… Ein großes Bündnis zivilgesellschaftlicher Organisationen hatte für Sonntag 18:00 Uhr aufgerufen, die Theresienwiese im Herzen Münchens zu Füßen der Bavaria in ein Lichtermeer der Demokratie, gegen Rassismus, Antisemitismus und Hetze zu verwandeln. Man rechnete aufgrund der Faschingsferien und des regnerischen Wetters mit ca. 30.000 Teilnehmer:innen. Gekommen sind laut Veranstalter ca. 300.000! Als diese Zahl bekannt wurde, brauste lauter Jubel über das riesige Areal. Ich drehte mich zu meinen Nachbarn um, einem lustigen Männertrio, und meinte: „Im Bayrischen Fernsehen wird’s dann wieder heißen, dass einige Tausende teilgenommen hätten.“ – „Genau!“, antworteten mir die Jungs unisono…
… Gut eine Stunde später, ich hatte am Goetheplatz grad den Bus Richtung Schwabing geentert, war auf dem kleinen Info-Bildschirm über den Sitzreihen eine Kurzmitteilung des Bayrischen Rundfunks zu lesen: „Einige Tausende haben sich auf der Theresienwiese zu einer weiteren Kundgebung gegen Rechts versammelt.“ Wie vorausgesagt – „CS“U-treues Staatsfernsehen halt. Die Polizei hat inzwischen ihre Schätzung, die ursprünglich bei 25.000 bis 30.000 Anwesenden lag, erheblich nach oben korrigiert. Mittlerweile spricht man von 75.000 bis 100.000. Warum es da eine so große Diskrepanz zu den Zahlen der Veranstalter geben würde, fragte eine Journalistin. Geantwortet wurde ihr, dass man solche Menschenmengen im Finstern halt schlecht schätzen könne, weil ja schließlich nicht jede Person ein Licht dabei gehabt hätte. – Warum die Organisatoren von 300.000 sprechen? Weil die an jedem Zugang Ordner:innen mit Klickern stehen haben. Immer noch ein probates Mittel zum Zählen vieler Menschen. Sollte die Polizei vielleicht auch mal ausprobieren…
… Bayerns eifrigster Rechtspopulist, H. Aiwanger, hatte natürlich bereits im Vorfeld der Veranstaltung Lichtermeer wieder mal den Spruch losgelassen, dass seiner Meinung nach „ouch diese Demonstrotion mit Sicherheit von Linksextremen unterwondert sein wird.“ Ein Polizeisprecher teilte am Sonntag Abend einer BR-Reporterin mit, dass sich trotz konzentrierter Beobachtung nicht der geringste Hinweis darauf ergeben habe, dass sich linksextreme Organisationen unter den Teilnehmer:innen der Kundgebung befunden hätten. Es seien sehr viele Familien mit Kindern und ältere Menschen vor Ort gewesen, und so weit er informiert sei, habe es keinen einzigen unguten Zwischenfall gegeben…
… Sehr beeindruckt hat mich die Hauptrednerin Düzen Tekkal. Die unzähligen Lichter auf der Theresienwiese mögen bewirken, dass es überall in den Köpfen hell werden möge. Sie rief zur Einheit und Demokratie auf, warnte davor, sich in Einzelinteressen zu verlieren. Und stellte auch klar, dass es nicht damit getan ist, mal eben an einer Demo gegen Rechts teilzunehmen. Wichtig sei es, die Eindrücke dieses Abends mit in den Alltag zu nehmen, mit Toleranz, Menschenliebe, Umsicht und Verantwortungsbewusstsein durch’s Leben zu gehen. Und sich nicht vor Kritik und anderen Meinungen zu verschließen. Denn mindestens genauso gefährlich wie Faschismus und der Rechtsdrall in der Gesellschaft seien Polarisierungen und Schwarz-Weiß-Denken. Denn so etwas würde den Blaunen die Wähler:innen förmlich in die Arme treiben. Einen Gutteil ihrer Rede widmete sie auch dem Thema der Remigration. Und warnte eindringlich vor einer Umsetzung. Denn diese würde Deutschland binnen weniger Jahre wirtschaftlich und gesellschaftlich völlig in den Ruin treiben…
… Ich habe ein kurzes Video des Lichtermeers gemacht. Das ist leider eher suboptimal geworden, deshalb zeige ich hier einen kleinen Clip der FAZ:…











