Marthas Momente-Sammlung

Glück ist die Summe schöner Momente

Das Beinhaus von Hallstatt…

Nach kurzer steiler Wanderung über einige steinerne Treppen hatte ich die Kirche Maria Himmelfahrt erreicht…

… Das Innere des Gotteshauses ist mit seinen zwei Altaren, dem warm getäfelten Chorgestühl und den hohen, schönen Buntglasfenstern angenehm schlicht gehalten…

… Der Platz am Steilhang des Salzbergs ist seit jeher sehr begrenzt. So nimmt es nicht weiters wunder, dass man rund um die Kirche nur einen kleinen Friedhof anlegen konnte. Etwas weiter südlich einen neuen Gottesacker im Tal des Waldbachs errichten war in früheren Zeiten aufgrund der Unberechenbarkeit des kleinen Flusses nicht möglich. So baute man oberhalb des Friedhofs eine Kapelle, dem Heiligen Michael geweiht, deren Untergeschoss seit dem 12. Jahrhundert als Beinhaus, auch Karner genannt, genutzt wurde…

… Nach etwa zehn Jahren wurden die Gräber geleert und für weitere Nutzungen vorbereitet. Die ausgegrabenen Schädel und Röhrenknochen vor allem von Wohlhabenden ließ man etwa ein halbes Jahr von der Sonne bleichen. Danach wurden sie mit den Namen der Verstorbenen versehen, auf Wunsch der Hinterbliebenen kunstvoll mit Blumen- und Blätterkränzen oder Kruzifixen bemalt und im Beinhaus gestapelt. Ursprünglich befanden sich ca. 2.100 Schädel und Gebeine in dem kleinen Tonnengewölbe, mittlerweile sind es ungefähr 600. Der letzte Totenkopf wurde im Jahr 1995 der Sammlung hinzugefügt…

… Dem Beinhaus wohnt nichts Gruseliges oder Befremdliches, gar Abstoßendes inne. Es ist von einer tiefen, friedvollen Ruhe erfüllt. Jeder Schädel ist ein bewundernswertes und liebevoll gestaltetes Kunstwerk, ein ganz besonderes Gedenken an jene Menschen, die früher einmal das schönste Dorf Österreichs mit ihrem Leben und Wirken erfüllt haben…

… Bevor ich die folgenden Aufnahmen machte, habe ich nachgefragt, ob das Fotografieren erlaubt sei, was mir mit einem „Selbstverständlich!“ beantwortet wurde…

… Ich verharrte lange an diesem kühlen und so eigentümlichen Ort, bevor ich wieder nach draußen trat und meine kleine Wanderung durch Hallstatt fortsetzte. Der nadelspitze Turm der evangelischen Kirche unten am Marktplatz ragte ins Himmelsblau und vom südlichen Seeufer grüßten die Ausläufer des Dachstein-Massivs…

… Ich wünsche euch einen guten und möglichst unbeschwerten Start in die neue Woche!…


21 Antworten zu “Das Beinhaus von Hallstatt…”

    • Ja, von den Katakomben unterm Stephansdom habe ich neulich erst gehört. Die stehen jetzt auch auf der Muss-Sehen-Liste für Mai. 😉 Und im Naturhistorischen Museum kann man einen bemalten Totenschädel aus dem Hallstatter Beinhaus besichtigen.

  1. Ich kann mir nicht vorstellen, wie ich mich da fühlen würde. Auf alle Fälle würde ich aber, sollte ich mal in diese Gegend kommen, dieses Beinhaus besuchen.
    VG
    Christa

  2. Sah zwar auch schon interessante Berichte über solche Beinhäuser im TV, aber inmitten dieser angemalten bzw beschrifteten Totenschädel zu stehen ist nochmals ein ganz anderes Ding und rein vom empfinden her nicht wirklich meins.😉
    Aber diese relativ schlichte Kirche ist sehr schön und überhaupt diese Gegend.
    Herzlichste Grüße und komm gut in die Woche, liebe Martha 🤗🌼🍀

  3. Sehr interessanter Ort, dieses Beinhaus. Allerdings weiß ich nicht, wie ich mich fühlen würde, wenn ich die Schädel meiner Lieben dort sehen würde. Ich denke, man muss mit dem Umstand aufgewachsen sein und dann gehört es einfach dazu.
    Liebe Grüße, Roland

    • Das waren ja die Angehörigen, die die Schädel ihrer Lieben auf diese Weise ein zweites Mal sozusagen beerdigen ließen. In Hallstatt gehörte das zum Leben dazu. Etliche haben das bereits zu ihren Lebzeiten testamentarisch festgelegt, dass man sie eines Tages ins Beinhaus überführen solle. Leisten konnten sich das allerdings auch nur die finanziell gut Gestellten, denn die Totenmaler waren seinerzeit hochbezahlte und sehr angesehene Spezialisten. Und die andere Alternative für die nicht reichen Bewohner:Innen von Hallstatt war über 500 Jahre lang, die sterblichen Überreste der Lieben auf Nimmerwiedersehen in den See kippen zu lassen, denn die Gräber mussten ja nach zehn Jahren geleert werden, und Feuerbestattungen waren unüblich.
      Liebe Grüße!

  4. Zuletzt war ich in Neapel in solch einem Beinhaus.
    Man denkt sich seins, wenn man vor solchen Schädeln steht. Was die Hirne wohl alles erlebt haben, die da drunter wohnten? Wonnen wohl, Verdruss und Schmerzen, Hoffnung und Leichtes zwischendurch.

  5. Solche Gedanken, was die Menschen, deren Schädel oder Knochen da liegen, wohl erlebt haben, kommen mir immer, wenn ich solche Orte sehe. In Lützen, nahe Leipzig, gab oder gibt es ein Beinhaus. Dorthin brachte man die Adligen, die in der Schlacht bei Lützen im Dreißigjährigen Krieg gefallen waren. Die anderen verscharrte man im Massengrab auf dem Acker.
    Einen interessanten Ort konntest du besuchen. Ich hätte ihn mir auch angeschaut, wenn ich da gewesen wäre.
    Herzliche Grüße

    • Ich habe mir die Inschriften auf den Schädeln angesehen, bei manchen ist da ja nicht nur der Name zu lesen, sondern auch das frühere Handwerk. Und versucht, mich in diese Menschen hinein zu versetzen. Mir vorzustellen, wie ihre Leben verlaufen sind…
      Interessant, dass es in deiner Nähe auch ein Beinhaus gibt bzw. gegeben hat.
      Die Besichtigung des Hallstatter Karners war für mich ein Muss. Das wollte ich mir schon so lange ansehen.
      Herzliche Grüße!

  6. Die Optik erinnert mich an den mexikanischen Totenkult, wobei ich mich nicht erinnern kann, ob da auch die Namen aufgemalt werden? Ich finde es sehr besonders und auch schön, wie liebevoll die menschlichen Überreste verziert werden 😇

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