… In den meisten Räumen der Münchner Residenz ist’s zur Zeit richtig frisch, gar ungemütlich kalt. Im Geweihgang, der seinen Namen von den vielen, dort zur Schau gestellten Jagdtrophäen der Wittelsbacher hat, herrschen zur Zeit sogar in etwa die gleichen Innen- wie Außentemperaturen. Ich als großes Kind habe mich sehr darüber gefreut, auch wenn wir allesamt zur Zeit dick und in vielen Schichten Winterklamotten eingemummelt unsere Arbeit verrichten müssen, und vor Dienstantritt eine Weile damit verbracht, verträumt die wunderschönen, abstrakten Muster der an den Fenstern sich hochrankenden Eisblumen zu betrachten…
Schlagwort: Fotografie
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… hatte man mich nach langer Zeit endlich einmal wieder zum Wachdienst im M.O.C., dem kleinen Münchner Messezentrum, eingeteilt. Zur Passierscheinkontrolle an der nördlichen Ausfahrt. Ich liebe es! Mein „Domizil“ am Freitag und Samstag war die winzig kleine „Villa Kunterbunt“, so nennt der freundliche Dienstleiter das Wachhäuschen an der Nordflanke der vier Messehallen…
… In dem Kabäuschen ist es dank gut funktionierender Heizung kuschelig warm. Außerdem habe ich eine formidable Aussicht auf eine nahe Straßenkreuzung, und es wird mir nie langweilig, das Geschehen dort zu beobachten. Und ich darf lesen, was uns im Museum ja strengstens untersagt ist. Ich hatte ein wirklich feines Buch dabei, aber davon ein andermal…
… Meine Aufgabe bestand darin, die an der Südlichen Zufahrt den Anlieferern und Handwerkern der jeweiligen Aussteller ausgehändigten Passierscheine wieder einzusammeln, und die gewährte Zeitspanne – ein bis drei Stunden – zu überprüfen. Rein theoretisch würde es eine empfindliche Strafe kosten, würde der genehmigte Zeitrahmen gesprengt werden. Praktisch darf ich aber durchaus ein bis mehrere Augen zudrücken. Wenn ich den jeweiligen Passierschein in Empfang genommen habe, betätige ich mittels Knöpfchen die Ausfahrtschranke und entlasse Fahrzeug samt Insassen sozusagen in die Freiheit…
… Fast alle Anlieferer, Handwerker und Aussteller sind Vollprofis, seit vielen Jahren schon im Geschäft. Sie steuern ihre fahrbaren Untersätze gekonnt so nahe an meine Villa Kunterbunt, dass wir das Procedere ohne kraftraubende Verrenkungen ganz bequem durch die geöffneten Fenster abwickeln können. Oft entspinnen sich dabei auch nette Unterhaltungen…
… Hin und wieder geschieht es, dass ein Obermufti einer exklusiven Firma, die ihre Produkte auf der bevor stehenden Messe zeigt, in teurem Zwirn und mit gelacktem Haar seine riesige Bonzenschleuder meterweit von meinem Häuschen entfernt an der Schranke abstellt. Und mir dann huldvoll winkt, ich solle mich doch bitteschön zu ihm bequemen. Ich winke charmant lächelnd ebenso huldvoll zurück, und bleibe gelassen sitzen. In der Regel wiederholt sich dieses Hin- und Hergewinke, denn es pflegt immer ein Weilchen zu dauern, bis der Führungskraft aufgeht, dass ICH die Königin der Nördlichen Ausfahrt bin, Herrin über die den Fahrweg versperrende Schranke, dass ICH hier in meinem kleinen Reich die Audienzen zu gewähren pflege, sonst niemand. Dann endlich wird der Nobelhobel mit viel Getöse zurück gesetzt, ein neuer Anlauf genommen und mein winziges Schlösschen angesteuert. Oder der gnädige Herr schält sich umständlich aus seinem Sitz und stelzt über die Fahrbahn auf mich zu, den geforderten Passierschein mit eisiger Miene vor sich her tragend…
… Ich weiß, ich bin wieder einmal boshaft, aber ich pflege eine solche Szene innerlich immer sehr zu genießen. In mir schlummert halt doch ein kleines Stückerl Revoluzzerseele… 😉
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… Nachdem man mir vorgestern so eine interessante Geistergeschichte erzählt hatte, die ich bislang noch nicht kannte, und die sich so wie meine seltsame Begegnung auch in den Steinzimmern abgespielt hatte, bekam ich große Lust, wieder einmal mit der kleinen Kamera durch diese Räume zu streifen…
… Schon vor vierhundert Jahren legte man viel Wert auf Muckis und einen propperen Sixpack-Torso. Die Statue stellt Herkules dar, der Legende nach einer der Urvorfahren der Wittelsbacher, so wie auch Karl der Große zu den Ahnen des bayerischen Herrschergeschlechts zählen soll…
… Der Thronsessel aus dem 16. Jahrhundert im Zimmer der Elemente, dort soll laut eines lieben und sehr vertrauenswürdigen Kollegen zufolge der alte Wittelsbacher Geist, der von dieser Welt und der Macht nicht lassen konnte, häufig in den frühen Morgenstunden gesessen haben. Und daneben seht ihr jene Uhr, die ich manchmal silberhell schlagen höre, obwohl das technisch seit vielen Jahren schon unmöglich ist…
… Einige Details vom goldenen, mit Bergkristallen verzierten Prunkgeschirr, das jedesmal aufgetischt wurde, wenn der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation in München zu Gast weilte. Wenn ich mich nicht irre, ist das zweimal der Fall gewesen. Wobei solche Besuche damals nicht nur einige Tage dauerten, sondern sich meistens über Wochen, ja, Monate hinzuziehen pflegten…
… Ungemein reich an Details, trotz ihres gesetzten Alters von ca. 400 Jahren noch so farbenprächtig, und überwältigend ausdrucksstark präsentieren sich die Wirkteppiche aus der einstigen Werkstatt von Hans van der Biest. Die Wandteppiche zeigen Szenen aus dem Leben Ottos I. von Wittelsbach, gegen Mitte/Ende des zwölften Jahrhundert Gründer der Dynastie. Allerdings entsprechen die Darstellungen nicht unbedingt den historisch überlieferten Tatsachen. Ähnlichkeiten mit modernen, „geschönten“ Lebensläufen berühmter Persönlichkeiten sind da durchaus vorhanden. Wie pflegte König Salomon voller Weisheit einst zu sagen: „Es gibt nichts Neues unter dieser Sonne.“… 😉
… Das Bildnis der Gemahlin Kaiser Friedrichs II. – die hätte durchaus auch das Zeug zum Schloßgeist, die wunderschöne Decke des Zimmers der Jahresszeiten, und noch einige weitere Impressionen:…
… Prinzregent Luitpold wohnte übrigens während seiner Regentschaft in den Steinzimmern. Dort muss es – genau wie heute – oft bitterlich kalt gewesen sein. Der alte Herr wärmte sich gerne mit heißem Kakao auf, und genoss dazu ein Stückerl Schokoladentorte – die mittlerweile weltberühmte Prinzregententorte…
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… sollte man bei all dem Schauen und Staunen und Schlendern durch Salzburgs Gassen und Hinterhöfe nicht vergessen. Meiner führte mich, wie schon etliche Male zuvor, zum „Sporer“ in der Getreidegasse, einer alteingesessenen Wein- und Spirituosenhandlung, sowie Schnaps-, Likör- und Punschmanufaktur. Die ist nicht nur für das ungemein umfangreiche und ausgezeichnete Sortiment weit über die Stadtgrenzen hinaus berühmt, sondern auch für den hausgemachten Orangenpunsch. Der sucht seinesgleichen, schmeckt sehr aromatisch, ist allerdings so etwas wie ein ziemlich hochprozentiger „Turbo-Beschleuniger“. Deshalb sollte man ihn mit Bedacht genießen, und vielleicht lieber auf ein zweites Glaserl verzichten. Das Konzentrat dieser flüssigen Labsal kann man sich mit nach Hause nehmen, es wird in Viertel-, Halb- und Einliterflaschen abgefüllt. Ein ideales Mitbringsel für kalte Winterabende, nicht nur in der Vorweihnachtszeit… 😉
… Der „Sporer“, in dem sich ab dem frühen Nachmittag die vor allem einheimische Kundschaft, welche dort ein bis einige Glasern Wein oder Schnaps zu verkonsumieren pflegt, bis auf die Straße hinaus drängt, erinnert mich stets irgendwie ein wenig an das „Al Bottegon“ in Venedig. Zwar fehlen die leckeren Cicchetti, doch die Atmosphäre, dieses gemütlich-gutmütige „Leben, genießen und leben lassen“, ähnelt sich meiner Meinung nach…
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… hat mich durch die bezaubernde, liebenswerte und ungemein detailreiche Gestaltung begeistert. Wenn ich mich am späten Nachmittag nicht auf den Weg zurück zum Bahnhof hätte machen müssen, dann hätte ich eine Ewigkeit dort verbringen können, mir wie ein kleines Kind die Nase an der schützenden Glasscheibe platt drückend…
… Habt einen schönen und geruhsamen Zweiten Advent!…
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… Ich bin seit vielen Jahren schon eine Liebhaberin sogenannter Nasenschilder, kunstvoll aus Schmiedeeisen gefertigte Zunftzeichen, die auf ein Geschäft oder ein Gewerbe hinweisen. Die Salzburger Getreidegasse ist sehr üppig mit großenteils wunderschön gestalteten Nasenschildern gesegnet – und ich passiere diese ungemein lebhaft frequentierte schmale Straße stets ein wenig so wie Hans-guck-in-die-Luft… 😉
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… Einen kurzen Ausflug in die Mozartstadt Salzburg habe ich heute gemacht. Mit meiner Mutter war ich im noblen St.-Peter-Stiftskeller Salzburger Nockerln essen, und dann spazierten wir über den Christkindlmarkt am Dom. Es war richtig schön winterlich kalt, mit herrlich blauem Himmel. Bemerkenswert fand ich das Kripperl im großen Gotteshaus. Es wird nämlich nicht die Heilige Familie mit allem Drum und Dran dargestellt, sondern jene Szene, in welcher ein Erzengel der Jungfrau Maria verkündet, dass sie den Sohn Gottes zur Welt bringen wird…
… Gereist bin ich übrigens mit dem Railjet, einem sehr schnellen und komfortablen Personenzug, dessen Lok, eine Siemens Taurus, beim Anfahren eine Tonleiter zu „singen“ pflegt… 😉
http://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/stadt/Die-singende-Lok-vom-Hauptbahnhof/story/26730664
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… sich abseits gewohnter Pfade bewegt, kann man oft Überraschendes entdecken. So ist es mir auch vorgestern ergangen, als ich auf der vergeblichen Suche nach einem guten Platz zum fotografieren des „Supermonds“ an der Schwanthalerhöhe vorbei kam. In früheren Tagen hatten sich dort die Fertigungshallen der Reifen- und Gummiwerke Metzeler befunden. Nachdem diese ins Ausland verlegt wurden, hat man teilweise sehr hoch aufragende „Wohnsilos“ auf das Gelände hingeklotzt, die voller Spott von alteingesessenen Münchnern auch als Klein-Manhattan bezeichnet werden…
… An einem dieser einförmigen Betontürme wurde eifrig gebaut, während ich langsam daran vorüber schlenderte, entdeckte ich auf dem Bauzaun und der Fassade teils recht skurrile, doch sehr kunstvoll gestaltete Graffiti:…
