… Es war einmal eine beinahe taghelle Mondnacht, in welcher der Schlaf mich mied. Was auch immer ich versuchte, um mich ins ersehnte Land der Träume zu mogeln, es misslang. Und wann immer ich endlich, endlich vermeinte, schwer vor Schlaftrunkenheit die Pforte dorthin zu passieren, gröhlten entweder draußen auf der Straße Nachtschwärmer, oder meine Mieze turnte wieder einmal über mich hinweg. Schloss ich das Fenster, war es binnen kurzem zu stickig, öffnete ich es, raubte mir der unzeitige Lärm die Ruhe…
… Im Morgengrauen gab ich mich geschlagen und stand auf. Ich bandagierte sehr gewissenhaft und sorgfältig mein Sprunggelenk, packte den Rucksack mit Kamera, Thermoskanne voll heißem Tee, einer deftigen Brotzeit und ein paar Kosmetika, falls es mich irgendwo zum Übernachten gelüsten würde, und zog los Richtung Bahnhof…
… Mit einem sehr frühen Zug gondelte ich durch das morgendlich frische Alpenvorland. Als ich nach sanften und ausladenden Kehren durch Wein- und Obstgärten oberhalb von Bad Schachen einen ersten, heiß ersehnten Blick auf meine Seelenheimat warf, fühlte ich mich so zufrieden, glücklich und ausgeglichen wie seit langem nicht mehr…
… Ich stieg in Lindau in das Regionalbähnle um, welches mich nach Friedrichshafen brachte, und dort in den Zug nach Schaffhausen. Denn ich hatte vor, von dort aus die Fahrt per Schiff den Hochrhein entlang über den Untersee genannten Teil des Bodensees bis nach Konstanz zu unternehmen…
… Bei Singen grüßte mich auf ihrem steil aufragenden Tafelberg thronend, dem sogenannten Schlotpfropfen eines urzeitlichen Vulkans, die Festung Hohentwiel. Nur wenige Minuten später war Schaffhausen erreicht. Leider hatte ich nur wenig Zeit, mich in diesem Städtchen umzutun, da ich alsbald zur Anlegestelle wollte, um auf dem Dampfer einen möglichst guten Sitzplatz zu ergattern. Schaffhausen hat mich allerdings mit Sicherheit nicht zum letzten Mal gesehen – und das nächste Mal werde ich dort einen ausgiebigen Rundgang machen!…
… Ich bekam ohne Mühe einen herrlichen Platz direkt vorne am Bug, von dort aus konnte ich fotografieren, ohne mich groß bewegen zu müssen. Kaum hatte ich meine lang ersehnte Brotzeit beendet, ertönte auch schon das Schiffshorn, und wir legten ab und glitten den Rhein hoch…