… Am Samstag Morgen fuhren Mori und ich mit dem Zug nach Mittenwald, der dortige Ziegenabtrieb, erster der herbstlichen Viehabtriebe von den umliegenden Almen im Karwendelgebiet, interessierte uns…
… Unweit der schönen Barockkirche St. Peter und Paul im Zentrum des schönen, malerischen Bergstädtchens, plazierten wir uns mit gezückten Kameras und warteten…
… Nach einer Weile ertönte von ferne das helle Gebimmel vieler kleiner Glöckchen – und da kam sie auch schon um die Ecke gebogen, eine riesige Ziegenherde, von den Sennern geleitet…
… Auf dem großen Dekan-Karl-Platz hatte man nebst ein paar Buden, die Souvenirs und Erzeugnisse aus Ziegenmilch und -fell feil boten, und einem Bierzelt auch einige Koppeln aufgebaut. Dort fand nun der Viehscheid statt, die Hirten fingen die munter durcheinander quirlenden Ziegen ein, kontrollierten deren Nummern an Halsband und Ohren, um sie dann den jeweiligen Besitzern zu übergeben…
… Ihr wisst ja, wenn ihr euch ein Bild genauer ansehen wollt, braucht ihr nur darauf zu klicken… 😉
… Nachdem mein lieber Besuch aus Berlin und ich uns mit frischen Weißwürsten, Apfelstrudel und süffigem Bier gestärkt hatten, fuhren wir mit dem Wanderbus hoch zum romantischen Ferchensee…
… Auch wenn ich gerne alleine unterwegs bin, dieses lange Wochenende mit Mori habe ich sehr genossen. Mir haben unsere Gespräche gut getan, auch, dass ich mal wieder hemmungslos einer geduldigen und guten Zuhörerin meine alten Geschichten erzählen konnte. Und natürlich auch, dass ich ihr voller Stolz und Freude ein klein wenig meiner wundervollen Heimat zeigen durfte…
… Weil mir am Dienstag die Wanderung vom Ferchensee zurück nach Mittenwald gar so gut gefallen hatte, zog ich am Donnerstag gleich noch einmal los. Diesmal wollte ich vom Ferchensee zum exklusiven Nobelhotel Schloss Elmau marschieren, dort hatte im Jahr 2015 ein recht umstrittener G-7-Gipfel stattgefunden. Bevor ich die Wanderung in Angriff nahm, hatte ich mich zuhause natürlich im Netz gründlich darüber informiert. Die Strecke war mit ca. fünf Kilometern Länge gut machbar, ich hatte über drei Stunden Zeit eingeplant, und ab Elmau würde mich dann am Nachmittag der Wanderbus zurück nach Mittenwald bringen. Dachte ich…
… Nachdem ich ein Weilchen den Anblick des schönen Ferchensees genossen hatte, machte ich mich wohlgemut auf den Weg. Ich passierte eine Ziegenalm, die aber leider unbewohnt schien. Nach etwa einer Viertelstunde zweigte sich der gut ausgebaute Weg, das Hinweisschild sagte mir, dass linkerhand die Fahrstraße nach Elmau führen würde, rechterhand der breite Wanderweg ebenfalls, allerdings schien diese Strecke etwas länger zu sein. Und für diese entschied ich mich, denn auf dem kurzen Marsch bislang war ich schon des Öfteren von flott fahrenden Bikern umbraust worden, die allesamt nach links abgebogen waren…
… Schön ruhig war es auf dem breiten Wanderweg, es ging stetig bergauf, allerdings gab es nur eine kurze, wirklich steile Stelle. Die Forststraße führte kontinuierlich durch dichten Wald, nur ab und an von Lichtungen unterbrochen…
… Nachdem ich unweit des Großen Kranzbergs eine Passhöhe überschritten hatte, führte mich der Weg wieder bergab – kurz hatte ich mit dem Gedanken gespielt, den nahen Berg zu erwandern, und bequem mit dem Sessellift retour nach Mittenwald zu gondeln, hatte diese Idee dann aber wieder verworfen…
… Ab und zu durfte ich einen Blick durch die stattlichen Baumkronen auf nahe, hoch aufragende Gipfel erhaschen…
… Nach etwa zweieinhalb Stunden Marsch ohne Pause – länger stehen bleiben durfte ich nicht, denn dann wurde ich sofort von einer Vielzahl dicker Bremsen attackiert – hatte ich mein Ziel erreicht – ganz wunderbar in der Zeit, was mich wieder einmal ein klein wenig stolz machte…
… Schloss Elmau – eine Übernachtung in einem schicken, großen Doppelzimmer mit Abendessen im Zwei-Sterne-Lokal und feudalem Frühstücksbufett kostet derzeit schlappe 741 Euronen…
… Bevor ich mich nahe des Schlosses zu meiner vergleichsweise eher frugalen Brotzeit – Müsliriegel, Leitungswasser und ein Apfel – niederließ, schlenderte ich zum Glück noch zur Haltestelle des Wanderbusses! Am Fahrplan war ein durch Wind und Wetter bereits abgenutzter Zettel angebracht, auf dem zu lesen stand, dass aufgrund einer Baustelle in Klais, etwa sechs Kilometer entfernt, die Haltestellen Kranzbach und Elmau nicht angefahren werden. Für nähere Informationen solle man eine angegebene Nummer kontaktieren. Das tat ich, doch erfolglos, obwohl ich es bei mehreren Anrufen stets mindestens zehnmal läuten ließ, hob niemand ab. Ein Pärchen, das sich ebenfalls auf Wanderschaft befunden hatte, gesellte sich zu mir. „Das ist zwecklos, wir haben auch schon ein paar Mal angerufen, da geht niemand ran.“, informierte mich der Mann. „Wir stehen jetzt ganz schön blöd da, meine Frau hat einen wehen Fuß, und kann mit Sicherheit weder die sechs Kilometer nach Klais noch die acht Kilometer nach Garmisch runter marschieren.“ – „Ich bin schwerbehindert, nach der Tour vom Ferchensee hierher habe ich auch so gut wie keine Reserven mehr.“, erwiderte ich. Wir beratschlagten ein wenig, und kamen zu dem Schluss, dass es wohl das Beste wäre, ein Taxi aus Mittenwald hierher zu rufen…
… Gesagt, getan. Nach etwa einer halben Stunde Wartezeit kam der georderte Wagen, und der Preis, der uns von dem betagten und sehr freundlichen Fahrer vorgeschlagen wurde, war zwar wesentlich höher, als ein Fahrschein des Wanderbusses gekostet hätte, aber dennoch erstaunlich günstig. So ließen wir uns gen Mittenwald chauffieren…
… Zuhause angelangt durchforschte ich noch einmal sämtliche Mittenwalder Tourismusseiten und die Fahrpläne des Wanderbusses, vielleicht hatte ich ja am Morgen die wichtige Information übersehen, dass die Haltestellen Kranzbach und Elmau derzeit nicht angefahren werden. Doch nirgendwo war dergleichen zu lesen. Die Baustelle bei Klais, einem idyllisch gelegenen Ortsteil von Krün, zwischen Walchensee und Mittenwald gelegen, existiert übrigens bereits seit etwa einem Jahr. Es wäre also mehr als genug Zeit gewesen, um bis zur Wander-Hauptsaison im Sommer die Webseiten und Fahrpläne zu aktualisieren…
… Als ich am Dienstag gegen Mittag zu jener Wanderung aufbrach, die ich vergangene Woche wegen meiner Schusseligkeit hatte abbrechen müssen, achtete ich sehr darauf, diesmal nichts zu vergessen. Nachdem ich sicherheitshalber mehrmals den Rucksack kontrolliert hatte, und alles Wichtige darin vorfand, zog ich los, und erlebte einen sehr schönen Nachmittag…
… Der kleine Ferchensee liegt in Luftlinie knapp zwei Kilometer nordwestlich von Mittenwald. Ich begab mich vom Bahnhof aus mit dem Wanderbus dorthin, um über den größeren Lautersee, der sich etwa auf halber Strecke befindet, zurück in den pittoresken Ort am Fuße des Karwendels zu marschieren…
… Friedvoll war es an meinem Ziel, mild der Sonnenschein, und ganz wunderbar die Aussicht…
… Und so wohltuend der würzig-aromatisch-herbe Duft der Almwiesen und Wälder ringsum. Seerosen spiegelten sich im klaren Wasser, und Libellen spielten mit dem sanften Bergwind…
… Auf den Buckelwiesen blühte der Ungarische Enzian, aus dessen Wurzeln ein kräftiger Schnaps gebrannt wird…
… Am Lautersee…
… Eine riesige Ziegenherde – meiner Schätzung nach müssen das mindestens hundert Tiere gewesen sein – bahnte sich laut bimmelnd und blökend ihren Weg durch den Bergwald…
… Müde aber glücklich tat ich, am frühen Abend wieder am Bahnhof Mittenwald angelangt, einen letzten Blick hoch zum wuchtigen Massiv des Karwendels, bevor mich der Zug zurück in die Großstadt trug…