… wird jetzt in meinem Blog gelüftet: Was trägt der Schotte unterm Röckchen?…
… Die Antwort:…

Glück ist die Summe schöner Momente
… Am Samstag Abend durfte ich dann noch ein schönes Weilchen in ganz lieber Gesellschaft verbringen – Frau Tonari bummelte mit mir durch die Hacke’schen Höfe, und danach ging ich mit ihr und ihren Lieben noch ganz lecker speisen – im „Basi’l“ am Hackeschen Markt…
… Auf dem Nachhauseweg per S-Bahn bekam ich dann kurz vor der Einfahrt in das gläserne Monstrum des Hauptbahnhofs quasi als Dessert einen wundervollen Ausblick auf das in der untergehenden Sonne erglühende Bundeskanzleramt kredenzt…
… Und ganz schön bunt! Herrlich bunt und schräg!…
… Als wir in unser geräumiges Apartement in der Hanna-Arendt-Straße eincheckten, paradierte unten grade der CSD-Zug vorbei – bunt, laut, schrill, lebensvoll. Ich riss voller Begeisterung die Fenster auf, um unseren Logenplatz im zweiten Stock so richtig schön genießen zu können. Was für ein toller Zufall! Christopher Street Day, Fan-Meile, PDC-German-Darts-Championships – ein besseres Programm für eine Berlin-Reise kann man sich als leicht verrücktes Huhn doch wirklich nicht wünschen! Vor allem mein inneres Wildes Weib flippte schier aus vor lauter Vergnügen!…
… Bereits am frühen Samstag Vormittag schwebten meine Arbeitskollegin Martina, ihr hübscher, achtzehnjähriger Sohn Tobias und ich in der Bundeshauptstadt ein. Da wir in unser Apartment nahe des Holocaust-Mahnmals erst nachmittags einchecken konnten, lotste ich die Zwei zur Jannowitz-Brücke, um eine Brückenfahrt per Schiff durch Berlin zu unternehmen, für mich die beste Möglichkeit, auf bequeme Weise viel von der Stadt zu sehen, ohne sich mit unseren voll gepackten Rucksäcken abplagen zu müssen. Über diese gut drei Stunden dauernde Tour habe ich hier schon einmal ausführlich berichtet. Wir ließen uns – zumindest während der ersten Hälfte der Rundfahrt – die Sonne auf die Häupter scheinen, schauten und staunten…
… Im Jahr 1457 wurde Stein am Rhein freie Reichsstadt – und weckte seiner strategischen Bedeutung wegen Machtgelüste bei den Habsburgern, vertreten durch den benachbarten hegauischen Adel. Zum Schutz des Ortes wurde deshalb ein Bündnis mit den Städten Zürich und Schaffhausen geschlossen, die Diskussionen über die Notwendigkeit eines solchen Paktes entzweite die bis dahin so einige Bürgerschaft…
… Hans Latzer, der Bürgermeister, hatte sein gesamtes Vermögen für den Loskauf Stein am Rheins und die Ernennung zur freien Reichsstadt aufgewandt. Er galt als hart und despotisch, und sehr darauf erpicht, dank seines Amtes materielle Vorteile zu erheischen. Dies und seine Sympathie für die Österreicher verschafften ihm eine harte Gegnerschaft. Latzer wurde, als ruchbar geworden war, dass er mit dem Junker von Twiel nächtliche Verhandlungen betreffs einer Übergabe Stein am Rheins geführt hatte, der Prozess gemacht…
… Doch es gelang ihm, den Verdacht des Verrates von sich zu weisen, er kehrte in Amt und Würden zurück, setzte allerdings sein die Gesetze missachtendes Ränkespiel fort. Der Legende nach versammelten sich in einer finsteren Nacht im Jahre 1478 die bewaffneten Reiter der Habsburger am gegenüber liegenden Rheinufer unweit der Stadt, um sie in Besitz zu nehmen. Doch ein wackerer Bäckergeselle entdeckte die sich zum Ansturm vorbereitende Truppe. Sein beherzter Ruf „No e Wili!“ (Noch ein Weilchen!) hielt die Angreifer zurück und alarmierte zugleich die Bürgerwehr, der Übergriff konnte vereitelt werden. Hans Latzer wurde in Haft genommen, erneut veurteilt und aus Stein am Rhein verbannt…
… so wurde vom ca. 15. bis zum 17. Jahrhundert das überaus florierende Städtchen Stein am Rhein, am Austritt des Rheins aus dem Bodensee gelegen, von den Zürichern genannt, unter deren Schutz die Bewohner sich damals gestellt hatten, um die ständigen Übergriffe unter anderem der Habsburger abwehren zu können. Aus jenen Tagen stammt auch die wohl berühmteste aller in dieser Ortschaft heimischen Legenden – doch davon ein andermal…
… Bereits in der Steinzeit wusste man die privilegierte Lage zu schätzen, die Römer betrieben dort vom 2. bis 5. Jahrhundert a. D. ein Kastell, dessen Überreste man heute noch besichtigen kann…
… Überragt wird das Städtchen von der Burg Hohenklingen. Nach dem Passieren der Brücke über den recht zügig dahin fließenden, grünblauen Rhein gewinnt man alsbald den Eindruck, in ein überdimensioniertes Schmuckkästchen geraten zu sein. Jedes liebevoll restaurierte Haus erzählt eine Geschichte, unzählbar sind die Erker, die Fassadenmalereien, das kunstvolle Fachwerk, an jeder Ecke, in jedem Gässchen tut sich Staunens- und Sehenswertes auf. Schutzpatron von Stein am Rhein ist der Heilige Georg – man begegnet ihm und seinem Drachen auf überaus vielseitige Weise – als Gemälde, Straßennamen, Kanaldeckel, Brunnen, die Enden der Dachrinnen sind gleich Drachenköpfen geformt…
… Einen Nachmittag verbrachte ich am Samstag in diesem kleinen Städtchen, genießend, lesend, staunend, schlendernd, und natürlich fotografierend. Und nach langen Jahren begann ich während dieses Ausflugs auch zu verstehen, warum mein Vater sich viele Jahre lang so sehr für die Schweiz begeistern konnte. Ich bin seit Ewigkeiten nicht mehr so vielen liebenswürdigen, fröhlichen und aufgeschlossenen Menschen begegnet – einer älteren Dame, die in ihrer Gartenarbeit inne hielt, und mir völlig Unbekannten freundlich winkend einen Gruß zuwarf, der Schaffner in der Reginalbahn, der ein umwerfend charmantes und kindhaft strahlendes Lächeln hatte, ein Pärchen, das mit seinem stattlichen Berner Sennenhund spazieren ging, und mich völlig unbefangen und vorbehaltlos in ein Gespräch verwickelte, eine Bedienung, die sich über mein Kompliment bezüglich des Essens (Fisch-Knusperli mit einer großen Salatplatte, hausgemachter Sauce Tartar und frischem, resch-flauschigem Brot) ehrlich zu freuen schien…
… Nun genug geredet – hier der erste Teil meiner Auswahl an Bildern…
… Neben dem, wie ich finde etwas ungewöhnlichen Turm des Münsters St. Nikolaus, der das Zentrum des Städtchens überragt, ist ganz ohne Zweifel der Bodensee-Reiter-Brunnen des Bildhauers Peter Lenk nahe der Uferpromenade DER Blickfang Überlingens. Umringt von Nixen und wasserspeienden Männern mit nicht grade gut proportionierten Figuren erhebt sich die Statue des legendären Reiters, der im Winter des Jahres 1534 den gefrorenen Bodensee überquerte, vom Tauwetter überrascht wurde, und sich samt Ross mit letzter Kraft ans Ufer retten konnte. Der erschöpften Gestalt auf dem ausgemergelten Klepper wurden die Gesichtzüge Martin Walser’s verpasst – worüber der namhafte Schriftsteller alles andere als „amused“ ist…
… Schön anzuschauen sind die sorgsam restaurierten und sehr gepflegt wirkenden Fachwerkhäuser im Stadtkern Überlingens, ich habe ein großes Faible für diese Art Bauwerke…
… Ich habe ja bereits erwähnt, dass meine Unterkunft über einem multi-asiatischen Lokal lag. Recht exotisch und auch etwas skurril fand ich es am nächsten Morgen, denn das Restaurant dient auch zugleich als Frühstücksraum. Karmesinrot geplüschte und bemalte Wände, verziert mit einer Überfülle an golden schimmernden Drachen, Göttern, Göttinnen, Elefanten, Glückssymbolen, Lotusblüten, Blattwerk, der vietnamesische Inhaber des Hotels mit einem hinreissend asiatischen Akzent und singendem Tonfall servierte mir den Tee, dazu wurden quasi als Kontrapunkt am kleinen Bufett Schwarzwälder Schinken, heimischer Käse und Milchprodukte kredenzt, aus dem Radio ertönte schwäbelnd die Stimme des Moderators eines Regionalsenders…
… Aus früheren Tagen, als Überlingen seiner Mineralquelle wegen von Angehörigen des Adels, dem gehobenen Bürgertum und Künstlern sehr frequentiert wurde, stammt übrigens der Beiname „Klein-Nizza am Bodensee“…
This function has been disabled for Marthas Momente-Sammlung.