… Am Freitag begab ich mich endlich wieder einmal per Werdenfelser Bahn gen Süden, um mich bei einer kleinen Wanderung ordentlich auszulüften. Kurz vor der Abfahrt setzte sich eine kleine Familie – junge Eltern und ein sehr aufgeweckter, ca. fünfjähriger Bub – neben mich. Mama und Papa gaben sich alle erdenkliche Mühe, mit Malbüchern, Spielen und Geschichten den Kleinen abzulenken, doch es dauerte nicht lange, und das Knäblein fragte zunehmend ungeduldig bei nahezu jeder Kurve: “Sind wir schon da? Wie lange müssen wir denn noch fahren?” Spontan kam mir folgende Szene aus einem der Shrek-Animationsfilme in den Sinn 😀 :…
… Während der abendlichen Rückfahrt, als ich müde aber glücklich auf meinem Lieblingsplatz im fast leeren Triebwagen lümmelte, stiegen in Weilheim drei Jugendliche ein, so um die dreizehn, vierzehn Jahre alt. Der kleinste reichte der Kontrolleurin eine Handvoll Kleingeld und lispelte: “Ein Ticket nach Tutzing, bitte.” Die freundliche Dame zählte und meinte: “Da fehlen aber noch fünfzig Cent, mein Freund.” Der Bub erbleichte und seine Augen wurden tellergroß vor Schreck: “Mehr Geld hab’ ich aber nicht.” Seine Kumpels zuckten hilflos mit den Schultern. “Wir können dir leider nicht aushelfen…” Während das Trio sichtlich verlegen herumstand und die Kontrolleurin die Drei fixierte, kam mir eine Idee: “Wie wär’s, wenn der junge Mann bis Tutzing als meine Begleitperson mitfährt?”, (aufgrund meiner Schwerbehinderung darf ich ja mit meinem “Luxusticket” kostenfrei eine Begleitperson mitnehmen 😉 ). Das Gesicht der Kontrolleurin hellte sich auf. “Na, klar. Kein Problem!” Die drei Jungs überschütteten mich förmlich mit ihren Dankesbekundungen…
…. Nachdem sie sich in meiner Nähe niedergelassen hatten und die Aufregung sich legte, rechnete ich fest damit, dass die Buben typische Jungenthemen anschneiden würden – Fußball, Spiele, Mädels etc. Doch weit gefehlt! Die Drei begannen, sich ausführlich über Gesichtspflege zu unterhalten! “Wia oft machst’n du a Gesichtsmaske?” – “Ja, so oanmoi in da Woch.” – “Mei Muatta (Mutter) hod ma oane mit Aloe Vera g’schenkt, de riacht so was von guat, und danach hod ma a richtige Pfirsichhaut.” – “Wia tragst’n du die auf?” – “Ja mei, so wias auf da Tubn steht, Augn und Mund freilassn, zwanzg Minutn ei’wirkn lassn und danach mit Wasser abspüln.” – “I hob oane, die werd auf da Haut ganz fest, und die ziag i dann ab, und dann bleibt da ganze Dreck aus de Poren drin hänga.” Ich hatte viel Vergnügen beim Lauschen und auch viel Mühe, mir das Schmunzeln zu verbeißen!… 😀




27 Antworten zu “Mit der Regionalbahn unterwegs…”
Ja, so sind sie, die jungen wilden…lammfromm und gepflegt. 😀
Deine Bilder herrlich <3
Und tatsächlich mit sehr reiner Haut, keiner der Drei hatte auch nur einen einzigen Pickel. 🙂
Vielen Dank, liebe Mathilda!
Das gibt doch Selbstbewusstsein. Ich weiß gar nicht mehr, wie das früher bei mir war. Vielleicht hatte ich wenige, da es nie ein Thema war.
Ich hatte. Und das hat in der Tat sehr an meinem ohnehin nur kümmerlich vorhandenen Selbstbewusstsein gekratzt. 😉
Das war bestimmt eine schlimme Zeit 🙁
Da habe ich mich sehr unwohl in meiner Haut gefühlt. Aus mehrerlei Gründen. Ich hoffe sehr, dass ich in meinem nächsten Leben eine unbeschwertere Teenagerzeit haben werde. 😉
Fahr mit der Bahn, dann erlebst Du was 🙂
Das pubertirenede Jungs über Kosmetik reden, finde ich allerdings. ……..wahrhaft erstaunlich
Ich war zuerst regelrecht fassungslos. 😉
Eine schöne Geschichte, sie wärmt die Seele.
Danke, lieber Theomix. Das haben wir alle zur Zeit sehr nötig.
Ich hatte keine Pickel, aber als Frau klatscht man sich vermutlich eh eher mal was ins Gesicht. Aber was ein gepflegtes Jüngelchen sein will..
Deine Bahnhofsbilder gefallen mir gut
Die Buben waren sehr gepflegt, und auch kultiviert, eine angenehme Gesellschaft.
Vielen Dank! Ich wünsche dir ein geruhsames Wochenende!
Eine schöne Geschichte ist das und die schönen Fotos wecken Fernweh in mir. Die sind so schön stimmungsvoll, ich würde am liebsten gleich losfahren.
Liebe Grüße.
Danke, liebe Gudrun. 🙂
Wann immer ich im Münchner Hauptbahnhof bin, dann leide ich auch an Fernweh. 😉 Vor allem beim Anblick der schnittigen ICEs und der Züge nach Bella Italia…
Herzliche Grüße!
Ich hatte keine Pubertäts-Pickel, aber mein Selbstbewusstsein war trotzdem im Keller – ich hatte eine dominante Mutter (Alles hört auf mein Kommando…). Das hat sich dann zum Glück nach meiner Heirat (mit 25 Jahren) geändert …
Tolle Fotos 👍😊
Ich sah schon ab und an einem wandelnden Streuselkuchen recht ähnlich, vor allem am Kinn, auf der Stirn und rings um die Nase. 😉
Vielen Dank, und liebe Grüße!
Die Fotos sind ungemein stimmungsvoll…und dann noch dieses fantastische Abendlicht!
Einfach großartig.
Sonnige Grüße von Rosie
Ich danke dir, liebe Rosie, und grüße dich herzlich aus dem herbstlich schönen München zurück! <3
🙂
Eine schöne Geschichte und wundervolle Fotos! Es kommen auch wieder bessere Zeiten. Dann erwarte ich Dich an der Küste!
Liebe Grüße
Hedwig
Vielen Dank, liebe Hedwig… Ich freue mich schon!
Herzliche Grüße!
Wunderschöne Fotos, Bahnhof und diese Lichtstimmung, eine Kombination bei der ich ins schwärmen gerate. Die Geschichte zum schmunzeln und so angenehme Mitfahrende wünscht sich jeder.
Viele Grüße
Brigitte
Vielen Dank, und liebe Grüße!
Dass du diesem Jungen so spontan und toll aus der Patsche geholfen hast begeisterte mich beim lesen sehr und auch ansonsten ist deine Fahrt mit der Regionalbahn ganz herrlich zu lesen! 😀
Sehr schöne Bilder unterstreichen diesen Beitrag noch sehr schön.
Liebe Grüße von Hanne und hab noch einen richtig schönen Tag 🍀🌞
Das war dem Buben so unangenehm, da habe ich sehr gerne geholfen.
Ich danke dir, und wünsche dir noch einen schönen Abend!
There is just something special with trains, both the excitements of traveling and the stories told 🙂
Oh, yes! That’s why I love travelling by train so much…
Welcome here! 🙂