… Langsam ließ ich mich durch das farbenprächtige Geschehen Richtung Hauptburg treiben. Des unbeständigen Wetters wegen – immer wieder gab es Regenschauer, die aber zum Glück stets nur von kurzer Dauer waren – hielten sich die Besucherscharen in Grenzen, so dass ich völlig ungehindert dahin schlendern und fotografieren konnte…
… Unweit der wuchtigen Mauern der Dürnitz, der Hauptburg, hatte man eine große Bühne aufgebaut, mit ihren übermannshohen Lautsprechertürmen, Mikrophonen und Verstärkern so gar nicht authentisch mittelalterlich. 😉 Vier wackere Mannen namens Furunkulus unterhielten die Menge, die sich im nahen Biergarten niedergelassen hatte, und eine junge Bauchtänzerin schwebte selbstvergessen im rauen Reigen der intonierten Weisen dahin…
… Feldlager im breiten und tiefen Burggraben…
… Von ferne konnte ich ganz schwach die Trommeln der Landsknechte hören, die den Zug des bayerischen Herzogs begleiteten. Es war an der Zeit für mich, mir in der Hauptburg, am besten am großen Tor jenseits der Brücke, ein gutes Plätzchen zum Beobachten und Fotografieren zu suchen…
… gab es zwischen dem südostbayerischen Städtchen Laufen und dem österreichischen Nachbarort Oberndorf, der sich bis Ende des 19. Jahrhunderts etwa einen halben Kilometer nördlicher befunden hatte als heutzutage, einen hölzernen Steg über die Salzach. Im Laufe der Zeit wurde dieser immer wieder von teils sehr schweren Fluten zerstört. Nach einem verheerenden Hochwasser von noch nie dagewesenem Ausmaß legte man sämtliche bisherigen Pläne für eine neue Holzbrücke ad acta und entschied sich dazu, im Osten Laufens eine höchst stabile Konstruktion aus Stein und Stahl zu errichten, sowie den Ortskern von Oberndorf um ca. 600 Meter südlich auf höheres Gelände zu verlegen. Die Bauarbeiten begannen im Dezember 1901, im Mai 1903 wurde die Brücke, ein gemeinsames Werk der K.-u.-K.-Monarchie Österreich und dem Königreich Bayern, dem Verkehr übergeben…
… In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges drohte ein Oberndorfer SS-Oberleutnant, das Bauwerk in die Luft zu sprengen, die wunderschöne Konstruktion war bereits vermint worden. Zum Glück gelang es einigen mutigen Oberndorfer und Laufener Bürgern, quasi in letzter Sekunde die Sprengsätze zu entschärfen…
… Was wäre es schade um dieses architektonische und ingenieurstechnische Meisterwerk gewesen! Von 2005 bis 2007 wurde die Laufener Salzachbrücke gründlich renoviert. Sie steht sowohl in Österreich als auch in Bayern unter Denkmalschutz und gilt zu Recht als eine der schönsten Brücken Mitteleuropas…
… Von der noblen Salzachbrücke aus hat man einen schönen Blick auf die Berge des Salzburger und Berchtesgadener Landes…
… Nachdem ich eine geraume Weile auf der Salzachbrücke verbracht hatte, wandte ich mich nach links und spazierte etwa einen halben Kilometer auf dem Damm entlang, der zum Schutze Oberndorfs vor Überflutungen längs der Salzach errichtet worden war. Bei meinem Ausflug kurz nach den Weihnachtsfeiertagen wollte ich mir nebst der Laufener Barockkrippe und der Salzachbrücke noch eine weitere Sehenswürdigkeit ansehen…
… Inmitten des einstigen Oberndorfer Ortskerns, mittlerweile zu einer Art Schaudorf für Touristen aus aller Welt gestaltet, steht auf einem kleinen künstlichen Hügel eine Kapelle. Sie nimmt den Platz der ehemaligen Oberndorfer Kirche St. Nikolai ein, die beim Hochwasser 1899 unrettbar beschädigt worden war und abgerissen werden musste. Just in jener Kirche erklang 1818 zum allerersten Mal das berühmteste Weihnachtslied der Welt “Stille Nacht, Heilige Nacht”, ein durch den Lehrer Franz Xaver Gruber vertontes Gedicht des jungen Hilfspfarrers Joseph Mohr, dargebracht auf der Gitarre, und als Notlösung gedacht, da die Kirchenorgel defekt gewesen war. Nachdem eine fahrende Tiroler Händlerfamilie, die Geschwister Strasser, das Lied während einer Leipziger Christmette vorgetragen hatte, begann dessen bahnbrechende weltweite Verbreitung…
… Links Josef Mohr, rechts Franz Xaver Gruber…
… Ich warf in der Abenddämmerung einen letzten Blick zurück auf Laufen, und begab mich dann zum winzig kleinen Oberndorfer Bahnhof, um mich in einem Züglein der Regionalbahn gemütlich nach Salzburg schaukeln zu lassen…
… schmiegt sich an der Grenze zu Österreich auf einer recht schmalen Halbinsel in eine kühne Schleife des Flusses Salzach. Der Ortsname hat übrigens nichts mit der Gangart zu tun, sondern ist auf das altdeutsche Wort “loufa” für Stromschnelle zurück zu führen…
… Urkundlich wird Laufen das erste Mal ca. 750 A. D. erwähnt, besiedelt war die Salzachhalbinsel allerdings bereits zu Zeiten der Kelten und Römer. Kaiser Ludwig der Bayer – eine überaus interessante Persönlichkeit, er regierte das Heilige Römische Reich Deutscher Nation von 1328 bis zu seinem Tode 1347 – hatte seinerzeit angeordnet, dass das Salz, welches in Hallein gefördert wurde, nur mehr auf der Salzach transportiert werden durfte. Nahe Laufen ragte ein großer, ausgesprochen hinderlicher Felsen, Nocken genannt, in den Fluss, die Fracht musste von Land aus vorsichtig durch die Stromschnellen bugsiert und häufig auch von kleinere auf größere Plätten – kiellose und kastenförmige Arbeitsschiffe, die vor allem im Alpen-Donau-Raum Anwendung fanden – umgeladen werden. Von den erhobenen Zöllen, den Erträgen aus Übernachtungen sowie dem Schiffbau profitierten die Laufener natürlich sehr…
… Die Stadt gehörte ursprünglich zum Salzburggau des Herzogtums Baiern, der sich nach und nach vom Mutterland ablöste und ab 1328 als eigenständiger Staat firmierte. Den lästigen Nocken sprengte man gegen Ende des 18. Jahrhunderts. 1816 wurde Laufen samt dem sogenannten Rupertiwinkel Bayern zugeschlagen und Grenzstadt. Nach dem Bau der Eisenbahn Mitte des 19. Jahrhunderts kam der Salztransport auf der Salzach zum Erliegen. Das einstmals so florierende Städtchen fiel danach leider ziemlich der Bedeutungslosigkeit anheim…
… Dominiert wird die kleine, gut erhaltene historische Altstadt Laufens von der wuchtigen Stiftskirche, die als die älteste gotische Hallenkirche Bayerns gilt. Im kreuzgangähnlichen Bogengang, der an drei Seiten das Gotteshaus umschließt, hat man ab dem 15. Jahrhundert wohlhabende verstorbene Laufener BürgerInnen zur letzten Ruhe gebettet…
… Laufen liegt in einer sogenannten Kulturlandschaft im südöstlichsten Teil Bayerns, welche dem ersten Salzburger Bischof, dem Heiligen Rupert zu Ehren der Rupertiwinkel genannt wird. Rupert – er lebte von ca. 650 bis 718 A. D. – ist der Schutzpatron des Salzbergbaus und der Hunde. Der Legende nach soll er die nach einem Raubzug der Hunnen verwüsteten Solequellen im nahen Bad Reichenhall durch einen Schlag mit seinem Bischofsstab gegen einen Felsen wiederentdeckt haben…
… Der berühmteste Sohn Laufens war ohne Zweifel der im Jahr 1654 geborene Kaiserliche Hofmaler Johann Michael Rottmayr, Baron von Rosenbrunn. Er galt als einer der ersten Barockmaler. Wahrscheinlich wurde sein Talent bereits in der Kindheit von seiner Mutter gefördert. Um 1675 ging er nach Venedig, um seine Kunst zu vervollkommnen. Ab 1695 lebte er am Kaiserlichen Hof in Wien, wo er bis zu seinem Tode im Jahr 1730 überaus erfolgreich wirkte…
… Eine der schönsten Brücken Deutschlands wurde von 1896 bis 1903 zwischen Laufen und dem österreichischen Nachbarort Oberndorf errichtet, nachdem immer wieder verheerende Hochwasser der Salzach den alten hölzernen Steg zerstört hatten. Doch davon erzähle ich ein andermal…
… Den Mittelpunkt der einstigen Salzhandelstadt Laufen, auf einer Halbinsel gelegen, die von einer engen Schleife der Salzach umrahmt wird, bildet die spätgotische, wuchtige Stiftskirche. Dort wird Jahr für Jahr eine wunderschöne und höchst bemerkenswerte Weihnachtskrippe zur Schau gestellt. Sie wurde im Jahr 1628 das erste Mal urkundlich erwähnt, und soll aus ungefähr einhundert Figuren bestanden haben, die ca. 80 cm groß waren und über bewegliche Arme und Beine verfügten. Sie waren von den namhaftesten Holzschnitzer und Bildhauer der damaligen Zeit geschaffen worden, und wirkten auf eine sehr fesselnde und berührende Weise lebendig…
… In den Wirren während und nach der Säkularisation gegen Ende des 18., Anfang des 19. Jahrhunderts legte man lange Zeit keinen Wert mehr auf die Darstellung der Geburt Christi, die Krippe wurde eingemottet und gegen 1900 verkauft, so hieß es, aber an wen, das konnte niemand sagen, und das ist auch nirgendwo festgehalten worden. Gewiss war nur, dass die zentrale Figur der Laufener Krippe, der Jackl mit seinen beiden Gesichtern, dem lachenden und dem weinenden, als Dauerleihgabe im Bayerischen Nationalmuseum landete…
… Anfang der achtziger Jahre entdeckten Pfadfinder und der Mesner der Stiftskirche auf einem Dachboden eine Kiste mit teils sehr stark beschädigten hölzernen Köpfen, Leibern, Armen und Beinen, ohne jeden Zweifel die Überbleibsel des berühmten Kripperls. Man beschloss, die Figuren in jahrelanger sorgfältiger und liebevoller Kleinarbeit zu restaurieren, zu ergänzen, und zu neuem Leben zu erwecken…
… Der Krippenjackl, eine Art Putto, bäuerlich gekleidet, mit zwei Köpfen, einem lachenden und einem weinenden. Vom Heilig Abend an bis zum 27. Dezember hat er das vor Freude lachende Gesicht, und dann das vor Entsetzen über die Ermordung der vielen kleinen Kinder durch König Herodes weinende…
… Immer wieder werden die historischen Darstellungen auch durch neue ergänzt, heuer z. B. hat man anlässlich des zweihundertjährigen Jubiläums von “Stille Nacht, heilige Nacht” deren Schöpfer, Josef Mohr und Franz Xaver Gruber, die im benachbarten Oberndorf gelebt hatten, verewigt…
… Auch der berühmteste und genialste Laufener Bürger, der Kaiserliche Hofmaler Johann Michael Rottmayr, Baron von Rosenbrunn (1656 – 1730), ist zu finden, natürlich mit Farbpalette und Pinsel dargestellt, und in einen gar feinen Rock gekleidet…
… Und wenn ich mich nicht sehr irre, dann ist das hier der Anton Adner, der weit über die Grenzen des Berchtesgadener Landes hinaus bekannte Kraxenträger…
… Wunderschön sind die handgearbeiteten, teils sehr kostbaren, ungemein detailreichen Kostüme, die barocken Laufener Scheffleut- und Bürgertrachten, die Musikinstrumente, Werkzeuge etc. Und die Gesichter wirken so lebendig, so vielschichtig und individuell. Es bereitet ganz große Freude, diese Krippe zu betrachten und auf sich wirken zu lassen…
… Ihr wisst ja, wenn ihr euch ein Bild genauer ansehen wollt, dann braucht ihr nur darauf zu klicken… 😉
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