… Nach dem furiosen Kampf im Freilassinger Storchennest zwischen Korbis vorjähriger Partnerin Heidi am 7. März und dem eingedrungenen Weibchen Ringerl, der mit der Vertreibung der frechen jungen Störchin endete, verbrachte Heidi eine sehr unruhige Nacht. Sie drehte sich häufig im Kreis, wanderte im Horst umher, der Schlaf schien sie zu meiden. Ich ging davon aus, dass sie wohl auf der Hut war, sollte ihre Konkurrentin doch noch einmal angreifen…
… Am nächsten Tag flog sie nur einmal kurz des Morgens aus und machte insgesamt keinen guten Eindruck. Ihr linkes Auge war bös verschwollen und ließ sich nicht mehr öffnen. An der Brust entdeckten wir zwei Wunden, die wir Schnabelhieben Ringerls zuschrieben, und sie schien Probleme mit dem rechten Bein und auch beim Niederlegen zu haben. Ihr Gefieder war leicht gesträubt und wirkte etwas derangiert. Zudem sah es so aus, als hätte sie eine Beule am Kopf. Den ganzen Tag drehte sie sich wieder häufig im Kreis, schüttelte immer wieder den Kopf, und wenn sie versuchte, sich hinzulegen, schien sie Schmerzen zu verspüren, und stand schnell wieder auf…
… Am 9. März verblieb sie, ausgenommen zweier sehr kurzer Rundflüge, wieder Tag und Nacht im Nest. Sie hatte jetzt seit über 48 Stunden nichts mehr zu sich genommen. Störche können zwar ohne Weiteres mehrere Tage ohne Nahrung zurecht kommen, aber mittlerweile machten sich die Freilassinger Storchenfreunde schon große Sorgen um das lieb gewonnene Weibchen…
… Am späten Vormittag versuchte Heidi wieder einmal, sich niederzulegen. Korbi stieg auf sie, um sich mit ihr zu paaren, und mittendrin erhob sich die Störchin, vermutlich, weil sie im Liegen erneut Schmerzen verspürte. Als ich das beobachtete, fühlte ich Erleichterung. Wenn Heidi noch so viel Kraft hat, dass sie mitsamt ihrem schweren Partner auf dem Rücken aufstehen kann, dann kann sie so schwer krank nicht sein, war mein Gedanke. Im Laufe des Montags gelang es ihr zumindest zeitweise, das linke Auge einen Spaltbreit zu öffnen und sie widmete sich jetzt auch ausgiebig der Gefiederpflege…
… Am Dienstag Morgen gegen halb Acht brach die gesamte Storchen-Fangemeinde virtuell in erleichterten Jubel aus. Heidi war mit Korbi zu einem ausgedehnten Ausflug in ein nahes Moor aufgebrochen. Erst nach über einer Stunde kehrten die Beiden zurück. Heidi landete problemlos und perfekt wieder im Nest und erweckte den Eindruck, als sei sie satt gefressen und sehr mit sich zufrieden. Das linke Auge ist inzwischen wieder beinahe ganz geöffnet und scheint keinen Schaden genommen zu haben, auch wenn es noch etwas verschwollen ist. Sich hinlegen ist wohl immer noch nicht möglich – aber bis zu den Eiablagen und dem Brutbeginn ist immer noch reichlich Zeit, bis dahin wird unsere schöne Störchin bestimmt wieder ganz gesund sein…
… Am späten Nachmittag verließen Heidi und Korbi erneut das Nest und flogen gen Westen ins Moorgebiet. Beinahe zwei Stunden verbrachten sie dort. Ihre Schnäbel in den schönen, aufgeplusterten, an barocke Spitzenjabots erinnernde Brustgefiedern verborgen chillten sie nach ihrer Rückkehr entspannt auf einem Bein stehend dem nahenden Abend entgegen. Erneut haben unsere Lieblinge eine Krise gut überstanden (Links Sorgenkind Heidi, rechts Korbi)…

… Ich wünsche euch Lieben einen schönen und möglichst stressfreien Wochenteiler!…