… Heute vor 78 Jahren wurde das KZ Auschwitz befreit…
Sage Nein!
Wenn sie jetzt ganz unverhohlen
Wieder Nazi-Lieder johlen
Über Juden Witze machen
Über Menschenrechte lachen
Wenn sie dann in lauten Tönen
Saufend ihrer Dummheit frönen
Denn am Deutschen hinterm Tresen
Muss nun mal die Welt genesen
Dann steh auf und misch dich ein:
Sage nein!
Meistens rückt dann ein Herr Wichtig
Die Geschichte wieder richtig
Faselt von der Auschwitzlüge
Leider kennt man′s zur Genüge –
Mach dich stark und misch dich ein
Zeig es diesem dummen Schwein:
Sage nein!
Ob als Penner oder Sänger
Banker oder Müßiggänger
Ob als Priester oder Lehrer
Hausfrau oder Straßenkehrer
Ob du sechs bist oder hundert
Sei nicht nur erschreckt, verwundert
Tobe, zürne, misch dich ein:
Sage nein!
Und wenn jetzt die Neunmalklugen
Ihre Einsamkeit benutzen
Unsren Aufschrei zu verhöhen
Öffentlich zurechtzustutzen
Wolln wir statt mit Eitelkeiten und Zynismus abzulenken
Endlich mal zusammenstehn
Endlich mit dem Herzen denken
Lasst uns doch zusammenschrein:
Sage nein!
Und wenn sie in deiner Schule
Plötzlich lästern über Schwule
Schwarze Kinder spüren lassen
Wie sie andre Rassen hassen
Lehrer, anstatt auszusterben
Deutschland wieder braun verfärben
Hab dann keine Angst zu schrein:
Sage nein!
… Wir linksgrünversifften Gutmenschen lassen uns weder einschüchtern, noch bedrohen und schon gar nicht zum Schweigen bringen. Wir sind mehr. Und wir weichen #keinenmilimeternachrechts . Keine Macht den Braunen! Auch wenn die jetzt scheinbar ungehemmt wieder aus dem noch fruchtbaren Schoß kriechen. Wir werden dagegen halten. Friedvoll, mutig, unverzagt…
… Impressionen von der Kundgebung anlässlich des Antifaschismus Kongress im Gewerkschaftshaus München vom 8. bis 10. November 2019…
Gauland für die AfD:
“Ich will das Land meiner Väter wieder zurückhaben…”
Man weiß, das alle in der AfD gegen Ausländer und Zuwanderer hetzen. Wenn aktuelle Geschehnisse zum Hetzen nicht reichen, wird halt einfach etwas erfunden, mit dem sich geifern und hetzen lässt! Das abstruse Programm der AfD spricht für sich… Vieles wurde aus dem 3. Reich abgekupfert.
“Das Land meiner Väter…”
Ein Land, das sich erst seit der Mitte des 19. Jahrhunderts Deutschland nennt, weil sich damals viele kleine Monarchien, Fürstentümer und zugewanderte Völker zusammengeschlossen haben, weil man vorher nur Kriege untereinander und viel Armut kannte, und Zigtausende wegen dieser Armut auswanderten, um z.B. in Amerika ein besseres Leben führen zu können. Was folgte? Eine langwährende Feindschaft mit Frankreich, unserem Nachbarn. 1870/71 Krieg, Unterdrückung des arbeitenden Volkes, unmenschliche Arbeitsbedingungen, keine Rechte für Frauen und ein ungeheurer Militarismus im Kaiserreich… Kolonialzeit z.B. in Afrika, Ausbeutung und Dezimierung der Ureinwohner, gescheiterte Revolutionsansätze… Die ärmsten Menschen, vor allem Kinder, starben an Krankheiten oder verhungerten, auch in Deutschland! Miserable Bildungschancen für einfache oder arme Menschen, was auch zum Nährboden für Gewaltbereitschaft und fragwürdige Ideologien wurde. Der auch von Deutschland angezettelte 1. Weltkrieg 1914 – 1918, der verlustreichste Krieg bis dahin. Dann das Aufkommen der Nazis 1919. Immer noch Armut in der Bevölkerung und Reichtum bei den Mächtigen. Dann der Ansatz von Demokratie, die als kraftvoll und dauerhaft überschätzt wurde, weil man keinerlei Erfahrung damit hatte. Dann die Nazis, die das ausnutzten, um an die Macht zu kommen. Frauen an den Herd und als Gebärmaschinen für das Volk benutzt. Kinder schon im Kindergarten auf Militär und Nazidoktrin gedrillt. BDM und HJ. “Arierkinder”-Zuchtanstalt “Lebensborn”. Rassenwahn… Dann folgte Unterdrückung, Erniedrigung, Verfolgung und Ermordung Andersdenkender, Juden, Roma und Sinti, Farbigen, Homosexuellen, Kranken und Behinderten, es folgte Euthanasie, Arbeits- und Vernichtungslager. Dann der verdammte, von Hitler begonnene Krieg. Um die. 60 Millionen Tote insgesamt (Krieg, Holocaust, Euthanasie u.a.) durch einen wahnsinnigen Psychopathen mit seinen Stiefelleckern und Vasallen. Deutsche und alle anderen Soldaten sind nicht für das „Vaterland“ gestorben… sie sind diesem Verrückten und der NSDAP zum Opfer gefallen! Das “Vaterland” war damals wie heute nur ein billiger Vorwand für Gewalt und Hass! Dann noch 40 Jahre Diktatur in der DDR, eingemauert, in einem Teil Deutschlands, mit Unterdrückung von Meinungsfreiheit, Mauertoten, Feindbild Westen, Fluchtversuchen, FDJ, Doktrinaufzwang schon im Kindergarten…
Das ist das Land unserer Väter!
So ein Land kann sich keiner zurück wünschen. Das ist mehr als Dummheit. Das ist Geschichtsverfälschung und Verherrlichung des 3. Reiches…
70 Jahre Frieden und Freiheit sprechen eine andere Sprache. Das ist die längste Zeit in Frieden und Freiheit, das die Region Deutschland und Europa je erleben durfte. Das heutige Deutschland ist das beste Deutschland, was wir jemals hatten, eingebettet im Friedensprojekt Europa!
Ein Nazi von heute ist genau so ein Nazi, wie derjenige, der Deutschland damals untergehen ließ. Nazis sind Egoisten in Reinform. Ein Nazi glaubt, das es Rassen gibt und das der Weiße der beste Mensch und die beste “Rasse” sei, und bitte nur Blonde mit blauen Augen. Nazis sind dumm. Nazis sind menschenverachtend, Nazis sind gegen alles, was anders ist, als sie es wollen. Nazis erlauben keine andere Meinung außer der eigenen. Nazis töten Menschen, wenn sie an der Macht sind, weil sie ihnen nicht zupass sind. Nazis gibt es ausschließlich im politisch rechten Spektrum. Links und in der Mitte gibt es diesen Ausdruck nicht und er würde ohnehin nicht zutreffen. Nazis lügen und betrügen, um weiter zu kommen. Nazis können, wenn sie an der Macht sind, dir dein Haus und alles was du besitzt, wegnehmen, weil ihnen deine Meinung, bzw. dein Gesicht nicht passt, oder wenn du eine Gegenrede wagst, oder dich gegen sie stellst. Wirst du gar frech, gehst du in den Knast. Und wenn du dann noch nicht folgst, wirst du “entsorgt” oder separiert! Genau so “entsorgt” oder separiert werden dann irgendwann heimlich Schwule, Behinderte (geistig und körperlich), Widerständler, sogenannte Gutmenschen und Religionsführer… Das alles war genau so und so wird es wieder sein. DER NAZI KANN NICHT ANDERS! Das ist seine Natur. Das ist der reine Egoismus. Das ist der reine Wille zur Erhebung über andere Menschen. Das ist ein Hochverrat und eines der schlimmsten Verbrechen, die Menschen begehen können! Von dem Verhalten und der Reaktion des Auslandes den Nazis und dem Ausland gegenüber gar nicht zu reden. Der Handel wird einbrechen und das Land wird gemieden werden. Das sind die Nazis! Ein Land unter Nazis ist unweigerlich dem Untergang geweiht! Wir haben knapp 5% Muslime, insgesamt ca 20 Mio. Bürger/innen mit Migrationshintergrund bei 82,5 Mio Menschen im Land! Und wir haben so ca. 8% “Volk”. Was ist jetzt schlimmer?
Ich wiederhole es gerne noch einmal: Wer so eine rassistische, verlogene, demokratiefeindliche und menschenverachtende Partei wie die AfD wählt, macht sich schuldig an der Gesellschaft, an jedem anständigen Menschen, an Deutschland. So eine Partei nach 1945 zu wählen, ist eine Schande! Da können sich die Sympathisanten drehen und wenden wie sie wollen! Und dass ein “Volk” mit ca 8% sich anmaßt, für die gesamte Bevölkerung zu sprechen, ist eine Frechheit und auch eine Dummheit sondergleichen! Das sind die akuten Gefährder in diesem Land.
… Sie folgten ihrem Gewissen, ihrem Glauben, ihrem Verstand und Herzen. Sie stellten sich gegen das NS-Regime, und mussten Ausgrenzung, Folter, Verrat und den Tod dafür in Kauf nehmen. Diesen Menschen gilt mein höchster Respekt. Sie sind wahre Vorbilder…
… Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des NS-Dokumentationszentrums München. Dort bin ich diese Woche zum Arbeiten eingeteilt. Obwohl der Dienst eine gute Stunde länger dauert als in der Residenz, ist die körperliche Belastung geringer, da man sich hinsetzen darf, wenn nicht viele Besucher/innen anwesend sind. Der Ablauf ist auch weitaus entspannter und ruhiger als im Stadtschloss. Aber was ich während meiner Dienste bisher zu sehen, zu hören und zu lesen bekam, wird mich noch eine sehr lange Weile innerlich beschäftigen…
… Bei meinem letzten Besuch in der Heimat geriet mir ein kleines Büchlein in die Hände, das ich, einmal angefangen, binnen weniger Stunden ausgelesen hatte:…
… Im Zeichen des Ungeistes – Autor: Prof. Dr. Rudolf Kriß (1903 – 1973)…
… Er war eine der herausragendsten Persönlichkeiten meiner Heimat, Brauereibesitzer (Berchtesgadener Hofbräuhaus), ein tiefgläubiger Menschenfreund, ein bahnbrechender Forscher religiöser Volkskunde, sowie Förderer und Bewahrer heimischer Traditionen…
… 1938 hatte das NS-Regime Kriß die Professur in Wien entzogen, Hauptgrund war seine unverhohlen kritische Einstellung Hitler und seinen Gefolgsleuten gegenüber, und wohl auch seine Homosexualität…
… Ende 1943 lernte er durch Zufall einen jungen Ramsauer Bauern kennen, der über keine große Bildung verfügte, jedoch ein bestrickendes, schriftstellerisches Talent sein Eigen nannte. Rudolf Kriß nahm den Autor unter seine Fittiche, und half ihm beim Erarbeiten eines beeindruckenden Romans. Kurz vor Abschluss des letzten Kapitels musste der Jungbauer ins Feld ziehen. Sein Mentor nahm Kontakt zu einem Berchtesgadener Maler und Zeichner auf, der die Buch-Illustrationen gestalten sollte. Es kam zu einer Diskussion, in deren Verlauf der Professor – nicht zum ersten Mal – einige abwertende Bemerkungen über den Führer und Konsorten fallen ließ…
… Nur wenig später, im Januar 1944, wurde Rudolf Kriß von der SS verhaftet, der Kunstmaler hatte ihn denunziert. Nachdem er gut ein halbes Jahr im Münchner Gefängnis Neudeck zugebracht hatte, wurde er nach Berlin, ins Zuchthaus Moabit, überstellt, und während einer zehnstündigen Verhandlung zum Tode verurteilt. Den Richterspruch, das Warten auf die Hinrichtung, sowie seine insgesamt eineinhalb Jahre währende Leidenszeit, hatte Kriß mit bewundernswerter Haltung und überragender Seelengröße hingenommen und ertragen. Dem mutigen Einsatz seiner besten Freundin, Kammersängerin Frau Felicie Hüni-Mihasecsek, ist es zu verdanken, dass schließlich die Begnadigung zu lebenslangem Zuchthaus erfolgte…
… Kriß wurde mit vielen Mitgefangenen nach Straubing überstellt, es folgte eine beinahe zwei Monate dauernde, furchtbare, groteske Irrfahrt unter teilweise entmenschlichten Zuständen durch halb Deutschland…
… Im Frühjahr 1945 wurde Rudolf Kriß aus dem Zuchthaus befreit, er machte sich auf den Weg in die Heimat. Unterwegs fühlte er sich innerlich wie taub, wie erstarrt, dem Irdischen entrückt, zögerte seine Heimkehr immer wieder hinaus…
… Als er endlich in Berchtesgaden eintraf, wurde ihm von Verwandten, Freunden und den Brauerei-Angestellten ein stürmischer Empfang bereitet…
… Dr. Rudolf Kriß schrieb “In Zeiten des Ungeistes” bereits kurz nach seiner Rückkehr nach Berchtesgaden 1945 nieder. Von der amerikanischen Besatzungsmacht wurde er Ende Mai 1945 zum Bürgermeister Berchtesgadens ernannt. Er setzte seine wissenschaftlichen Tätigkeiten zuerst in Salzburg, dann in München fort. Zudem unternahm er Forschungsreisen u. a. nach Nordafrika und erweiterte seine private Sammlung auf insgesamt ca. 14.000 Votivgaben und anderer Zeugnisse religiöser Volkskunst, die hauptsächlich aus dem Alpenraum stammten…
… Die 3. Auflage wurde 2015 vom Heimatkundeverein Berchtesgaden e. V. heraus gegeben…
… Abschließen möchte ich meine Buchbesprechung mit einem Zitat aus dem Klappentext:…
… “Überaus zutreffend … hat Professor Kriß den Titel seines Buches gewählt. Dieses Buch und mit ihm alle Opfer des Hitlerregimes haben uns damals den Auftrag erteilt, den Ungeist des Nationalsozialismus in unserem Volke endgültig auszurotten. Es soll uns alle zu mehr Wachsamkeit gegen Radikalismus aller Art, insbesondere gegen Rechtsextremismus und Neonazismus ermahnen.”…
… dass zwischen 20.000 und 25.000 Menschen – darunter auch meine Wenigkeit – heute abend an der Kundgebung gegen Pegida, gegen Rassismus, Ausländerfeindlichkeit und Rechtsradikalismus auf dem Münchner Max-Josef-Platz, vor der Bayerischen Staatsoper, dem Residenztheater, und “meinem Zuhause”, der Residenz, teilgenommen haben. Es ist ein wunderschöner und bewegender – und vor allem absolut friedlicher Abend – gewesen, das fast dreistündige Programm wurde beileibe nicht nur mit Ansprachen bestritten, sondern auch durch Auftritte unter anderem folgender Künstler: Konstantin Wecker, Sportsfreunde Stiller, sowie – was nicht nur mich vor Begeisterung schier aus dem Häuschen geraten ließ – Claus von Wagner und Max Uthoff. Zu Beginn der Demo öffneten sich die Pforten der Bayerischen Staatsoper, begleitet von den Münchner Philharmonikern trat jener, durch die vorletzte Folge der “Anstalt” berühmt gewordene syrische Flüchtlingschor auf die breite Freitreppe, “Freude schöner Götterfunken” singend. München’s Oberbürgermeister Dieter Reiter, der mir anfangs ziemlich suspekt war, seit seiner rigorosen Schließung der Asylunterkunft Bayernkaserne über die Köpfe der Landesregierung hinweg, und seinem behutsamen, klugen und menschlichen Umgang mit jenen Flüchtlingen, die vor einigen Wochen am Sendlinger Tor in den Hungerstreik getreten waren, mir allerdings immer sympathischer wird, wies in seiner Rede darauf hin, dass mehr als ein Drittel der Münchner Bürger einen sogenannten Migrationshintergrund habe. Außerdem kamen Vertreter der Katholischen und Evangelischen Kirche zu Wort – wobei man sich die Ansprache des katholischen “Promi-Pfarrers” etlicher Selbstbeweihräucherungen wegen gerne hätte sparen können – der Münchner Imam und das Oberhaupt der griechisch-orthodoxen Gemeinde in der Landeshauptstadt. – Ich hatte nach Feierabend eine Weile mit mir gerungen, ob ich an dieser Kundgebung teilnehmen sollte oder nicht, denn der Arbeitstag ist ganz schön heftig gewesen, nun bin ich froh und sehr dankbar, dass ich nicht auf meine inneren Schweinehunde gehört hatte…
… Wenn diese Aktion nicht wieder durch die Medien klein geredet oder gänzlich ignoriert wird, dann müsste heute abend von München eigentlich ein sehr positives Zeichen, ein Licht der Nächstenliebe, Toleranz, Klugheit, Menschlichkeit und Völkerverständigung ausgehen…
… Die Fotos sind etwas dürftig geraten, zudem bin ich leider, leider, leider viel zu weit weg von der Bühne gestanden, um von den Akteuren brauchbare Aufnahmen machen zu können…
… Bevor vielleicht noch mehr liebe Mitmenschen als ohnehin schon auf die Idee kommen sollten, folgendes Foto online zu stellen, und sich über die unverschämten Ausländer und Asylbewerber/innen furchterbar aufzuregen, wie das vor einer kleinen Weile erst mit der bösen Mär von der Umbenennung deutscher Feiertage aus Rücksicht auf ausländische Mitbürger/innen geschehen ist:…
… Dieses Foto ist eine Fälschung, ein Fake, gefunden auf der sehr rechts orientierten FB-Seite “Keine weiteren Asylantenheime in Deutschland!”, und es wurde bereits nach kurzem wieder einmal fleißig und ohne nachzuprüfen weiter verbreitet…
… Das Original – copyright by DPA – sieht so aus, wie hier links dargestellt:…
… So lügen und betrügen und maninpulieren die rechtsradikalen und ausländerfeindlichen Elemente in diesem Lande!…
… So hieß es am Samstag, 10. 11. 2012, als sich am Münchner Goetheplatz eine Schar von ca. 500 Demonstranten einem Aufmarsch der rechtspopulistischen Gruppierung Pro Deutschland entgegen stellte…
… Eine ausgesprochen gute, geradezu feurige Rede hielt der Oberbürgermeister Christian Ude – aus dem Gedächtnis wieder gegeben folgender Ausschnitt: “… Und wie können wir nun den Braunen Sumpf in unserem Lande trocken legen? Durch persönliches Engagement! Durch ruhiges und sachliches Argumentieren gegen rechtsradikale Sprüche! Durch Hinschauen, durch Beherztheit! Und durch unser Wahlrecht! Dies ist eine unserer stärksten Waffen, die uns die Demokratie, das Grundgesetz in die Hände gegeben hat! Gehen Sie zur Wahl! Jede und jeder von Ihnen! Tragen Sie dazu bei, dass dem Rechtsradikalismus hier in unserem Lande der Boden unter den Füßen weggezogen wird…”
… Danach sahen alle anderen Redner, egal, ob Seppi Schmidt von der CSU-Ratshausfraktion, oder Dieter Reiter, einer der drei nominierten Nachfolger-Kandidaten Christian Ude’s sehr blaß aus. Lediglich Sabine Nallinger, die Kandidatin der Grünen, eine – wie ich finde – sehr sympathische Frau, konnte mit ihren Worten ebenfalls Begeisterung auslösen. Sie sprach davon, dass München seit jeher eine bunte und multikulturelle Stadt gewesen sei, dass die guten Beziehungen vor allem zum Süden Europas viel mit dazu beigetragen hätten, der bayerischen Landeshauptstadt Flair, Pracht und Schönheit zu verleihen…
… Dann folgte die Ermahnung, friedlich und gewaltfrei zu bleiben…
… Und dann kamen sie…
… Ihr seht nix? Kein Wunder! Wurden die etwa zwei Dutzend Damen und Herren von Pro Deutschland von einem Troß von an die 1.000 Polizisten geleitet – damit sie sich von den Teilnehmern der Aktion “München ist bunt!” auch ja nicht fürchten mussten…
… Wir wurden allesamt auch gründlich gefilmt und fotografiert – ich denke mal, dass da so einige Bildchen beim Verfassungsschmutz landen werden…
… Die Kundgebung fand ca. 50 Meter Luftlinie von uns entfernt. Verstanden hat im ganzen Viertel wohl niemand auch nur ein Wort. Trillerpfeifen gellten, Vuvuzelas tröteten, Schlagwerkzeuge klapperten, Folk- und Protestsongs längst vergangener Tage dröhnten aus einer mitgeführten Stereoanlage über den Goetheplatz, dazu skandierten wir pausenlos Sprechchöre: “Nazis raus! Nazis raus!” – “Ob Ost, ob West, nieder mit der Nazi-Pest!” – “Es gibt kein Recht auf Nazi-Parolen!” – “Aufhören! Aufhören! Aufhören!” – “Es lebe die internationale Solidarität! Es lebe die multikulturelle Solidarität!” – “Packt ein und geht nach Hause!” Meine persönlichen Favoriten waren schon nach kurzem: “Ohne Verfassungsschmutz wärt ihr nur zu Dritt!” und “Eure Kinder werden so wie wir!”…
… Nach etwa eineinhalb Stunden setzte sich das kleine Trüppchen Richtung Sendlinger Tor in Bewegung. Dort, in einem abgeschirmten und wieder von Hunderten von Polizisten bewachten Geviert, versuchten die Leutchen von Pro Deutschland erneut, sich Gehör zu verschaffen. Ohne jeglichen Erfolg. Ein- oder zweimal gab es eine Lücke im schier undurchdringlichen, dreireihigen Polizei-Kordon, dann konnte ich einen Blick auf die Rechtspopulisten werfen. Ganz ehrlich, sie wirkten auf mich wie jene Schüler/innen, die man ihrer Unbeholfenheit, Unauffälligkeit, ihrer mickrigen Erscheinung wegen früher nie hat mitspielen lassen. Und meine Erfahrung sagt mir, dass genau diese Menschen in späteren Jahren sehr gefährlich werden können…
… Gegen siebzehn Uhr, nach gut sechseinhalb Stunden, baute der Trupp Pro Deutschland seine Ausrüstung ab, man quetschte sich in einen Kombi, und fuhr davon, geleitet von einer Polizei-Eskorte, die einem Staatsoberhaupt zur Ehre gereicht hätte…
… Mein Fazit: München ist bunt – jaein. So gut wie die heutige Demo auch getan hat – aber fünfhundert von ca. 1.420.000 Einwohnern der Stadt? Eigentlich hätte das ganze Viertel vom Goetheplatz bis zum Sendlinger Tor schwarz sein müssen vor dichtgedrängter Menschen…
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