… So lautet der neue Begriff, den der liebe Wortman anlässlich seines interessanten Blogprojekts diese Woche gerne von uns in Wort und Bild umgesetzt sehen würde… 😉
… Während des dreitägigen, farbenfrohen und ausgelassenen Piraten-Festivals in der kleinen, hübschen Stadt St. Augustine an Floridas Atlantikküste hat der Sherriff allem Anschein nach nicht viel Mühe, für Recht und Ordnung zu sorgen… 😉
… Ich wünsche euch einen friedvollen Sonntag, und morgen einen möglichst unbeschwerten Start in die neue Woche!…
… Piraten beflügeln seit langem schon die Phantasien von Kindern allen Alters, von Schriftsteller:Innen, Drehbuchschreiber:Innen und anderen Kunstschaffenden. Auch im Fasching/Karneval erfreuen sich Piratenkostüme seit jeher großer Beliebtheit…
… Alljährlich – außer zu Pandemie-Zeiten natürlich – findet Mitte November im schmucken Städtchen St. Augustine an der Nordostküste Floridas ein gar feines Piratenfestival statt. Ein ganzes Wochenende lang ist der Ort in der Hand von bunt und originell gewandeten Seeräuber:Innen. Es gibt eine schöne und laute Parade, einen Jahrmarkt, Theateraufführungen und eine kleine Seeschlacht. Und wenn man zur Zeit der Dämmerung in die Betrachtung der romantischen Südstaatenbauten des Städtchens versunken durch die Straßen bummelt, kann es durchaus passieren, dass einem ein Säbel oder ein altes Schießeisen vorgehalten und man zur Übergabe seiner Wertsachen aufgefordert wird (natürlich nur scherzhaft 😉 )…
… Als ich vor mittlerweile fast zwölf Jahren während einer Florida-Rundreise in St. Augustine weilte, sind mir natürlich einige recht pittoreske Piraten vor die Linse meiner damals noch recht kleinen Digicam gelaufen…
… Seit meiner Kindheit fasziniert mich die Raumfahrt. Einer meiner größten Träume war, einmal vor Ort den Start einer richtig großen Rakete bzw. eines Space Shuttles mit eigenen Augen sehen zu dürfen…
… Zweimal scheiterten meine Bemühungen. Im Herbst 1999 wurde der Start einer Raumfähre aufgrund eines heftigen Hurrican namens Floyd verschoben – der mir, nachdem er durch Florida gezogen und weitaus weniger Schaden angerichtet hatte als befürchtet, zu einem ganz besonderes Reise-Erlebnis verhalf. Beim zweiten Mal, im Frühjahr 2000, musste aufgrund eines drastischen Kälteeinbruchs ein Shuttle Start abgesagt werden, zudem hatte sich der Pilot einen Beinbruch zugezogen…
… Für den November 2009 hatte ich meine dritte Florida-Reise geplant – und da aller guten Dinge Drei sind, erstand ich – als noch recht unerfahrener Computer-Neuling eine halbe Stunde lang Blut und Wasser schwitzend – ein Publikums-Ticket für den Launch der Raumfähre Atlantis am 16. November 2009…
… Der Morgen des großen Tages ließ sich schon mal gut an, nachdem ich vor lauter Aufregung die Nacht so gut wie schlaflos verbracht hatte. Mein Reisebegleiter und ich logierten in einem Motel in Cocoa Beach. Als es hell wurde, zog ich mich leise an und schlenderte gemächlich die kurze Strecke zum Strand. Von einer Wolkenbank verborgen hob sich die Sonne aus dem ruhigen Atlantik und grüßte mit Strahlenfächern…
… lch hatte ungefähr ein halbes Jahr zuvor Eintrittskarten für den Kennedy Space Center Visitor Complex ergattern können, so um die acht Kilometer vom Launch Pad entfernt. Zum Erwerb der auf einige Tausend begrenzten Zutrittsberechtigungen hatte man auf einer eigens eingerichteten NASA-Website ein Zeitfenster von einer Viertelstunde freigeschaltet, die Tickets für das näher und günstiger gelegene Areal am Banana River waren binnen weniger Sekunden bereits vergriffen…
… Auf der Zugangsberechtigung wurde deutlich darauf hingewiesen, dass wir uns bereits pünktlich um neun Uhr einfinden sollten, der Start würde um 13:00 Uhr erfolgen. Aber der Besucherkomplex des Kennedy Space Center ist riesig, da kann man sich ohne Weiteres für ein paar Stünderln die Zeit vertreiben…
… Im Rocket Garden zum Beispiel…
… Dieses Foto vom auf dem Launchpad noch eingerüsteten Shuttle hatte ich etwa eine Woche zuvor während einer großen Besichtigungstour durch das Kennedy Space Center gemacht…
… Nach ausführlichen Handtaschen- und Personenkontrollen suchten wir uns einen möglichst guten Platz zum Beobachten des Shuttle Starts aus. Ein – wie die meisten AmerikanerInnen – sehr freundlicher und hilfsbereiter Mitbesucher nahm uns kurzerhand unter seine Fittiche. Er habe bereits bei mehreren Shuttle Launches zugesehen, und seiner Erfahrung nach hätte man in Nähe des aufgestellten Modells eines Orbiters in Originalgröße die beste Sicht…
… Rechts des Space Shuttles ließen wir uns gemütlich nieder. Links befindet sich der Shuttle Simulator, für mich die absolute Lieblings-Attraktion auf dem weiten Areal. Mittels ausgeklügelter Technik und allerlei Licht- und Ton-Rafinessen kann man dort einen Raketenstart als Passagier ziemlich realistisch erleben…
… Und nun hieß es mit Lesen, Dösen, ein Schwätzchen halten, Rundgänge machen, den Vorträgen ehemaliger AstronautenInnen lauschend die Zeit totzuschlagen, denn bis zum Abheben der Atlantis waren es immer noch etwa drei Stunden…
… Etwa eine Stunde vor dem Zünden der Triebwerke herrschte reges Treiben im Kennedy Space Center Visitor Komlex. Linkerhand des großen Schildes, genau zwischen den beiden Ampelanlagen, da würde sie aufsteigen, die Atlantis, informierte man uns…
… Endlich ging der Count Down in die letzte Phase…
… T – 3:00: Die Brücke zum Shuttle-Einstieg wurde beiseite geschwenkt…
… T – 1:00: Die Versorgungseinheit an der Spitze des Haupttanks wurde zurück gefahren…
… Das begeisterte Johlen und Klatschen vieler tausend Begeisterter begleitete jetzt jede Aktion an der Startrampe…
… Die letzten zehn Sekunden des Count-downs zählten wir allesamt laut mit…
… T – 0:06 wurden die Triebwerke gezündet…
… Hurrayh, and up she rises!…
… Dieses Bild verwende ich mit freundlicher Genehmigung der NASA. Denn da ich vor gut elf Jahren nur eine sehr kleine und schlichte, digitale Kompaktkamera mein Eigen nannte, verzichtete ich schon nach wenigen Sekunden darauf, selbst zu fotografieren…
… Der Lift-off vollzog sich rasend. Zwei Sekunden nach dem Start wurde die „Atlantis“ für uns über dem niederen Baumwerk von Merritt Island sichtbar. Es war ein sehr, sehr gleißender Lichtschweif, vom Shuttle selber war nicht viel zu erkennen. Die Raumfähre bewegte sich mit einer unglaublichen Geschwindigkeits himmelwärts. Es herrschte Stille. Erst als die „Atlantis“ bereits das Rollover vollzogen hatte und auf dem Rücken steil gen Firmament strebte und die Feststoff-Booster sich lösten, erreichte uns die Schall- und Druckwelle. Es war, als hätte mir jemand einen Schlag auf die Brust versetzt, das mit Worten nicht zu beschreibende Grollen brachte den Boden zum Vibrieren. Acht Minuten später wurde der Treibstofftank abgeworfen, STS 129 „Atlantis“ hatte die Umlaufbahn um die Erde erreicht…
… Kopfhörer auf und ganz laut aufdrehen. 😉 …
… Kurze Zeit später deuteten nur mehr „moderne Rauchzeichen“ auf das fesselnde Spektakel hin. Atlantis war in den Orbit eingeschwenkt, und wie schon ungezählte Male zuvor beneidete ich die AstronautenInnen. Was würde ich dafür geben, könnte ich nur ein einziges Mal von hoch dort oben die Sterne, den Mond, die Sonne und unseren wunderschönen kleinen, blauen Planeten sehen…
… Um während der Corona-Krise zuhause die Zeit totschlagen zu können, gibt es eine Vielzahl von Betätigungen – Lesen, Schreiben, Fernsehen, Musik hören (ich hau‘ mir grad meine alten Radio-Home-of-Rock-Playlists um die Ohren 😉 )Putzen, Basteln, Handarbeiten etc. Und Spielen. Viele dieser mal mehr mal weniger sinnvollen Spielchen kursieren in den sogenannten „Sozialen“ Netzwerken. Eines davon ist das Posten von Meeresbildern. Und diesen kleinen, schönen Zeitvertreib übernehme ich nun sehr gerne hier auf meinem Blog…
… Einige Meeres-Impressionen. Zum Abschalten und Sich-weg-träumen. Kommt gut in die neue Woche. Und bleibt gesund. <3 …
… Zwar geht es mir mittlerweile gesundheitlich wieder richtig gut – was immer das für ein Infekt gewesen sein mag, hat sich mittlerweile von dannen gemacht – aber des regnerischen Wetters wegen hält sich meine Unternehmungslust gezwungenermaßen noch sehr in Grenzen. Daher habe ich ein weiteres Mal im Archiv gestöbert und ein paar bebilderte Eindrücke vom weltberühmten Art Deco Viertel Miami Beach zusammengestellt. Mit der Hilfe zweier Bearbeitungsprogrammen ist es mir gelungen, die Aufnahmen der kleinen Digicam, die ich vor zehn Jahren während meiner letzten Floridareise benutzte, ein wenig „aufzumotzen“…
… Vor dem Park Central Hotel stand damals ein schmucker Oldtimer mit einer Figur darin, die wohl Humphrey Bogart darstellen sollte. Na ja, ich finde, sie sieht „Bogey“ nicht unbedingt ähnlich… 😉
… Sanft rauschen die Atlantikwellen an den langen, hellen, feinen Sandstrand…
… Und das hier ist mein absolutes Lieblings-Strandfoto… 😉
… Und nun werde ich mich weiter mit der Frage beschäftigen, ob ich mir am Mittwoch die Leonhardifahrt in Murnau bzw. Froschhausen oder in Bad Tölz anschauen soll… 😉
… ist das Bett.“, habe ich vor kurzem recht amüsiert im WWW gelesen…
… Da ich seit ein paar Tagen an einem Infekterl leide, das sich durch schier grenzenlose Müdigkeit und Schlappheit, Appetitlosigkeit, Kopfschmerzen und Fieber höchst lästig bemerkbar macht, finde ich, dass in diesem Spruch sehr viel Wahrheit steckt. Meine Wachphasen sind derzeit recht kurz, zwischen gleichgültiger Unkonzentriertheit und gereiztem Selbstmitleid schwankend, nur allzu gerne ziehe ich mich da jedesmal wieder in die Wärme und kuschelige Weichheit meines besten Freundes zurück…
… Aber Unkraut vergeht bekanntermaßen ja nicht, und irgendwann demnächst wird bestimmt die geballte Ladung Hausmittelchen, welche ich mir fleißig einverleibe, die erhoffte Wirkung zeigen. Und nachdem ich in den warmen Jahreszeiten so fleißig unterwegs gewesen bin, habe ich mir ein paar faule und ereignislose Tage auch redlich verdient…
… Während einer meiner Wachphasen habe ich ein wenig auf meiner Externen Festplatte herumgestöbert, und bin auf Fotos der letzten Florida-Reise gestoßen, die ich vor fast auf den Tag genau zehn Jahren mit einem damaligen Freund unternommen habe…
… St. Augustine, im Norden Floridas an der Atlantikküste gelegen, gilt als die älteste nicht indigene Stadt der USA, ein sehr charmantes Örtchen, dessen Bauten gelegentlich deutliches Südstaaten-Flair verströmen. Zudem gibt es dort eine wuchtige Festung aus dem 16. Jahrhundert. Und alljährlich im November ein Piratenfestival, das ein ganzes Wochenende lang dauert und mit sehr viel Spaß an der Freud‘ begangen wird…
… Die Bilder habe ich mit einer kleinen Olympus-Knipse gemacht, und erst Jahre später nachträglich bearbeitet…
… dass man auf einem kleinen Eiland am Ende der Florida Keys erneut an einer Unabhängigkeitserklärung arbeitet. – Seit der US-Präsidentschaftswahl kommt mir ein Schelmenstreich, der sich vor gut dreißig Jahren zugetragen hatte, immer wieder in den Sinn – und zutrauen würde ich eine Wiederholung dessen den charmanten und liebenswerten, eigenwilligen und querköpfigen Insulanern/innen durchaus:…
Die Florida Keys liegen aufgereiht wie Perlen an der Schnur zwischen dem Atlantik und der weit ausladenden Bucht des Golfs von Mexico. Die südlichste dieser Inseln ist Key West. Sie zeichnet sich nicht nur durch schöne Strände und ein Wohnhaus Hemingways aus, sondern auch durch eine illustre, farbige und schräge Geschichte. Bereits in früheren Zeiten hatten die Einwohner einen sehr lockeren Begriff von Recht und Ordnung, sie „verdienten“ sich ihren Lebensunterhalt großenteils durch das Plündern gestrandeter Schiffe, die sie durchaus des Öfteren mit einem falsch gesetzten Leuchtfeuer vorsätzlich vom sicheren Kurse abzubringen pflegten.
Die Zeiten wandelten sich, Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts wurden die Florida Keys als Urlaubsparadies sonnenhungriger Nordstaatler und Ausländer entdeckt. Es war in den frühen Achtzigern, der sehr umstrittene Ronald Reagan herrschte als Präsident im Weißen Haus, und irgendwie mußte ihm irgend jemand vor ungezählten bösen Buben und finsteren Delikten wie zum Beispiel Rauschgiftschmuggel in großem Stile auf dem Inselarchipel im Sunshine State bange gemacht haben. Ronny ließ im Frühjahr 1982 von seinen Behörden einen streng bewachten Kontrollposten am Higway Nr. 1 einrichten, dem einzigen Landweg, der die Keys über zahlreiche Brücken mit dem Festland verbindet. Die Maßnahme sollte die Suche nach Drogen sowie illegalen Einwanderern erleichtern, brachte jedoch lediglich erhebliche Erschwernisse für den florierenden Tourismus mit sich – und kaum nennbare Erfolge für die Bundesbehörden.
Die Insulaner waren alles andere als begeistert. Die Stadtregierung Key Wests verlangte die sofortige Entfernung der Barriere. Eine entsprechende Klage scheiterte. Nach einer ausdauernden, stürmischen, feucht-fröhlichen Versammlung in der Seefahrerkneipe „Schooner Wharf“ erklärte man am 23. April 1982 die Abspaltung von den Vereinigten Staaten von Amerika, sowie die Unabhängigkeit und rief die Conch Republic aus (Conch = Fechterschnecke, Hauptnahrungsmittel und Wahrzeichen Key Wests). Der Bürgermeister wurde zum Premierminister ernannt, die seinerzeit schon sehr betagte – neunundachtzigjährige – Nachfahrin eines Ex-Admirals mit deutschen Wurzeln zur Kriegsministerin. Man bestückte ein altes Museumsschiff, den Segler „Wolf“, mit einer Handvoll Kanonen, die auch schon bessere Tage gesehen hatten, lud diese mit Kanten altbackenen Weißbrots, ging an der einzigen Brücke vor Anker, blockierte die Zufahrt und erklärte den USA den Krieg. Nach diesem recht kurzweiligen Spektakel wurde sehr schnell die weiße Fahne gehisst, und das Parlament der Mikro-Republik ersuchte um 1 Milliarde Dollar für den Wiederaufbau. Dieser Schelmenstreich sorgte für enormen Wirbel, beherrschte tagelang die Schlagzeilen – und führte dazu, daß die Kontrollstelle aufgegeben wurde
Nach wie vor identifizieren sich viele Einwohner von Key West mit der Conch Republic. So wird alljährlich am 23. April mit einer Unzahl rauschender Festivitäten der Unabhängigkeitstag gefeiert. Auch die augenzwinkernden Schelmereien finden ihren Fortgang: Im Januar 2006 annektierte das kleine Inselreich eine alte Brücke, die zuvor von der US-Regierung zum staatenlosen Bereich erklärt worden war (um Flüchtlinge, die auf ihr Schutz gesucht hatten, abschieben zu können). Vertreter der illustren und winzigen Nation pflanzten Flaggen auf die marode Brücke und nahmen sie für ihr Inselreich in Besitz…
… Bis zum heutigen Tage werden übrigens Bundesagenten, die in schwarzen SUVs, dunklen Sonnenbrillen und Knöpfen im Ohr über die Duval Street cruisen – ca. 1,6 km vom Atlantik bis zum Golf von Mexico 😉 – und das bunte Gemenge Einheimischer und Touris beim Feiern und Flanieren stören, mit harten Scheiben kubanischen Weißbrots beworfen…
… Dem lieben Wortman gegenüber hatte ich in meinem Piraten-Post erwähnt, dass es in St. Augustine ein großes Fort gibt, ich aber leider keine vorzeigbaren Fotos von dieser Festungsanlage hätte. Daraufhin bin ich gestern abend noch einmal in mich bzw. in meine Festplatten gegangen, und siehe da, es ist mir gelungen, doch eine Handvoll halbwegs präsentabler Bilder des Castillo de San Marco aufzustöbern…
… St. Augustine wurde ca. Mitte des sechzehnten Jahrhunderts gegründet, ist somit die älteste Stadt der USA, mit einer sehr wechselvollen Geschichte: Zuerst war es eine spanische Ansiedlung, geriet Anfang des neunzehnten Jahrhunderts in britischen, und ungefähr zwanzig Jahre später dann in amerikanischen Besitz. Lange Zeit gab es lediglich neun kleine, hölzerne Forts, um den Ort zu verteidigen. Im Jahr 1668 wurde schließlich eine sternförmige, sehr wuchtige und beeindruckende Festungsanlage fertig gestellt. Seit den dreißiger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts ist das Castillo de San Marco bzw. das Fort Marion ein National Monument…
… Beinahe unmittelbar nachdem ich vor elf Jahren das erste Mal den Boden Floridas betreten hatte, näherte sich ein Hurrikan der Kategorie Fünf, der schwersten überhaupt, der Ostküste des Sunshine State. Den ersten Urlaubstag in Orlando konnte ich in Disney’s Magic Kingdom noch recht unbeschwert verbringen, am nächsten Tag allerdings musste ich das Epcot Center beinahe im Sauseschritt durchmessen, da man angesichts der drohenden Katastrophe die Themenparks bereits am frühen Nachmittag schloß. Als ich auf dem Expressway vorsichtig Richtung Unterkunft tuckerte, denn von Osten her fauchten inzwischen stoßweise ausgesprochen heftige Böen heran und ließen mein kleines Wägelchen schlingern, war auf den Gegenspuren Richtung Landesinnere bzw. Westküste der Verkehr bereits zum Erliegen gekommen. Stoßstange an Stoßstange drängten sich die Fahrzeuge vieler Tausender Küstenbewohner, die ihre Heimstätten verlassen hatten, um fern des als verheerend angedrohten Sturmes Schutz zu suchen…
… Das Foyer und der Speisesaal des kleinen Hotels, in welchem ich während der ersten drei Tage logierte, war proppenvoll mit Evakuierten, die auf dem Boden ihre Schlafsäcke, Matratzen, Kissen und Decken ausgebreitet hatten, lediglich ein schmaler „Pfad“ war zwischen den Kampierenden verblieben, auf dem man zu den geduckten Wohngebäuden gelangen konnte, ohne auf Hände, Füße, kleine, greinende Kinder, Spielsachen, Picknickkörbe, Kofferradios, Computerspiele etc. zu treten. Im kleinen Supermarkt nahebei musste ich geschlagene zwei Stunden warten, um, dem ständig wiederholten Ratschlag aller Wetterexperten in Funk und Fernsehen folgend, einige der letzten großen Wasserflaschen und ein paar Sandwiches zu ergattern…
… Es wurde eine sehr unruhige, so gut wie schlaflose Nacht. Der Sturm heulte und donnerte um die Ecken der Anlage, rüttelte an den Wänden, ließ die Türen und Fenster klappern. Ich hatte die Badewanne bis zum Rand mit kaltem Wasser befüllt, der Fernseher lief und versorgte mich pausenlos mit den neuesten Informationen über die Route von „Flloyd“, so der Name des Hurrikans. Jede Stunde streiften die Lichtkegel patrouillierender Sicherheitskräfte über die Zimmerfenster. Ich hielt zwar das in Klarsichtfolie eingewickelte Päckchen mit den Sandwiches unentwegt in den Händen, vergaß aber vor Anspannung völlig darauf, zu essen. Gegen Morgengrauen nickte ich dann für kurze Stunden ein…
… Als ich unausgeruht und zerschlagen Richtung Lobby tapperte, um auszuchecken, denn die Bleibe für die kommenden drei Tage war in Cocoa Beach vorgebucht worden, löste sich das nächtliche Chaos der „Flüchtlinge“ allmählich auf, allerortens wurden die Habseligkeiten eingesammelt, an den beiden Toiletten/Waschräumen stand man geduldig in sehr, sehr langen Schlangen an, um sich wenigstens halbwegs frisch machen zu können. „Flloyd“ hatte sich quasi in letzter Sekunde zu einem Hurrikan der Kategorie Vier abgeschwächt, die Ostküste Forida’s verschont und war wieder auf’s offene Meer hinaus gezogen. Erleichterung machte sich allerortens breit, fast so etwas wie eine Volksfeststimmung kam auf. Mit Musik, Lärm, Spruchbändern und auf Anzeigetafeln tat man der großen Freude kund, wieder einmal von der immer wieder drohenden Katastrophe verschont geblieben worden zu sein…
… Zerschlagen, übermüdet, nervös und emotional durch die Ereignisse der vergangenen vierundzwanzig Stunden auch sehr beansprucht, reihte ich mich in die endlose Phalanx der an die Ostküste zurück Kehrenden ein. Ich verschwendete keinen einzigen Gedanken daran, was mich dort erwarten mochte, als aus einer Stunde im Schritt-Tempo zwei, dann gar drei wurden – normalerweise fährt man von Orlando nach Cocoa Beach ungefähr eine dreiviertel Stunde – hatte ich nur mehr einen sehnlichen Wunsch: Meine Ruhe haben und ungestört schlafen können…
… Je näher mein Weg mich an die sogenannte Space-Coast führte, umso augenfälliger wurden die Sturmschäden: entwurzelte Bäume lagen beiderseits des Beeline-Expressways, Strommasten waren geknickt wie die Streichhölzer, pausenlos begleitete das Gellen der Sirenen von Feuerwehren die letzten Kilometer der kurzen Reise, zuhauf patrouillierten Trupps der Nationalgarde und der für die jeweiligen Countys zuständigen Sherriffs, Kabel wurden geflickt, Häuser leer gepumpt, Verschalungen an Türen und Fenstern entfernt, Dächer repariert…
… Vorsichtig bog ich in die geschwungene Ausfahrt des „Hol.iday-In.ns“ in Cocoa Beach ein, stieg aus – und stand vor einem verrammelten und verriegelten Anwesen! Mir wurden die Knie flatterig. Herrschaftszeiten, was mach‘ ich jetzt bloß! Vorsichtig pirschte ich mich um das Hauptgebäude herum auf die Rückseite. Durch ein gekipptes Fenster konnte ich leises Stimmengewirr vernehmen. Menschen! Hurra, da ist jemand zugange!…
… Im Büro des Hotels tobte das Leben, pausenlos klingelte das Telefon, Fax-Geräte surrten, die Tasten der Computer-Keyboards klapperten in einem wirbelnden Rhythmus. Nach kurzem Klopfen trat ich ein, beherzt mein Voucher schwenkend. „High, ich bin Frau I. aus München, Deutschland, ich habe für die nächsten drei Nächte ein Hotelzimmer bestellt!“ Fünf Augenpaare wandten sich mir zu und starrten mich an, als wäre ich eine Spukgestalt, ein Grünes Frauchen oder so was in der Art. Der noch sehr junge Hoteldirektor schluckte, ich sah seinen Adamsapfel nervös tanzen. „Ja, sehen Sie, unser Haus ist leider noch geschlossen, wegen dieses Hurrikans.“ Erneut winkte ich mit dem Voucher, allerdings sehr matt, und diesmal wortlos. Der Direktor lächelte mich an: „Wissen Sie was, fahren Sie doch wieder zurück nach Orlando, ich kläre das telefonisch ab und lasse Ihnen ein Zimmer in einem unserer Häuser dort reservieren.“ Mein stets vernünftiges Innere Stimmchen flüsterte: „Der Mann hat Recht.“ Aber ich war dermaßen fix und fertig, dass ich für Vernunftgründe nicht mehr zugänglich war. „Ich habe über drei Stunden von Orlando hierher gebraucht – und ich fahre jetzt nicht mehr dorthin zurück.“ Im selben Augenblick bog so etwas wie ein Haustechniker im grauen Mäntelchen um die Ecke und verkündete, dass man im Nordflügel wieder Strom und fließendes Wasser habe. Der Hotelchef zuckte mit den Schultern. „Wir könnten Ihnen jetzt ein Zimmer geben, Frau I. Allerdings ohne jeglichen Komfort. Auch unser Restaurant wird erst morgen früh öffnen und ich glaube, der Wallm.art gegenüber ist auch noch zu.“ Ich schüttelte strahlend den Kopf. „Ach, das macht mir nichts! Hauptsache, ich habe ein Bett zum Schlafen und ein Dach über dem Kopf. Ich habe zu Trinken dabei und noch einige Sandwiches. Das ist schon okay.“ Man händigte mir eine Keycard aus, schärfte mir ein, dass ich auf gar keinem Fall die Türe hinter mir ins Schloss fallen lassen dürfte, wenn ich das Zimmer verlassen würde, da man nicht dafür garantieren könne, dass die elektronischen Schlösser bereits wieder funktionierten, und zeigte mir meine Bleibe…
… Als ich aus der schön eingerichteten, großzügig geschnittenen Unterkunft einen Korbstuhl und ein Tischchen auf die Veranda zerrte, um dort ein frühabendliches Picknick zu veranstalten, wurde mir das Abenteuerliche dieser Situation bewusst. Ich war einen Abend und eine Nacht lang der einzigste Gast eines Siebenhundert-Betten-Hotels. Für ein derartiges Privileg muss man normalerweise sehr, sehr viel Geld berappen. Ich bekam diese Übernachtung sogar gratis, wie ich anderntags an der Rezeption erfahren durfte…
„Martha allein zuhaus“ 😉
… Am nächsten Morgen erhob sich die Sonne wundervoll golden glühend aus dem Atlantik und grüßte mich, als habe es nie zuvor so etwas wie einen Hurrikan namens „Flloyd“ gegeben…
… Und ich steuerte wohlgemut das grade wiedereröffnete Hotelrestaurant an, schlug mir mit einem mehr als opulenten amerikanischen Frühstück den knurrenden Magen voll, um dann berstend vor freudiger Erwartung und Unternehmungslust Richtung Kennedy Space Center zu fahren…
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