… war das zweite Objekt, das ich mir zur Besichtigung während des Tags des Offenen Denkmals auserkoren hatte. Seit etlichen Jahren schon wollte ich einen genaueren Blick in den viel gerühmten, im Renaissance-Stil gestalteten Innenhof werfen…
… Das große Gebäude wurde Mitte des 16. Jahrhunderts unweit der Alten Veste errichtet, der einstigen Residenz der Herzöge Oberbayerns und ab 1255 Bayerns. Das Erdgeschoss diente als Marstall, im ersten Stock befanden sich die Kammern der Dienstboten, Stallburschen und Bereiter, im zweiten die sogenannte Kunst- und Wunderkammer. Gegründet durch den bayrischen Herzog Albrecht V. – 1528 bis 1579 – war diese eines der ersten Universalmuseen. Unter den ca. 6.000 Objekten befanden sich berühmte Gemälde wie z. B. die Alexanderschlacht, sowie naturkundliche, völkerkundliche und landesgeschichtliche Exponate. Ab 1809 diente das Bauwerk als Königlich Bayrische Münze. Die Stallungen im Erdgeschoss wurden großenteils in eine Maschinenhalle umgewandelt, deren Antrieb durch drei Wasserräder im damaligen Pfisterbach erfolgte. Seit 1986 befindet sich nun in der einstigen Münze das Bayrische Landesamt für Denkmalspflege…
… Meine Freude, endlich den berühmten Innenhof besichtigen zu können, wurde nach dem Passieren des Eingangstores schlagartig gedämpft, denn die Hälfte der schön gegliederten Arkaden war leider eingerüstet. So entsprechen meine Fotos in keinster Weise jenen so lange Zeit von mir erträumten und ersehnten…

… Meine Stimmung hob sich allerdings angesichts einiger Männer und Frauen, die originalgetreu Soldaten und Angehörige der römischen Legio III Italica verkörperten, welche vom Ende des 2. bis ins 5. Jahrhundert in der Garnison Castra Regina (Regensburg) stationiert gewesen war…
… Die Damen und Herren, unter ihnen ein Medicus, verfügten über ein schier unerschöpfliches und bewundernswertes Fachwissen über die Zeit der Römer in Bayern, keine noch so ausgefallene Frage, die sie nicht ausführlich beantworten konnten. Ausrüstung, Kleidung, Schuhe, Waffen und medizinische Geräte hatten sie eigenhändig und mit den in der Römerzeit üblichen Methoden hergestellt…
… Das Wappentier der Legio III Italica war übrigens ein Storch, in der damaligen Zeit die Verkörperung der Frömmigkeit – wobei mir grade siedendheiß einfällt, dass ich bislang ganz vergessen hatte zu erwähnen, dass die Storchenkinder in Freilassing und Kolbermoor sich zwischen Mitte August und Anfang September auf den beschwerlichen und riskanten Weg gen Süden gemacht haben, die Altstörche sind ihnen nicht lange danach gefolgt…

… Ein stattlicher Zenturio der Legio III Italica:…

… Der Medicus war eine Zierde seines Standes, leidenschaftlich ging er auf sein Publikum ein. Beachtlich fand ich die Vielfalt der chirurgischen Instrumente, die bereits vor ca. 2.000 Jahren in Gebrauch waren. Das medizinische Wissen der Römer war erstaunlich – bis sich der katholische Glauben verbreitete und so manches, was Heilung und Linderung gebracht hatte, als Scharlatanerie und Teufelswerk verleumdet wurde. – Die Therapierung mit Schröpfköpfen und Blutegel wird übrigens in der heutigen modernen Medizin bei einigen Krankheiten wie Asthma, Magen-Darm-Beschwerden, Muskelverspannungen und Arthrose wieder vermehrt angewendet…

… Gebannt lauschend und staunend verbrachte ich lange Zeit bei den Römern, ehe ich die Alte Münze verließ und mich einer Gegend zuwandte, in der ich seit ewigen Zeiten nicht mehr gewesen bin…
… Dorthin nehme ich euch demnächst virtuell mit…
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… Habt einen schönen Wochenteiler, ihr Lieben!…