… die nächste Runde…
… Das ist ja mittlerweile nun auch schon wieder zwei Monate her, dass ich zuletzt im Friedrich Baur Institut für Muskelerkrankungen antanzen musste, und mich als Teilnehmerin der genetischen Forschungsstudie der TU München und des Klinikums Rechts der Isar registrieren ließ…
… Seit den Feiertagen lausche ich nun jeden Morgen angestrengt, und lasse voller Erwartung alles stehen und liegen, wenn ich die Schritte des Postboten im Treppenhaus höre. Vielleicht, ja, vielleicht hat er ein Brieflein für mich mit der Nachricht, dass nun endlich die Ursache für meine Muskelerkrankung entdeckt worden sei. Doch bislang war jedes Hoffen vergeblich…
… Ich bin natürlich weiterhin fleißig im Internet auf der Suche nach Fachartikel über Dystrophien und Myopathien, auch wenn ich bisweilen mit Zuhilfenahme einer Übersetzer-Website “fachchinesischer” medizinischer Ausdrücke sehr viel Zeit benötige, um solche Ausführungen auszuklamüsern. Dabei kamen mir während des vergangenen Jahres immer wieder Artikel unter, die sich mit Tumoren der Hirnanhangdrüse (Hypophyse) beschäftigen. Und meine Verwunderung darüber, dass sich bislang noch kein einziger der mich behandelnden FachärzteInnen dazu genötigt gesehen hatte, meinen Kopf mal näher zu untersuchen, wuchs immer mehr. Denn Muskelschwund gehört zu den Symptomen einer fremdartigen Wucherung in der Hypophyse, nebst etlichen anderen Beschwerden, von denen einige mir zunehmend zu schaffen machen – massive Schlafstörungen, Gewichtszunahme (obwohl ich seit Mai der Dystrophie wegen eine 1.500-Kalorien/Tag-Diät einhalte, habe ich nur geringfügig abgespeckt), Gleichgewichtsstörungen, und eine recht häufig und schlagartig auftretende, Körper und Geist förmlich lähmende, abgrundtiefe Erschöpfung…… Am heutigen Nachmittag fand ich mich bei meinem Neurologen ein, den ich früher einmal so sehr geschätzt hatte, mittlerweile sind meine Gefühle allerdings ausgesprochen stark abgekühlt, denn ich habe zusehends den Eindruck, von diesem Herrn lediglich verwaltet und nicht behandelt zu werden. Nebst der Verlängerung meiner Arbeitsunfähigkeit – am 15. Januar werde ich endlich meine Rentenanträge stellen können! – wollte ich eine Überweisung für ein Schädel-MRT einfordern. Natürlich geriet ich am Empfangstresen wieder an jenen imkompetenten Jüngling, der mir in der Vergangenheit schon sehr viel Ärger bereitet hatte. Als ich auf die Überweisung zu sprechen kam, meinte er kopfschüttelnd, dass sich das nicht machen lassen würde. “Wieso nicht?”, hakte ich nach. “Na ja, ich kann den Dr. A… doch nicht einfach danach fragen.” – “Natürlich können Sie das, dafür ist er doch mein Arzt, oder nicht?” Und seine Kollegin unterstützte mich: “Was machst du wieder für Zicken? Geh doch einfach zu ihm und sag, was die Frau Frei haben möchte!” – “Ja, und wenn er meint, dass die Frau Frei so was gar nicht braucht…” Da fiel ich ihm sehr barsch ins Wort: “ICH bin hier die Patientin, die seit eindreiviertel Jahren darauf wartet, endlich eine klärende Diagnose mitgeteilt zu bekommen! ICH bin inzwischen körperlich sehr stark eingeschränkt, schwerbehindert und kann aufgrund dieser besch***enen geheimnisvollen Erkrankung meinen Job nicht mehr ausüben! Und es stößt mir zudem inzwischen außerordentlich sauer auf, dass sich bislang kein einziger von all den Medizinern, die mich behandeln, die Mühe gemacht hat, meinen Kopf mal zu untersuchen, auch der Dr. A… nicht!” Der inkompetente Jüngling seufzte schwer, und bat mich, im Wartezimmer Platz zu nehmen, er wolle dem Dr. A… mein Anliegen vortragen…
… Man ließ mich beinahe eine Stunde lang sitzen. Ich nahm’s mit Gelassenheit, dergleichen hatte ich mir schon gedacht. Dann bekam ich die eingeforderte Überweisung ausgehändigt. Na, bitte! Geht doch! Ich begab mich stehenden Fußes zur nahe gelegenen Radiologie-Praxis, und erhielt dort für übermorgen (!!!) nachmittag einen Termin für das gewünschte Schädel-MRT. Heureka!…
… Sollte sich ergeben, dass in meinem Hirnkastl nichts wächst, was dort nicht hingehört, dann werde ich mich natürlich darüber sehr freuen, und es wird einige Befürchtungen zerstreuen, die mir während der vergangenen Monate gelegentlich schwer zu schaffen gemacht haben. Sollte sich mein Verdacht bestätigen, dann – nun, ja – werden wir weiter sehen. Es gibt mehrere Möglichkeiten, einen Hypophysen-Tumor zu behandeln bzw. zu entfernen. Aber ich will mich jetzt gedanklich noch nicht allzu sehr damit befassen, sondern mich erst einmal auf den Donnerstag freuen…