… Langsam stieg ich durch den Ort hoch zum ersten Ziel meines Ausflugs, dem Dießener Marienmünster. Ich bin keineswegs wieder katholisch geworden, und kann Religionen nach wie vor nicht viel Gutes abgewinnen, doch seitdem ich in der Residenz arbeite, habe ich ein Faible für den Barock entwickelt – und der findet sich nun mal in seinen allerprächtigsten Ausführungen in den Kirchen, die in jenen fernen Tagen erbaut worden sind…

… Ja, es stimmt, Barock macht sehr oft einen zu üppigen, schier überladenen Eindruck. Den hatte ich jedoch in keinster Weise, als ich das Münster betreten hatte. Ich finde, dass das Innere dieser Kirche ungemein lebensvoll wirkt, so, als würden sich die vielen Putti, die Heiligen und die verklärte und wunderschöne, sehr anmutige und frauliche Marienstatue nahe des Hochaltars im nächsten Augenblick in Bewegung setzen, um zu tanzen, zu jubilieren, zu feiern, sich unter die Besucher/innen mischen. Am Hochaltar gibt es übrigens insgesamt acht Gemälde, die dem Verlauf des Kirchenjahres angepasst sind, und die sich durch eine raffinierte Vorrichtung versenken und austauschen lassen…
… Ich schlenderte lange staunend und mich an der ungemein detailreichen, herrlichen Kunst erfreuend durch die ca. siebzig Meter lange Apsis, die wie eine Art Theater gestaltet ist. Dann ließ ich mich ein Weilchen nieder und gedachte lieber Mitmenschen, vor allem voller Dankbarkeit jener Person, die mit ihrer Unterschrift auf einem kleinen Formular meiner lange Jahre andauernden bitteren Armut ein Ende bereitet hat…