Marthas Momente-Sammlung

Glück ist die Summe schöner Momente

Beinahe hätten es die Damen J. und A. …

… vom Sozialbürgerhaus München Mitte doch noch geschafft, Bärbel zu zermürben…

… Sie hat vor zwei Tagen ihre Heizkostenabrechnung erhalten, die zu ihrer Überraschung viel harmloser ausgefallen war als befürchtet. Als ich ihr vorschlug, sie sogleich beim Sozialamt einzureichen, fuhr meine Freundin erschrocken zurück und wedelte abwehrend mit den Händen. “Um Himmels Willen, nein! Das mach’ ich nicht! Nicht nach dem ganzen Terror mit diesen Leuten!” – “Aber du hast Anspruch darauf, dass dir diese Kosten erstattet werden. Und das werden sie bestimmt, denn sie sind nun wirklich nicht allzu hoch. – Willst du allen Ernstes, dass diese beiden (Selbstzensur) im Sozialamt demnächst die Korken knallen lassen und gepflegt abfeiern, weil sie es doch noch zuwege gebracht haben, dich fertig zu machen?” Das hat Bärbel dann zum Glück überzeugt…

… In der neuesten Entschuldigungs-Mail ihrer Sachbearbeiterin heisst es: “In der Bearbeitung Ihres Antrags auf Grundsicherung ist leider wirklich alles schief gegangen, was nur schief gehen konnte. Sie dürfen mir aber glauben, dass es meiner Kollegin und mir in keinster Weise auch nur eine Sekunde lang in den Sinn gekommen ist, Sie zu schikanieren oder Ihnen absichtlich Leistungen vorzuenthalten.” Nein, wirklich?…

… Eine kurze Zusammenfassung:…

  • Am 15.06.2022 hat Bärbel zum ersten Mal per Mail vergeblich Kontakt zu der für sie zuständigen Sachbearbeiterin im Sozialbürgerhaus München Mitte aufgenommen (nachdem ihr zuvor von augenscheinlich nicht grade kompetenten Mitarbeiter:Innen des Servicetelefons mehrmals Personen genannt wurden, die überhaupt nicht für sie zuständig waren). Meine Freundin hat im Laufe der nächsten neunundzwanzig Tage dreizehn Nachrichten auf dem Anrufbeantworter von Frau A. und deren Kollegin Frau J. hinterlassen, vier E-Mails und zwei Briefe mit der Bitte um Kontaktaufnahme per Einschreiben mit Rückantwort versandt. Erst am dreißigsten Tag meldete sich Frau J. per Mail – wahrscheinlich auch nur deshalb, weil Bärbel in ihrem zweiten Brief mit einer Beschwerde bei der Teamleitung gedroht hatte -, und zwar ziemlich unwirsch: Sie solle gefälligst Geduld haben, es gäbe Menschen, die schlechter dran wären als sie, und außerdem habe sie ja schließlich noch Geld (das erlaubte Schonvermögen von ca. 5.000 Euro).
  • Am 14.07.2022 hat Bärbel zusammen mit sämtlichen erforderlichen Unterlagen ihren Antrag auf Grundsicherung an Frau A. vom Sozialbürgerhaus München Mitte geschickt.
  • Am 17.08.2022 erhielt meine frühere Arbeitskollegin ein Schreiben von Frau A. mit der Aufforderung, einen neuen, beigefügten Antrag auszufüllen, denn der eingesandte sei angeblich nicht mehr gültig, und einige noch ausstehende Unterlagen mitzuschicken. Wir waren verblüfft, denn Bärbel hatte Mitte Juli sämtliche erforderliche Dokumente als Kopien eingereicht. Der neue Antrag unterschied sich – nur mal am Rande bemerkt -, von einigen winzigen Details in zwei oder drei Formulierungen abgesehen, nicht im Geringsten vom ersten. Was die nun von Frau A. angeforderten neuen Unterlagen anbelangte – das war schon fragwürdig:
  • 1. Die zweiten Seiten von Bärbels Kreditkarten-Abrechnungen der letzten drei Monate – meine Freundin hatte nur jeweils die ersten Seiten ihren Unterlagen beigefügt. Da stellt sich schon die Frage, was das eine Sachbearbeiterin im Sozialamt zu interessieren hat, wann, wo und wofür eine Kundin mit ihrer Kreditkarte bezahlt hat.
  • 2. Eine Kopie des Vertrages über einen Kleinkredit, den Bärbel bei ihrer Bank vor einigen Jahren abgeschlossen hat. Diese sollte angeblich als Bestätigung für die Höhe der monatlichen Raten dienen. Die Monatsrate lässt sich allerdings ganz leicht selbst bei einer flüchtigen Durchsicht der mit dem ersten Antrag eingesandten Kontoauszüge der vergangenen Monate hieb- und stichfest ermitteln! – Bärbel ist diesen dubiosen Anforderungen der Sachbearbeiterin nur deshalb (sehr widerwillig) nachgekommen, weil sie schlicht und ergreifend Angst davor hatte, mit einem Widerspruch die Bearbeitung ihres Antrags noch mehr zu verzögern.
  • Am 20.09.2022 erhielt Bärbel die Bewilligung ihres Antrags. Beim gründlichen Durchlesen traf sie dann nach anfänglicher Freude und Erleichterung fast der Schlag: Die Nachzahlungen von Juli bis einschließlich September und die Grundsicherung für Oktober 2022 sind an eine völlig falsche Kontonummer überwiesen worden. Und da sie sich bereits Mitte Juni per Mail und telefonisch beim Sozialamt gemeldet hatte, würde ihr zudem eigentlich korrekterweise ab Juni die Grundsicherung zustehen.
  • Am 21.09.2022 rief Frau A. vom Sozialbürgerhaus München Mitte bei Bärbel an, entschuldigte sich blumenreich und versicherte, bis spätestens Ende September sämtliche ausstehenden Gelder auf das richtige Konto zu überweisen.
  • Am 05.10.2022 wies Bärbel per Mail die Sachbearbeiterin darauf hin, dass bis dato lediglich die Grundsicherung für Oktober auf ihrem Konto eingegangen seien. Frau A. entschuldigte sich daraufhin wieder einmal sehr wortreich und versicherte, sie habe sämtliche Zahlungsanweisungen an die Stadtkasse München gleich am 21.09.2022 in die Wege geleitet. Bärbel platzte daraufhin der Kragen, sie sandte eine briefliche Beschwerde an die Teamleiterin von Frau A.
  • Die Beschwerde scheint gefruchtet zu haben. Am 07.10.2022 erhielt Bärbel eine Mail von Frau A, in der sie zugab, am 21.09.2022 die Zahlung für Oktober an die richtige Kontonummer angewiesen, dann aber “völlig versehentlich” die Nachzahlung von Juli bis einschließlich September erneut an die falsche Kontonummer getätigt zu haben. Zudem sei es bei der Überweisung der Nachzahlung zu “technischen Problemen” gekommen. Absolut unverständlich, warum man bei dergleichen die betreffende Kundin nicht zeitnah darüber informierte, und zudem am 05. Oktober noch quasi Stein und Bein beschwor, sämtliche Zahlungsanweisungen korrekt ausgeführt und an die Stadtkasse übermittelt zu haben. Zudem räumte Frau A. ein, dass ihr bei der Bewilligung von Bärbels Antrag auf Grundsicherung “Flüchtigkeitsfehler” unterlaufen seien, und meiner Freundin in der Tat schon seit dem Juni 2022 und nicht etwa erst seit Juli finanzielle Unterstützung zustehen würde.

… Nee, nee, Frau A. vom Sozialbürgerhaus München Mitte, jetzt mal so unter uns Pfarrerstöchtern – dass das alles nur versehentliche Pannen gewesen sein sollen, wie Sie in Ihrer in Auszügen oben zitierten E-Mail behaupten – das kauft Ihnen doch nur ein äußerst naiv gestricktes Gemüt ab. Nennen wir’s mal ganz deutlich beim Namen: Das war eine beinahe vier Monate lang andauernde Behördenschikane. Bärbel und ich geben Ihnen jetzt den ganz dringenden Rat, ab sofort zuverlässig, penibel genau und korrekt zu arbeiten. Denn obwohl Bärbel heute ein kurzes Stünderl lang mutlos war – sie ist mit ihrem Latein noch lange nicht am Ende und hat noch ein paar Pfeile in petto!…

… Warum sich solche schier unfassbare Geschichten immer wieder zutragen können? Weil das Interesse in der Bevölkerung und der Verantwortlichen in den hohen Positionen an diesen Schikanen seitens der Jobcenter und der Sozialbürgerhäuser ausgesprochen gering ist. Und weil viel zu viele Kund:Innen zu frustriert, furchtsam, entnervt und zu eingeschüchtert sind, um sich lautstark und öffentlich über die teilweise haaresträubend inkompetente, schikanöse und respektlose Behandlung zu beschweren, die ihnen zuteil wird. Den Verantwortlichen ist es meiner Meinung nach gar nicht mal so unrecht, dass durch derartige Vorkommnisse der Stadt/dem Staat Ausgaben erspart werden. Den Großteil der Mitmenschen tangiert dergleichen deshalb ziemlich peripher, weil sie der vor allem in den “Sozialen” Netzwerken fleißig kolportierten Mär Glauben schenken, Bezieher:Innen von Grundsicherung bzw. Bürgergeld seien allesamt faule Schmarotzer, die dem Staat nutzlos auf der Tasche liegen würden. Diese verleumderischen Falschbehauptungen werden auch stets aufs Neue geschürt, ohne dass sich nennenswerter Widerstand regt…

… Wenn Bedürftige berechtigte Ansprüche auf finanzielle Leistungen stellen, wendet man in den betreffenden Ämtern gerne diverse Zermürbungs- und Verzögerungstaktiken an – nicht immer, aber dennoch viel zu oft, um das Geschehen kommentarlos hinzunehmen. Solche Taktiken, die gelegentlich auch gesundheitliche und psychische Schädigungen der Antragsteller:Innen zur Folge haben, dienen meines Erachtens dazu, jene so weit zu frustrieren, dass sie entnervt und gedemütigt den Schwanz einziehen und sich entweder sagen “Lieber verschulde ich mich über beide Ohren,  oder vegetiere mit einer Handvoll Euro pro Monat dahin, oder bettle auf der Straße, bevor ich mir dieses Theater weiter antue!” oder aber sich mit weniger Leistungen zufrieden geben, als ihnen von Rechts wegen zustehen. Der von den Jobcentern und Sozialämtern in der Regel verwendete Begriff “Kunde” wirkt bestimmt nicht nur auf mich ziemlich scheinheilig. “Häufig höchst unwillkommene Bittsteller:Innen” – das wäre wohl eine weitaus ehrlichere Bezeichnung seitens der Ämter für all jene Geringverdiener:Innen, Rentner:Innen, Arbeitssuchende und Schwerbehinderte, die sich erdreisten, Hilfe und monetäre Unterstützung zu beantragen…

 


4 Antworten zu “Beinahe hätten es die Damen J. und A. …”

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