… waren nicht in den Nobelgeschäften der nahen Maximilian-, Theatiner- und Residenzstraße shoppen, bis die Platin-Kreditkarten glühten. In ihren Plastiktüten schleppen sie nicht die sündhaft überteuerten Kreationen der neuesten Mode mit sich herum, sondern das bisschen Hab und Gut, welches ihnen verblieben ist. Sie sind zwei von ca. 290.000 obdachlosen Männern, Frauen, Senioren, Kindern und Jugendlichen in Deutschland (Stand Ende 2013). Und es werden ihrer täglich mehr…
Schlagwort: Fotografie
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… oder auf gut Deutsch „Glanz und Gloria“: Bebilderte Eindrücke von den sogenannten Reichen Zimmern der Münchner Residenz. Gut möglich, daß ich morgen nicht zum Bloggen komme, denn an diesem Wochenende ist auf der Ludwig- und Leopoldstraße das Streetlife-Festival, und da werde ich mich zusammen mit der Kamera und vielleicht ein oder mehreren Kollegen/innen wohl nach Feierabend ein wenig herumtreiben… 😉
… Ob es den ungeheueren Aufwand überhaupt wert ist, dergleichen zu restaurieren und zu bewahren, wurde ich unlängst gefragt. Und meine Meinung ist ein klares und deutliches „Ja! In jedem Fall!“ Auch wenn diese Rokoko-Räume vor übertriebenem Prunk und Prachtentfaltung nur so strotzen – sie versinnbildlichen gelebte Geschichte, sind Zeitzeugen einer ganz besonderen Art. Was wollen wir unseren Nachkommen hinterlassen? Solche Manifeste unserer Vergangenheit, die immer noch ungemein lebendig und auch verzaubernd wirken, die man mit eigenen Augen betrachten und sich ein wenig in ferne Zeiten hinein versetzen kann – oder nur mehr Hochglanzfotos in Bildbänden oder Dokumentarfilme, die bei aller Kunst doch stets einen unbefriedigenden, weil zweidimensionalen Eindruck hinterlassen? – Außerdem strömen Jahr für Jahr Abermillionen Touristen aus aller Welt nicht nur wegen der schönen Landschaft in mein Heimatland, sondern auch der Schlösser, der gut gepflegten Kulturgüter wegen. Würden wir nicht darauf achten, diese zu erhalten, würden wir uns wirtschaftlich gesehen einen ganz dicken Ast abschneiden, auf dem wir alle ziemlich bequem sitzen. Daß die Wiederherstellung eines Parade-Raumes wie z. B. der Grünen Galerie oder die Renovierung des sogenannten Königsbaus viel Geld verschlingt, ist logisch nachvollziehbar – ein/e gut ausgebildete/r Restaurateur/in oder Stuckateur/in, Maurer und Maler, die sich noch auf die alten Techniken verstehen, sind nun mal nicht mit sechs Euro brutto in der Stunde abzuspeisen. Doch für so etwas zahle ich weitaus lieber meine Steuern als z. B. eine Aufrüstung oder Pleite-Banken bzw. abgestossene AKW’s gegen meinen Willen mitzufinanzieren. – Außerdem – es ist Tag für Tag so wundervoll, die Begeisterung in den Gesichtern der ungezählten Besucher/innen aufflammen zu sehen, wenn sie, vom eher schlichten Geweihgang kommend, in die Reichen Zimmer schreiten, und ihre hingerissenen Ausrufe zu hören…
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… wie ein Wunder vor, zu Füßen der Feldherrnhalle, in München, im ehemaligen Zentrum und Brennpunkt der sogenannten ‚Bewegung‘, in Frieden und Freiheit den Israeltag mit Ihnen feiern zu dürfen.“ So begann die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, ihre Rede am heutigen Abend anlässlich des 66. Gründungstages des Staates Israel. Ferner bedauerte sie es, daß in den Medien die negativen Meldungen und die politischen Schlagzeilen bedauerlicherweise bei weitem überwiegen würden. „Dabei hat Israel so viel Schönes zu bieten – in jeder Jahreszeit – Frühling, Sommer, Herbst, und Winter. Kommen Sie, besuchen Sie dieses Land doch ganz einfach einmal, und überzeugen Sie sich selbst von seinem kulturellen Reichtum, von der Vielfalt, Gastfreundschaft, dem besonderen Geist und der Fruchtbarkeit.“…
… Auch wenn das Wetter nicht so recht mitspielte – es war ziemlich kalt – ließ sich doch die ansehnliche Schar Besucher/innen nicht vom Feiern abhalten. Es wurde gegrillt, israelische Weine und Sekt, saftige, süße Grapefruits und israelische Spezialitäten dargereicht, zusammen gesungen, geredet, gelacht und getanzt…
… Nach einem Stünderl ging ich mit Freude und Schmerz im Herzen. Freude über das friedliche Miteinander. Schmerz über die nie gut zu machenden Grauen der Vergangenheit. Und der Hoffnung, daß noch ungezählte Male solch unbeschwerte, fröhliche Gedenktage zu begehen sein mögen…
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… Seit ein paar Tagen schon brummelte hin und wieder der schöne, große Zeppelin NT aus Friedrichshafen über München hinweg. Aus dem Internet erfuhr ich, daß mein guter Freund noch bis Sonntag auf der Flugwerft des Deutschen Museums bei Oberschleißheim zu Gast ist. So machte ich mich heute nachmittag wohlgemut auf die Strümpfe, um das wundervolle Fluggerät, an dessen Bord ich vor beinahe genau zwei Jahren einen unvergesslichen Rundflug erleben durfte, zu besuchen…
… Von der S-Bahn-Station geleiteten mich viele bunte und duftende Blumen zuerst zum Alten (erbaut so um 1617 unter Herzog, später Kurfürst Maximilian I.) und dann zum sogenannten Neuen Schloss Schleißheim – wobei die Bezeichnung „neu“ nicht mehr so ganz passend ist, denn Kurfürst Max Emanuel ließ bereits im Jahr 1701 diesen Komplex errichten. Er erhoffte sich die Kaiserkrone, und hätte in diesem Fall seinen Herrschersitz von der Münchner Residenz nach Schleißheim verlegt. Doch Max Emanuel wurde die Ehre und Bürde versagt, das Oberhaupt des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation zu werden…
… Beim Aufsuchen des sogenannten Stillen Örtchens im Obergeschoss des Schlossgebäudes machte ich die Entdeckung, daß zur Zeit anscheinend gar keine Museums-Aufsicht dort positioniert war. So sah ich mich ein kurzes Weilchen um, und machte ein paar Bilder vom Treppenhaus und dem angrenzenden Saal…
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… ist mir heute gegen Mittag in der Residenz widerfahren:…
… Man hatte mich in die drei nördlichen der insgesamt sechs sogenannten Steinzimmer eingeteilt. Weit und breit war kein Besucher zu sehen, daher vertiefte ich mich voller Begeisterung in die Betrachtung der wunderschönen, aus verschiedenfarbenem Marmor mit kunstvollen Intarsien bestehenden Türstöcke. Da sah ich, wie zwei Räume von mir entfernt eine Gestalt, in einen schwarzen, bodenlangen Kapuzenmantel gekleidet, und von der Größe eines etwa sechs-, siebenjährigen Kindes sehr rasch von links nach rechts huschte, ja, beinahe flog. Ich machte mich so schnell ich konnte auf den kurzen Weg dorthin – und fand – nichts, niemanden! In jenem Gemach gibt es zudem keine seitlichen Türen! Ich ging zurück ins dritte Zimmer, überprüfte suchend das kleine, angrenzende Vestibül sowie die Besucher-Toilette. Beide Kabinen waren leer. Gespannt wartete ich eine geraume Weile, denn es kommt schon des Öfteren vor, daß sich Kinder selbständig machen, das riesige Schloss durchstreifen und ihren Eltern weit voraus sind. Doch es begegneten mir keine um einen Sprößling besorgte Erwachsene!…
… Dieser seltsame Vorfall beschäftigt mich nach wie vor sehr. Was war es, was ich da gesehen habe – und ich bin mir sehr, sehr sicher, daß mich meine Sinne nicht getäuscht haben! Einen Schlossgeist gar???…
… Update: Dank Tante Guggel habe ich erfahren, daß es in der Tat in der Münchner Residenz „umgehen“ soll – ab und an wird dort die Schwarze Dame der Wittelsbacher gesehen. Und dort kann man mehr über diese Erscheinung erfahren – danke, liebe Quizzy, für den Link: http://www.gespensterweb.de/Spukorte/spukortedt/bayern/munch/munch.htm …
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… So lautet der Titel eines Kunstwerks des amerikanischen Künstlers George Segal (1924 bis 2000), der sich zu Anfang seiner Karriere mit teilweise recht dramatischen Zeichnungen einen Namen machte, wirklich erfolgreich allerdings erst mit seinen lebensgroßen und sehr realistisch wirkenden Gipsfiguren wurde. Im Jahr 1970 erklärte sich die damals fünfundzwanzigjährige, in Arizona geborene und in Kalifornien aufgewachsene, in den USA überaus bekannte Dichterin Alice Notley dazu bereit, als Model für eine Installation Segal’s zu fungieren…
… Dazu wurde sie von Segal und seiner Frau komplett mit angefeuchteten Gipsbandagen umwickelt, die nach dem Trocknen vorsichtig entfernt, und danach wieder zusammengesetzt wurden. Mrs. Notley sitzt in recht entspannter Haltung vor einem kleinen Tischchen, auf dem sich ein Kassettenrekorder befindet, der in Endlosschleife die Life-Aufnahme einer ihrer Lesungen abspielt. Der Blick der Künstlerin scheint durch das schwarze, angedeutete Fenster in weite Ferne zu gleiten…
… In der Pinakothek der Moderne gibt es seit Neuestem einen Grünen Raum. Sehr merkwürdig ist, daß man, wenn man diesen Saal nach einem Weilchen wieder verlässt, weiß gefärbtes als Rosa wahrnimmt…
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… is des da Fünfe-Zug nach Giasing…“ – An diese bayerische Version des Glenn-Miller-Hits „Chattanooga Choo Choo“ musste ich am frühen Nachmittag denken, als ich mit großer Kamera angetan an der Großhesseloher Brücke im Isartal nahe München auf den historischen Zug wartete, den der Bayerische Localbahnverein jedes Jahr zu Ostern mehrmals täglich auf einem Rundkurs fahren lässt. Im Wechsel werden die sorgfältig restaurierten Waggons aus den frühen Zwanzigern entweder von der kohlegefeuerten, im Jahr 1913 erbauten Dampflok 70 083 oder der 1930 gefertigten E-Lok 169 005, einem sogenannten „Krokodil“, gezogen…
… Nachdem mit viel Schnaufen und Heulen das historische Züglein unter uns Schaulustigen durchgefahren war, beschloss ich, mir dieses noch einmal anzusehen, und zwar von der Donnersberger Brücke nahe des Münchner Hauptbahnhofs aus. So marschierte ich wohlgemut im Fußgängergeschoss der Großhesseloher Brücke über das tief unter mir liegende Isartal hinweg Richtung S-Bahnhof Solln. Am Ufer des Flusses ergötzte man sich am Picknick, Kinder spielten, zahlreiche Radlfahrer/innen brausten einher, am Kiosk nahe der Schleuse wurde Einkehr gehalten, im stillen Wasser des Isarkanals spiegelten sich die frisch ergrünten Bäume…
… Noch ein paar Impressionen vom historischen Zug, aber auch von modernen Garnituren, wie z. B. dem Meridian und ICE, sowie einem guten alten Freund, dem Zeppelin NT, der grade mal wieder zu Besuch in München ist, von der Donnersberger Brücke aus aufgenommen…
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… auf einen Haufen morscher, alter Knochen acht.“, mit diesen Worten begrüßte mich gestern früh die Dienstleiterin in der Residenz. Mit ihrer flapsigen Umschreibung meinte sie die Reliquiensammlung nahe der Hofkapelle. In einem kleinen, abgedunkelten Raum mit einer wuchtigen, ungefähr dreißig Zentimeter dicken, stählernen Panzertür befinden sich, überaus prunk- und kunstvoll in Gold und Silber gefasst und mit ungezählten Juwelen besetzt, nebst den Knochen vieler sogenannter Heiliger auch solch illustre Dinge wie: Barthaare der Apostel Petrus und Johannes, Splitter vom Kreuz Christi, Teile eines Gewandes der Gottesmutter Maria, die mumifizierten Leiber zweier von Herodes in Bethlehem nach der Geburt Jesu ermordeten kleinen Kinder, die Häupter von Johannes des Täufers und seiner Mutter Elisabeth, Stroh aus der Krippe Christi, Teile seiner Dornenkrone, vom Essigschwamm, mit dem er am Kreuz hängend getränkt worden war, sowie Partikel der Geißelsäule, und Fetzen des Tischtuchs vom letzten Abendmahl…
… Reliquien dienten dazu, göttliche Weisheit und Erleuchtung zu erlangen, sowie als angeblich übernatürliche Heilmittel allerlei Krankheiten und Blessuren. Aber sie wurden auch bei „wichtigen“ Schlachten auf hohen Stangen vor den Soldaten hergetragen – meist zum Kriegsdienst gepresste Bauernsleut‘ und Arbeiter. Diese konnten, falls sie des Schreibens mächtig waren, Zettelchen mit ihren Namen an den heiligen Überresten befestigen, was ihnen die unversehrte Heimkehr aus dem Feldzug garantieren sollte…
… Hier ein paar Eindrücke aus der Reliquienkammer – da ich für die kleine „Taschen-Olympus“ leider keinen Polfilter hab‘, kann man auf einigen Bildern Glas-Spiegelungen sehen…
… In früheren Tagen sind die Reliquien in der sogenannten Reichen Kapelle des sehr gläubigen Kurfürsten Maximilian I. (er regierte von 1597 bis 1651) aufbewahrt gewesen – die Frömmigkeit hat Seine Hoheit, sowie seine Nachfolger bis zu Max III. Joseph Mitte/Ende des 18. Jahrhunderts allerdings nicht davor bewahrt, getreulich dem Hexenhammer zu folgen und eine in die Tausende gehende Schar anders- und freidenkender, eigensinniger, unangepasster Frauen und Männer zum Teil furchtbarer Qualen und dem Tode zu überantworten…
… Die Reiche Kapelle…
… Unweit der Reliquienkammer befindet sich die Hofkapelle der Residenz. Sie wurde zu Beginn des 17. Jahrhunderts im Auftrag Maximilian I. erbaut, welcher sie der Heiligen Maria weihen ließ. Seine starke Marien-Verehrung wirkt sich bis in die heutigen Tage aus, noch immer ist die Mutter Jesu Bayern’s Schutzpatronin…
… Am späten Nachmittag übte ein Streichertrio für das am Abend stattfindende Konzert, die wunderschönen klassischen Weisen schwangen sich sanft durch die weitläufigen Säle und Räume…
… Ich lauschte hingerissen – wenn auch mit einem weinenden Auge, denn dies war mein vorerst letzter Tag als Aufsicht in der Residenz, die nächste Woche über bin ich wieder der Pinakothek der Moderne zugeteilt worden. Und ich genoss es, eine ruhigere Kugel zu schieben, und mich ab und an sitzend etwas ausruhen zu können. Denn die Tage zuvor hatte ich in Abschnitten meinen Dienst versehen, die zu Beginn des großen sowie des kleinen Rundgangs liegen, und war sehr viel damit beschäftigt gewesen, nicht nur jugendliche Besucher davon abzuhalten, Kaugummis an fragile Rokoko-Stühlchen zu kleben, an der Brokat-Überdecke von Kurfürst Maximilian I. Prunkbett zu zerren, wertvolle Seidentapeten und verspielte Stuckverzierungen zu begrapschen, gegen zierliche Porzellanvasen, Standuhren, Glasstürze und Vitrinen zu klopfen oder gar daran zu rütteln, die Finger in die schimmernden Polster von Sitzmöbeln zu vergraben, und sogar mit den Nägeln das Blattgold von den Ornamenten der hohen Flügeltüren zu kratzen. Bei Schülergruppen scheint es eine Art Sport zu sein, in Nähe einer Museums-Aufsicht geballte Ladungen von Verdauungsgasen auszustoßen, da muss man mit einem Pokerface die Luft anhalten oder flach durch den Mund atmen, wenn man sich nicht zur Seite bewegen kann…
… Trotz den gerade geschilderten nicht grade feinen Umständen habe ich in der Residenz die glücklichsten und schönsten Arbeitstage seit ungezählten Jahren verbracht. Ich hoffe so sehr, daß ich bald wieder dort arbeiten darf…
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… als Bayern noch ein Königreich gewesen ist, ist das hier eine Art indischer Tempel gewesen.“, erklärte ein Rikscha-Jockey seinen beiden Passagieren, einem Schweizer Ehepaar, als er in der Durchfahrt von der Residenzstraße zum Brunnenhof kurz an der verschlossenen schmiedeeisernen Pforte des Grottenhofes Halt machte. Die beiden Leut‘ nickten sichtlich beeindruckt, während der Pedalritter sein Gefährt wieder in Bewegung setzte, unterhielten die Drei sich lebhaft darüber, welcher Gottheit dieses angebliche Tempelchen wohl geweiht gewesen war. Ich blickte ihnen nach, und Schauder ob der schier atemberaubenden geschichtlichen Unkenntnis des Rikscha-Fahrers ließen mir die Haare zu Berge stehen. Da hatte ich ja in meinen Vor-Residenz-Zeiten noch mehr gewusst! Zum Beispiel, daß die Grotte im gleichnamigen Hof nichts, aber auch gar nichts mit einem indischen Tempel gemein hat!…
… Herzog Albrecht V. ließ in der zweiten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts eine Art Renaissance-Lustschloß um einen sehr verschwiegenen Innenhof bauen, an dessen Ostseite sich, von mehreren Marmorsäulen gestützt, eine Art sehr verspielte Grotte befand, deren Mittelteil aus Tuffgestein besteht, in welches in großer Zahl Halbedelsteine eingefügt waren. Sämtliche Figuren – mit Ausnahme des güldenen Merkurs, der sich über den zentralen Brunnen erhebt – Ornamente, Blumen, Zapfen, Fabelwesen, Tiere sind aus ungezählten Muscheln in allen Größen und Formen gefertigt, die dem Bayernherzog seinerzeit von befreundeten Fürsten aus Italien zum Geschenk gemacht worden waren…
… Dieses sehr phantasievoll gestaltete Ambiente war zunächst dem Herzog und seiner Familie vorbehalten. Erst Kurfürst Maximilian I. begann, den Grottenhof auch für Festivitäten, sowie geheime Unterredungen zu nutzen, denn das Plätschern der Brunnen machte es etwaigen Lauschern so gut wie unmöglich, den Wortlaut der geführten Gespräche zu erfassen…
… Als man in den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts daran ging, die Kriegsschäden an der Grotte auszubessern, bat man per Zeitungsannoncen und Rundfunkansagen die Münchner Bürger/innen darum, an den Stränden der heimischen Seen und in Bella Italia, das grade als Urlaubsdomizil in Mode kam, Muscheln zu sammeln und zu spenden…
… Unmittelbar hinter der Grotte liegt der atemberaubend schöne Saal des Antiquariums. Ursprünglich ist dieser von Herzog Albrecht als eine Art Museum für seine umfangreiche Sammlung angeblich antiker Statuen gedacht gewesen. Die Baumeister Jacopo Strada und Simon Zwitzel schufen von 1581 bis 1589 ein zu jener Zeit einzigartiges Tonnengewölbe, und mit beinahe siebzig Metern Länge den größten Renaissancesaal nördlich der Alpen…
… Kurfürst Maximilian I. wandelte das Antiquarium in einen Festsaal um, er ließ den Boden tiefer legen, und an der Westseite einen gewaltigen Kamin errichten – die Hälfte meiner Wohnung hätte darin Platz – sowie eine Empore, auf der Seine Hochwohlgeboren mit Familie und Anhang speisten. Zu jener Zeit waren die sogenannten Schauessen üblich, Bürgern/innen wurde die Ehre einer Einladung zuteil, der herzöglichen Sippschaft beim Tafeln zusehen zu dürfen – wobei den Geladenen weder Speis noch Trank gereicht wurden, einzige Nahrung war das Privileg, all die Pracht und den Prunk und den Herrscher einmal aus der Nähe mit den eigenen Augen gesehen zu haben…
… Kurz vor dem Zusperren saß ich noch eine kleine Weile ganz alleine im großen Saal des Antiquariums. Es war wundervoll ruhig, nur ganz, ganz sachte drang das Plätschern eines fernen Brünnleins an meine Ohren. Es hörte sich an, als würden längst vergangene Stimmen raunen, prachtvolle Roben die nahe Treppe hinab rauschen. Der Zeremonienmeister pochte mit seinem Stock auf den schimmernden Fliesenboden und rief: „Seine Hoheiten, der Herzog und die Herzogin von Bayern!“… Doch es war nur einer der Kastellane, der durch das weitläufige Schloss schritt, um die Türen zu verschließen…






