… Ich hatte heute auf dem Max-Joseph-Platz vor der Münchner Residenz eine recht kurzweilige Mittagspause: Während ich genußvoll meine Brotzeit mümmelte, beobachtete ich einige Industriekletterer, die elegant und manchmal auch etwas wagemutig mit der Demontage des Gerüsts der riesigen Leinwand beschäftigt waren, auf der die gestrige Vorstellung der Bayerischen Staatsoper – Richard Wagners Tannhäuser – live übertragen worden war…
… Seit einer Weile frage ich mich immer öfter, ob ich wirklich den Rest der mir verbleibenden Zeit, in der ich noch einigermaßen beweglich sein werde, als Museumsaufsicht verbringen möchte. Manchmal wünsche ich mir so sehr, man möge mich aufgrund meiner Krankheit in Rente schicken. So auch heute. In der Residenz hat man mittels Absperrseil und einigen großen, leuchtend roten Hinweispfeilen einen etwas irritierenden Abschnitt „entschärft“, und zwar so gekonnt, dass sogar jemand mit dem IQ einer Amöbe auf Anhieb verstehen müsste, wo denn da der Ein- und wo der Ausgang zu den betreffenden Räumen ist. Dennoch sind mir im Laufe des Arbeitstages mindestens drei Dutzend Besucher/innen aufgefallen, die trotz Absperrseil und großen, leuchtend roten Hinweispfeilen partout durch die falsche Tür gehen wollten. Ich halte es gerne mit Thomas Manns Felix Krull, der einst geäußert hatte „Nichts Menschliches ist mir fremd.“, aber so hin und wieder würde ich am liebsten laut schreiend davon laufen…