… dem Seeauerhaus in Bad Ischl, nahm am 16. August 1853 eine der berühmtesten Liebesgeschichten ihren Anfang. An jenem Tag lernte der dreiundzwanzigjährige österreichische Kaiser Franz Joseph anlässlich einer Teestunde die fünfzehnjährige bayrische Prinzessin Elisabeth Amalie Eugenie von Wittelsbach kennen, die nur deshalb in den Kurort im Salzkammergut mitgenommen worden war, um sie von ihrer Verliebtheit in einen nicht standesgemäßen Grafen abzulenken. Geplant war eigentlich von beiden Müttern, der Kaiserinwitwe Sophie und der ehrgeizigen Wittelsbacherin Ludovika von Bayern, die Verlobung des jungen Kaisers mit Sisis älterer Schwester Helene. Doch wie wir alle wissen, kommt es nun mal erstens anders zweitens als man denkt. Franz Joseph verliebte sich quasi auf dem ersten Blick in seine Cousine Elisabeth…
Von Szojak – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=71528389
(Mein eigenes Foto vom Seeauerhaus ist wegen Unschärfe leider nicht vorzeigbar. 😉 )
… Für Franz Joseph war Sisi vom ersten Augenblick an die große Liebe seines Lebens, und er war ihr stets auf das Innigste verbunden. Die blutjunge Prinzessin allerdings war von der Aussicht, Kaiserin von Österreich-Ungarn zu werden, eher bestürzt und verängstigt, von Franz Josephs glühender Zuneigung und der Blitzverlobung beschämt und verwirrt…
… Ab 1860 ging Sisi immer öfter und ausgedehnter auf Reisen. Sie fühlte sich am Wiener Hof zusehends unwohl. Franz Josef hatte manch außereheliche Affären, doch es fehlte eine Vertraute, die ihm während der langen Abwesenheiten der Kaiserin die Einsamkeit lindern und gute Gesellschaft leisten konnte. So arrangierte Elisabeth ein Treffen ihres Gemahls mit der bekannten und beliebten Schauspielerin Katharina Schratt. Mit Erfolg…
… Die Beiden pflegten bis zum Tode Franz Josephs im Jahr 1916 eine innige und von großem gegenseitigem Vertrauen geprägte Freundschaft. Wenn der Kaiser in seiner stattlichen Villa oberhalb von Bad Ischl die Sommerfrische verbrachte, begab er sich zum Frühstück gerne in das einem gepflegten Bauernhaus gleichende Anwesen etwas außerhalb des Orts, das er Katharina zum Geschenk gemacht hatte. Dort servierte ihm die Vertraute einen selbstgebackenen Guglhupf nach einem eigenen Rezept. Um den üppigen Kuchen zuzubereiten, musste sie stets um vier Uhr morgens aufstehen. Eines Tages war sie der Mühen leid und vererbte quasi die Rezeptur der ansässigen K. & K. Hofbäckerei Zauner…
… Der Schratt-Guglhupf wird, so erfuhr ich beim Ansehen einer TV-Doku, nicht wie zumeist üblich mit einem Rührteig hergestellt, sondern einem gehaltvollen Hefeteig. Dieser wird nach dem Gehen zu einer quadratischen Fläche ausgerollt, mit Zimt und Rumrosinen bestreut und zu einer Rolle geformt. Diese legt man in die mit zerlassener Butter ausgepinselter und Mandelplättchen bestreute Form. Nach nochmaligem Aufgehen, dem Backen und Auskühlen wird der Guglhupf mit Kristallzucker bestaubt. Wer diese Köstlichkeit nachbacken möchte, hier das genaue Rezept: https://www.ichkoche.at/schratt-gugelhupf-rezept-236001…
… Der TV-Doku zufolge würde man in der einstigen Hofbäckerei Zauner nach wie vor täglich Schratt-Guglhupfe herstellen. Und einen Besuch Bad Ischls hatte ich nach meiner Tour nach Hallstatt ohnehin geplant. Also machte ich mich am Ostermontag in aller Frühe auf den Weg ins Salzkammergut, und vom Bahnhof aus stante pede in Richtung Café Zauner an der Trauner Uferpromenade. Seit dem Aufstehen um halb sechs Uhr morgens hatte ich das Bildnis einer stattlichen Scheibe Schratt-Guglhupf samt dampfendem Haferl Milchkaffee vor meinem inneren Auge…
… Aber, ach, leider wird mittlerweile der Schratt-Guglhupf nur mehr auf Bestellung gebacken. Nachdem ich die Enttäuschung halbwegs überwunden hatte, tröstete mich mit einem Stückerl Kaisertorte, oben rechts im Bild zu sehen, und machte mich anschließend auf den Weg, Bad Ischl ein wenig zu erkunden…
… Kommt gut ins Wochenende, ihr Lieben!…
17 Antworten zu “In diesem stattlichen Gebäude,…”
Fascinating history Martha and how I miss the chocolate!
I love the history of the European Monarchs, especially the Bavarian Wittelsbacher and the Austrian Habsburger…
Aaaah, yes, the chocolate is gorgeous, also the cakes…
Lecker! Österreichischer Kuchen ist der Beste. In Bad Ischl war ich einmal vor mehr als 40 Jahren … Bin gespannt auf die Fortsetzung deines Berichts.
Definitiv! Immer wenn ich in unserem Nachbarland weile, könnte ich mich ausschließlich von Kuchen und Torten ernähren. 😉
Ich muss noch Bilder sortieren und bearbeiten, dann geht’s weiter. 😉
Beim Zauner gibt es zum Glück vieles, das über den fehlenden Guglhupf hinwegtrösten kann 😊 wie lange fährt man von München nach Ischl?
Oh, ja! 🙂 Die Auswahl an süßen Schlemmereien ist dort schon enorm. 😀
So gute drei Stunden. Eindreiviertel von München nach Salzburg, und dann ca. eineinhalb mit dem Bus. Wobei die Busfahrt sehr kurzweilig ist, weil es so viel Interessantes und Schönes zu sehen gibt.
Ah, du bist mit dem Bus gefahren. Ja, das ist sicher schön und umsteigen muss man ohnehin.
Ja, ist unkomplizierter und auch kürzer als mit einer Zugverbindung.
In Sachen Sisi habe ich eine Leseempfehlung für dich. Sisi von Karen Duve. Rückt einiges an Kitsch um sie zurecht. 🙂 Aber den Gugelhupf backe ich demnächst.
Danke für deine Empfehlung. Ich habe schon viel über diesen Roman gehört/gelesen. Sehr interessant ist übrigens auch das Leben von Elisabeth Marie, ihrer Enkelin, der einzigen Tochter von Kronprinz Rudolf. Sie wurde die Rote Erzherzogin genannt, und war eine überaus vielschichtige Persönlichkeit.
Ich werde mich auch mal am Schratt-Guglhupf versuchen. 😉 Nachdem man ihn nur schwer käuflich erwerben kann, bleibt mir wohl nichts anderes übrig. 😉
Wenn du willst schicke ich dir das Sisi Buch. 🙂
Danke für das liebe Angebot, Karin. Ich hab’s mir gestern bei der Stadtbib. bestellt.
Gut, dann bin ich gespannt, wie es dir gefällt.
Die Auswahl an Kuchen sieht ja lecker aus 😋.
Da hätte ich sicherlich ein Problem mich für eines zu entscheiden.
Liebe Grüße und dir ein schönes und entspanntes Wochenende,
Roland
Ich habe ziemlich viel Bedenkzeit gebraucht, bis ich mich für die Kaisertorte entschieden hatte. 😉
Danke schön, lieber Roland. Ich grüße dich herzlich zurück!
Oha, den Kuchen vergesse ich lieber schnell wieder. Wahrscheinlich muss ich nur daran denken und habe, zack, einpaar Gramm mehr drauf. Eine interessante Geschichte vom Gugelhupf erzählst du. Schön, dass du wieder unterwegs warst.
Liebe Grüße
Ja, die Kaisertorte war schon sehr gehaltvoll. Um wenigstens ein paar Kalorien davon wieder los zu werden, bin ich danach im Kaiserpark fleißig bergauf marschiert. 😉
Da wurde vor etwa zwei Wochen eine TV-Doku auf 3sat gesendet, die nur von Guglhupfen und seinen ungezählten Variationen handelte. Zum Glück war ich satt, als ich mir das angesehen hatte. Und da wurde auch die Geschichte vom Schratt-Guglhupf erzählt. Und weil ich solche Geschichten liebe, habe ich sie mir gleich zu eigen gemacht. 😉
Herzliche Grüße!