… Um das ungemein prachtvolle, vielschichtige, aufwändige Interieur der Antonius-Basilika richtig zu ergründen, müsste man etliche Tage dort zubringen. Es gibt ungezählte Seitenaltäre und Nischen, an vielen Stellen schier überbordenden Zierrat, mannigfaltige Gemälde und Ausschmückungen. Von der Romanik bis zum Barock und Rokoko sind sämtliche Stilrichtungen vertreten, harmonieren aber auf ganz wunderbare Weise miteinander, so ist zumindest mein Eindruck…
… Bevor ich zur Kamera griff, habe ich lange nach einem Fotografieren-Verboten-Schild gesucht, und keines gefunden, dafür aber sehr viele Mitmenschen gesehen, die mit Kameras und Handys im Anschlag unterwegs waren. Ich habe beim Knipsen darauf geachtet, dezent zugange zu sein, habe mir dann aber beim Ablichten des Grabes des Heiligen doch den Zorn eines dort Wache stehenden Paters zugezogen. Das war keinesfalls von mir beabsichtigt, und tut mir wirklich leid. Sollte jemand von den Verantwortlichen zufällig hier lesen, und der deutschen Sprache mächtig sein: Eine Hinweistafel wäre schon von Vorteil…
… In Padua ist nicht nur eine der ältesten Universitäten Europas (gegründet 1222) beheimatet, sondern auch die Basilika mit dem Grab des heiligen Antonius, erbaut um 1232. Das Gotteshaus im romanisch-gotischen Stil beeindruckt durch seine Größe, wirkt aber dank insgesamt acht Kuppeln in diversen Größen, sowie vier Türme und der mit Säulen, Bögen und einer gotischen Fensterrose gegliederten Front keinesfalls wuchtig…
… Rechts der Kirche befinden sich einige Kreuzgänge – Oasen der Ruhe, der inneren Einkehr und des Friedens…
… am frühen Freitag Abend im Hotel eingecheckt – „Al Prato“, direkt am Prato della Valle gelegen, modern eingerichtet, aber hell und gemütlich, sehr sauber, richtig freundliches und zuvorkommendes Personal, ausgesprochen vielseitig bestücktes Frühstücks-Bufett – trieb es mich trotz ziemlich frischer Temperaturen wieder hinaus. Ich musste unbedingt eine Runde über den Prato della Valle drehen, einen der größten Plätze Europas, und sozusagen Padua’s Wohnzimmer…
… Dass ich mich dabei in diese Stadt verliebt habe, ist, so denke ich, durchaus nachzuvollziehen… 😉
… in den ersten Urlaubstag gewesen. Zwar hatte ich in der Nacht zuvor nur sehr wenig geschlafen – in der Nachbarschaft hatte es einen Großbrand gegeben, der zum Glück außer zwei leichten Rauchvergiftungen keine Personenschäden gefordert hatte, und mich hatte wie immer das Reisefieber gepackt. Doch vom Aufstehen über die Busfahrt zum Flughafen bis zum Einchecken am Automaten klappte alles nahezu perfekt, wie am Schnürchen, wie geplant und ungezählte Male durchdacht…
… Doch dann war der Wurm drin: Der Flug mit Air Dolomiti von München nach Bologna hatte eine halbe Stunde Verspätung. Aufgrund dessen erwischte ich meinen Zug nach Padua nicht mehr. Einfach in den nächsten Anschlusszug hüpfen ist in Italien nicht drin, da muss man einen festen Platz reservieren, wenn man mit der Bahn reisen will. Nach einem nicht ganz einfachen Procedere des Umbuchens musste ich in Bologna zweieinhalb Stunden auf meine Verbindung nach Padua warten…
… Ich nahm’s mit Humor, und widmete mich dem, was mir zu jeder Zeit enorm viel Spaß macht: Leute beobachten. Doch ständig war da ein leichtes Mahnen in meinem Hinterkopf, und dämpfte meine Freude: Bologna, Bologna… Endlich, nach einer geraumen Weile, machte es „Klick!“: Am 2. August 1980 detonierte im völlig überfüllten Wartesaal des Bahnhofs von Bologna eine Bombe. Sie tötete 85 Menschen, und verwundete über 200 weitere Personen…
… Aus einem Mauerfragment des damaligen Wartesaals hat man in dessen Neubau eine Gedenktafel für die Opfer angefertigt. An der östlichen Stirnwand hängt eine alte Aufnahme des Bahnhofs, in der nach wie vor die Furchen der enormen Detonation zu sehen sind…
… Mein Pech schien kein Ende zu nehmen – der Hochgeschwindigkeitszug nach Padua hatte eine Viertelstunde Verspätung. Doch endlich glitt er elegant heran, der FrecceRosso, auf die Fahrt mit diesem technischen Wunderwerk habe ich mich einige Monate lang schon sehr gefreut. Und als ich dann eine gute Stunde später im Fond eines Taxis Richtung Hotel rauschte, und zum ersten Mal den wunderschönen Prato della Valle, eines der größten Plätze Europas, in Padua’s historischer Altstadt sah, war ganz flugs alles Ungemach vergessen…
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… Die Uhr über dem Wartesaal des Bahnhofs von Bologna blieb schwer beschädigt genau zum Zeitpunkt des Bombenanschlags stehen. Sie wurde nicht wieder instand gesetzt…
… im Kaisersaal und Vierschimmelsaal der Münchner Residenz wurden heute Vormittag die letzten Vorbereitungen für die am Abend statt findende Kriegstreiber-Fete getroffen…
… Nicht nur mich bewegten an diesem heutigen Tag wie schon etliche Jahre zuvor einige Fragen: Warum muss man eine solche Sicherheitskonferenz, an der sehr viele sehr wichtige Größen der internationalen Politikszene teilnehmen, unbedingt im Zentrum einer Großstadt mit ca. 1,5 Millionen Einwohnern abhalten, und ein ganzes Wochenende lang das Leben der Menschen dort behindern, von Absperrungen und einer geradezu irrwitzig anmutenden Polizeipräsenz angefangen bis hin zu Störungen im Nahverkehr? Warum trifft man sich nicht irgendwo auf einer kleinen, abgelegenen Insel? Wäre ein Eiland nicht weitaus besser und leichter gegen pöse Puben abzusichern, und würde eine SiKo dort nicht viel preiswerter kommen?… Jedes Jahr kostet uns Steuerzahler der ganze Kriegstreiber-Rummel Hunderttausende Euronen – was könnte man mit diesem Geld Schönes und Sinnvolles anfangen…
… Warum müssen die Leutchen in der Residenz, vor allem die Vorgesetzten, aber auch so manche altgediente Kollegität, an diesem Tag noch kopfloser, „ferngesteuerter“ und planloser agieren als ohnehin schon? Müsste es nicht eher so sein, dass man als quais alter Hase, der in vielen Jahren bereits sehr viele SiKos über die Bühne gebracht hat, erfahren und besonnen agiert, genau weiß, was man zu tun hat, und sich nach Kräften darum bemüht, seinen Mitarbeitern/innen Ruhe zu vermitteln?…
… Draußen
… vor der Residenz zog am Nachmittag dann eine Demo einher, in deren Reihen ich mich an diesem Tag nach dem verfrühten Feierabend weitaus wohler fühlte als im Schloss…
… am westlichen Ende der sogenannten Reichen Zimmer zählt zu den kleinsten Räumen der Münchner Residenz. Nichtsdestotrotz ist seine Restaurierung die langwierigste und auch aufwendigste gewesen. Ein speziell ausgebildeter Holzschnitzer benötigte sage und schreibe fünfzehn Jahre für die Wiederherstellung der vergoldeten und überaus üppig und fein verzierten Bilderrahmen. Als man in den Kriegswirren 1943/44 vor Einsetzen der furchtbaren Bombenangriffe auf München versuchte, wenigstens die Miniaturen zu retten, ist man wohl nicht unbedingt glimpflich mit den Einfassungen umgegangen. Die kleinen Kunstwerke wurden übrigens in den Jahren 1733 bis 1735 mit hauchfeinen Einhaarpinseln und Spezialfarben auf Porzellankacheln gemalt…
… Das größte Kopfzerbrechen bereitete den Restauratoren/innen der Bayerischen Schlösserverwaltung so um das Jahr 2000 allerdings der leuchtendrote Untergrund der Wände. Dank modernster Technik fand man relativ schnell heraus, dass jede der unter der Leitung des genialen Hofarchitekten Francois Cuvilliés aufgebrachten sechzehn Lackschichten eine andere Zusammensetzung, einen von Schicht zu Schicht größeren Anteil an Zinnoberrot aufwies. Allerdings fand man im ganzen Raum keinen einzigen Pinselstrich. Die Handwerksmeister des 18. Jahrhunderts mussten die Farbe aufgesprüht haben – und bis zum heutigen Tage ist es ein ungelöstes Rätsel, wie sie dies wohl zustande gebracht haben mochten…
… Mein absoluter Lieblingsführer hat dies vor kurzem geschildert, und damit wieder eine meiner immer noch zahlreichen Wissenslücken geschlossen. Er kann so fesselnd und lebendig und mit einem so ungemein überragenden Wissen von den längst vergangenen Tagen der bayerischen Herzöge, Kurfürsten und Könige erzählen, dass ich jedesmal, wenn ich seiner ansichtig werde, am liebsten alles stehen und liegen lassen und ihm mit ganz weit aufgesperrten Ohren folgen würde…
… Wenn sich das Museum langsam leert, die Räume nach und nach geschlossen und die Lichter gelöscht werden, dann wirkt es im stillen Halbdunkel manchmal so, als würde das Miniaturenkabinett rot glühen…
… Anstelle der heutigen Klostergebäude samt wunderschöner Barockkirche, der größten Klosterbrauerei Deutschlands, sowie einem gut florierenden Agrarbetrieb stand bis Mitte des 15. Jahrhunderts die Burg der Grafen Andechs, deren Geschlecht 1248 ausstarb. Herzog Albrecht III. gründete 1455 auf der Anhöhe, von welcher aus man einen schier atemberaubenden Blick weit über das Voralpenland hat, ein Benediktinerkloster, um dort einen bedeutenden, 1388 wieder gefundenen, Reliquienschatz aufzunehmen…
… Andechs ist neben Altötting der zweitgrößte Wallfahrtsort Bayerns. Doch man pilgert nicht nur wegen des seelischen Wohls auf den Heiligen Berg Bayerns, sondern auch wegen des enorm süffigen, tiefdunklen und höchst wirkungsvollen Starkbiers, und der schmackhaften Kost, die man den Besuchern/innen kredenzt…
… Mich zog es am frühen Sonntag Nachmittag allerdings zunächst einmal auf den von der inzwischen ungewohnt milden Wintersonne beschienenen Wanderweg, der ca. drei Kilometer lang über die sanft gewellte Hochfläche östlich des Klosters führt…
… Der ausgedehnte Spaziergang hat in mehrerlei Hinsicht gut getan. Es war eine Wohltat, wieder einmal mithilfe der Wanderstecken zügig ausschreiten zu können. Während ich so dahin spazierte, träumte ich bereits ein wenig von schönen und ausgedehnten Touren, die ich mir für die warmen Jahreszeiten vorgenommen habe…
… Für einen Einkehrschwung ins Kloster fehlte mir nach meiner Rückkehr leider die Zeit – ich hatte zu viele ausgedehnte Päuschen zum Schauen und Fotografieren eingelegt. Die Sonne stand schon tief, als ich wieder an der Bushaltestelle war, und es zog mich zurück zum See, um dort noch ein Weilchen die Abendstimmung zu genießen – was daraus geworden ist, habe ich euch ja gestern gezeigt…
… In fast 1.800 Metern Höhe war es erstaunlicherweise um einige Grad wärmer als unten im nebelverhangenen Tal. Klar war die Luft, die Fernsicht ungetrübt. Der Schnee war fest, trocken und knirschte beim Gehen unter meinen Füßen. Wohlgemut machte ich mich mithilfe der Wanderstecken auf den Weg zum Gipfel des Salzburger Hochthrons. Ich genoss das Dahinschreiten, legte immer wieder kleine Fotopausen ein, völlig überwältigt von den An- und Ausblicken, die sich boten. Kurz vor dem Gipfel hinderte mich aber eine ungemein abschüssige Senke am Weitergehen, so dass ich umkehrte, und mich mit dem Besuch des niedrigeren, aber sehr einfach zu erreichenden, Geierecks zufrieden gab…
… Blick über die zerklüftete Hochfläche des Untersbergs, im Hintergrund der Bildmitte ist der Wilde Kaiser zu sehen…
… Der kleine Gipfel des Geierecks, links darunter die Hochalm. Einen Einkehrschwung habe ich mir allerdings versagt, da ich einen solchen für später beim „Sporer“ in der Getreidegasse eingeplant hatte… 😉
… Rechts im Bild ragen die Bad Reichenhaller Hausberge Staufen und Zwiesel aus den Wolken…
… Ein Tourengeher hat seine Spur im pulvrigen Tiefschnee zurück gelassen…
… Nach etwa zweieinhalb Stunden Fahrt mit Zug und Bus musste ich erneut umsteigen – in eine Seilbahn-Gondel. Bevor ich mein Ticket erstand, fragte ich den netten Mann an der Kasse: „Und? Wie ist die Sicht oben?“ Er antwortete mir mit einem wunderschönen strahlenden Lächeln: „Oh, gut. Ich verspreche Ihnen, dass Sie nicht enttäuscht sein werden.“…
… Lautlos, mit leichtem Schaukeln, setzte sich die geräumige Kabine in Bewegung. Außer mir befand sich lediglich eine kleine Gruppe Skifahrer/innen an Bord. Nach wenigen Metern schon waren wir von einer schier undurchdringlichen Nebelmasse umgeben. Seltsam unwirklich fühlte sich unsere Fahrt an, als wären wir fern von Raum und Zeit…
… Und dann – von jetzt auf gleich – hatten wir das bauschige Wolkenmeer hinter uns gelassen. Über uns wölbte sich ein wundervoller, klarer, tiefblauer Winterhimmel, und die Berggipfel ringsum schienen in der sanft strudelnden, weißlichen Masse unter uns zu schweben…
… Wie die Rücken urzeitlicher Riesenfische ragen die Salzburger Hausberge aus der Nebelgischt…
… Die tief verschneite Toni-Lenz-Hütte unterhalb der Schellenberger Eishöhle…
… Die Berge meiner Heimat in winterlicher Pracht…
… Die markante Pyramide der Schönfeldspitze…
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