… Bis zuletzt hatte ich irgendwie noch gehofft, dass mein Herzensdoktor und der Professor für Neurologie sich vor zwei Monaten doch geirrt hatten, und es für die Muskelschwäche in den Beinen, Armen und dem Nacken eine andere, harmlosere Erklärung gibt. Aber nun, nach meinem ersten Termin beim FBI, steht zweifelsfrei fest, dass ich eine dystrophe Muskelerkrankung habe. Ich wurde eine Stunde lang noch einmal gründlich untersucht, und mir wurde jede Menge Blut abgezapft. In den nächsten Wochen werde ich einen Termin für ein Ganzkörper-Muskel-MRT im Klinikum Rechts der Isar erhalten. Und am 10. August muss ich für vier, fünf Tage stationär ins Friedrich-Baur-Institut, dort wird man dann am rechten Oberschenkel eine Gewebeprobe entnehmen, zusätzlich sind viele weitere Untersuchungen geplant, darunter eine genetische. Denn dystrophe Myopathien haben ihre Ursache so gut wie ausschließlich in einem genetischen Defekt. Vielleicht bin ich so etwas wie eine Mutantin, und der betreffende Fehler im Gen-Material äußert sich bei mir zum allerersten Mal. Es kann aber durchaus möglich sein, dass die Veranlagung zu Muskelerkrankungen seit längerem schon latent in unserer Familie vorhanden ist, unter Umständen mehrere Generationen übersprungen hat, und nun wieder aktiv wird. Nach meinem Klinik-Aufenthalt wird höchstwahrscheinlich dann der genaue Typus der Muskelerkrankung fest stehen, und auch, mit welchen Mitteln sich die Symptome am besten verlangsamen bzw. ertragen lassen. Eine Aussicht auf eine Heilung oder eine Wiederherstellung der geschädigten Muskeln gibt es leider nicht…
Schlagwort: Gesundheit
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… Heute Nachmittag war ich zur Kontrolluntersuchung beim Wirbelsäulenspezialisten. Die drei sogenannten Infiltrationen – jeweils sechs Spritzen, die direkt an die Nervenwurzeln im Rückgrat gesetzt werden – haben sich als sehr erfolgreiche Therapie erwiesen, meine Rückenschmerzen sind, zumindest vorübergehend, kein Thema mehr. Sie werden mir allerdings mit Sicherheit eines nicht allzu fernen Tages wieder zu schaffen machen, da ich ja durch die Auswirkungen der Muskelerkrankung in beiden Füßen, dem rechten Bein von oben bis unten und dem linken Oberschenkel eine Fehlhaltung entwickelt habe. Positiv ist, dass die Wirbelsäule keinerlei Schäden aufweist, von geringfügigen, alters- und jobbedingten Verschleißerscheinungen einmal abgesehen. Mit einem starken Rückgrat wird sich der weitere Verlauf der Myopathie ganz bestimmt leichter ertragen lassen…
… Ich sprach mit dem noch recht jungen Doktor über weitere Symptome, die mir in letzter Zeit vermehrt aufgefallen sind, wie ein gelegentliches Aussetzen des Schluckreflexes nicht nur des Nachts, sondern auch tagsüber, vor allem, wenn ich aus einer Flasche trinke. Sowie Kurzatmigkeit, Herzrhythmusstörungen, und dass mir schon einige Male Gegenstände, die ich aufgehoben oder getragen habe, aus den Händen geglitten sind. Zudem erschöpft mich der normale Tagesablauf als Museumsaufsicht in der Residenz sehr, manchmal gehe ich gleich nach dem Abendessen zu Bett, um mindestens zehn, zwölf Stunden schlafen zu können – das hat mir schon eine ganze Weile zu denken gegeben, nun habe ich endlich eine stichhaltige Erklärung für dieses unnatürliche, bleierne Ausgepumptsein. Obwohl mich der Arzt als tapfer bezeichnet hat, ist mir mitunter doch ganz schön bange zumute…
… Am 7. Juli habe ich einen Termin beim „FBI“ – Friedrich-Baur-Institut für Muskelerkrankungen – und ich sehne diesen Tag sehr herbei. Ich hoffe darauf, dass man während der Untersuchungen dort den genauen Typus der Myopathie feststellen wird, und auch darauf, dass ich dann Medikamente, Infusionen und Physiotherapie bekommen werde, die den Verlauf der Krankheit verlangsamen werden…
… Der Wirbelsäulendoc hat mich auch noch kurz darüber informiert, dass nach Pfingsten wohl ein weiterer Kontrolltermin beim Neurologen anstehen würde. Davon weiß ich zwar noch nichts, aber ich freue mich schon darauf, diesen Menschen wieder zu sehen. Meine romantische Verliebtheit, für die ich immer noch von Herzen dankbar bin, denn sie hat mir durch einige sehr schlimme Tage und Nächte geholfen, ist einem starken Vertrauen, einer reiferen Art von Zuneigung, dem tiefen Wunsch, diese Persönlichkeit zum Freund haben zu dürfen, gewichen. Ich weiß, dass ich bei diesem Arzt in wahrlich guten Händen bin, und hoffe, dass er auch weiterhin an meiner Behandlung beteiligt sein wird. Er hat mich übrigens mit seiner kleinen Familie, seiner Frau, einem entzückenden Baby und einem guten, alten Freund, tatsächlich in der Residenz besucht – was mich enorm überrascht, bewegt und sehr gefreut hat…
… Ich gehe jetzt ins Bett, denn es steht eine harte und sehr lange Arbeitswoche an – wahrscheinlich darf ich an beiden Feiertagen arbeiten und werde dann erst wieder am Freitag, 9. Juni, einen freien Tag haben…
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… gleicht mitunter einem wilden Ritt. Dann wird man von seinem ungebärdigen Ross in hohem Bogen abgeworfen und stürzt ohnmächtig auf den harten Boden. Benommen sortiert man seine Knochen, richtet sich vorsichtig auf, sieht sich um, langsam klärt sich der durch den Sturz getrübte Blick. Man klopft sich den Staub ab, setzt sich den Hut auf, strafft den Rücken und macht sich auf, den tückischen Gaul einzufangen, der zum Glück nur wenige Meter entfernt scheinbar friedlich grast, einem dabei aber immer wieder niederträchtige Blicke zuwirft. Man greift nach den Zügeln, schwingt sich zittrig in den Sattel, und setzt sich behutsam zurecht…
… Die vergangenen Tage seit der niederschmetternden Diagnose vom Montag, 8. Mai, waren die bislang härtesten meines Lebens. Der Befund einer nicht heilbaren und beständig fortschreitenden Myopathie hat mich ganz gehörig durcheinander gewirbelt und phasenweise die dunkelsten Facetten meiner Seele nach oben gekehrt. Dass ich mich nicht arbeitsunfähig hatte schreiben lassen, sondern eisern darauf bestanden hatte, weiterhin wie gewohnt meinem Job nachzugehen, hat sich als völlig richtige und zudem noch ausgesprochen hilfreiche Entscheidung erwiesen. Die manchmal schier überwältigende Schönheit der Residenz, das Ebenmaß, die künstlerische Vollkommenheit ihrer vielen Räume, sowie die Begegnung mit ungezählten interessanten Menschen aus aller Welt, ihr Staunen, ihre Freude, die Gespräche mit ihnen und meinen Kollegen/innen, das Lachen, die Vertrautheit – das alles hat mir Kraft gegeben und mich durch diese harte Woche getragen. Ich bin körperlich im Dienst so manches Mal an meine Grenzen gegangen – und auch das hat mich innerlich gestärkt…
… Schlimm wurde es immer dann, wenn ich nach Feierabend die leere Wohnung betrat. Dann kamen sie, die düsteren Schemen, stürzten auf mich ein, verdunkelten mir oft genug den Geist. Die ersten vier Nächte nach der Diagnose hatte ich so gut wie gar nicht geschlafen, jeden Morgen, wenn ich mich aus dem Bett gequält hatte, überkam mich die Versuchung, in die neurologische Praxis zu gehen und mich doch noch aus dem Verkehr ziehen zu lassen. Aber ich widerstand…
… Im Auftrag des Neurologen, der mittlerweile seinen wohlverdienten Urlaub genießt – und mich gestern leider doch nicht in der Residenz besucht hat – bemüht man sich in der Praxis sehr um eine möglichst baldige Aufnahme im Friedrich-Baur-Institut für Muskelerkrankungen. Man geht davon aus, dass sich dieses nach Überprüfung des zugesandten, gründlichen Berichts, der Untersuchungsergebnisse und Blutwerte mit mir in Verbindung setzen wird. Sollte dies bis zum Ende der Woche nicht der Fall gewesen sein, dann wird man noch einmal nachhaken. „Machen Sie sich keine Sorgen, Frau I., wir werden Sie ganz ganz bestimmt nicht vergessen!“, versicherte mir die Sprechstundenhilfe während ihres Anrufs heute morgen…
… Heute habe ich frei, und da werde ich es mir trotz des herrlichen Maiwetters in der Bude gemütlich machen, alle Viere von mir strecken, und mich auf die Verona-Reise vom 22. bis 25. Mai vorbereiten. Reisen, eine neue, wunderschöne Stadt in Bella Italia erkunden, mich verwöhnen lassen, auf andere Gedanken kommen – das ist genau das, was ich jetzt grade bitterlichst nötig habe…
… Gestern früh hat sich einer der Glückslöwen am Eingang zum Kapellenhof der Residenz als Rosenkavalier entpuppt. Wenn das kein gutes Zeichen ist… 😉
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… Am Nachmittag musste ich mich erneut in der Neurologischen Praxis einfinden, mein Doktor – eine faszinierende Persönlichkeit! – bat seinen Freund und Praxispartner, einen Prof. Dr. der Neurologie, hinzu. Wieder wurde ich mit langen Nadeln in Ober- und Unterschenkel und Stromstößen traktiert, wobei die Herren und ich recht locker miteinander plauderten und trotz der nervlichen Anspannung viel Spaß hatten. Danach zogen sich die Medizinmänner zur Beratung zurück…
… Es ist kein Gehirntumor oder Aneurisma, oder eine Infektion des Kleinhirns, wie zuletzt von mir befürchtet (ich sollte damit aufhören, medizinische Artikel im WWW zu lesen, die regen meine Phantasie immer ganz besonders stark an 😉 ). Allerdings ist der Befund, zu dem die Herren Dottores kamen, auch nicht eben prickelnd: Ich habe mit fast hundertprozentiger Sicherheit eine in Europa nur sehr selten vorkommende Muskelerkrankung (hab‘ ich doch gesagt, dass ich eine medizinische Rarität bin!), die wahrscheinlich nicht heilbar ist. Mein Neurologe bemüht sich für mich um einen schnellstmöglichen Termin in einem Münchner medizinischen Institut, das auf Muskelerkrankungen spezialisiert ist. Dort wird man sich dann meiner annehmen…
… Der Arbeitstag heute ist mein ganz persönlicher Garten Gethsemane gewesen, ein ständiges Auf und Ab zwischen Hoffen und Bangen. Vor lauter Nervosität habe ich seit dem Frühstück nichts mehr gegessen, und bin dafür mindestens ein halbes Dutzend Mal auf der Toilette gewesen. Ich hatte so sehr gehofft, dass die beiden Ärzte zu dem Schluss kommen würden, dass es sich doch nur um eingeklemmte Nerven handeln würde. Leider hat sich diese Hoffnung nicht erfüllt. Ich werde mich nun sehr darum bemühen, die gestellte Diagnose innerlich zu verarbeiten, anzunehmen, und zu lernen, damit zu leben…
… Noch kann ich meine Kamera in den Händen halten. Also geht es mir gut…
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… Nachdem mein Priv. Doz. Dr. der Neurologie heute über zwei Stunden lang an mir herumgeklopft, mich endlos befragt und mich mit langen Nadeln und Stromstößen in den Armen und Beinen gepiesackt hat, ist er zu folgendem Schluss gekommen: Er kann immer noch keine Diagnose erstellen, und ist momentan mit seiner Weisheit am Ende. Nur eines ist sicher: Ich habe wohl eine sehr seltene Erkrankung – die Ahnung, dass ich ein „medizinisches Unikum“ sein könnte, hatte ich ja schon vor Wochen. Vielleicht mache ich damit noch Karriere, und werde eines nicht mehr allzu fernen Tages „Star“ medizinischer TV-Sendungen und Veröffentlichungen. 😉 Positiv daran ist, dass diese mysteriöse Krankheit anscheinend recht langsam voran schreitet. Deshalb muss ich am Montag Nachmittag noch einmal in die Praxis, und dann werde ich von ihm und einem Prof. Dr. der Neurologie erneut genau unter die Lupe genommen…
… Ich hatte schon gehofft, heute Abend zur Feier des Tages ein Fass aufmachen zu können – dem ist leider nicht so. Der gute Onkel Doktor wollte mich für die nächsten sechs Wochen krank schreiben, darauf habe ich aber dankend verzichtet. Ich bin lieber in meinem Schloss, und unter Menschen, als allein daheim, wo ich viel zu viel Zeit hätte, mir womöglich völlig unnötig den Kopf darüber zu zerbrechen, was mir fehlen könnte. Worauf dem guten Onkel Doktor entfuhr: „Respekt! Sie haben aber schon Power im A… Oh! Entschuldigung!“…
… Danach dürstete mich nach praller Lebensfreude, so schaute ich zunächst am Marienplatz vorbei und genoss das temperamentvolle Tanzen einer irischen Mädchengruppe anlässlich des Münchner Europatags. Und dann ließ ich mich ein Viertelstünderl lang durch den Gourmettempel „Dallmayr“ treiben…
… Wahre Gaumenfreuden in Hülle und Fülle – allerdings muss man schon eine sehr gut gefüllte Brieftasche haben, wenn man bei „Dallmayr“ einkaufen will…
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… von sage und schreibe fünf Stunden in der Praxis des Wirbelsäulenspezialisten kann eine orthopädische Ursache der Muskelschwächen in den Armen, Händen, dem rechten Bein und den Füßen so gut wie sicher ausgeschlossen werden. Es wurden MRTs von der Hals- und der Brustwirbelsäule gemacht, jedesmal ohne Befund, von ein paar altersbedingten, aber harmlosen Verschleißerscheinungen einmal abgesehen. Zweimal wurden die Aufnahmen vom Doktor I. mit mir durchgesprochen, zudem bekam ich noch einmal sieben Spritzen in die Lendenwirbelsäule, um die immer noch gereizten Nerven und verspannten Muskelpartien rund um die drei Bandscheibenvorwölbungen weiter zu beruhigen…
… Es muss also einen neurologischen Grund haben, warum ich bisweilen trotz maßangefertigter orthopädischer Spezialschuhe über meine eigenen Füße stolpere, im Liegen das rechte Bein nicht mehr anheben, und mit den Händen bei Widerstand nur mehr schwachen Gegendruck leisten kann…
… Dass da in oder an der Wirbelsäule nichts wächst, was dort nicht hingehört, und sich auch keine Bandscheibenvorfälle, gravierende Verengungen des Rückenmarkkanals etc. dort befinden, ist schon mal ein gutes Zeichen, meinte der Wirbelsäulen-Doc. Mir graut zwar immer noch vor der Möglichkeit, dass es sich um ALS oder eine andere Myopathie handeln könnte, aber mir ist nun schon ein wenig wohler zumute als noch vor zwei Wochen…
… Ich möchte ab kommenden Mittwoch wieder arbeiten gehen, und in der Zwischenzeit noch einige Objekte der Bayerischen Schlösserverwaltung „abarbeiten“, so z. B. Burghausen, die Ruhmeshalle auf der Theresienhöhe, und – schon so lange ein Wunschziel! – endlich die Residenz in Würzburg…
… Falls wir uns übers Wochenende nicht lesen sollten, möchte ich euch allen ein ganz wundervolles Osterfest wünschen. Habt es fein, macht es euch schön, und seid vor allem ehrlich und lieb zueinander…
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… für die kommenden Wochen:…
… Am 10. April geht’s zum Endokrinologen…
… Am 13. April noch einmal ins Wirbelsäulenzentrum. Dort wird ein MRT der Halswirbelsäule gemacht und die bisherigen Befunde durchgesprochen – vielleicht weiß man da ja dann schon Näheres. Und der liebe Dr. Iversen wird mir die zweite von wahrscheinlich insgesamt vier Infiltrationen verpassen…
… Am 5. Mai ist dann der nächste Termin beim Neurologen…
… Ich bin bis einschließlich Ostersonntag krank geschrieben. Und habe fest beschlossen, ab dem Zeitpunkt wieder ins Museum zum Arbeiten zu gehen, höchstwahrscheinlich wird sich mein Zustand bis dahin nicht wesentlich verschlechtern. Außerdem werde ich mit den Kastellanen und der Dienstleitung vereinbaren, dass ich bei wenigen Besuchern sitzen bleiben und prophylaktisch einen Wanderstecken mit mir führen darf. Ich denke, dass mir die Schönheit der Residenz, die mir ja doch sehr ans Herz gewachsen ist, seelisch sehr gut tun wird. Und auch das Miteinander mit jenen Menschen dort, die mir vertraut geworden sind. Natürlich werde ich mich aber vor allem nach den Anweisungen der Ärzte richten…
… Heute hat mich Regenwetter zur Untätigkeit verurteilt, aber ab morgen werde ich beginnen, meine bei dem Fotowettbewerb der Schlösserverwaltung gewonnene 14-Tage-Dauerkarte für sämtliche bayerische Schlösser und Burgen einzulösen. Ich werde mit Schloss Nymphenburg beginnen, mich dann durch Schleißheim und Dachau arbeiten, und ein schöner Ausflug nach Linderhof mit meiner lieben Krankenhaus-Freundin S. ist auch schon fest geplant…
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… in der vom Wirbelsäulenspezialisten (den ich am Donnerstag aufgesucht habe) empfohlenen Neurologischen Praxis in aller Herrgottsfrüh konnte noch keine definitive Diagnose gestellt werden. Der Doktor, sehr pünktlich, umgänglich und überaus gründlich, hat bei der beinahe einstündigen Untersuchung fest gestellt, dass die Nervenbahnen völlig in Ordnung sind. Und dass sowohl ein Defekt an der Wirbelsäule als auch ein Gehirntumor ausgeschlossen werden kann. Wie sich allerdings bei einer ganzen Menge Bewegungs- und Reaktionstests gezeigt hat, habe ich eine Muskelschwäche, die sich über den ganzen Körper erstreckt – buchstäblich von Kopf bis Fuß…
… Die Auswahlmöglichkeiten an Ursachen sind insgesamt nicht grade prickelnd: Borreliose – was behandelbar wäre, somit das kleinste Übel. ALS – so gerne ich dem großen Stephen Hawking auf irgend eine Weise nacheifern würde, diese Krankheit wäre Sch…e. Auch nicht viel besser die dritte Alternative: Muskeldystrophie – ebenfalls nicht heilbar, ein langer, und gegen Ende zu immer qualvoller werdender Krankheitsprozess. Viertens: Eine andere Art der Autoimmunschwäche – Myastenie z. B. Wäre behandelbar, Heilungsprozess zwar langwierig, aber immerhin. Fünftens: Eine ganz neue, bislang noch nicht entdeckte Krankheit – da könnte ich berühmt werden, und Medizingeschichte schreiben! 😉 …
… In einigen Tagen sind die Blutproben, die man mir entnommen hatte, fertig analysiert. Dann wird mich der Neurologe noch einmal einbestellen. Und dann wird es entweder eine klare Diagnose geben – oder er wird weiter suchen müssen…
… Kurz zusammengefasst: Derzeit sieht es nicht wirklich gut aus, also werde ich das Beste daraus zu machen versuchen 😀 …
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… Eine für mich recht ungewöhnliche, da ziemlich ausgeprägte, Internet-Unlust hatte mich in der vergangenen Woche ergriffen. Ich konnte und wollte das, was mich bewegte, zudem nicht in Worte fassen. Ich fühlte beim Stöbern im WWW, im Gesichtsbuch, beim Gezwitschere, und sogar hier in Bloggershausen, so etwas wie gelangweilten Verdruss. Es schien sich alles im Kreise zu drehen – die Bilder, die Texte – die alltäglichen Banalitäten einerseits, das Widerspiegeln von Angst und Hass andererseits…
… Meine Hüfte machte mir zu schaffen. Auch viereinhalb Monate nach der Operation war es mir immer noch nicht möglich, schmerzfrei und ohne Hinken über einen längeren Zeitraum zu gehen, zu sitzen und zu stehen. Angst – nun ergriff diese auch mich, aber nicht in Bezug auf fremde Menschen, die hierher kommen, weil sie sich in unserem Lande Schutz und Sicherheit erhoffen. Wie nun, wenn dem Operateur ein Fehler unterlaufen war, den man mir verschwiegen hatte? Wenn er irgendwelche Muskeln und Sehnen, oder Nerven gekappt und nicht mehr richtig zusammengefügt hatte? Zudem scheint es zur Zeit in der Firma wieder einmal zu viele Beschäftigte zu geben, selbst langjährige Aufsichten bekommen lediglich drei bis vier Dienste pro Woche. Wenn diese Phase länger andauern sollte, dann kann ich von dem, was ich verdienen werde, nicht mehr leben. Meine Angst nahm zu. Düstere Gedanken peinigten mich. Wie soll das nur weiter gehen, welchen Ausweg gäbe es, wenn ich weder meine Gesundheit noch ein ausreichendes Arbeitspensum wieder erlangen würde?…
… Am Freitag mittag ereignete sich dann ein kleiner Lichtblick: Ein Disponent rief mich an, und bot mir einen zusätzlichen Dienst nach Feierabend im Prinzregenten-Theater an. Als Garderobenfrau. Ohne zu zögern sagte ich zu. Man gab das Musical „Tschitti Tschitti Bäng Bäng“ zum besten, und wider Erwarten wurde es ein wirklich schöner Abend mit angenehmen Gästen, unerwartetem Trinkgeld, erfüllt vom Klang hin- und mitreissender Musical-Melodien…
… In der Nacht fand ich nur wenig Schlaf, das rechte Bein begann, ziemlich heftig zu schmerzen, kaum dass ich mich zur Ruhe gebettet hatte. Wieder suchte sie mich heim, die Angst…
… Samstag morgen stand ich auf – und konnte mich den ganzen Tag über ungehindert und völlig schmerzfrei bewegen. Vor lauter Euphorie marschierte ich auf meinem Abschnitt immer wieder hin und her, machte gymnastische Übungen, mein Konterfei spiegelte sich in den großen Vitrinen, in welchen wertvolles silbernes Geschirr zur Schau gestellt wird, ich beobachtete das Abbild in den blank polierten Glasscheiben, und arbeitete eifrig am Gangbild. Als ich gegen Feierabend einen sympathischen und sehr ehrlichen Kollegen fragte, wie das aussieht, wenn ich laufe, gab er mir zur Antwort: „Noch ein wenig eckig und hin und wieder auch staksig, aber wie Sie sich bewegen, das ähnelt schon sehr einem normalen Gang.“ Ein schöneres Kompliment hätte er mir gar nicht machen können. Selig stieg ich die Treppe hoch in den Umkleideraum…
… Ich werde von nun an keine Angst mehr haben, schwor ich mir im Stillen, während ich vor dem großen Spiegel noch ein bisschen auf und ab schritt. Keine Angst vor einer „Überfremdung“ Deutschlands (die nicht stattfinden wird), einer drohenden „Eskalation“ bzw. einem „Zusammenbruch“. Keine Angst, dass „wir“ mit der derzeitigen Situation nicht auf positive Weise fertig werden („wir“ haben dergleichen bereits mehrmals in unserer Geschichte seit dem Zweiten Weltkrieg bewältigt). Ich werde keine Angst vor rechtslastigen Sch***ern wie z. B. Pegidioten, „besorgten Bürgern“, „Lügenbürgern“ und „Asylkritikern“ haben (hatte ich ohnehin nie), die Beobachtungen, welche ich in letzter Zeit im „realen“ Leben machen durfte, haben mich davon überzeugt, dass diese erfreulicherweise doch noch in der Minderzahl sind – und auch bleiben werden, selbst wenn in den Medien, und vor allem im Internet, häufig ein gegenteiliger Eindruck erweckt wird. Ich werde keine Angst mehr davor haben, nie wieder richtig gehen zu können. Ich werde keine Angst mehr vor meiner beruflichen und finanziellen Zukunft haben…
… „Ich werde keine Angst mehr haben!“…
… So sprach ich laut vor mich hin, während ich zum Fenster schritt, weil mich ein gleichsam feuriger Widerschein auf einem gegenüber liegenden Haus am Odeonsplatz neugierig gemacht hatte. Und griff dann angesichts der wunderschönen Abendstimmung am südwestlichen Himmel über München ganz schnell zur Kamera:…
… Wie zur Feier des Tages umfingen mich auf dem Weg zur Bushaltestelle die Klänge meiner Lieblings-Straßenmusiker, einem Quartett namens „Honest Talk“. Die jungen Männer haben sich während des Musikstudiums kennen gelernt, und beschlossen, eine etwas anders geartete musikalische Karriere zu starten. An den Wochenenden geben sie bei schönem Wetter am Eingang zum Hofgarten sozusagen ein Open-Air-Konzert, lassen sich ansonsten für Veranstaltungen engagieren, vor ein paar Jahren spielten sie sogar mehrere Monate lang in einem der Restaurants des legendären und höchst feudalen Sieben-Sterne-Hotels Burji al Arab auf. Ich mag den schönen, lässigen und melodischen Swing-Jazz sehr, den die Jungs zum Besten geben, wobei sie nicht nur alte Klassiker wie z. B. Dave Brubeck’s „Take Five“ sondern auch eigene Arrangements intonieren…







