Marthas Momente-Sammlung

Glück ist die Summe schöner Momente

Zammreissen, Bayern!…

… Unter diesem Motto begannen die beiden Hauptinitiatoren der Münchner Integrations-Initiative Bellevue di Monaco ca. zehn Tage vor der Landtagswahl am 08. Oktober, eine Kundgebung zu organisieren. Als Veranstaltungsort war ursprünglich der Max-Josephs-Platz vor der Staatsoper gedacht, doch als der Zuspruch der angeschriebenen Akteure und der Interessierten in den sozialen Netzwerken immer stärker wurde, wich man auf den Odeonsplatz aus. Die Organisatoren Till Hofmann und Angela Bauer, beide Vorstandsvorsitzende von Bellevue di Monaco, rechneten mit ca. 4.000 Demonstrant:innen – gekommen sind am 04. Oktober mehr als 35.000!…

… Was als Protestaktion gegen Rechts geplant und gedacht gewesen war, entwickelte sich im Laufe des Abends zu einem wunderbaren Fest der Demokratie. Namhafte Bands traten auf, prominente Kabarettist:innen, kurze, aber bewegende Reden wurden gehalten, die Blaunen, aber auch der Söder von der „cs“U sowie Hubsi Oiwonger bekamen von Künstler:innen wie Michael Mittermaier, Max Uthoff, Claus von Wagner und Luise Kinseher ordentlich ihr Fett weg. Und immer wieder wurde aufgerufen, ermutigt, zur Wahl zu gehen, unsere Demokratie zu erhalten, sich abzuwenden von faschistischen, populistischen, undemokratischen Umtrieben…

… Ich bin schon auf verdammt vielen Demos und Kundgebungen gewesen – „Zammreissen, Bayern!“ ist die schönste und bewegendste gewesen, die ich bislang erleben durfte. Friedvoll ging es am Odeonsplatz zu, trotz der riesigen Menschenmasse, die sehr hilfsbereite und freundliche Polizei musste kein einziges Mal einschreiten…

… Natürlich hatte ich die Knipse dabei, und mich auch beizeiten eingefunden, so dass ich einen gar feinen Platz ganz vorne an der Bühne ergattern konnte. Und natürlich will ich euch einige bebilderte Eindrücke nicht vorenthalten…  🙂

… Angela Bauer und Till Hofmann von der Integrations-Initiative Bellevue di Monaco, die Organisatoren der Kundgebung…

 

… Frau Professor Ursula Münch, Politikwissenschaftlerin und Leiterin der Evangelischen Akademie Tutzing…

 

… Ulli Hoeneß, Steuerhinterzieher im großen Stil und Ex-Bayernboss. Ganz schee oid isa wordn, da Würstlfabrikant…

 

… Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern. Sie warnte eindringlich vor einem weiteren Erstarken der AfD: „Wenn nach Umfragen jeder siebte bayerische Wähler am Sonntag für eine rechtsextreme Partei stimmen will, dann ist das kein bloßer Ausrutscher mehr im politischen Betrieb. Allen muss klar sein: Was heute ins Rutschen kommt, kann morgen schon unsere Demokratie unter sich begraben.“ …

 

… Dieter Reiter, Münchens Oberbürgermeister. Er war als Teilnehmer der Kundgebung präsent. Die Organisatoren hatten im Vorfeld großen Wert darauf gelegt, dass es keine Redner:innen irgendwelcher politischer Parteien geben dürfe…

 

… Die Band Dreiviertelblut intonierte einen ihrer großen Hits „Deifedanz“ (Teufelstanz), dessen Text durchaus auch als Warnung davor verstanden werden kann, sich mit dem blaunen Gesindel einzulassen – „Wannst mim Deife tanzt, dann brauchst guate Schuah…“…

 

 

… Basketball-Weltmeister Isaac Izzy Bonga, der als Redner das Miteinander, den Zusammenhalt, die Rücksichtnahme aufeinander beschwor…

 

… Auch nur als Gast anwesend: Katharina „Katta“ Schulze, nebst Florian Hartmann Fraktionsvorsitzende der Bayrischen Grünen…

 

… Luise Kinseher, Kabarettistin und lange Jahre Fastenpredigerin beim Starkbieranstich auf dem Nockherberg. Sie wünschte sich ein neues bayrisches Wappentier, und zwar die Kuh. Denn der Löwe würde entweder nur faul herum liegen, furchtbar laut brüllen und brutal alles reißen und fressen, was ihm vor die Nase kommt. Die Kuh hindessen würde keiner Seele etwas zuleide tun, sie würde sich vegan ernähren, und vor allem gelassen und geduldig wiederkäuen. Und sie ist eine Frau. Zudem würde sich so ein tiefes, gelassenes  „Muuuuuh!“ viel schöner anhören als das Brüllen eines Löwen…

 

… Die legendäre Spider Murphy Gang. Der mittlerweile 77-jährige Band-Leader Günther Sigl spielte in einer kurzen Rede nach dem Auftritt auf Hubsi Oiwongers umstrittene Rede im Juni in Erding an: „Wenn’s jetzt hoaßt, man solle sich die Demokratie zurückholen – ja, leck mich doch am Arsch! Ich hab meine Demokratie – und die wollen sie uns wieder wegnehmen!“ Er sei vor kurzem wieder Opa geworden, und er wünsche seinen Enkeln so sehr ein Bayern ohne braunen Dreck…

 

… Michael Mittermaier erzählte davon, wie er an einem der letzten Wiesntage von einem Pöbler angegangen wurde, als er dessen fremdenfeindlichen Äußerungen nicht zustimmte…

 

… Claus von Wagner und Max Uthoff. Claus von Wagner zeigte sich erschüttert darüber, dass in diesen Tagen bei manchen wohl schon der kleinste Anlass ausreichen würde, um sich den Blaunen zuzuwenden. Max Uthoff warnte vor einer beunruhigenden Veränderung bei den Öffentlich Rechtlichen Fernseh- und Rundfunkanstalten hinsichtlich Diversität, politischer Ausgeglichenheit und Objektivität. Ganz ehrlich – das ist mir grad in letzter Zeit, während des Wahlkampfes hier, beim Bayrischen Rundfunk auch schon aufgefallen…

 

… Die Well-Brüder intonierten ein ganz neues Evangelium nach Markus, wobei sie unseren „Landesvater“ und seinen Stellvertreter vortrefflich auf die Schippe nahmen…

 

…Heinrich Bedford-Strohm, ehemaliger Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche Deutschland, warnte eindringlich davor, sich von den Rechtsextremen zum Hass verleiten zu lassen. Und er wusch den Politiker:innen, auch den „Christlich Sozialen“, ganz ordentlich den Kopf. Was bezüglich Flüchtlingspolitik zur Zeit an Gerede im Umlauf sei, hätte nichts, aber auch gar nichts mit der christlichen Lehre Jesu zu tun. Vor allem der Satz „Was ihr dem geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“ scheint mittlerweile in Vergessenheit geraten zu sein…

 

… La Brass Banda, der absolute musikalische Höhepunkt des Abends. Die jungen Burschen, die wie üblich barfuß und in Lederhosen auf die Bühne kamen, ließen sich von einem Stromausfall zu Beginn ihres Auftritts keineswegs beunruhigen und spielten einfach drauf los. Die ausgelassen tanzende und mitsingende Menge dankte es ihnen mit tosendem Applaus…

 

… Einer von so vielen Gänsehautmomenten des Abends…

 

… Kleiner Tipp an jene Zeitgenoss:innen, die uns Bayern am liebsten unter einer riesigen Glaskuppel vom Rest der Welt abschotten wollen: Ehrlich gesagt, das ist eine saublöde Idee, es gibt nämlich verdammt viel gute, coole, kluge und aufrechte Leut‘ hier…  😉

… Habt noch einen guten Tag! Ich werde heute nicht mehr viel tun, außer mich von den gestrigen Strapazen – fast vier Stunden Stehen auf dem Odeonsplatz – gebührend erholen…  😉


21 Antworten zu “Zammreissen, Bayern!…”

  1. Ich hab es heute Morgen in den Nachrichten gesehen, und ich muss sagen: Ich war überrascht. 🙂 Der Söder Markus hat ja unlängst anlässlich des Grundgesetz-Jubiläums sinngemäß gesagt, dass schon etwas Gutes entstehen kann, wenn Bayern beteiligt sind. Wenn ich mir die Bilder hier ansehe, muss ich ihm ausnahmsweise mal recht geben. 🙂

    So was sollte man in meiner heimischen Pampa auch mal machen. Die Herren Uthoff und Wagner hätte ich beispielsweise schon gerne gesehen. Oder Herrn Bedford-Strohm. Ein sehr sympathischer Zeitgenosse. Ratsvorsitzender ist er aber nicht mehr. Das ist Frau Kurschus. 🙂
    Ach, und Frau Kinseher erst – der deutlichste Beweis dafür, dass die Schöpfung Bayerns einen Sinn hatte – ich mag sie. 🙂 Ja, doch, da wäre ich gerne dabei gewesen.

    • Demonstrieren haben wir hier schon ganz gut drauf. 😉 Vor fünf Jahren hat es bereits eine Großdemo gegen Populismus und rechtes Gedankengut auf dem Königsplatz gegeben, da waren es auch 35.000 Leut‘, die mitgemacht haben.
      Eine junge Rednerin hat in ihrem stockkonservativen und braun angehauchten ländlichen Wohnort Bad Aibling eine Antifa-Demo auf die Beine gestellt, mit viel Erfolg. So was funktioniert nicht nur in der großen Stadt, sondern durchaus auch auf dem Land. 😉
      So eine große Kundgebung ist oft die beste Gelegenheit, etwas Gutes zu tun und zugleich Künstler:innen zu sehen, für deren Bühnenauftritte man normalerweise ordentlich Geld hinblättern müsste. 😉 Ich liebe von Wagner und Uthoff, beide sind ja in München wohnhaft und mir schon einige Male über den Weg gelaufen.
      Danke für den Hinweis bezüglich Herrn Bedford-Strom. Ich bessere das gleich aus.

  2. Ach, solche Demos sind so eine Freude wenn man sich unter möglichst vielen Gleichgesinnten befindet!. Je mehr desto besser fühlt es sich an. Und man sieht auch, dass es den Widerstand gegen Rechts überhaupt gibt. Ob sich damit politisch etwas erreichen lässt,ist eine andere Frage. Sehr gut gefällt mir auch, dass euer Bürgermeister als Privatperson anwesend war.
    Bei uns besteht das politische Leben derzeit hauptsächlich aus wilden Skurrilitäten und Skandalen von allen Seiten

    • Ich hätte mich in den Allerwertesten gebissen, wenn ich da nicht hingegangen wäre! München ist ja seit jeher eine SPD- und Grünen-Hochburg, da ist seit langem schon der Widerstand gegen den braunen Sumpf sehr lebendig. Ich kann mich an so manche Antifa-Demo erinnern, an denen die Vertreter:innen der Blaunen und des anderen braunen Gesindels sehr erfolgreich niedergeschrien und auf friedliche Weise vertrieben wurden. Einmal war die Dudelsackformation der Claymore Pipes and Drums of Munich mit dabei, und jedesmal, wenn ein AfD-ler zum Mikro griff, haben die Jungs und Mädels so laut aber gekonnt gespielt, dass weit und breit nichts von dem Geschwafel zu verstehen war. Seitdem hat diese Musikgruppe bei mir einen ganz besonders großen Stein im Brett.
      Ja, an Skandalen und Skurrilitäten mangelt es hier auch keinesfalls. Und je näher die Wahl am Sonntag rückt, desto verrrückter wird’s. Und unser Bayrisches Fernsehen bekleckert sich da nicht grade mit Ruhm. Ich habe es noch nicht mit der Stoppuhr nachgemessen, bin aber sehr sicher, dass dem „cs“U-Ministerpräsidenten und seinem Vize, Flugblatt-Hubsi, bei den Berichterstattungen weitaus mehr Zeit eingeräumt wird als z. B. den Grünen, der SPD und der FDP. Bei den Blaunen bin ich mir da nicht sicher, weil ich stets wegzappe, wenn sie zu Wort kommen.

  3. Da wäre ich auch hingegangen. Und ich füge hinzu: ähnliche Veranstaltungen sollte es überall im Land geben. Nicht nur in den Landeshauptstädten, sondern flächendeckend.

  4. Wow! It looks like a wonderful event, Martha!
    We are having right wing bullshit here too.
    What’s wrong with people, to think they want a dictator instead of an elected official?
    Honestly, I think people are brain washed. In N. America we have been watching donald trump brain wash certain demographics.
    It seems he might be falling.
    I hoe so!

    • It has been so enchanting and did give us all so much hope!
      Many people of the so called First World Countries are dissatisfied with their circumstances and lifes. That makes them vulnerable for the phrases and slogans of the right wing idiots, I think.
      I do hope so much that the Orange Man will fall soon! And all the other right wing idiots, too!
      Stay safe, dear Resa!

  5. Ich habe die Veranstaltung aus der Ferne mit verfolgt und finde das beeindruckend, was da Gutes und Kluges auf die Beine gestellt wurde. Ich wohne nun nicht in Bayern, aber das sind Momente, die mir Kraft geben bei so manch einer unliebsamen Diskussion. Ich bin weit weg, fühle mich aber nicht alleine. 
    Danke für deinen Betrag, liebe Martha, in Wort und Bild.
    Liebe Grüße an dich.

    • Das geht mir genauso, liebe Gudrun. Solche Kundgebungen geben mir auch immer neue Hoffnung, Zuversicht und Stärke. Ich habe mich so geborgen gefühlt inmitten dieser Menge, und so angesprochen und mitgenommen von all den Kunstschaffenden und Redner:innen.
      Sehr, sehr gerne, liebe Gudrun. Ich grüße dich herzlich!

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