… Während die Themse-Fähre noch auf Fahrgäste wartete, überzog sich der frühmorgens so klare, tiefblaue Himmel zusehends. Von Osten her wurde es wolkig und dunstig. Schade, aber wenigstens würde es bis in die Abendstunden nicht regnen – so hatte es zumindest die BBC-Wettervorhersage angekündigt…
… Endlich legten wir ab und nahmen Kurs auf Greenwich…

… St. Paul’s Cathedral, als wir die Millenium Bridge passierten, die von den Londonern auch scherzhaft Wobbly Bridge (Wackelbrücke) genannt wird. Der Baubeginn war im Juli 1998, am 10. Juni 2000 wurde sie eröffnet – und zwei Tage später musste sie aufgrund heftiger und unkontrollierter Schwankungen bereits wieder für den Publikumsverkehr geschlossen werden. Umfangreiche Tests ergaben, dass die Passanten durch ihr unbewusstes Gehverhalten die Eigenfrequenz der Brücke bei Querschwingungen verstärken würden. In den folgenden zwei Jahren wurde ein spezielles Dämpfungssystem installiert. Man kann jetzt so gut wie völlig „beschwerdefrei“ die Themse überqueren, der Spitzname allerdings blieb dem Bauwerk erhalten…

… Der Londoner Hafen erstreckte sich in früheren Zeiten von der Themsemündung bis in die Innenstadt. Mit der Erfindung und dem Bau großer Containerschiffe nahm die Bedeutung der flussaufwärts gelegenen Hafenbecken ab den sechziger Jahren stetig ab, der Güterverkehr zog sich mehr und mehr in die mündungsnahen Gebiete des Flusses zurück, nach Purfleet, Thurrock und Tilburry, Greenwich, Silverton, Barking, Dagenham und Erith. Die weitläufigen Speicheranlagen, Warenhäuser und Werften in London wurden aufgegeben und verfielen über lange Jahre. Dann setzte eine Trendwende ein, man wandelte die alten Gemäuer in exklusive Hotels und Wohnanlagen um. Mittlerweile ist es „mega in“, am Flussufer zu residieren, Apartements und größere Wohneinheiten werden für geradezu horrende Preise feilgeboten…

… Auf dem ehemals als zwielichtig, dubios und schäbig verschrienen, am Südufer der Themse liegenden Stadtteil Southwark entstanden teilweise futuristisch anmutende, architektonisch wagemutige Neubauten, so auch der mit ca. 11.000 Scheiben komplett verglaste, 310 Meter messende The Shard (die Glasscherbe), ein faszinierendes Bauwerk, das bis 2020 der höchste Wolkenkratzer der EU war. – Eigentlich hatte ich ja geplant, dort auf die Aussichtsplattform zu fahren, doch unser Bootsführer riet davon ab, seiner Meinung nach wären die 35 Pfund Eintritt völlig überteuert, den besten und weitaus günstigeren Ausblick auf London hätte man vom Skygarden des „Walkie Talkie“ genannten Wolkenkratzer 20 Fenchurch Street aus…

… Genau gegenüber befindet sich The Tower of London, eine der berühmtesten Festungen der Welt, errichtet im Jahr 1086 von William The Conquerer. Im Laufe der Zeit diente er als Waffenkammer, Zoo, Schatzkammer, Gefängnis und Königspalast. Lange Zeit war der Tower bei den Engländern höchst unbeliebt, er galt als Symbol der Unterdrückung. Zahlreiche Enthauptungen fanden dort statt, Menschen, die in Ungnade fielen, wurden oft lebenslang eingekerkert…
… Viele Legenden wurden dereinst um den Tower gesponnen. Die bekannteste ist jene, dass England dem Untergang geweiht sei, sobald die sechs Raben, die in der Festung ihr Zuhause haben, diese verlassen würden. Deshalb befinden sich nach wie vor mindestens sechs pechschwarze Raben auf dem Gelände des Towers, die von den pittoresken Wachen, Beefeaters genannt, sorgsam gehegt und gepflegt werden..

… Die hochragenden modernen Türme der City of London. Links im Bild das oben erwähnte „Walkie Talkie“…

Die Tower Bridge wurde von 1886 bis 1894 errichtet, und sie ist laut Auskunft des Bootsführers mit Abstand das am meisten fotografierte Objekt in London. Ihre Länge misst 244 Meter, die beiden Brückentürme sind 65 Meter hoch, die Fahrbahn befindet sich neun Meter über der Themse, die beiden Fußgängerstege 43 Meter. Die Tower Bridge wurde als Klappbrücke konstruiert, die sogenannten Baskülen sind nach wie vor in Betrieb, sie werden durch ein hydraulisches System bewegt, das lange Zeit mit Wasserdruck und mittels zweier Kolbendruck-Dampfmaschinen betrieben wurde…

… Viele interessante Gebäude passierten wir im Laufe der etwa eine dreiviertel Stunde dauernden Fahrt von der Westminster Bridge nach Greenwich, sie alle zu erwähnen, würde den Rahmen meines Blogs sprengen. Der Bootsführer war ein guter Erzähler und Erklärer, er servierte uns eine Vielzahl Geschichten und Anekdoten. Unter anderem wusste er auch sehr gut Bescheid, welcher Promi wo am Themseufer wohnt bzw. dort gelebt hat. Cher zum Beispiel, die hatte sich in einem der umgebauten Werftgebäuden ein schickes Loft gekauft, dieses aber nach knapp zwei Jahren wieder abgestoßen, weil ihr permanent unzählige Fans auflauerten, wenn sie dort zu weilen pflegte…
… In dem schicken Haus mit der orangegelben Plastikfigur soll übrigens Michael Gambon wohnen, der Darsteller von Professor Albus Dumbledore in den Teilen drei bis sechs der Harry Potter Verfilmungen…

… Auf dem ehemaligen Gelände der Canary Wharf, so genannt, weil früher in dem einstigen Komplex aus Lagerhäusern der Handel mit den kanarischen Inseln abgewickelt wurde, ist nach einer langen Zeit des Niedergangs und der Verwahrlosung in den letzten Jahrzehnten ein von Hochhäusern geprägtes Wirtschaftszentrum entstanden, das der City of London allmählich ernsthafte Konkurrenz macht. Viele namhafte Unternehmen haben sich hier niedergelassen – Credit Suisse, Citigroup, Morgan Stanley, Bank of America, Texaco, um nur einige zu nennen. Auch große Medienkonzerne sind mittlerweile hier zu finden, und nicht mehr in der Fleet Street. Auch Canary Wharf zählt zu den teuersten und exklusivsten Gegenden Londons…

… Die Fähre folgte einer Flußbiegung – und dann war das Ziel erreicht: Greenwich, das einstige Zentrum der britischen Marine…

… Die virtuelle Tour durch Greenwich erfolgt demnächst. Stay tuned!… 😉
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… Ich wünsche euch einen schönen und geruhsamen Samstag. Habt es fein, seid gut zu euch und zu euren Lieben, und bleibt bzw. werdet gesund!…