Neulich, als ich mich bequem mit dem MVV-Bus Richtung der nächst gelegenen Filiale der zum Glück seit Ende Mai wieder frequentierbaren Stadtbibliothek kutschieren ließ, hatte ich folgendes Erlebnis: Ein schmächtiger Mann mittleren Alters stieg nach mir ein, auf seiner weißen Mund-Nasen-Maske stand mit dickem schwarzem Filzstift geschrieben: „Hilfe! Ich bin ein Opfer der Merkel-Diktatur!“ Anstatt sich hinzusetzen ging er ganz nach vorne, lehnte sich über das Flatterband, das den vorderen Bereich des Busses absperrte, und fragte den Fahrer nicht grade höflich, warum man denn nicht mehr bei der ersten Türe einsteigen dürfe. Der Angesprochene entgegnete trocken, dass dies aufgrund der Corona-Maßnahmen seit über zwei Monaten schon so sei. Der komische Kauz brummelte etwas Unverständliches und nahm schräg gegenüber von mir Platz.
Damit begann mein Dilemma. Es kostete mich ein schier übermenschliches Maß an Selbstbeherrschung, dem Typen nicht zu sagen: „Sehen Sie, das ist eine Anordnung von Bill Gates, dem Anführer der amerikanisch-jüdischen Weltverschwörung. Damit wir Schlafschafe nicht mitbekommen, dass sämtliche MVV-FahrerInnen inzwischen gegen Reptiloide aus der Hohlerde ausgetauscht worden sind.“ Ich ertappte mich immer wieder dabei, wie ich den Mund aufmachte, und meinen Kommentar artikulieren wollte. Der Schweiß brach mir aus sämtlichen Poren, so sehr strengte es mich an, die Contenance zu bewahren. Zum Glück hatte ich zwei Haltestellen weiter mein Ziel erreicht. Beinahe fluchtartig verließ ich den Bus…
Schlagwort: Busfahrt
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… Im Nu – so kam es mir vor – hatte der Fernbus den Comer See erreicht. Das Wetter war zwar nicht berauschend, aber doch wesentlich besser als während der Fahrt nach Mailand. Meine Nikon streikte unverständlicherweise, als ich angesichts eines bezaubernden Ausblicks den Auslöser drücken wollte. Halblaut schimpfte ich vor mich hin und bedachte die Kamera mit nicht gerade schmeichelhaften Ausdrücken, da kamen wir bei Chiasso auch schon an die Schweizer Grenze. Das Glück war uns hold, nach einer einfachen Paßkontrolle durften wir unbehelligt die Reise fortsetzen…
… Der Luganer See…
… Dieses Foto habe ich aufgenommen, während wir auf jenem Damm den wunderschönen und verästelten See überquerten, der diesen seit den sechziger Jahren höchst barbarisch in zwei Teile schneidet. Dieses „Bauwerk“, diese Vergewaltigung einer verzaubernden Naturschönheit hat mir schon auf der Fahrt nach Mailand ins Herz geschnitten, insgeheim wünschte ich, eine Flut möge kommen, und diesen Damm wegspülen – natürlich nur, wenn niemand sich darauf befinden würde. Wäre es mit den heutigen technischen Mitteln nicht weitaus schonender und sinnvoller, den See mittels einer Brücke zu überspannen?…
… Erneut schraubte sich der Reisebus ungezählten Kehren folgend durch das Tessin hoch zum San Bernardino. Als wir die düstere und unheimliche Schlucht der Via Mala passiert hatten, rissen Wolken- und Hochnebeldecke auf, und strahlend blauer Himmel kam zum Vorschein…
… Majestätisch, voller Schroffen und Kanten, schier himmelhoch ragend präsentierten sich die Schweizer Berge im vorabendlichen Sonnenschein…
… Mit einem feinen Alpenglühen möchte ich meine Mailand-Reisereportage schließen. Es ist mir eine große Freude und Ehre gewesen, euch virtuell in diese wundervolle Stadt mit zu nehmen, und ich danke euch allen sehr für euer Lob, und daß ihr meine Begeisterung und Freude mit mir geteilt habt…
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… Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erleben… Dieser Uralt-Spruch kam mir während der Busfahrt von München nach Mailand des Öfteren in den Sinn…
… Freudig überrascht war ich, als ich an Bord feststellen durfte, daß der Fernbus zunächst einmal Richtung Lindau fuhr, und nicht – wie erwartet – via Rosenheim, Kufstein, Innsbruck und Brennerpaß nach Bella Italia. Es war mir eine Wohltat, nach langem mal wieder meinen Lieblingssee sehen zu dürfen – wenn auch nur sehr kurz…
… Danach ging die Reise mitten durch die Schweiz. Es war ungemein schön! Nach Chur schoben sich die mittlerweile himmelhoch und steil aufragenden Berge immer näher. Wir strebten dem Gebirgspaß San Bernardino entgegen, unter anderem oberhalb der berühmt-berüchtigten Via Mala. Hier und da boten sich geradezu den Atem beraubende Einblicke in tiefe, düstere Schluchten, in denen Wildbäche tosten, die kleinen Dörfer mit ihren Häusern aus grob behauenen Steinen und dunklem Holzwerk, welche sich an die bereits herbstlich dumpfen Berghänge und Almen förmlich klammerten, wirkten arm, einsam, und doch so idyllisch…
… Hinter dem San Bernardino verschlechterte sich das Wetter zusehends, es nieselte und dichter Nebel umfing uns. Im schönen Bellinzona legten wir einen kurzen Halt ein, ebenfalls in Lugano. Da hüpfte mein Herz vor Freude, denn dort hatte ja mein Lieblings-Dichter und -Schriftsteller Hermann Hesse seinen Lebensabend verbracht. Ich bin mir ziemlich sicher, daß ich trotz tief hängender Wolken und schlechter Sicht seine Villa oberhalb des Ortes, förmlich an einem Berghang klebend, entdeckt habe…
… Als wir kurz darauf die schweizerisch-italienische Grenze erreichten, wurde es ungemütlich. Nach der Ausweis-Kontrolle im Bus durch drei Zollbeamte verhafteten diese einen Mit-Passagier und führten ihn ab. Wir mussten allesamt einzeln mitsamt unserem Handgepäck aussteigen, unsere Koffer und Taschen identifizieren, die dann von einem Polizisten samt Drogenhund gründlichst untersucht wurden. Mit etwa zweistündiger Verspätung durften wir dann endlich die Fahrt fortsetzen…
… Der allererste Eindruck von Mailand, bzw. den Außenbezirken diester Stadt, war kein guter. Das scheint ein weiterer Nachteil unserer „modernen“ Zeiten zu sein, daß man von unseren im Inneren doch so schönen und sehenswerten Orten zunächst die „Kehrseiten“ zeigt – Industriegebiete, dem Verfall preisgegebene Fabrikhallen, triste, von Müll und Schrott übersäte Landschaften. Nach einem Unfall steckten wir auf dem Autobahnring im Stau fest, was unsere Ankunft am Busbahnhof Lampugnano um eine weitere halbe Stunde verzögerte. Per U-Bahn gelangte ich relativ zügig und problemlos zur Statione Centrale, um dort meinen online georderten MilanoPass abzuholen, fand jedoch selbst nach langem Suchen den MilanoTourismPoint nicht. Nachdem ich zweimal bei Carabinieris nachgefragt und beide Male in eine völlig falsche Richtung geschickt worden war, hatte ich die Schnauze voll und leistete mir ein Taxi zum glücklicherweise nicht allzu weit entfernten Hotel, das sehr klein ist. Auch mein Zimmer ist winzig, und die Duschkabine erst, brächte ich nur fünf Kilo mehr auf die Waage, könnte ich höchstwahrscheinlich nicht mehr dort „einsteigen“…
… Den Tag beschloß ich einen feinen Rotwein trinkend, eine Gemüse-Foccacio mümmelnd und „CSI-New York“ auf Italienisch gucken – fand ich sehr erheiternd – auf meinem im Verhältnis zum Rest der Unterkunft recht großen Bett…
… Bilder von der Fahrt reiche ich nach, bei den mittlerweile nicht mehr zählbaren Versuchen, Fotos hochzuladen, verabschiedet sich jedesmal das Hotel-Internet…