… Er ragt direkt neben der Bootsanlegestelle Greenwich in den Himmel – ca. 85 Meter lang, knappe 11 Meter breit, und beinahe 47 Meter hoch – der letzte noch existierende Teeklipper der Welt. Und seine schnittige Shilouette ist auf der Themse schon von weitem zu sehen…
… Erbaut wurde dieser edle und elegante Windjammer in Schottland, 1869 lief er vom Stapel. Das Design war voll und ganz darauf angelegt, die höchst mögliche Geschwindigkeit von gut 17 Knoten zu erzielen – ein langer, schmaler Rumpf, der messerscharfe Bug, die Masten gigantisch, wie auch die einstige Segelfläche. Alljährlich lieferten sich im Frühjahr die Teeklipper auf der Fahrt von China nach London die erbittertsten Wettrennen. Dem Sieger winkte nicht nur die größte Anerkennung, der Tee, den er geladen hatte, erzielte auch die besten Preise. Denn in der viktorianischen Gesellschaft galt es als höchst schick, den frischesten Tee zu trinken…
… So hat die Cutty Sark einst ausgesehen, als sie die Ozeane durchpflügte:…
(picture alliance / Design Pics / Hilary Jane Morgan)
… John Willis, der erste Eigentümer des stolzen Schiffes, ließ sich bei der Namensgebung von einer Ballade des schottischen Nationaldichters Robert Burns inspirieren: Ein Mann namens Tam O’Shanter geriet eines Nachts nicht mehr ganz nüchtern in einen Hexenzirkel. Die schöne Hexe Nannie, gekleidet in ein gewagt kurzes Hemdchen – altschottisch Cutty Sark – jagte ihm wütend nach. Es gelang ihm, mit Müh und Not zu entkommen, Nannie konnte lediglich seinem Pferd den Schweif ausreißen (das arme Ross!)…
… Die Cutty Sark hatte nie eines der großen Wettrennen der Teeklipper für sich entscheiden können. Als nach der Eröffnung des Suez-Kanals im Jahr 1869 nach und nach Dampfschiffe die Teetransporte übernahmen, und die Zeit der riesigen Windjammer sich dem Ende neigte, wurde sie umgerüstet und für Wolltransporte rund um Kap Hoorn eingesetzt. Als Kapitän Richard Woodget (geb. 21.11.1845 als Sohn eines südenglischen Bauern, gest. 06.03.1928) das Kommando inne hatte, war sie das schnellste Segelschiff ihrer Größe, stellte etliche Rekorde auf und schlug 1885 in einem spannenden Wettstreit ihre alte Rivalin Thermopylae. Nach ihrer gut zehnjährigen Glanzzeit unter Woodget wurde sie an eine portugiesische Reederei verkauft und verfiel zusehends…
… Ein pensionierter Seemann erkannte 1922 die von ihm bereits als Schiffsjunge hoch geschätzte Cutty Sark, als sie nach einem Sturm ramponiert und in Ferreira umbenannt in den Hafen von Falmouth einlief. Er kaufte sie für 3.750 Pfund und ließ sie mit Unterstützung seiner Gemahlin wieder in den Originalzustand versetzen. Der einstige berühmte Teeklipper diente danach bis 1938 als Ausbildungsschiff. 1957 wurde er auf seiner endgültig letzten Reise nach Greenwich ins Trockendock überführt und ist seither ein Museumsschiff…
… 1980 habe ich während meiner allerersten London-Reise die Cutty Sark besucht und war von ihrer Größe und Eleganz und magischen Ausstrahlung schier verzaubert. Damals befand sich im Inneren noch eine sehenswerte Ausstellung von Gallionsfiguren…
… Im Jahr 2006 wurden umfangreiche Restaurierungsarbeiten durchgeführt. Am 21. Mai 2007 kam es zu einem Brand, vermutlich durch einen defekten Staubsauger ausgelöst. Der Schiffsrumpf wurde großenteils ein Raub der Flammen. Zum Glück war das meiste der Ausrüstung – Masten, Steuerrad, Verzierungen, das kostbare Teakholz für die Verkleidungen – ausgelagert worden. Die Cutty Sark konnte wieder völlig rekonstruiert werden. 2012 wurde das neue Schiffsmuseum durch Queen Elisabeth und Prinz Philip eröffnet. 2014 brach ein weiterer Brand an Deck aus, der aber dem Universum sei Dank keine größeren Schäden verursachte…
… Auf diesen Besuch der Cutty Sark in Greenwich vierundvierzig Jahre nach meiner ersten Besichtigung hatte ich mich so sehr gefreut. Leider musste ich auf einen Rundgang an Deck verzichten. Große Teile des Cutty-Sark-Museums sind zwar behindertengerecht gestaltet, aber mich an Bord des Schiffes zu bewegen, unterließ ich dann doch wohlweislich. Vielleicht hole ich das bei meiner nächsten Visite nach… 😉
… Auch an einem noch so penibel behüteten Schiff gibt es immer etwas zu reparieren…
… Nicht nur am Schiffsrumpf, sondern auch an der Takelage muss nachgebessert werden. Die Jungs, die da in schwindelerregender Höhen zugange waren, habe ich sehr bewundert. Und auch ein bisschen beneidet…
… Auch ein oller Seebär schaut den Jungs bei ihrem Tanz in den Takelagen zu…
… Es hat schon eine geraume Weile gedauert, bis ich mich endlich vom Zauber der Cutty Sark lösen konnte, um meine Wanderung in Greenwich fortzusetzen…
………………………
… Habt einen schönen Wochenteiler, ihr Lieben!…










































































































