… Ich mag die Iren sehr. Vor etlichen Jahren hatte ich einen irischen Arbeitskollegen, ein Original, wie es im Buche steht. Johnny hatte drei Herzinfarkte überlebt, er rauchte wie ein Schlot, trank wie ein tibetischer Wasserbüffel, verfügte über einen höchst skurrilen Humor, und hatte einen Hang zur überschwänglichen Sentimentalität. Seine schmalen, sehr intensiv blauen Augen konnten binnen kurzem schalkhaft funkeln, zornig aufblitzen, oder aber sich mit riesigen Krokodilstränen füllen. In seinen jungen Jahren ist er Ausbilder bei der Fremdenlegion gewesen, ein wohl überaus gefürchteter. Ab und an kamen ehemalige Kameraden in das wunderschöne Barock-Palais in einem kleinen Schwabinger Park, in welchem wir arbeiteten, und sie erwiesen ihm stets höchst beeindruckende Ehrerbietung. Wir hatten uns recht schnell angefreundet, und er pflegte mich manchmal seinen Kumpels solcherart vorzustellen: „This is my lovely Martha, she is a Bayrisch Irish.“…
… Diese Erinnerungen an längst vergangene Tage kamen mir wieder in den Sinn, als ich, mit dem Finger beständig am Auslöser der Kamera, das fröhliche und farbenprächtige Treiben der Parade von Herzen genoss. Und ich fragte mich, wie es Johnny wohl nun ergehen mag. Ist er wirklich zu seinen Verwandten nach Irland zurück gekehrt, wie er es vor gut zehn Jahren vor hatte?…
… Wo immer du auch bist, was immer du auch tust, alter Kumpel:…
… Mögest du warme Worte an einem kalten Abend haben,
Vollmond in einer dunklen Nacht
und eine sanfte Straße auf dem Weg nach Hause..