… Zu diesem Thema will der liebe Roland im Rahmen seines an jedem Monatsersten stattfindenden Blogprojekts ein Foto sehen…
… Nach dem langen und sicher auch sehr anstrengenden Festumzug der Landshuter Fürstenhochzeit freuen sich Groß und Klein im Lager auf der Zehrwiese etwas außerhalb der Altstadt auf einen saftigen Happen des vor sich hin brutzelnden Schweins am Spieß. Jetzt müssen die Herren am Feuer nur acht geben, dass sie vor lauter Ratschen nicht vergessen, das Viech regelmäßig zu wenden, nicht dass da aus dem Grillschwein unversehens ein Rußschwein wird… 😉
… am vergangenen Samstag gen Mittag auf die kurze Zugfahrt Richtung Landshut begab, war ich voll freudiger Erwartung. Denn ich war im WWW auf die Ankündigung eines Ersatzprogramms für die Aufführung der berühmten, farbenprächtigen, hinreissend schönen Fürstenhochzeit gestoßen, die eigentlich heuer wieder hätte stattfinden sollen, wegen Corona aber auf den Sommer 2023 verschoben wurde…
… Die Informationen waren dergestalt, dass ab dreizehn Uhr Gruppen, die mittelalterliche Musik spielten, sowie Gaukler und Jongleure durch Landshut streifen und an einigen Hauptpunkten in Konzerten ihr Können zur Schau stellen würden. Durch die Gestaltung der Ankündigung wurde bei mir der Eindruck erweckt, dass die Akteure in den bei der LaHo gezeigten historischen Kostümen aus dem 15. Jahrhundert unterwegs sein würden…
… Als ich dann feststellen musste, dass die durch die Alt- und Neustadt ziehenden Künstler:Innen in Jeans und T-Shirts bzw. neuzeitlicher Alttagskleidung oder Lederhosen und Hemden gewandet waren, stellte sich Enttäuschung ein. Wenn ich das gewusst hätte, dann hätte ich den Nachmittag damit verbracht, mir die Hofflohmärkte in meinem Münchner Viertel anzusehen. Ich gewann mit der Zeit den Eindruck, dass es nicht nur mir kaum gelang, auch nur einen Anflug der Stimmung während des großen Umzugs der Fürstenhochzeit zu verspüren…
… Ich wohnte einem Konzert dreier Gruppierungen im Hof des Ursulinerinnen-Stifts bei, und begab mich anschließend auf die Suche nach weiteren Akteuren, gab dies allerdings bald auf, denn die schienen immer gerade dort aufzutreten, wo ich eben grade nicht war. So machte ich mich achselzuckend auf einen ausgedehnten Rundgang über die breite Flaniermeile der Altstadt, und ihrem etwas weiter östlich verlaufenden Pendant, der Neustadt. Da ich Landshut sehr zugetan bin, und mich immer gerne dort aufhalte, war meine Enttäuschung ziemlich schnell verflogen, und ich begann, den Ausflug zu genießen…
… An der Isar…
… Das Ländtor zwischen Altstadt und Isar…
… Die Altstadt, überragt vom höchsten Backsteinturm der Welt. Er ist 130,1 Meter hoch und ziert die St. Martinskirche…
… Die Neustadt, ein langgestreckter Straßenmarkt, der im Zuge der Stadterweiterung in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts errichtet worden war, wird beherrscht von der mächtigen Burg Trausnitz, die weit über den schönen Bürgerhäusern und ehemaligen Adelspalais auf dem ca. 500 Meter hohen Hofberg thront. Sie gilt als Stammburg des bayerischen Herrschergeschlechts der Wittelsbacher. Unter den „Reichen Herzögen“ im 15. Jahrhundert wurde sie zu ihrer jetzigen Größe ausgebaut. In dieser Zeit fand auch die prächtige Landshuter Fürstenhochzeit statt – Georg, der Sohn Herzog Ludwig des Reichen wurde 1475 mit der polnischen Königstochter Hedwig vermählt…
… Bei einem Unwetter am Dienstag Abend wurde die Landshuter Altstadt binnen kurzem von einer furchtbaren Wasserflut heimgesucht. Die Räumungsarbeiten dauerten die ganze Nacht durch, und sind immer noch im Gange. Mein Mitgefühl gilt allen Betroffenen – wobei ich ungemein froh und erleichtert bin, dass niemand bei diesem schlimmen Gewitter verletzt worden ist…
… durch den riesigen Berg an Fotos von der Landshuter Hochzeit gekämpft habe, bleibt neben all der Freude und Begeisterung, und auch Hochachtung für die Leistung der Landshuter und vor allem des Vereins Die Förderer das Staunen darüber, wie ausdrucksvoll, markant, kraftvoll und schön die Physiognomien von Menschen des 21. Jahrhunderts werden, wenn man diese mit historischen Gewändern, Kopfbedeckungen und Haartrachten schmückt. Was ich mir während des wochenlangen Prozesses des Aussortierens, Betrachtens und Bearbeitens oft gewünscht hab: Dass es eine Möglichkeit einer Art Gegenüberstellung einiger Darsteller geben würde, wie sie während der Landshuter Hochzeit ausgesehen haben, und nun wieder „privat“ und „zivil“. Vielleicht liest dies hier ja jemand der für die LaHo Verantwortlichen, der mir diesen Wunsch eventuell erfüllen könnte… 😉
… Nach dem Hochzeitszug strebten wir dem sogenannten Zehrplatz etwas außerhalb der Altstadt zu. Dort konnte man wie auf einer riesigen Freiluftbühne, durch einen niederen Zaun von den Protagonisten/innen getrennt, am mittelalterlichen Geschehen rund um die Fürstenhochzeit teilhaben, am Lagerleben der Zigeuner und Landsknechte. Man durfte den Köchen bei den Vorbereitungen für das Hochzeitsmahl über die Schultern sehen, und den Mägden sowie dem Mundschenk beim Eindecken der großen Festtafel. Damen und Herren von Adel flanierten gelassen einher, und Mägde, Knechte sowie das etwas einfachere Volk schmausten deftige Speisen und gehaltvolle Getränke (vermutlich so einige Humpen des nicht ganz historisch korrekten LaHo-Kultgetränks Cuba Libre 😉 )…
Die Hochzeitstorte
… Als die Sonne am Horizont zur Ruhe ging, war das Ritterturnier zu Ehren des Brautpaars zu Ende, und man begab sich an die herzögliche Tafel. Das Gedränge am Zaun vor dem Festzelt war recht groß, so dass mir lediglich ein einziger Schnappschuss der Braut mit ihrem Tischnachbarn gelang. Prinzessin Hedwig blickt recht ernst drein, aber das mag daran liegen, dass sie einen langen und schweren Tag hinter sich hatte…
… Fahnenschwinger mit Wurffahnen – wahre Künstler sind das! Wichtig ist’s, die Fahnen höher als die kreuz und quer über die Altstadt gespannten Wimpelketten zu werfen. Bei Gelingen gibt es für den wackeren Athleten ganz besonders viel und laut Applaus…
… Ein guter, allerdings nicht ganz ungefährlicher Beobachtungsposten…
… Ziemlich wehrhafte und stachelige Gesellen…
… Und da kommt sie! Die Braut! Die Prinzessin Hedwig Jagiellonica, wunderhübsch anzusehen in ihrer üppig mit Gold verzierten Prunkkutsche, gezogen von acht Tigerschimmeln…
… Und gleich dahinter der schmucke Bräutigam…
… Das Bild von Herzog Georg dem Reichen hat mir die liebe Doris zur Verfügung gestellt, denn ausgerechnet vom Bräutigam habe ich kein einziges brauchbares Foto in meinem Riesenberg Aufnahmen gefunden…
… Der Herold des Herzogs auf seinem wuchtigen Rappen. Leider sah der gute Mann immer nur zur Promi-Tribüne hin, so dass ich kein Bild von seinem sicher interessanten Gesicht machen konnte… 😉
… Der Sohn des Kaisers, Erzherzog Maximilian, der grüßte fleißig mal nach hier, mal nach da…
… Dominikaner und Deutschorden-Komture, und gar manch ein hoher geistlicher Würdenträger…
… Herzogliche Hofmusik – und der Paukenspieler hat ein ungemein interessantes Gesicht, wie ich finde…
… Herzog Ludwig der Reiche von Bayern-Landshut
(Bräutigam-Vater und Gastgeber, in der Sänfte getragen). Wir wunderten uns sehr, dass der gute Mann in seiner ungewöhnlichen, von zwei Rössern bugsierten Sänfte nicht seekrank wurde…
… Natürlich darf bei solch einem großen Ereignis der Hofnarr nicht fehlen…
… Falkner und Falknerinnen hoch zu Ross und zu Fuß…
… Edle Ritter im Harnisch zu Pferde, begleitet von ihren Knappen und Lanzenträgern…
… Die sogenannte Alte Frau aus Sachsen, Kurfürstenwitwe Margarethe, in ihrem Reisewagen, gefolgt von Pagen, edlen Damen und Herren, sowie der Kaiserlichen Hofkapelle…
… Noch ein kräftiger Paukenschlag, bevor’s weiter geht…
… Fahnenschwinger mit Schwungfahnen
Fürsten mit Begleitung:
Markgraf Albrecht Achilles, Kurfürst von Brandenburg,
mit Gemahlin Anna
Fürsten, Grafen, Edelleute aus Sachsen und Bayern, aus
Franken, der Pfalz, Württemberg und Österreich,
mit Standarten…
… Die Kurfürstin von Brandenburg hat einen kleinen Mohren als Schleppenträger, das galt in jenen fernen Tagen als äußerst chique…
… Stundenlang eine schwere Schleppe zu tragen ist kein leichter Job. Da darf man schon mal ein Schwätzchen mit der besten Freundin halten. Und eine Schnute ziehen… 😉
… Zinkenisten und Posaunisten
Gesandte der Reichsstädte Regensburg, Nürnberg, Ulm,
Nördlingen, Dinkelsbühl, Augsburg, Donauwörth, Frankfurt
und der herzoglichen Stadt Straubing, mit Standarten
Trosswagen mit Stadtknechten…
… Wundert euch bitte nicht, wenn die Leut‘ sich mal von links nach rechts, mal umgekehrt bewegen. Der Hochzeitszug marschiert zunächst durch die Altstadt von Süden nach Norden, dann durch die sogenannte Neustadt (die so neu gar nicht ist 😉 ), und dann wieder zurück. Und natürlich habe ich fleißig sowohl beim ersten als auch zweiten „Durchlauf“ fotografiert. Und nun versuche ich, so weit als möglich, die schönsten Eindrücke zusammen zu fügen und zu präsentieren… 😉
… Links und rechts der Hauptstraße war kurz vor zwei Uhr nachmittags kein noch so kleines Plätzchen mehr frei, auch die Tribunen waren nun voll besetzt. Nun zogen Akrobaten durch die Altstadt, wagemutige Artisten wirbelten durch die Luft…
… Wie immer in letzter Minute, damit man ja viel Aufmerksamkeit erregt, nahm auf der Tribüne vor der Landshuter Residenz die sogenannte Prominenz Platz, darunter auch Herr Martin Zeil, seines Zeichens ehemaliger bayerischer Wirtschaftsminister, berühmt-berüchtigt für seine betont langsame Redeweise. Böse Zungen behaupteten während seiner Amtszeit, dass man deswegen seine Pressekonferenzen stets um das Doppelte an Zeit habe verlängern müssen…
… Wuchtige Kanonenschläge rollten von der über der Stadt thronenden Burg Trausnitz über die Stadt, das klangvolle Geläut der Basilika St. Martin setzte ein. Musizierende Zigeuner bildeten die Vorhut, ihnen folgten Kinder mit ihren Betreuerinnen. Es ist der Brauch, aus den Börsen das Kleingeld zu nehmen und dieses in die lebhafte Kinderschar zu werfen. So manch ein geschickter Bub und flinkes Mädchen kann sich auf diese Weise während der LaHo ein erkleckliches Sümmchen ergattern… 😉