belastete Stadtluft – ein wenig schwierig – aber der BOB-Regionalzug fuhr diesmal – sogar pünktlich auf die Minute!…
… Vom kleinen Bahnhof Fischhausen/Neuhaus aus muss man nur noch mehr „oamoi umfoin“ (einmal umfallen), d. h. vorsichtig die vielbefahrene Bundesstraße queren, und schon ist man nach dem Lösen der Eintrittskarte auf dem Museumsgelände…
… Die Winterstube – eine ehemalige Holzerhütte, in der voraussichtlich 2020 eine Ausstellung über das Leben der Holzknechte in den Bergen eröffnet wird…
… Nach kurzem Marsch über einen Feldweg ist man auch schon am Dorfeingang. Dort befindet sich der Schweinestall mit zwei seltenen bayerischen Wollschweinen, die sich leider nicht blicken ließen, sondern tief und fest in ihrer Hütte pennten. Aber ein draller Buchfink trippelte zierlich über die matschige kleine Koppel und pickte angelegentlich im Schlamm…
… Auf einer Anhöhe befindet sich ein Almkaser, der ursprünglich aus meiner Heimat Berchtesgaden stammt, und von einem Bergrücken über dem Königssee Stein für Stein und Bohle für Bohle hierher versetzt wurde…
… Ich will keinesfalls behaupten, dass heutzutage die SennerInnen auf den Almen im Luxus leben, aber in früheren Zeiten war das Hausen in so einem Kaser schon weitaus karger und ärmlicher…
… Blick von der Alm auf das kleine Dorf…
… Der Beham-Hof, erbaut im Jahr 1660, diente als Lagerstätte für Getreide, Saatgut, Wägen und Rossgeschirre…
… Die kleine Heilig-Kreuz-Kapelle, erbaut vom Lüftlmaler und Restaurator Günther Wasmeier, „Wasis“ Vater. Sie bietet Platz für zwanzig Personen…
… Gegenüber der Kapelle steht das Handwerkerhaus mit seinen originalgetreu eingerichteten Werkstätten aus längst vergangenen Tagen – Schuster, Glaser, Schreiner und Schmied zeigen und erklären dort vor allem in der Hauptsaison ihre Tätigkeiten. Und eine kleine Schnapsbrennerei kann man ebenfalls besichtigen (sowie köstliche Schnäpse und Liköre verkosten 😉 )…
… Den Ortsmittelpunkt bildet der stattliche Lukas-Hof, er wurde bereits zu Beginn des 16. Jahrhunderts im Tegernseer Tal errichtet…
… Und demnächst geht hier die virtuelle Führung durch Wasmeiers Bauernmuseum weiter… 😉
… Ich beschloss, am See entlang nach Froschhausen zu spazieren, um von dort entweder mit Bus oder BOB (falls möglich) zurück nach München zu fahren. Die Strecke beträgt knapp vier Kilometer, das ist mittlerweile für mich zu meiner großen Freude überhaupt kein Problem mehr, inzwischen kann ich, wenn ich langsam gehe und Pausen einlege, locker die doppelte Entfernung zurücklegen. Es sieht ganz danach aus, dass ich den Muskelschwund im Verlauf des vergangenen Jahres zum Stillstand gebracht habe, und vielleicht sogar wieder etwas Muskelmasse aufbauen konnte. Kurze Strecken bis ca. 50 Meter in Hausnähe gehe ich mittlerweile ganz vorsichtig aber immerhin ohne die Zuhilfenahme meiner Stöcke, was mich jedesmal stolz und froh stimmt…
… Inzwischen war mein Ärger auf die Bahn völlig verflogen, und ich genoss den wunderschönen, milden, sonnenreichen Oktobertag…
… Ein einsames, kleines Segelschiff glitt über das stille Wasser…
… Ein Rudel Rehe wagte sich am späten Nachmittag aus dem Wald auf die noch saftig grüne Kuhweide…
… Mit unnachahmlicher Eleganz glitt ein Fischreiher an mir vorüber und landete unweit der Rehe, um dann mit langem Schnabel stochernd nach Amphibien und anderem Kleingetier zu suchen…
… Die Sonne glitt hinter den Hügelrücken westlich des Sees, sobald ihre Strahlen versiegten, wurde es rasch herbstlich frisch…
… Nun lag Froschhausen direkt vor mir, nur mehr zweihundert Meter bis zur Bushaltestelle, dann war mein kleiner Ausflug zu Ende…
… Kaum hatte ich die Haltestelle erreicht, da bog auch schon der Linienbus Richtung Gmund am Tegernsee um die Ecke…
… Die in der Ebene nun schon recht tief stehende Sonne sorgte für ein spektakuläres Lichtphänomen am Himmel…
… Und der feine Sonnenuntergang tröstete mich darüber hinweg, dass auch der Regionalzug von Tegernsee Richtung München eine halbe Stunde Verspätung hatte…
… Ich werde nächste Woche noch einmal mein Glück mit dem geplanten Besuch von Markus Wasmeiers Bauernmuseum versuchen – früh am Morgen losziehen, damit ich dann vielleicht, mit etwas Glück, falls die BOB den Reisenden eventuell gewogen sein wird, so drei bis vier Stunden später mein ca. 60 km entferntes Ziel erreichen werde – *Ironiemodus*…
… kurz BOB genannt, durfte ich vor einigen Tagen mal wieder meine sorgfältige Ausflugsplanung komplett umschmeißen…
… Die frühere Ski-Legende Markus Wasmeier hat bei Fischhausen nahe des Schliersees ein Freilicht-Bauernmuseum errichten lassen. Das wollte ich mir am Donnerstag endlich einmal anschauen. Das Wetter war großartig, und wegen des Werktags in der Nachsaison würde der Besucherandrang mit Sicherheit auch nicht groß sein. Ich versprach mir einen schönen Nachmittag mit guten Eindrücken und Bildern…
… Beizeiten fand ich mich am Hauptbahnhof ein, um mit dem BOB-Regionalzug um 13:04 Uhr Richtung Bayrischzell zu zuckeln. Kurz vor Eins wurde durchgesagt, dass es eine ca. fünfminüte Verspätung geben würde. Ist ja eigentlich mittlerweile Alltag, wenn man per Bahn ins Bayerische Oberland fahren möchte, insgeheim hatte ich schon fest damit gerechnet. Wenig später noch eine Durchsage: Aufgrund eines technischen Problems würde es eine ca. zehnminütige Verspätung geben. Kurz darauf: Aufgrund eines technischen Problems würde es eine ca. fünfzehnminütige Verspätung geben. Wieder kurz darauf: Wegen eines technischen Problems entfällt der Regionalzug um 13:04 Uhr Richtung Bayrischzell ersatzlos. Die nächste Reisemöglichkeit bestehnt um 14:04 Uhr…
… Da stand ich nun wie einige Hundert Mitreisender wie bestellt und nicht abgeholt! So ein Sch***! Was mach‘ ich nun? Eine Stunde warten oder mit dem Zug auf dem Nebengleis um kurz nach halb Zwei nach Holzkirchen fahren und hoffen, dass von dort aus ein Bus Richtung Bayrischzell fährt? Ich entschied mich dafür…
… Leider gibt es ab Holzkirchen keine Busverbindung nach Bayrischzell. So musste ich notgedrungen doch auf die BOB warten, die kurz nach Zwei von München abfahren sollte – und natürlich zehn Minuten Verspätung hatte. Auf der Anzeigetafel stand zu lesen, dass der Zug in Miesbach enden würde, und zwischen dort und Schliersee Schienenersatzverkehr bestehen würde. An den Zugtüren war allerdings die Leuchtschrift „Nach Bayrischzell“ zu lesen. Etwas verwirrt stieg ich ein, und tröstete mich damit, dass das schon seine Richtigkeit haben würde, und mir immerhin noch zwei Stunden Zeit verbleiben würden, das Freilichtmuseum zu besichtigen…
… Am Bahnhof Miesbach angelangt mussten wir dann doch alle aus- und in die Busse des Schienenersatzverkehrs umsteigen. Aufgrund dichten Straßenverkehrs wurde es halb Vier, bis ich endlich am Bahnhof Schliersee angelangt war. Ich war ziemlich wütend. Ich würde nicht vor vier Uhr in Fischhausen ankommen, und dann würde es keinen Sinn mehr machen, ein Ticket für das Bauernmuseum zu lösen. Eine Weile stand ich ratlos herum, dann beschloss ich, das Beste aus der Situation zu machen, und ein Weilchen durch Schliersee zu spazieren…
… Auch in früheren Zeiten hat man schon „getwittert“, damals mangels Internet allerdings in „Zwitscherstüberln“… 😉
… So recht war ich mit meinem kleinen Ortsbummel noch nicht zufrieden, so wandte ich mich gen Süden, um noch ein Weilchen am Ufer des Schliersees entlang zu marschieren…
… Das Fahren mit der BOB gleicht jedesmal einem Lotteriespiel… Mittwoch nachmittag wollte ich an den Tegernsee, ein bisserl spazieren gehen, und fand mich pünktlich am Münchner Hbf ein. Das erste, was mir auffiel, war, dass der BOB-Zug nach Füssen, der vom Nebengleis hätte fahren sollen, ersatzlos ausfiel. Na, das geht ja schon gut los, dachte ich mir im Stillen. Natürlich traf das Bähnlein Richtung Süden etliche Minuten später als im Fahrplan angegeben am Bahnsteig 33 ein – aber das ist eigentlich nicht der Rede wert, weil bei der BOB an sich gang und gäbe. Und dann waren da nur zwei statt der üblichen drei Zuggarnituren, die eine fuhr nach Lenggries, die andere nach Bayerisch Zell. Erst in Holzkirchen befleißigte man sich, die Fahrgäste zu informieren, dass jene, die den Tegernsee zum Ziel hatten, zunächst in den Waggon Richtung Lenggries, und dann an der Haltestelle Schaftlach in den Schienenersatzverkehr umsteigen müssten. Da ich keine Lust dazu hatte, blieb ich sitzen. Fahr‘ ich halt an den Schliersee, dort ist’s auch schön. Doch die Weiterfahrt verzögerte sich. Nach einer geraumen Weile hieß es, dass der für uns zuständige Lokführer erst noch mit dem Gegenzug anreisen müsse – und der habe Verspätung. Nach einer gefühlten Ewigkeit ging es endlich weiter.
Ich wanderte zwei Stunden lang stillvergnügt am Schliersee entlang, und war, weil mich das Marschieren über teilweise recht tückisch glatte Wege sehr angestrengt hatte, am winzig kleinen Bahnhof Neuhaus/Froschhausen überglücklich, als ich erfuhr, dass nur wenige Minuten später ein Züglein Richtung München vorbei kommen solle. Außer mir befanden sich noch etliche SkifahrerInnen am Bahnsteig.
Aus heiterem Himmel wurden wir mittels Leuchtschrift auf der Anzeigetafel darüber informiert, dass der Zug um 17:43 Uhr ausfallen würde. Es gab keinerlei Informationen darüber, ob und wann es einen Schienenersatzverkehr geben, und wann die nächste Zugverbindung sein würde! Nichts! Nada! Man ließ uns Fahrgäste einfach so in der Pampa stehen!
Zum Glück schaute ich eine halbe Stunde später rein zufällig Richtung Bahnhofsvorplatz, und sah, wie sich ein roter DB-Bus mit der Aufschrift „SEV nach Schliersee“ näherte. Informationen und Durchsagen bzw. Leuchtschriftanzeigen hatte es immer noch nicht gegeben! Um ca. zehn Minuten vor neunzehn Uhr war ich endlich am Schlierseer Bahnhof – und da stand auch glatt ein BOB-Zug, der in Kürze abfahren sollte! Kaum saß ich im Warmen und freute mich darüber, dass es jetzt endlich Richtung München gehen würde, kam die Durchsage des Schaffners, dass sich wegen eines Gegenzuges die Abfahrt um ungefähr zwanzig Minuten verzögern würde. Höhnisches Gelächter schallte durch den Waggon – nicht verwunderlich.
Endlich setzten wir uns in Bewegung. Aber nur kurz. Einige Kilometer später hielten wir unvermittelt auf freier Strecke. Wegen eines technisch nicht gesicherten Bahnübergangs, hieß es. Mit einer Taschenlampe bewehrt stieg der Zugführer aus, und machte sich draußen eine Weile zu schaffen. Als der BOB-Zug dann endlich an der Donnersberger Brücke eingetroffen war, hatte er über eine halbe Stunde Verspätung. So kann’s gehen, wenn man in der Bananenrepublik Deutschland nur mal kurz mit dem Zug in die Berge fahren und ein klein wenig wandern will…
Die Foto-Ausbeute war am Mittwoch nicht üppig – nun ja, das kommt schon mal vor. Bei den Wildenten kocht übrigens das Blut schon ganz ordentlich, zwei Erpel lieferten sich an einem stillen Zufluss zum See einen erbitterten Kampf. Die Schlierseer Gegend werde ich mit Sicherheit noch ein weiteres Mal aufsuchen, inzwischen habe ich heraus gefunden, dass sich nur eine kurze Wegstrecke vom kleinen Bahnhof Neuhaus/Fischhausen entfernt das Freilichtmuseum Markus Wasmeiers befindet.