… Zwar wurde auch dieses Jahr die große Parade durch die Innenstadt abgesagt, dennoch gab es während der Pride Week vom 6. bis 11. Juli sehr viele Aktionen queerer Gruppen. Am Samstag war der Höhepunkt der Veranstaltung mit insgesamt sechzig Info-Ständen zwischen Sendlinger Tor, Marienplatz und dem Stachus, und jeder Menge regenbogenbuntem Treiben ringsum…
… München ist bunt! Und das ist gut und richtig so!…
… Einige Impressionen, die ich während eines ausgiebigen Bummels durch die Münchner Innenstadt eingefangen habe. Ihr wisst ja, wenn ihr euch ein Bild genauer anschauen wollt, dann braucht ihr nur darauf zu klicken… 😉
… auf dem Münchner Odeonsplatz, 9. November 2015 – zugleich auch eine Anti-Pegida-Demonstration…
… Vor etwa 3.000 Teilnehmern rechnete Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter mit klaren und unmissverständlichen Worten mit den Pegidioten ab: Deren Strategie, sich bewusst an solch sensiblen Orten wie der Feldherrnhalle, dem Königsplatz oder gar dem Platz für die Opfer des Nationalsozialismus zu versammeln, sei „ein unglaublich perverse Form von Provokationen“ im öffentlichen Raum. Und: „Wir werden in München heute und immer wieder aufstehen und uns den Hasspredigern, den Ewiggestrigen und den menschenverachtenden Scharfmachern mit aller Macht entgegenstellen.“, so OB Reiter unter Applaus. „Damit sie ein für allemal verstehen, dass sie hier mit ihren rassistischen, rechtsextremistischen und antisemitischen Parolen und Anfeindungen keinen Fuß auf den Boden bekommen, geschweige denn jemals wieder salonfähig werden.“…
… Eine junge Schauspielerin der Münchner Kammerspiele trug beklemmende Einträge aus Edgar Feuchtwangers Lebenserinnerungen „Als Hitler unser Nachbar war“ vor. Manfred Zapatka und Juliane Köhler, beide derzeit im Residenztheater engagiert, lasen aus dem „Tagebuch aus Bergen-Belsen“ von Hanna Levy-Hass. Dann hielt der Münchner Philosoph Julian Nida-Rümelin eine so gut formulierte und ergreifende Rede, dass mir die Tränen in die Augen stiegen. Er forderte eine „Leitkultur der Humanität“. „Diese Stadt,“, so sprach er, „ist in den letzten Jahren zu einer der weltoffensten, tolerantesten, solidarischsten der Welt geworden.“…
… Zum Abschluss der Kundgebung sangen wir gemeinsam das Moorsoldatenlied der Häftlinge des Konzentrationslagers Börgermoor bei Papenburg. Dieses Lied ist während der vergangenen Monate so etwas wie die Hymne der Bewegung „München ist bunt“ geworden…
… Nach angeblich sorgfältiger Prüfung von umfangreichem Filmmaterial über die Versammlungen und „Spaziergänge“ der Pegidioten, einer Gefahrenprognose der Polizei sowie einer Mitteilung des Verfassungsschmutzes genehmigte der Verwaltungsgerichtshof eine Demonstration der „besorgten Bürger“ trotz des geschichtsträchtigen Datums und trotz der Befürchtungen des Kreisverwaltungsreferats, es könne zu „hetzerischen Thesen und antisemitischen Provokationen“ kommen. Allerdings nicht vor der Feldherrnhalle oder auf dem Königsplatz, sondern an der Münchner Freiheit…
… Und nun, nach Ende der Gedenk-Kundgebung, geschah etwas, was mir im Nachhinein immer noch die Gänsehaut über den Rücken jagt: Geschlossen machten sich fast alle Teilnehmer/innen auf den Weg Richtung Ludwigstraße. Schweigend zogen sie auf dieser Richtung Siegestor. Höchst erstaunlich war, dass weit und breit keine Polizei zu sehen war, lediglich an der Kreuzung zum Altstadtring standen zwei Beamte, die dafür sorgten, dass vereinzelt querende Fahrzeuge den Marschierenden nicht gefährlich werden konnten. Erst nach dem Siegestor wurden die Gegendemonstranten gestoppt, allerdings war diese Aktion nur kurz erfolgreich. An der Münchner Freiheit angekommen behinderten die bunten Münchner/innen die ca. 100 Pegidioten so erfolgreich, dass deren Vorsitzende H. Meyer den geplanten „Spaziergang“ zum Siegestor absagte. Gewaltbereite Pegida-Aktivisten stürmten daraufhin die Absperrung, wurden aber von der Polizei zurück gedrängt. Die Gegendemonstranten feierten dies mit der „Ode an die Freude“. Unter den Teilnehmern der Pegidioten befanden sich lt. Angaben der Polizei etwa zehn Neonazis und Rechtsextreme…
… Die Claymore Pipes & Drums of Munich hatten ihre höchst eigene, sehr klangvolle und mitreissende Art und Weise, das Häufchen von ca. 800 Bagida-Anhängern am heutigen Montag Abend zu übertönen…
… Gegen halb sechs Uhr hatten sich ca. 20.000 Münchner/innen am Sendlinger Tor versammelt, um sich Bagida in den Weg zu stellen, und ungemein viel Lärm zu verursachen, sobald bei den Deutschland- und Bayernfahnen-Schwenkern und Gegen-die-Islamierung-Poster-Trägern jemand versuchte, das Wort zu ergreifen. Zudem erloschen die Lichter der nahen Matthäus-Kirche sowie die des Justizpalastes am Stachus (ein weiteres positives Zeichen dafür, dass Frau Merk nicht mehr Justizministerin Bayerns ist!)…
… Nach einer etwa einstündigen Kundgebung am Sendlinger Tor begleiteten wir allesamt das sich im Vergleich zu uns kümmerlich ausnehmende Bagida-Häuflein zum Stachus, wo sie dann unter Polizeischutz ihre Transparente und Flaggen einholten und zu den U- und S-Bahnen geleitet wurden…
… Und nein, wir sind nicht von der „Lügenpresse“ finanziert worden! Und auch keine wie auch immer geartete „Weltverschwörung“ hat uns zum Protest gedrängt! Wir sind alle freiwillig und sehr gerne gegen Rassismus, Antisemitismus, und Gewalt auf die Straße gegangen, und werden dies auch weiterhin tun!…
… dass zwischen 20.000 und 25.000 Menschen – darunter auch meine Wenigkeit – heute abend an der Kundgebung gegen Pegida, gegen Rassismus, Ausländerfeindlichkeit und Rechtsradikalismus auf dem Münchner Max-Josef-Platz, vor der Bayerischen Staatsoper, dem Residenztheater, und „meinem Zuhause“, der Residenz, teilgenommen haben. Es ist ein wunderschöner und bewegender – und vor allem absolut friedlicher Abend – gewesen, das fast dreistündige Programm wurde beileibe nicht nur mit Ansprachen bestritten, sondern auch durch Auftritte unter anderem folgender Künstler: Konstantin Wecker, Sportsfreunde Stiller, sowie – was nicht nur mich vor Begeisterung schier aus dem Häuschen geraten ließ – Claus von Wagner und Max Uthoff. Zu Beginn der Demo öffneten sich die Pforten der Bayerischen Staatsoper, begleitet von den Münchner Philharmonikern trat jener, durch die vorletzte Folge der „Anstalt“ berühmt gewordene syrische Flüchtlingschor auf die breite Freitreppe, „Freude schöner Götterfunken“ singend. München’s Oberbürgermeister Dieter Reiter, der mir anfangs ziemlich suspekt war, seit seiner rigorosen Schließung der Asylunterkunft Bayernkaserne über die Köpfe der Landesregierung hinweg, und seinem behutsamen, klugen und menschlichen Umgang mit jenen Flüchtlingen, die vor einigen Wochen am Sendlinger Tor in den Hungerstreik getreten waren, mir allerdings immer sympathischer wird, wies in seiner Rede darauf hin, dass mehr als ein Drittel der Münchner Bürger einen sogenannten Migrationshintergrund habe. Außerdem kamen Vertreter der Katholischen und Evangelischen Kirche zu Wort – wobei man sich die Ansprache des katholischen „Promi-Pfarrers“ etlicher Selbstbeweihräucherungen wegen gerne hätte sparen können – der Münchner Imam und das Oberhaupt der griechisch-orthodoxen Gemeinde in der Landeshauptstadt. – Ich hatte nach Feierabend eine Weile mit mir gerungen, ob ich an dieser Kundgebung teilnehmen sollte oder nicht, denn der Arbeitstag ist ganz schön heftig gewesen, nun bin ich froh und sehr dankbar, dass ich nicht auf meine inneren Schweinehunde gehört hatte…
… Wenn diese Aktion nicht wieder durch die Medien klein geredet oder gänzlich ignoriert wird, dann müsste heute abend von München eigentlich ein sehr positives Zeichen, ein Licht der Nächstenliebe, Toleranz, Klugheit, Menschlichkeit und Völkerverständigung ausgehen…
… Die Fotos sind etwas dürftig geraten, zudem bin ich leider, leider, leider viel zu weit weg von der Bühne gestanden, um von den Akteuren brauchbare Aufnahmen machen zu können…
… Rede des Münchner Alt-Oberbürgermeister und früheren SPD-Vorsitzenden Hans-Jochen Vogel anlässlich der Kundgebung München ist bunt:…
… Mein größter Respekt, meine Bewunderung und Anerkennung gelten diesem „Urgestein“ der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, der es sich trotz seines hohen Alters – mittlerweile ist Herr Vogel im achtundachtzigsten Lebensjahr – und angegriffener Gesundheit, trotz Eiseskälte und frostig-böigem Wind nicht nehmen ließ, bei dieser Kundgebung persönlich anwesend zu sein, um eine hervorragende Ansprache zu halten…
… So hieß es am Samstag, 10. 11. 2012, als sich am Münchner Goetheplatz eine Schar von ca. 500 Demonstranten einem Aufmarsch der rechtspopulistischen Gruppierung Pro Deutschland entgegen stellte…
… Eine ausgesprochen gute, geradezu feurige Rede hielt der Oberbürgermeister Christian Ude – aus dem Gedächtnis wieder gegeben folgender Ausschnitt: „… Und wie können wir nun den Braunen Sumpf in unserem Lande trocken legen? Durch persönliches Engagement! Durch ruhiges und sachliches Argumentieren gegen rechtsradikale Sprüche! Durch Hinschauen, durch Beherztheit! Und durch unser Wahlrecht! Dies ist eine unserer stärksten Waffen, die uns die Demokratie, das Grundgesetz in die Hände gegeben hat! Gehen Sie zur Wahl! Jede und jeder von Ihnen! Tragen Sie dazu bei, dass dem Rechtsradikalismus hier in unserem Lande der Boden unter den Füßen weggezogen wird…“
… Danach sahen alle anderen Redner, egal, ob Seppi Schmidt von der CSU-Ratshausfraktion, oder Dieter Reiter, einer der drei nominierten Nachfolger-Kandidaten Christian Ude’s sehr blaß aus. Lediglich Sabine Nallinger, die Kandidatin der Grünen, eine – wie ich finde – sehr sympathische Frau, konnte mit ihren Worten ebenfalls Begeisterung auslösen. Sie sprach davon, dass München seit jeher eine bunte und multikulturelle Stadt gewesen sei, dass die guten Beziehungen vor allem zum Süden Europas viel mit dazu beigetragen hätten, der bayerischen Landeshauptstadt Flair, Pracht und Schönheit zu verleihen…
… Dann folgte die Ermahnung, friedlich und gewaltfrei zu bleiben…
… Und dann kamen sie…
… Ihr seht nix? Kein Wunder! Wurden die etwa zwei Dutzend Damen und Herren von Pro Deutschland von einem Troß von an die 1.000 Polizisten geleitet – damit sie sich von den Teilnehmern der Aktion „München ist bunt!“ auch ja nicht fürchten mussten…
… Wir wurden allesamt auch gründlich gefilmt und fotografiert – ich denke mal, dass da so einige Bildchen beim Verfassungsschmutz landen werden…
… Die Kundgebung fand ca. 50 Meter Luftlinie von uns entfernt. Verstanden hat im ganzen Viertel wohl niemand auch nur ein Wort. Trillerpfeifen gellten, Vuvuzelas tröteten, Schlagwerkzeuge klapperten, Folk- und Protestsongs längst vergangener Tage dröhnten aus einer mitgeführten Stereoanlage über den Goetheplatz, dazu skandierten wir pausenlos Sprechchöre: „Nazis raus! Nazis raus!“ – „Ob Ost, ob West, nieder mit der Nazi-Pest!“ – „Es gibt kein Recht auf Nazi-Parolen!“ – „Aufhören! Aufhören! Aufhören!“ – „Es lebe die internationale Solidarität! Es lebe die multikulturelle Solidarität!“ – „Packt ein und geht nach Hause!“ Meine persönlichen Favoriten waren schon nach kurzem: „Ohne Verfassungsschmutz wärt ihr nur zu Dritt!“ und „Eure Kinder werden so wie wir!“…
… Nach etwa eineinhalb Stunden setzte sich das kleine Trüppchen Richtung Sendlinger Tor in Bewegung. Dort, in einem abgeschirmten und wieder von Hunderten von Polizisten bewachten Geviert, versuchten die Leutchen von Pro Deutschland erneut, sich Gehör zu verschaffen. Ohne jeglichen Erfolg. Ein- oder zweimal gab es eine Lücke im schier undurchdringlichen, dreireihigen Polizei-Kordon, dann konnte ich einen Blick auf die Rechtspopulisten werfen. Ganz ehrlich, sie wirkten auf mich wie jene Schüler/innen, die man ihrer Unbeholfenheit, Unauffälligkeit, ihrer mickrigen Erscheinung wegen früher nie hat mitspielen lassen. Und meine Erfahrung sagt mir, dass genau diese Menschen in späteren Jahren sehr gefährlich werden können…
… Gegen siebzehn Uhr, nach gut sechseinhalb Stunden, baute der Trupp Pro Deutschland seine Ausrüstung ab, man quetschte sich in einen Kombi, und fuhr davon, geleitet von einer Polizei-Eskorte, die einem Staatsoberhaupt zur Ehre gereicht hätte…
… Mein Fazit: München ist bunt – jaein. So gut wie die heutige Demo auch getan hat – aber fünfhundert von ca. 1.420.000 Einwohnern der Stadt? Eigentlich hätte das ganze Viertel vom Goetheplatz bis zum Sendlinger Tor schwarz sein müssen vor dichtgedrängter Menschen…
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