… Die Turmzwiebel (lateinisch Turrim Cepa) ist ein Gewächs, das vor allem im ländlichen Raum Süd- und Niederbayerns, sowie dem Allgäu recht häufig vorzukommen pflegt. Sie kann mehrere hundert Jahre alt werden, ist zum Verzehr nicht geeignet, erfreut sich aber ausgesprochen großer Beliebtheit, was ihre Eigenschaft als Zierde und Verschönerung von Ortschaften anbelangt.
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Schlagwort: Reisen
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… Der Wank (ein uraltes Wort für Hang), früher auch Eckenberg genannt, ragt unmittelbar am östlichen Ortsrand von Garmisch-Partenkirchen auf. Der 1.780 Meter hohe Gipfel gehört zum sogenannten Estergebirge, und ist mit einer Seilbahn problemlos binnen einer Viertelstunde zu erreichen. Etwas schwieriger ist der Weg dorthin, wenn man kein Auto sein Eigen nennt, und auf die öffentlichen Verkehrsmittel angewiesen ist. Denn die beiden Garmischer Buslinien Nr. 4 und Nr. 5 fahren an den Wochentagen die Talstation nicht immer an. Mittwoch mittag am Garmischer Bahnhof angelangt, hätte ich über eine Stunde auf den nächsten Bus warten müssen – da gehe ich zu Fuß!, dachte ich mir in meinem jugendlichen Leichtsinn…
… Die Strecke sieht auf dem Stadtplan so leicht und kurz aus – aber sie zog sich für mich dann doch ganz ordentlich, als ich endlich an der Talstation angelangt war, musste ich erst einmal ein Weilchen verschnaufen, und mir den Schweiß aus dem Gesicht wischen, der in der ungewöhnlich warmen, fast noch sommerlichen Hitze eifrig zu perlen begonnen hatte, bevor ich in einer der kleinen Gondeln still nach oben schwebte…
… Das Schöne am Wank ist, dass sogar „Flachlandtiroler“ und Behinderte dort oben völlig problemlos und ohne sich groß anstrengen zu müssen, herumwandern können. Die Luft war herrlich frisch und klar, es wehte ein leichter Bergwind, genau das Richtige, um nach einer langen Woche voller Scherereien mit der Firma, der Krankenkasse und dem Jobcenter Kopf und Geist wieder frei zu bekommen. Beim Anblick der hoch aufragenden Gebirgsstöcke ringsum – Wettersteingebirge, Karwendel, Schachen, Alpspitz, Zugspitze usw. – und dem sich nördlich des Laberbergs und der Vorgipfel des Estergebirges ausbreitenden Voralpenlandes wurde mir das Herz ganz weit und froh…
… Tief unter mir breitete sich Garmisch-Partenkirchen aus, überragt von Deutschlands höchstem Gipfel, der Zugspitze…
… Die kühn und elegant geschwungene Konstruktion der Sprungschanze…
… Blick auf den kleinen Sprengel Wambach, einer der höchst gelegenen Orte Deutschlands…
… Die wunderschöne Weite des bayerischen Voralpenlandes. Bei sehr klarer Witterung reicht die Sicht bis zum Bayerischen Wald…
… Gipfel der Nordalpen in all ihrer majestätischen Pracht, Unnahbarkeit und Herrlichkeit:…
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… Ein sehr langer Almsommer geht nun zu Ende. Seit etwa zwei Wochen treiben die Landwirte in den bayerischen Bergen, die von etwa Mai an ihre Rinder, Schafe, Ziegen und Pferde auf den hoch gelegenen Bergwiesen weiden lassen, den Viehbestand wieder ins Tal zurück. Begonnen wird mit den trächtigen Vierbeinern, dann folgen die Kälber und Fohlen, die Einjährigen, Ochsen, Jungstiere und Mutterkühe, -schafe, -ziegen oder -stuten. War der Almsommer ein glücklicher und sorgenfreier ohne Ungemach für Mensch und Tier, dann werden vor allem die Leittiere mit sogenannten Fuickln festlich geschmückt. Je nach Region besteht eine Fuickl aus einem jungen, entnadelten Tannen- oder Fichtensprößling, der zu Kreuzen oder Kronen geformt und mit Buchsbaum, Almrausch, Beeren, Silberdisteln und Heiligenbildern, oder aber mit ungezählten Sternen und Rosetten aus bunten Gschabertbandln – langen, hauchdünnen, biegsamen Hobelspänen – üppig verziert wird. Angetan mit diesem Kopfschmuck und großen, volltönenden, handgeschmiedeten Glocken an mit kostbarer Fischgrätstickerei verzierten Lederbändern ziehen die Vierbeiner von den SennernInnen oder der Bauersfamilie geleitet von den Bergen herab ins Tal, und durch den Heimatort zu den jeweiligen Höfen…
… Am Sonntag fuhr ich in aller Herrgottsfrüh ins schöne Mittenwald, um mir nach langen Jahren endlich einmal wieder einen Almabtrieb anzusehen, und selbstredend auch zu fotografieren. Ungefähr zweihundert Rinder, von kleinen Kälbchen bis zu stattlichen Ochsen, zogen in einer feierlichen Prozession durch die Ortsmitte hinaus auf die Richtung Scharnitz gelegene Festwiese. Die Herden bestanden zu meiner großen Freude nicht nur aus den hierzulande mehr als häufig anzutreffenden bunt- und schwarzgescheckten Rindern, sondern auch aus mittlerweile sehr selten gewordenen, teilweise vom Aussterben bedrohten Rassen wie die etwas kleinwüchsigen, braunen Murnau-Werdenfelser oder die silber- bis dunkelgrauen Tiroler Grauviecher…
… In einem malerischen Ort wie Mittenwald mit seinen mit herrlichen Lüftlmalereien verzierten Häusern wirkt so ein Almabtrieb natürlich besonders beeindruckend und schön (ihr wisst ja, wenn ihr euch ein Foto genauer anschauen wollt, dann braucht ihr nur darauf zu klicken 😉 ):…
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… dass eine lang geplante Tour in der Realität überhaupt nicht meinen Erwartungen entspricht. Widerfahren ist mir das vor einigen Tagen. Schon seit einer Weile wollte ich von Aidling am Riegsee über die Aidlinger Höhe ungefähr vier Kilometer weit nach Habach wandern, einem kleinen Dorf ziemlich genau in der Mitte zwischen Murnau und Penzberg…
… Wohlgemut marschierte ich los. Die Strecke zur Aidlinger Höhe gestaltete sich wegen der Ausblicke auf die Berge, die der klaren Herbstluft wegen zum Greifen nahe schienen, recht ansprechend. Der Marsch durch den anschließenden, ausgedehnten Wald war allerdings ziemlich eintönig. Außer einem schwarzen Eichhörnchen, das mich lautstark beschimpfte, und einem Grünfink, der immer dann blitzschnell in einem Gebüsch zu verschwinden pflegte, sobald ich auf den Auslöser meiner Kamera drückte, erblickte ich weit und breit keine Tiere. Dann verlief ich mich auch noch mangels Wegweiser an einer Abzweigung, und geriet auf eine Route, die nicht nur mit grobem, scharfkantigem und höchst instabilem Bauschutt versehen worden war, sondern mich noch dazu in die Irre führte – nach fast einer halben Stunde Marsch stand ich plötzlich vor einem hohen Stacheldrahtzaun. Ich verschaffte mir mit ein paar deftigen lauten Flüchen Luft, und entdeckte, dass der richtige Weg nur etwa hundert Meter Fußmarsch durch das Unterholz des Waldes und ein munter sprudelndes Bächlein entfernt war. Ich kam mir vor wie Indiana Joan, als ich mich durch das teilweise recht dicht wuchernde Gestrüpp kämpfte, und vorsichtig auf einigen großen, runden Steinen balancierend das Bachbett querte…
… Habach ist ein hübsches kleines Dorf, das ich mir irgendwann bestimmt genauer ansehen werde. Während ich Richtung Bushaltestelle nahe der Kirche spazierte, fielen mir zwei schöne, alte Wirtschaften auf, vor einer fanden Dreharbeiten statt…
… Ein Trupp schillernder Stare hatte an dem hoch aufragenden Maibaum sichtlich großen Gefallen gefunden. Vor allem der bunt bemalte Gockel an der Spitze hatte es ihnen angetan, sie versammelten sich auf und bei ihm, laut zwitschernd, gurrend und sirrend, es wirkte, als würden sie sich angeregt mit ihrem blechernen Spezl unterhalten… 😉
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… schlüpfte ich nach einer wundervoll stillen und erholsamen Nacht ungekämmt und ungewaschen in die Klamotten, und schlich mit der Kamera angetan leise nach draußen. Kaum hatte ich einen geeigneten Standplatz etwas oberhalb des Berggasthauses erreicht, ging nahe der Nordflanke des Fahrenbergs die Sonne auf…
… Manch ein Gipfel trug noch seine aus duftigen Nebelschleiern gewobene „Schlafmütze“…
… Langsam hoben sich die Wolkenbänke über den Wasser des Kochelsees…
… Eine munter zwitschernde Schar Fichtenkreuzschnäbel hielt in einem hoch aufragenden Nadelbaum ihre morgendliche Versammlung ab…
… Ein g’standener Almbauer mit silberweiß wallendem Bart lockte seine am Nordhang des Fahrenbergs grasenden Rinder mit einem Eimer Kraftfutter herbei…
… Tief bewegt von der wunderschönen morgendlichen Szenerie kehrte ich ins Haus zurück. Dort hatte man soeben in einem kleinen Nebenraum das herzhafte Frühstücksbufett aufgebaut, und ich griff eifrig zu…
… Der gepackte Rucksack war geschultert, die Rechnung beglichen – aber das Gehen fiel mir so schwer. Ganz, ganz langsam machte ich mich auf den Weg Richtung Seilbahn, alle paar Meter stehen bleibend, schauend, genießend, sämtliche Eindrücke tief in mich aufnehmend. Tief unter mir erstreckte sich die schimmernde Fläche des Walchensees..
… Die hoch aufragenden Berggipfel schälten sich aus den sie träge umspielenden Wolken…
… Ein Habicht zog über mir stille Kreise…
… Dann, am späten Vormittag, als sich wahre Heerscharen von Touristen mir entgegen wälzten, fand ich, dass es nun doch an der Zeit war, mich zurück ins Tal zu begeben. Zumindest für diesmal. Ganz bestimmt jedoch bin ich nicht zum letzten Mal am Herzogstand gewesen. Denn dieser Berg und ich, wir haben noch eine Rechnung offen… 😉
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… Ich suchte mir auf halber Wegstrecke zurück zum Berggasthaus einen guten Standplatz und beobachtete gefesselt und hingerissen, die Kamera stets im Anschlag. Das war teilweise schon furios und höchst malerisch, anrührend, andächtig stimmend, was sich da zwischen Himmel, Walchensee und den Berggipfeln und -massiven ringsum abspielte…
… Je näher die Sonne dem steil abfallenden Südhang des Martinskopfes kam, umso mehr hatte es den Anschein, als würde das schöne Wetter, das Licht die Oberhand gewinnen…
… Wie eine gigantische Flutwelle wirkte die zurückgedrängte Schlechtwetterfront…
… Ein letztes Mal grüßte die Sonne hinter den hoch aufragenden Bäumen hervor…
… Ganz langsam, die herrlich klare, sehr kalte und würzige Bergluft tief einatmend, jeden Eindruck in mich aufnehmend, schlenderte ich die letzten Meter zurück zu meinem Nachtquartier. In der Wirtsstube hatten sich inzwischen die anderen Gäste versammelt, ein junges japanisches Pärchen und einige Familien, man aß, war ins Spielen, Plaudern oder Lesen vertieft. Ich genoss einen wohltuend heißen Glühwein, und begab mich dann langsam zu Bett…
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… Neulich, es war nach meiner schönen Fahrt mit dem neuen Lieblingsbus von Kochel nach Garmisch, erzählte mir eine FB-Freundin, die mir ans Herz gewachsen ist, dass sie vor einigen Jahren zusammen mit ihrem Freund ein paar Tage im Berggasthaus Herzogstand nahe des gleichnamigen Gipfels verbracht hatte, und wie herrlich und gemütlich es dort gewesen war. Je mehr ich darüber nachdachte, umso stärker wurde die Sehnsucht, wieder einmal eine Weile fernab der Großstadt in den Bergen zu verbringen. Da Übernachtungen im Berggasthaus lediglich mit Vorreservierung möglich sind, setzte ich mich an den Laptop, und sandte nach einigem Guggeln meine Anfrage ab. Einen Tag später kam die Bestätigung, dass man am Freitag, 7. September, ein Zimmer zur Einzelbenutzung für mich bereit halten würde…
… Ausgerechnet für diesen Tag war die Wettervorhersage alles andere als berauschend. Aber ich wollte die Reservierung nicht mehr rückgängig machen. Auch egal, dann nehme ich mir halt ein gutes Buch mit, Hauptsache, ich bin wenigstens für einen Tag und eine Nacht raus aus dem städtischen Trubel, ohne Internet, ohne Fernsehen…
… Von Walchensee aus dauerte die Fahrt mit der Bergbahn lediglich etwa zehn Minuten. Ich war weit und breit der einzige Passagier. Mal hob, mal senkte sich die Bewölkung, es wirkte, als würden himmlische Mächte einen zähen Kampf miteinander ringen…
… Der Weg von der Bergstation der Seilbahn hinüber zum Gasthaus war höchst komfortabel, breit, ganz sanft senkte er sich, stieg dann wieder leicht an. In meinen früheren Bergwanderzeiten hätte ich so etwas verächtlich als „Touristen-Autobahn“ bezeichnet, aber am Freitag war ich höchst dankbar dafür…
… Der bayerische König Maximilian II., Vater des unglückseligen „Märchenkönigs“ Ludwig II., hatte unweit des jetzigen Anwesens an der Flanke des Martinskopfes, dem Nachbargipfel des Herzogstands bereits um 1857 ein Jagdhaus errichten lassen. Acht Jahre später wurde von Ludwig II. ein wenig oberhalb das sogenannte Königshaus erbaut, in dem er sich viele Male aufgehalten hatte. Nach dem immer noch höchst mysteriösen Tod des „Kini“ ging der Bau in den Besitz Bayerns über, und wurde als Gast- und Bettenhaus der Münchner Sektion des Alpenvereins genutzt. Ein Großbrand, ausgelöst durch einen defekten Kamin, vernichtete in der Nacht von 19. auf 20. November 1990 das Anwesen bis auf die Grundmauern. Auf diese errichtete man den Neubau, der Anfang August 1992 eröffnet worden war…
… Oberhalb des Berggasthauses befindet sich der Martinskopf, am rechten Bildrand sieht man den Herzogstand, auf dessen Gipfel nach wie vor ein Pavillon steht, der von König Ludwig II. zum Rasten und Brotzeit machen genutzt worden war…
… Die bronzene Büste Ludwigs II. unweit des Berggasthauses…
… Man begrüßte mich in der sauberen und rustikalen Unterkunft sehr freundlich, und wies mir das winzige Zimmerchen zu, in welchem ich die Nacht verbringen würde. Die Einrichtung bestand aus den beiden Betten, zwei Nachtkästchen, einem Stuhl und einem winzigen Tischchen – aber mehr hatte ich auch gar nicht nötig. Ein kleines Stück weiter den Flur entlang befanden sich die Gemeinschaftswaschräume und Toiletten…
… Ich richtete es mir rasch ein, schnallte die Kameraweste samt Knipse um und stiefelte nach unten. Dank des unbeständigen Wetters war die große Wirtsstube fast leer, und es hatten sich auch nur wenige weitere Gäste zum Übernachten angesagt. Nach dem herzhaften Genuss einer Riesenportion sehr feinen Schweinebratens machte ich mich auf den Weg Richtung Herzogstand. Zunächst lief alles sehr gut, der Weg war immer noch breit und hervorragend ausgebaut. Doch dann, nach etwa einer Viertelstunde, gelangte ich am Joch zwischen Martinskopf und Herzogstand an eine für meine Verhältnisse recht ungute Stelle – feuchter Lehmboden trat zutage, gespickt mit scharfkantigem und recht bröckelig aussehendem Gestein, und keine Latschen weit und breit, an denen ich mich notfalls hätte festhalten können. Da es bereits auf den Abend zuging, und ich mutterseelenallein auf weiter Flur war, beschloss ich, mein Vorhaben abzubrechen…
… Am Joch befand sich eine Bank. Ich ließ mich nieder, um mich ein wenig auszuruhen. Mein Blick fiel auf den gegenüberliegenden Fahrenberg und die kleine Kapelle, die seinen Gipfel krönt, und die allmorgendlich in den Wetterbildern des BR zu sehen ist. Nun gut, dann gehe ich eben dort hoch…
… Zehn Minuten sollte der Weg vom Berggasthaus zur Kapelle dauern. Ich benötigte dreimal so lang, und kam dabei ganz ordentlich ins Schwitzen. Denn Steinstufen und Bodenwellen, rutschig anmutende Stellen und Steilstücke, über die ein Gesunder mit flottem Schritte hinweg marschiert, stellen für mich inzwischen beinahe unüberwindliche Hindernisse dar. Stur wie ich war, wollte ich nicht schon wieder klein beigeben, und mich fleißig der üppig wuchernden Latschen bedienend, an denen ich mich nach oben ziehen konnte, näherte ich mich allmählich dem Kapellchen. Oben angelangt war ich dann allerdings so fix und fertig, dass mir sogar die Lust am Fotografieren abhanden gekommen war – und das geschieht höchst selten!…
… Blick von der Fahrenberg-Kapelle auf den Kochelsee…
… Für den Abstieg wählte ich die Route hinunter zur Bergstation der Seilbahn – auf den ersten Blick sehr leicht, doch teilweise waren die steinernen Stufen recht hoch, und bereiteten mir Mühe. Doch dann hatte ich endlich, endlich wieder den schönen Weg zum Berggasthaus erreicht. Auf einer Bank versuchte ich eine geraume Weile, mich zu erholen, und die von der Anstrengung bebenden Knie zu beruhigen…
… Inzwischen hatte sich die sinkende Sonne den nahen Berggipfeln genähert, am Himmel und rings um mich wechselten immer noch blaues Firmament mit Nebelschwaden und dunklen Wolken, es mutete nun noch intensiver als am Nachmittag wie der Kampf zwischen Licht und Dunkel, Gut und Böse an…
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… Schon seit langem hatte ich mir vorgenommen, einen Sonnenuntergang am Staffelsee bei Murnau zu fotografieren. Gestern abend habe ich mein Vorhaben endlich in die Tat umsetzen können…
… Nach der Besichtigung des Wikingerdorfes spazierte ich noch ein Stünderl am Walchensee entlang, und nahm dann den nächsten Bus Richtung Garmisch. Eigentlich hatte ich vor, nach München durchzufahren, ich war ziemlich hungrig, und wollte mich nicht überanstrengen. Doch nach dem aufmerksamen Beobachten der Wolken und des Himmels vom Zug aus war ich mir ziemlich sicher, dass eine schöne Abendstimmung bevor stand. Kurz entschlossen stieg ich am Murnauer Bahnhof aus…
… Nach einem Fußmarsch von nur wenigen Minuten Dauer und dem Passieren eines kleinen Tunnels hatte ich eine sanfte Anhöhe oberhalb des Sees erreicht. Drei Sitzbänke luden dort zum Verweilen ein, auf der einen machte ein junger Mann Brotzeit, auf der anderen teilten sich einige Jungs eifrig plaudernd den Genuss einer Wasserpfeife, und auf der dritten träumte eine Frau meines Alters still vor sich hin. Zu ihr gesellte ich mich…
… Ganz, ganz langsam glitt die Sonne dem Horizont entgegen. Eine Stunde verging sanft und entspannt, ruhig und harmonisch. Ich genoss mit vollem Herzen den wundervollen Tagesausklang, immer wieder Bilder machend…
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… Im Jahr 1958 wurde mit viel Aufwand und einigen Weltstars – Tony Curtis, Kirk Douglas, Janet Leigh, Ernest Borgnine – der Hollywood-Streifen „The Vikings“ gedreht. Für manche Szenen benötigte man den Nachbau eines Wikingerdorfes, das zunächst historisch getreu in Norwegen errichtet worden war. Leider hatte man damals nicht nur an 57 von 60 Drehtagen schlechtes Wetter, nein, zu allem Überdruss traten auch noch die engagierten einheimischen Statisten und Handwerker in den Streik! Kurzerhand verfrachtete der Regisseur seinen Stab, die Darsteller, sowie das komplette Dorf an die Sachenbacher Bucht im Walchensee, was in dieser damals noch recht beschaulichen Gegend natürlich zu viel Aufsehen geführt hatte…
… Auch die Außenaufnahmen der dem Film nachfolgende, 39-teilige TV-Serie „Tales of the Vikings“, in der Kirk Douglas in einigen Folgen die Regie führte, und Christopher Lee eine der Hauptrollen spielte, wurden großenteils am Walchensee gedreht. Seinerzeit wurden sogar etliche Mitglieder des dortigen Trachtenvereins als StatistenInnen angeheuert, die, von lang wallenden, blonden Haaren umflort, auf ihrem schnittigen, imposanten Schiff von Raub- und Feldzügen zurück kehrende Helden begeistert winkend zu begrüßen hatten…
… Fünfzig Jahre nach dem Dreh von „The Vikings“ erweckte Bully Herbig für seine Adaption der Zeichentrick- und Comicserie „Wickie“ Teile des alten Filmdorfes zu neuem Leben. Nach Abschluss der Dreharbeiten wurden fünf Hütten von Flake, der Heimat des quirligen kleinen Wikingerbuben, nahe der Ortschaft Walchensee wieder aufgebaut, sie können mittlerweile kostenlos besichtigt werden – das detailgetreu nachgebaute Schiff befindet sich allerdings leider in Münchens Filmstadt Geiselgasteig. Eine Handvoll großer Schautafeln erzählen nicht nur sehr detailliert und aufschlussreich von der bewegten Vergangenheit der einstigen Filmkulissen, sondern informieren auch über die Geschichte der Wikinger….
… Allein wegen des kuriosen Umstandes, mitten in den bayerischen Bergen ein Wikingerdorf vorzufinden, lohnt sich ein Besuch von Flake. Und aufgrund des zwischen dicht und dunkel bewaldeten Bergrückens mitunter geheimnisvoll türkis schimmernden Walchensees gewinnt man mit etwas Phantasie duchaus den Eindruck, sich in der nordischen Heimat jenes längst vergangenen Volkes zu befinden, das die Weltgeschichte vor tausend Jahren so dramatisch beeinflusst hatte…


























