… Impressionen eines Nachmittagsspazierganges…

Glück ist die Summe schöner Momente
… Das Fotografieren bei großen Umzügen ist – sofern man nicht einen Platz abseits der großen Menge hat – immer etwas schwierig, auch wenn man lange Zeit vor Beginn des „Events“ ganz vorne an der Absperrung geduldig ausgeharrt hat – da fegt mitunter ein winkender Arm durchs Bild, oder jemand lehnt sich rücksichtslos vor einem ganz weit über das Seil, gelegentlich will auch die Kamera nicht so, wie man das gerne gehabt hätte, und Fotos, über deren Gelingen beim ersten flüchtigen Betrachten auf dem Monitor man sich zunächst sehr gefreut hatte, entpuppen sich später beim Bearbeiten auf dem großen Bildschirm als unscharf oder verwackelt… 😉
… Dennoch sind so viele Aufnahmen des Traubenfest-Umzugs wider Erwarten recht präsentabel geworden, so dass ich nun einen zweiten Teil nachschiebe… 😉
… Dieses Ereignis ist der Hauptgrund für meinen Tagesausflug nach Meran gewesen. – Nach meiner Ankunft strebte ich gleich der nächst gelegenen Brücke über die Passer zu, um ein Foto vom Flüßchen und der Promenade zu schießen – aber meine schöne Kamera streikte, wie schon zwei Stunden zuvor, als der Reisebus sich auf Atem beraubende Weise den Jaufenpass hochgeschraubt hatte. Ich holte tief Luft, gab mir alle Mühe, so ruhig wie möglich zu bleiben, und untersuchte die große Nikon gründlich – und hatte alsbald das Malheur gefunden: Ich hatte zuhause vor der Abreise vergessen, die Speicherkarte einzusetzen! Selbstredend hat frau stets ein Reservekärtchen für den Fall der Fälle dabei – aber mit 8 GB würde ich ganz sicher nicht allzu weit kommen…
… Ich steuerte ein Souvenir-Lädchen an, das auf eine etwas charmant-schlampige Weise eher wie ein Miniatur-Kaufhaus wirkte, in welchem nebst Andenken und Ansichtskarten auch ein ziemlich abenteuerliches Sammelsurium an Alltagsgegenständen feil geboten wurde, fand in dem Durcheinander überraschend schnell, was ich suchte, und erstand bei dem ausgesprochen liebenswürdigen Ladeninhaber zwei weitere 8-GB-Speicherkarten. Jetzt konnte eigentlich nichts mehr schief gehen!…
… Nach einem Weilchen Schlendern entlang der Promenade war es an der Zeit, sich einen möglichst guten Platz für den Umzug zu sichern. Etwa eineinhalb Stunden vor Beginn der Parade hatte ich einen optimalen Standpunkt gefunden, dort, wo der Sandplatz leicht ansteigt und in die Passer-Promenade übergeht. Ein fliegender Händler, der in der Nähe seine Bude mit Tiroler Spezialitäten, mit Wein, Obst, Nüssen und Kastanien aufgeschlagen hatte, war so liebenswürdig, älteren Damen leere, hölzerne Obstkisten zum Sitzen anzubieten. Ich werde dem netten und fürsorglichen Mann auf ewig dankbar sein…
… Links von mir harrte ein Ehepaar aus, das nach einer Woche in Meran nach dem Festzug noch nach Hamburg zurück fahren wollte. Sie hatten zwei coole, große Canons dabei, und interessierten sich sehr für meine Kameraweste – ich glaube, ich sollte mich mal mit dem Hersteller kurzschließen und Provision beantragen. Rechts hatte sich ein Einheimischer niedergelassen, mit dem ich mich gar trefflich über das Universum und die Welt unterhalten konnte…
… So verging die Zeit wie im Fluge – und dann kamen auch schon als Vorhut des Zuges einige schmuck uniformierte Polizisten mit ihren „Käsemessern“ (Ziersäbel) an der Seite…
… ist Münchens ältestes Museum. Und das einzige weltweit, das ausschließlich antiken Skulpturen gewidmet ist. Zu verdanken haben wir diesen schönen Bau dem bayerischen König Ludwig I., der als Kronprinz während einer Italienreise 1804/05 der Leidenschaft für die Antike verfallen war. Sein Vater, der erste König Bayerns, Max I. Joseph, hatte auf dem Gelände an sich die Errichtung einer sehr weitläufigen Kasernenanlage geplant gehabt, in welcher Kadetten ausgebildet und gedrillt werden sollten, als Ergänzung zur nahe liegenden Türkenkaserne. Doch sein Filius pfuschte ihm – dem Universum sei Dank dafür! – ins Handwerk und ließ noch als Kronprinz die Glyptothek und die gegenüber liegende, in Stil und Größe sehr ähnliche Antikensammlung erschaffen…
… Hier noch einige Impressionen von meinem Besuch bei den griechischen und römischen Skulpturen…
… Die Glyptothek…
… Das Gebäude der Antikensammlung…
… Ab und zu suche ich die Glyptothek am Königsplatz auf. Denn dort befindet sich eine herausragende Sammlung griechischer und römischer Büsten und Statuen, an denen sich ganz wunderbar das Portrait-Fotografieren üben lässt. Zuerst haderte ich ein wenig mit mir, denn bei dem herrlichen Wetter hat es mich eigentlich schon aus der Stadt in die freie Natur hinaus gezogen. Dann jedoch begann ich meinen Museumsbesuch zu genießen – eben wegen des prachtvoll blauen Himmels und sanften Sonnenscheins war ich fast die einzige Besucherin im Haus, und konnte mich ungehemmt mit der Kamera „austoben“… 😉
… Mein Beitrag zur 2. Blogparade „Schreiben gegen Rechts“…
… Frau J., schlank, mittelgroß, mit weißblondem Pagenkopf, Anfang Sechzig. Recht gut situiert. Hat nahe der Stadtmitte eine hübsche Wohnung, eine Witwenrente, und ein nicht unbeträchtliches Sümmchen von ihrer jüngst verstorbenen Mutter geerbt. Hat „Mein Kampf“ gelesen, und sich beinahe schon ekstatisch darüber gefreut, dass dieses „grandiose Buch“ jetzt endlich wieder in Deutschland erhältlich sei. Wenn vor Dienstbeginn im Museum über den Zweiten Weltkrieg und Deutschlands entsetzliche Rolle dabei diskutiert wird, gerät sie in Wut, und erklärt lautstark, dass „jetzt endlich mal Schluss mit dem Getue sein muss! Ich habe das nicht verbockt, und ich fühle mich für diese Zeit von 1933 bis 45 auch nicht verantwortlich!“ Hatte neulich beinahe einen hysterischen Anfall: „Du, stell dir vor, die Firma stellt jetzt auch Muslime ein!“ – „Das tut unsere Firma schon seit ewigen Zeiten.“ – „Ja, aber junge und unverheiratete!“ – „Ich weiß nicht, worauf du hinaus willst.“ – „Also, ich habe mich mit dem Koran mal näher befasst. Das ist ja furchtbar! Mit so einem will ich nicht zusammen Dienst schieben müssen!“ – „Ich arbeite seit über vierzig Jahren mit Menschen aus aller Welt und sämtlichen Ethnien zusammen, und die negativen Erlebnisse im Umgang mit Leuten aus anderen Kulturkreisen und Religionen kann ich ganz locker an den Fingern einer Hand aufzählen. – Hör bitte auf, mich gegen Muslime aufhetzen zu wollen, das zieht bei mir nicht!“ – „Ich werde wohl noch meine Meinung sagen dürfen!“ – Ich habe dich weder um deine Meinung gebeten, noch muss ich diese teilen.“…
… Warum, Frau J., warum?…
… Herr L., pensionierter Beamter, Anfang Siebzig. Ebenfalls ziemlich gut situiert. Seinen eigenen Angaben zufolge einer der kompetentesten Fußball-Historiker Deutschlands. Hat bereits mehrere Bücher veröffentlicht. Ist der Meinung, dass „die ganze Herumrennerei in fremde Länder ein kompletter Schmarrn ist. I bin stolz drauf, no nia im Ausland gwesen zu sein, mir reicht mein schönes Bayernland.“ Betont im Gespräch sehr gerne die Überlegenheit der Deutschen im Allgemeinen und Bayern im Besonderen über „des ganze daher gelaufene Ausländergschwerl(pack).“ Hat sich vor einigen Wochen furchtbar über einen jungen, schwarzafrikanischen Kollegen echauffiert: „Dem hat sei Vater jahrelang a Weltreise finanziert! A so a Schmarrn! De soin dahoam bleibn, de schwarzn Mulitreiber und Ziegnfresser, und uns in Ruah lassn!“ Spricht nicht mehr mit mir, nachdem ich geäußert habe, dass ein längerer Aufenthalt im Ausland jedem gut tun, und vor allem die Sichtweise positiv verändern und Verständnis gegenüber anderen Kulturen fördern würde…
… Warum, Herr L., warum?…
… Frau V. und Frau O., beide so streng katholisch, dass sie jedesmal, wenn sie die Empore der Hofkapelle queren, in die Knie sinken und Kreuzzeichen schlagen. Sie sind vor etlichen Jahren aus Russland eingewandert. Sind zusammen mit der Griechin M. der Ansicht, dass uns die Flüchtlinge binnen weniger Jahre nicht nur sämtliche Haare vom Kopf gefressen, sondern auch alle Frauen und Kinder geschändet, und Deutschland bis in die entlegendsten Winkel islamisiert haben werden. Außerdem seien die Asylanten gar nicht so arm, wie die immer tun, da jeder von denen ein Handy sein Eigen nennen würde. Auf meine Fragen, wie sie denn mit ihren Familienmitgliedern daheim Kontakt halten würden, würden sie wegen eines Krieges oder einer furchtbaren Naturkatastrophe von hier fliehen müssen, und wie sich ihre Einstellung mit dem christlichen Gebot der Nächstenliebe vereinbaren lässt, das im Neuen Testament so einige Male besonders erwähnt wird, habe ich bis zum heutigen Tage keine Antwort erhalten…
… Warum, Frau V., Frau O., Frau M.?…
… Warum machen deutsche Besucher/innen unseres Museums hinter dem Rücken teilverschleierter muslimischer Frauen abfällige, rassistische Bemerkungen? Warum schimpft der Obst- und Gemüsehändler in meinem Haus so häufig über „das Drecksausländerpack“? Warum erfinden deutsche Kollegen/innen bösartige Gerüchte über ausländische Mitarbeiter/innen? Warum weigern sich manche deutsche Kollegen/innen, mit ausländischen Mitarbeitern zu kooperieren? Warum sind inzwischen so viele Menschen auf dem rechten Auge blind?…
… Warum?…
… Auf dem Brixener Brot- und Strudelmarkt wurde zu jeder vollen Stunde auch vorgeführt, wie man in früheren Tagen das Korn gewann und Stroh häkselte. Mit den schwer zu handhabenden und sicher nicht ganz ungefährlichen Dreschflegeln hantierten Männer, die bereits ganz deutlich in die Jahre gekommen waren. Während ich ihnen zusah, stellte ich mir innerlich die Frage, ob es überhaupt noch junge Einheimische gibt, die mit diesem alten Handwerk vertraut sind… Eine mit einer Dampfmaschine betriebene uralte, transportable Mühle bereitete dann aus den gedroschenen Körnern die verschiedensten Sorten Mehl zu…
… Eigentlich ist dieser Markt recht überschaubar – und genau das macht ihn so schön. Es herrschte eine entspannte, gemütliche Atmosphäre, an den langen Biertischen rund um den Domplatz-Brunnen hat sich so manches interessante Gespräch mit Einheimischen entwickelt. Es wurde geschlemmt, getrunken, genossen, Musik gemacht, getanzt – und das alles wohltuend friedlich. Es gab keine gröhlenden und pöbelnde Horden Betrunkener in billigen Pseudo-Trachten. Leben und leben lassen war die vorherrschende Devise. Am liebsten wäre ich dort geblieben…
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… Der Brot- und Strudelmarkt in Brixen findet seit fünfzehn Jahren regelmäßig zu Erntedank auf dem Brixener Domplatz statt. Regionale Bäcker stellen dort ihre mannigfaltigen Produkte aus – wer meint, dass es in Südtirol lediglich das berühmte Schüttelbrot geben würde, irrt gewaltig. Auf dem Markt wird eine erstaunliche Vielfalt von Brotsorten feil geboten. Natürlich gibt es an jedem Stand Gratisproben, und so kann man sich ganz gemächlich kreuz und quer durch das bunte und interessante Treiben schmausen. Aber zuerst genehmigte ich mir eine handfeste Brotzeit – ein würziges Vintschgerl mit Speck und Bauernkäs‘ überbacken, und dazu einen frisch gepressten, sehr feinen, fruchtigen Apfelsaft. Dann ließ ich mich genußvoll treiben, wobei es mir so manche süße Spezialität ganz besonders angetan hatte – Mara-Krapfaln zum Beispiel, kleine, in Fett herausgebackene Teigtaschen, die mit Topfen und Mohn gefüllt sind. Oder ein Eisacktaler Kirchweihkrapferl, ebenfalls ein taschenförmiges Schmalzgebäck, gefüllt mit Äpfeln, Nüssen, Rosinen und Mohn, mit Abstand die beste Mehlspeis‘, die ich seit Ewigkeiten gegessen hab‘. Herz-Maroni-Pralinen – unter einem Überzug aus Bitterschokolade befindet sich eine feine Mousse aus Kastanien – als ich mir diese Köstlichkeit zusammen mit einem Achterl Eisacktaler Silvaner einverleibte, wähnte ich mich im Siebenten Himmel. Aber ich habe mich natürlich nicht nur den Gaumenfreuden hingegeben, sondern auch fleißig fotografiert… 😉
… Von den drei Bischöfen, welche die Vorderfront des Brixener Doms zieren, und dem genau gegenüber liegenden traditionsreichen Lokal „Finsterwirt“, gibt es eine kleine Anekdote:…
… „I hob Hunger!“, meint der rechte, und hebt sich den Bauch. „I aa!“, spricht der linke, „Aba wo gemma hi?“ – „Ja, zum Finsterwirt natürlich!“, antwortet der mittlerwe und deutet mit der erhobenen Rechten auf die Wirtschaft jenseits des Domplatzes… 😉
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… Jahr für Jahr verwandelt sich an einem Sonntag gegen Ende September die Münchner Ludwigstraße in einen riesigen Bauernmarkt. Es wird Musik gemacht, aufgetischt und ausgeschenkt, und zahlreiche Bauersleut‘ aus Bayern präsentieren ihre Erzeugnisse. Man kann sich bei diesem Ereignis ganz wunderbar von Stand zu Stand schmausen, trinken, schnuppern, schauen, beobachten und staunen. Und angesichts der überbordenden Vielfalt an Viktualien dankbar dafür sein, in einem so reichen und fruchtbaren Fleckerl Erde leben zu dürfen…
… Drei junge, hübsche Majestäten: Die bayerische Milchkönigin, die bayerische Kartoffelkönigin und Bayerns Honigkönigin…
… Ein Pipperlmost ist trotz seines vielleicht etwas anrüchig anmutenden Namens überhaupt nix Unanständiges, sondern ein sehr fruchtiger, frisch gepresster Most aus Äpfeln und Birnen vor der Vergärung… 😉
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