… So lautet der Titel eines Kunstwerks des amerikanischen Künstlers George Segal (1924 bis 2000), der sich zu Anfang seiner Karriere mit teilweise recht dramatischen Zeichnungen einen Namen machte, wirklich erfolgreich allerdings erst mit seinen lebensgroßen und sehr realistisch wirkenden Gipsfiguren wurde. Im Jahr 1970 erklärte sich die damals fünfundzwanzigjährige, in Arizona geborene und in Kalifornien aufgewachsene, in den USA überaus bekannte Dichterin Alice Notley dazu bereit, als Model für eine Installation Segal’s zu fungieren…
… Dazu wurde sie von Segal und seiner Frau komplett mit angefeuchteten Gipsbandagen umwickelt, die nach dem Trocknen vorsichtig entfernt, und danach wieder zusammengesetzt wurden. Mrs. Notley sitzt in recht entspannter Haltung vor einem kleinen Tischchen, auf dem sich ein Kassettenrekorder befindet, der in Endlosschleife die Life-Aufnahme einer ihrer Lesungen abspielt. Der Blick der Künstlerin scheint durch das schwarze, angedeutete Fenster in weite Ferne zu gleiten…
… In der Pinakothek der Moderne gibt es seit Neuestem einen Grünen Raum. Sehr merkwürdig ist, daß man, wenn man diesen Saal nach einem Weilchen wieder verlässt, weiß gefärbtes als Rosa wahrnimmt…
… als Bayern noch ein Königreich gewesen ist, ist das hier eine Art indischer Tempel gewesen.”, erklärte ein Rikscha-Jockey seinen beiden Passagieren, einem Schweizer Ehepaar, als er in der Durchfahrt von der Residenzstraße zum Brunnenhof kurz an der verschlossenen schmiedeeisernen Pforte des Grottenhofes Halt machte. Die beiden Leut’ nickten sichtlich beeindruckt, während der Pedalritter sein Gefährt wieder in Bewegung setzte, unterhielten die Drei sich lebhaft darüber, welcher Gottheit dieses angebliche Tempelchen wohl geweiht gewesen war. Ich blickte ihnen nach, und Schauder ob der schier atemberaubenden geschichtlichen Unkenntnis des Rikscha-Fahrers ließen mir die Haare zu Berge stehen. Da hatte ich ja in meinen Vor-Residenz-Zeiten noch mehr gewusst! Zum Beispiel, daß die Grotte im gleichnamigen Hof nichts, aber auch gar nichts mit einem indischen Tempel gemein hat!…
… Herzog Albrecht V. ließ in der zweiten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts eine Art Renaissance-Lustschloß um einen sehr verschwiegenen Innenhof bauen, an dessen Ostseite sich, von mehreren Marmorsäulen gestützt, eine Art sehr verspielte Grotte befand, deren Mittelteil aus Tuffgestein besteht, in welches in großer Zahl Halbedelsteine eingefügt waren. Sämtliche Figuren – mit Ausnahme des güldenen Merkurs, der sich über den zentralen Brunnen erhebt – Ornamente, Blumen, Zapfen, Fabelwesen, Tiere sind aus ungezählten Muscheln in allen Größen und Formen gefertigt, die dem Bayernherzog seinerzeit von befreundeten Fürsten aus Italien zum Geschenk gemacht worden waren…
… Dieses sehr phantasievoll gestaltete Ambiente war zunächst dem Herzog und seiner Familie vorbehalten. Erst Kurfürst Maximilian I. begann, den Grottenhof auch für Festivitäten, sowie geheime Unterredungen zu nutzen, denn das Plätschern der Brunnen machte es etwaigen Lauschern so gut wie unmöglich, den Wortlaut der geführten Gespräche zu erfassen…
… Als man in den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts daran ging, die Kriegsschäden an der Grotte auszubessern, bat man per Zeitungsannoncen und Rundfunkansagen die Münchner Bürger/innen darum, an den Stränden der heimischen Seen und in Bella Italia, das grade als Urlaubsdomizil in Mode kam, Muscheln zu sammeln und zu spenden…
… Unmittelbar hinter der Grotte liegt der atemberaubend schöne Saal des Antiquariums. Ursprünglich ist dieser von Herzog Albrecht als eine Art Museum für seine umfangreiche Sammlung angeblich antiker Statuen gedacht gewesen. Die Baumeister Jacopo Strada und Simon Zwitzel schufen von 1581 bis 1589 ein zu jener Zeit einzigartiges Tonnengewölbe, und mit beinahe siebzig Metern Länge den größten Renaissancesaal nördlich der Alpen…
… Kurfürst Maximilian I. wandelte das Antiquarium in einen Festsaal um, er ließ den Boden tiefer legen, und an der Westseite einen gewaltigen Kamin errichten – die Hälfte meiner Wohnung hätte darin Platz – sowie eine Empore, auf der Seine Hochwohlgeboren mit Familie und Anhang speisten. Zu jener Zeit waren die sogenannten Schauessen üblich, Bürgern/innen wurde die Ehre einer Einladung zuteil, der herzöglichen Sippschaft beim Tafeln zusehen zu dürfen – wobei den Geladenen weder Speis noch Trank gereicht wurden, einzige Nahrung war das Privileg, all die Pracht und den Prunk und den Herrscher einmal aus der Nähe mit den eigenen Augen gesehen zu haben…
… Kurz vor dem Zusperren saß ich noch eine kleine Weile ganz alleine im großen Saal des Antiquariums. Es war wundervoll ruhig, nur ganz, ganz sachte drang das Plätschern eines fernen Brünnleins an meine Ohren. Es hörte sich an, als würden längst vergangene Stimmen raunen, prachtvolle Roben die nahe Treppe hinab rauschen. Der Zeremonienmeister pochte mit seinem Stock auf den schimmernden Fliesenboden und rief: “Seine Hoheiten, der Herzog und die Herzogin von Bayern!”… Doch es war nur einer der Kastellane, der durch das weitläufige Schloss schritt, um die Türen zu verschließen…
… im schönsten “Bauch” Münchens, am Viktualienmarkt…
… Huch! Ein Politiker???…
… Ein Schwarm Friedenstauben in der Heilig-Geist-Kirche – das gefällt mir weitaus besser als Waffen segnen oder für einen “glorreichen Kriegs-Sieg” beten…
… Die Katze auf dem frühlingswarmen Schindeldach…
… Der Roider-Jackl, in den fünfziger/sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts ein in Bayern überaus populärer und verehrter G’stanzl- und Schnaderhüpferl-Sänger (mit zumeist sehr bissigen, politik-kritischen Texten), hat zwar schon den Frühlingsblütenkranz um, trägt aber vorsichtshalber nach wie vor seine wärmende Winterjacke samt Schal…
… Im Biergarten gibt’s so gut wie kein freies Platzerl mehr, und die Schlange an der Freiluft-Schänke ist viele, viele Meter lang…
… Es gibt einige kleine Lädchen in meinem Heimatviertel, die führen mich stets ganz ungeheuerlich in Versuchung…
… Einer ist der “Donuts-and-Candy-Shop”…
… Ein anderer ist die “Puppenstube/Puppenklinik”. Da werde ich beim verträumten Studium der Schaufenster stets wieder zum kleinen Mädchen…
… Hier im Viertel gibt es noch so einige Kuriositäten mehr: Ein Hirsch auf einem Dach zum Beispiel, eine Kuh mit Trachtenhut, schöne Graffiti, Freiluft-Schach, ein buddhistischer Mönch in einem Schmucklädchen…
… Ich habe eine neue Bezeichnung für das COPD-Leiden gefunden, für mich heisst dieses nicht “Schaufenster-” sondern “Fotografier-Krankheit”. Denn da ich beim Spazierengehen so oft stehen bleibe, um Aufnahmen zu machen oder mögliche Objekte zumindest anzuvisieren, komme ich überhaupt nicht außer Puste…
… Eigentlich wollte ich für Franka eine ganz besondere U-Bahnstation fotografieren, nämlich die am Königsplatz. Doch mit den dort gemachten Bildern bin ich so gar nicht zufrieden. Ich werde mich in den kommenden Tagen noch einmal dahin begeben. – Danach trieb ich mich ein wenig vor dem frisch renovierten Lenbachhaus herum, dem man einen hypermodernen Anbau verpasst hat, bevor ich die Augusten- und Schellingstraße entlang wieder gemächlich Richtung Wohnstatt schlenderte…
… die sich im Westen des Münchner Stadtzentrum, unweit des Hauptbahnhofs, über die weit verzweigten Gleisanlagen schwingt, führte mich am Donnerstag mein Nachmittagsspaziergang. Denn beim Vorbeifahren mit den Öffentlichen ist mir schon etliche Male aufgefallen, daß es dort recht interessante Straßenmalereien gibt…
… An den eher unansehnlichen Pfeilern der großen, und architektonisch nicht besonders bemerkenswerten, Brücke haben sich gekonnt Graffiti-Künstler/innen ausgetobt, bunt, grell, phantasievoll, bisweilen recht skurril. Staunend schritt ich langsam dahin, den weiten Raum durchmessend, der als Parkplatz genutzt wird. Manchmal musste ich um abgestellte Fahrzeuge quasi herumknipsen, trotz aller Anstrengungen ist mir das bei einigen Fotos nicht gelungen…
… Hier die Bilder, die auf diesem Streifzug entstanden sind (Klick auf die einzelnen Fotos macht sie wie immer groß):…
… auf dem Norbert-Klein-Weg vom Mönchsberg hinunter in die Salzburger Altstadt, so wandelt man ein Weilchen auf den sogenannten Frauenspuren. Bedeutende weibliche Persönlichkeiten der Mozartstadt werden hier mit einer Art Streifzug durch das historische Zentrum geehrt und gewürdigt. Der auf den Gedenktafeln zu sehende hohe Schnürschuh soll gleichzeitig die Unterdrückung und Unterschätzung der Frauen als auch deren aufrechten und unerschütterlichen Gang in Gleichberechtigung und Freiheit symbolisieren…
… So eine stundenlange Wanderung macht natürlich hungrig, und ich hatte beschlossen, meinen allmählich knurrenden Magen mit einer Salzburger Spezialität zu besänftigen. Ich ließ den lebhaften und üppigen Markt zu Füßen der schönen Kollegienkirche links liegen und wandte mich gen Getreidegasse. Nahe Mozart’s Geburtshaus, in der Getreidegasse Nr. 33, gibt es eine jener Passagen, die mit den Charme Salzburg’s ausmachen – diese sogenannten Durchhäuser hatte man während des Mittelalters geschaffen, um jene üppigen Steuern einzusparen, welche die Bürger damals beim Bau von neuen Straßen berappen mussten…
… Mein Ziel war erreicht – der Balkan-Grill, ein kleines, eher unscheinbares Büdchen in einer Ecke nahe einer jener Nobel-Boutiquen, die mittlerweile giftigen Schwammerln gleich sprießen und viel von der Ursprünglichkeit und der während Jahrhunderte gewachsenen, eigenen Lebendigkeit eines Ortes zunichte machen…
… Der Balkan-Grill existiert seit 1950, und dort gibt es die beste Bosna weit und breit. Bosna sind zwei lange, dünne, gebratene Schweinswürstl, die sich – einem Hot-Dog ähnlich – zusammen mit frischen, hauchdünnen Zwiebelringen und fein gehackter Petersilie in ein knuspriges Brötchen schmiegen, und unmittelbar vor dem Servieren mit einer geheimen, scharfen Gewürzmischung bestäubt werden. Am Balkan-Grill trifft sich von morgens früh bis abends spät buchstäblich die Welt – vom geschniegelten Büromenschen über den seltsamen Künstler bis zu Touristen aus Fernost, von der pelzverbrämten Matrone über junge Kleinfamilien bis zur ärmlichen Rentnerin sind dort sämtliche Variationen Mensch anzutreffen…
… Beim Verlassen des Durchhauses Richtung Getreidegasse fielen mir zwei golden glänzende Stolpersteine auf. Dieses wunderbare und sehr berührende, internationale Projekt gegen das Vergessen und Verdrängen der Greueltaten des NS-Regimes wurde im Jahr 2007 von den Salzburgern aufgegriffen. Mittlerweile hat man über 200 Stolpersteine verlegt…
… Eine feine Brotzeit will natürlich auch ein wenig schwimmen. So spazierte ich weiter zur Getreidegasse Nr. 39. Dort ist seit dem Jahre 1903 die Spirituosenmanufaktur und Weinhandlung Sporer ansässig. Berühmt(berüchtigt) ist dieser traditionsreiche Familienbetrieb vor allem für seinen höchst köstlichen Orangenpunsch, sowie einer Unzahl an selbst angesetzten, gebrauten und gebrannten Liköre und Schnäpse. Der Laden ist eine sehr anheimelnde Kombination aus Verkaufsraum und gemütlichem Beisl, dort lässt es sich sehr fein genießen und verweilen…
… Zum Schluß noch einige Kuriositäten in und abseits der Getreidegasse:…
Eine Sünderin?
Lädt zur Einkehr ein
“Das Kaslöchl” – ich finde den Namen einfach herrlich!
… Unweit des Münchner Schlachthofs gibt es eine Unterführung, auf deren Mauerwerk immer wieder interessante Wandmalereien zu sehen sind. Nach meinem Rundgang durch die kleine Roncalli-Zirkussstadt habe ich mich dorthin gewandt, und euch ein paar Aufnahmen von den auffälligsten Graffitis mitgebracht…
… Zur Zeit gastiert im Münchner Schlachthofviertel der weltbekannte, wunderschöne Zirkus Roncalli. Ich geriet per Zufall nach einem Kurzbesuch im nahen “Hauptquartier” meines Arbeitgebers dorthin, eigentlich bin ich auf der Suche nach etwas gänzlich anderem gewesen. Doch davon morgen…
… Habt ihr als Kind nicht auch oft davon geträumt, mit einem Zirkus auf große Wanderschaft zu gehen? In einem der bunt bemalten, abenteuerlich anmutenden Wohnwägen zu hausen? Mit Tieren zu spielen und atemberaubende, akrobatische Verrenkungen zu proben, anstatt zur Schule gehen zu müssen? Und dann eines Tages im glitzernden, schimmernden Prunkgewand in der nach Sägemehl und Schweiß duftenden Manege zu stehen, und den frenetischen Applaus eines begeisterten Publikums zu genießen?…
… Als ich mit meiner Kamera in den Händen durch die kleine Roncalli-Wagenburg pirschte, sind mir all diese Kindheitsträume nach langer Zeit wieder einmal in den Sinn gekommen…
… Danach war mir nach einer ausgedehnten Busfahrt mit den Öffentlichen durch die Stadt. Dabei machte ich von der Prinzregentenbrücke aus diesen Schnappschuß vom Bayerischen Landtag, der grade von der untergehenden Sonne angestrahlt wurde…
… Ein Uralt-Klassiker mit einer sehr deutlichen Botschaft:…
I’m gonna tell you fascists
You may be surprised
The people in this world
Are getting organized
You’re bound to lose
You fascists bound to lose
Race hatred cannot stop us
This one thing we know
Your poll tax and Jim Crow
And greed has got to go
You’re bound to lose
You fascists bound to lose.
All of you fascists bound to lose:
I said, all of you fascists bound to lose:
Yes sir, all of you fascists bound to lose:
You’re bound to lose! You fascists:
Bound to lose!
People of every color
Marching side to side
Marching ‘cross these fields
Where a million fascists dies
You’re bound to lose
You fascists bound to lose!
I’m going into this battle
And take my union gun
We’ll end this world of slavery
Before this battle’s won
You’re bound to lose
You fascists bound to lose!
Songwriters
BRAGG, BILLY / GUTHRIE, WOODY
Anmerkung zur zweiten Strophe: Jim Crow ist in den USA das Synonym für die Gesetze der Rassentrennung, der Diskriminierung von Schwarzamerikanern und indigener Amerikaner…
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