… In Südostbayern gab es während der Karwoche ein paar ganz ordentliche Föhnstürme, die im Großen und Ganzen recht glimpflich verliefen – nur das Storchennest hoch über der Freilassinger Lokwelt kam nicht ganz ungeschoren davon. Heidi, Korbi und die sorgsam gehüteten fünf Eier blieben zum Glück unversehrt, nur der „Gartenzaun“, die aus ineinander verflochtenen und gewissenhaft arrangierten Zweigen und Ästen bestehende Barriere rund um die mit Heu und Stroh gepolsterte Nistmulde, trug einige Schäden davon…
… Was unsere zwei gefiederten Baumeister nach dem letzten Sturm am Karsamstag zu Höchstleistungen anspornte. Manchmal hatten die Beiden die Schnäbel so voll mit Geäst aller Art, dass das Fliegen und vor allem das Landen durchaus ein wenig ungelenk verlief… 😉
… Ostermontag Nacht bereitete Korbi uns ziemliche Sorgen. Er war um ca. 18:50 zur Futtersuche ausgeflogen. Normalerweise kehren die zwei Störche immer vor Einbruch der Dunkelheit zurück, doch diesmal war von Korbi auch nach Beginn der Finsternis weit und breit nichts zu sehen…
… Die Zeit schleppte sich quälend langsam dahin. Viele Freilassinger Storchenfans harrten im Live-Stream an den Bildschirmen aus. Es wurde Zehn, Elf, Mitternacht, immer noch kein Korbi im Nest. Auch bei mir wuchs von Minute zu Minute die Sorge um den schönen und liebenswerten Schreitvogel. Vor meinem inneren Auge sah ich ihn immer wieder gefangen in zähen Kunststoffschlingen, unfähig sich zu befreien, im Straßengraben, angefahren von einem Auto, nach dem Fressen vergifteter Beute vergeblich um sein Leben kämpfend. Oder aber dieser wahnsinnige Troll vom Samstag Abend hatte Ernst gemacht, Korbi eingefangen, gequält und geschlachtet… Ich versuchte, mich abzulenken und zur Ruhe zu kommen, aber diese Horrorszenarien kehrten immer wieder zurück…
… Dann – endlich! – kam kurz nach ein Uhr nachts die Entwarnung: Korbi war grade im Nest gelandet! Heidi schien sich so ihre Gedanken gemacht zu haben, denn der Empfang, den sie ihrem Partner bereitete, mutete ziemlich frostig an – kein liebevolles Klappern zur Begrüßung, sie ging seinen Zärtlichkeiten aus dem Weg, und lange Zeit weigerte sie sich standhaft, ihm den Platz auf dem Gelege zu überlassen. Ja, ich denke, auch Störche können schmollen… 😉
… Was der Grund für Korbis langes Ausbleiben gewesen sein mag, werden wir wohl nie erfahren. Meine Vermutung ist, dass er sich weiter als gewohnt auf der Nahrungssuche vom Nest entfernt hatte, und sich dann schwer mit dem Rückflug tat. Störche sind hervorragende Gleiter, die zum Fliegen überwiegend die Thermik nutzen. Und Aufwinde gibt es nachts nun mal so gut wie gar nicht. Sehen können Störche übrigens im Finstern sehr gut, und auch beeindruckend gut navigieren. Es heisst ja oft aus ornithologischen Fachkreisen, dass sie wie die meisten anderen Vögel das Magnetfeld der Erde nutzen würden, um sich zu orientieren…
… Jetzt hoffen wir mal, dass uns bis zum Schlüpfen der Küken – es dürfte in acht bis zehn Tagen damit losgehen! 🙂 – weitere Aufregungen erspart bleiben. Noch ein bisschen Zeit der Ruhe für uns und unsere beiden Störche, denn nach dem Schlupf wird es für Heidi, Korbi und alle Storchenfans eine geraume Weile schier ohne Unterlass rund gehen… 😉
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… Habt noch einen schönen und möglichst stressfreien Tag!…



























